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Donnerstag, 26. April 2018

Entweder Christ oder Verfassungsfeind - Das Weltbild der CSU

Die CSU hat sich die Tage ja etwas aus dem Fenster gelehnt mit der Idee, in allen öffentlichen Gebäuden im Eingangsbereich Kreuze aufhängen zu wollen. Da hieß es noch "Das Kreuz ist nicht ein Zeichen einer Religion". Wir erinnern uns? Gut.

Die Kritik an dieser Idee wurde der CSU wohl doch etwas zu viel. Heute kam von der CSU folgender Konter:

"Wer sich zum Kreuz bekennt, wer Kreuze aufhängt, der muss sich nicht dafür rechtfertigen, denn er bekennt sich gerade zu den notwendigen Wertegrundlagen unserer offenen Gesellschaft und liberalen Demokratie."
(Markus Blume, Generalsekretär CSU)

Er nennt die Kritiker dieses Vorhabens "unheilige Allianz von Religionsfeinden und Selbstverleugnern".

Das sollte man zweimal lesen.

Ja was denn nu? Ist das Kreuz Zeichen einer Religion oder nicht? Wenn ja, dann ist die ganze Idee entsprechend der Urteile vom BVG (1995, 1 BvR 1087/91) und des EGMR (2011, 30814/06) schon von vorne herein schlicht und ergreifend illegal. Oder das Kreuz ist eben kein Zeichen einer Religion, dann redet Herr Blume wirr.

Besonders schmerzhaft dürfte für die CSU sein, dass Vertreter der Kirche sagten, dass sich das Kreuz nicht dazu eigne "als verlängerter Arm einer Politik der Ausgrenzung oder des nationalistischen Egoismus" verwendet zu werden. Es darf nicht zu "bayerischer Folklore" herabgestuft werden. So Burkhard Hose, Hochschulpfarrer Würzburg. Hans Michael Heinig, Kirchenrechtler aus Göttingen ergänzt, dass der Beschluss des bayerischen Landtages "die Verpflichtung des Staates zur religiös-weltanschaulichen Neutralität" berührt und deshalb einen "heiklen Grenzfall" darstellt. Der Bund der Deutschen Katholischen Jugend betrachten den Beschluss als persönlichen Afront. Das Ursymbol des Christentums wird in ihren Augen instrumentalisiert und als Ausgrenzungssymbol missbraucht.

Mal ganz abgesehen von der absurden Idee, ein seit Jahrtausenden erfolgreich von einer Weltreligion okkupiertes Symbol per Dekret zu einem landestypischen Kennzeichen des Lebensgefühls umdefinieren zu wollen. Welche Religion steht denn bitte nicht für Menschenwürde, Toleranz und Nächstenliebe, wie es Herr Blume explizit dem Kreuz zuspricht. Er sagt, dass es Zeichen unserer freiheitlichen und demokratischen Ordnung sei. Wenn Herr Blume sagt, dass es speziell das Kreuz sei, dann gilt das ja implizit für alle anderen religiösen Symbole nicht.

Mit dieser Aussage unterstellt die CSU, dass jeder, der sich nicht zum Christentum bekennt, sich nicht auf dem Boden der freiheitlich demokratischen Grundordnung bewegt. Das gilt übrigens auch für Atheisten und Agnostiker. Und es gilt auch solche, für die einfach nur die Neutralitätspflicht des Staates zum Thema Religion keine Bagatelle ist. Und spätestens ab hier geht diese Provinzposse jeden an, denn wer ist gerade Bundesminister des Innern? Welcher Partei gehört der an? Eben. Wie nennt man dieses Ministeramt auch? "Hüter der Verfassung". Na? Kribbelts?

Also, lieber Leser. Solltest Du aus der Kirche ausgetreten sein, oder noch nie Mitglied der Kirche gewesen sein und in Bayern wohnen, dann freu Dich: Du giltst offiziell als Staatsfeind und darfst Dich ganz besonders auf das neue Polizeigesetz Bayerns freuen...

Irgendwie werde ich den Verdacht nicht los, dass manchen in Bayern ganz schön der Helm brennt.

Dienstag, 24. April 2018

Zitat des Tages (16)

"Das Kreuz ist ein grundlegendes Symbol der kulturellen Identität christlich-abendländischer Prägung" (...) "Das Kreuz ist nicht ein Zeichen einer Religion"
(Markus Söder, Ministerpräsident Bayern, CSU)

Äh... okay. Das etwas gleichzeitig etwas ist und nicht ist, hat die Politik ja schon häufiger über Dinge behauptet. Aber zu behaupten, dass ein von den Betreibern der Religion als "religiöses Symbol" definiertes Symbol kein religiöses Symbol ist, das ist neu. Aber was tut man nicht alles, um nicht religiöse, nicht christliche Symbole in Behörden aufhängen zu dürfen. Das nämlich passiert ab demnächst in Bayern und im Rahmen der Verkündigung dieses Kabinettsbeschlusses gab Herr Söder obiges von sich.

Immerhin: Joachim Unterländer (Vorsitzender des Landeskomitees der Katholiken in Bayern und rein zufällig auch Landtagsabgeordneter in Bayern für die CSU) fand die Kabinettsentscheidung toll. Kreuze wären Bestandteil des öffentlichen Lebens in Bayern und gelebte Volkskultur, findet er.

Ob sein Chef in Rom auch findet, dass Kreuze keine christlich-religiösen Symbole sind? Wäre mal interessant zu wissen. Ist letztendlich aber egal, denn es geht den eskalierenden Bayern eh mal wieder nur um den Wahlkampf der CSU. Die hat nämlich mega Schiss, zu verkacken und tut deshalb alles, um an jedem extremen Ende so viel wie möglich abzugreifen. "Jedes Promille zählt!" Wenns dann hinterher wieder kassiert wird... drauf geschissen, bis dahin ist die Wahl durch! Und wenns bleibt: Umso besser! - so die Kalkulation, der nach belieben Grundrechte geopfert werden.

Schade nur, dass die Bayern das wirklich ernst meinen, sonst wäre es eine lustige Posse. So jedoch...

Dienstag, 3. April 2018

Leben und leben lassen: Saudi-Arabien, Israel und das Existenzrecht

Der Saudische Kronprinz Mohammed bin Salman ist auf Rundreise durch die USA. Neben allerlei privaten Einkäufen, die man eben so macht, unter anderem eine Yacht für 500 Mio US$, trifft er sich auch mit Persönlichkeiten aus Politik und Wirtschaft und gibt auch das eine oder andere Interview. Unter anderem traf er sich mit Jeffrey Goldberg von The Atlantic und gab dort ein bemerkenswertes Interview.

Bevor wir uns aber mit den durchaus bemerkenswerten Details des Interviews befassen, sollten wir daran denken, dass Jeffrey Goldberg heute zwar Journalist und Chefredakteur des Magazins The Atlantic ist. Früher allerdings... In Brooklyn geboren, verließ das College, um nach Israel zu ziehen. Trat der IDF bei, war als Mitglied der IDF während der Ersten Intifada (1987-1993) Wärter im Ktzi'ot-Gefängnis der IDF in der Wüste Negev.

In diesem Gefängnis wurden speziell palästinensische Aufständische festgehalten. Zeitweise waren dort mehr als 6000 Insassen inhaftiert. Eben jenes Gefängnis, dessen Haftbedingungen von Human Rights Watch (HWR) 1991 als "illegal" und "unmenschlich" beschrieben wurden. Bis 1992 wurden mindestens 28 Insassen durch andere Insassen getötet. Müßig zu erwähnen, dass seit dem HWR kein einziges israelisches Gefängnis mehr besuchen durfte.

Es ist wichtig diese Vorgeschichte zu kennen, um das Interview zu verstehen. Nachdem gerade erst etliche Demonstranten an der Grenze zum Gazastreifen erschossen wurde, ist das Thema "Israel" nicht gänzlich unproblematisch. Auch der bemerkenswerte Salto Rückwärts wegen des "Umsiedlungsplans" afrikanische Flüchtlinge betreffend, den Israels Premier Benjamin Netanyahu gerade vorgeführt hat, spricht Bände.

Saudi-Arabien ist nicht nur schwer reich, es ist auch der Staat, der den Mittleren Osten mehr oder weniger zusammenhält. Wenn Saudi-Arabien aus irgendeinem Grunde untergehen sollte, ist der gesamte Nahe Osten ein einziges Kriegsgebiet. Das ist auch einer der Gründe, warum die USA sich aus dem Innenpolitischen in Saudi-Arabien so auffallen heraushalten: Solange da alle "funktioniert": Nicht anfassen, einfach machen lassen.

Die Tatsache, dass der Kronprinz mit ausgerechnet diesem Reporter über Israel spricht, ist auf gar keinen Fall "Zufall". Dass der Kronprinz auf einige unangenehme Nachfragen in Richtung Saudi-Arabien nicht seinerseits unangenehme aktuelle Fakten über Israel anspricht, ist auch nicht bloß eine zufällige Auslassung.

Die Presse - auch hierzulande - feiert, dass der Kronprinz dem Staat Israel ein Existenzrecht zugesteht und manche Redaktion sich dazu versteigt zu behaupten, dies wäre das erste Mal. Man irrt. Bereits das Camp David Abkommen (1978) gesteht Israel immanent das Existenzrecht zu, denn man kann keinen internationalen Vertrag mit einem nicht existierenden Staat abschließen. Das gleiche geht auch implizit aus dem Jordanisch-Israelischen Friedensvertrag (1994) hervor. Selbst die PLO hat Israel in den 1990ern anerkannt.

Allerdings: Bislang favorisierte Saudi-Arabien den von König Abdullah vorgeschlagenen und von der Arabischen Liga übernommenen Plan, Israel innerhalb der Grenzen von 1967 vollständig anzuerkennen, wenn im Gegenzug Israel Palästina am Westufer des Jordan und im Gaza-Streifen anerkennt. Dieser Plan wurde mehrfach durch die Arabische Liga bestätigt, zuletzt 2017 (Nouakchott Declaration). Es ist unwahr, dass die Araber kompromisslos wären und deshalb stimmt es auch nicht, dass Saudi-Arabien erst jetzt Israel ein Existenzrecht zugestehen würden. Viel mehr sollte auffallen, wer dort mit wem in welchem Kontext spricht.

Der Kronprinz ist nicht sein Onkel König Abdullah. Letzterer war ein formidabler Verhandlungsführer, ersterer ist eher Realist. Dennoch: Kronprinz Mohammed bin Salman spricht ein Existenzrecht aus, ohne etwas dafür zu fordern? Sicherlich nicht. Die Zwei Staaten Lösung ist im Augenblick völlig utopisch. Davon auszugehen, dass die Likud-Regierung 800.000 israelischen Siedler aus dem West Jordan Land abzieht, die Wasserquellen und Bodenschätze aufgibt, ist im Augenblick völlig unrealistisch.

Der Kronprinz weiß das, Goldberg auch. Eben deshalb unterstreicht Goldberg in seinem dem Interview vorangestellten Artikel ja auch explizit das Existenzrecht Israels und lässt das der Palästinenser mehr oder weniger unter den Tisch fallen. Es geht daher in diesem Interview auch nicht um Palästina, nicht mal am Rande. Es geht darum, dass sich Saudi-Arabien die Unterstützung Israels sichern will und zwar im Kampf gegen den Iran.

Vor dem Hintergrund ist auch das Frage-Antwort-Spiel um den Wahhabismus zu verstehen. Wahhabiten gelten als ähnlich fundamental-extrem, wie Salafisten, allerdings sind Wahhabiten im Unterschied zu Salafisten absolut loyal gegenüber dem saudischen Königshaus. Es heißt, dass die Wahhabiten von Saudi-Arabien staatlich unterstützt werden. Das Argumentieren des Kronprinzen kann deshalb nur verstanden werden als Taktieren mit dem Ziel, Befürchtungen um einen staatlich protektionierten Extremismus zu zerschlagen.

Gleichzeitig dürfte diese Argumentation des Kronprinzen eine Abkehr von einigen bislang in Beton gegossenen Traditionen bedeuten, was wiederum auch eine Annäherung an den Westen darstellt. In Anbetracht der Komplexität der inneren Struktur Saudi-Arabiens ist eigentlich das der bemerkenswerte Inhalt des Interviews.

Der Part mit Israel ist eigentlich wenig mehr als eine freundliche Annäherung an die Regierung Israels und das Signal, zukünftig eng mit ihr zusammen arbeiten zu wollen. Ayatollah Khamenei nicht nur mit Hitler zu vergleichen, sondern ihn als noch schlimmer als diesen darzustellen, ist die diplomatische Umschreibung, dass ein Frieden mit dieser Regierung im Iran ausgeschlossen ist. Das wird untermauert durch die Feststellung, dass der mit dem Iran geschlossene Atom-Vertrag zwar ein ehrenwerter Versuch war, aber der Führung des Iran gar nicht an Frieden gelegen ist.

Insofern ist das gerade so hochtrabend durch die Presse getragene "Arabischer Kronprinz erkennt Existenzrecht Israels an" eher zu lesen als: "Israel und Saudi-Arabien erörtern gemeinsame Optionen gegen den Iran". Nur liest sich das natürlich nicht so toll in der Zeitung.

Naja und was den USA-Besuch insgesamt angeht... ich empfehle da ein Video.

Montag, 2. April 2018

Das E-Auto und das CO2

Es gibt eine Menge Schadstoffe, die von jeder Variante des Verbrennungsmotors erzeugt werden. Ein besonders problematisches Verbrennungsprodukt ist das Kohlenstoffdioxid CO2. Dieses Gas ist ein sogenanntes Treibhausgas. Es reichert sich in der Atmosphäre an und sorgt dafür, dass es wärmer wird. Deshalb war es diesen März übrigens auch so angenehm temperiert da draußen, aber das ist ein anderes Thema. Jedenfalls, seit wir alle verstanden haben, dass wegen CO2 Eisbären und Pinguine absaufen, sind wir alle voll Öko und mögen keine Diesel mehr.

Alternativen in Serienreife sind angeblich nicht in den Stückzahlen produzierbar und / oder viel zu unbeliebt beim Kunden und / oder viel zu unrentabel, je nach dem, wen man fragt. Ich vermute ja viel mehr, es den Autobauern bloß um die eigene Kohle auf dem Bankkonto geht und der Rest ihnen scheißegal ist. Die Frage, ob Elektroautos der Weisheit letzter Schluss sind, ist deshalb in unserem wundervollen Land auch eine Frage des Geldes.

Geplant war ja, die Karren so nach und nach zuerst als extrem teures Gadget für die superreiche Managerehefrau mit Ökokomplex einzuführen. Die sollte dann vor ihren ebenso vor Geld stinkenden Scampilutschfreundinnen mit ihrer ach so umweltfreundlichen gummibereiften Kasperbude angeben können. Alle zusammen sollten moralisch beruhigt werden, damit Daddy auch weiterhin mit seinem V8 Diesel die 10 Kilometer bis zu seiner Sekretärin mit dem Golf TDI seines Pförtners und dem Volvo Kombi seiner Bandarbeiterin um die Wette im Stau stehen kann. Wenn die Kiste sich dann als "Szene-Luxus-Gadget" durchgesetzt hat, die Preise etwas senken und die nächste Einkommensschicht beglücken und so weiter und so fort, bis dann in vielleicht 10 Jahren das Ding zum Massenprodukt wird und die Bonzen der Automobilhersteller an den bekloppten Trendsettern alleine Milliarden verdient haben.

Hat nur nicht ganz geklappt. Irgendwie ist irgendjemandem mit genügend Followern aufgefallen, dass es keinen echten Grund dafür gibt, warum Elektroautos so kacke aussehen und so scheiße zusammengedübelt sind, wie das, was bis dahin versucht wurde, für selbst für die Maßstäbe der Automobilbranche unverschämt viel Geld zu verkaufen. Oh Wunder der Choreographie: Niemand sah ein, für eine elektrifizierte Sardinenbüchse mit mikroskopischem Platzangebot, dafür aber ohne Extras, genauso viel Geld auf den Tisch zu legen, wie für eine ausgewachsene Familienlimousine. Stattdessen brachte jemand aus USA eine Elektrokarre auf den Markt, die für "nur noch" mehr als 100.000 Euro in Stückzahlen zu haben war, dafür aber auch richtig viel Auto und etliches an Schnickschnack mitbrachte. Vor allem aber: Gratis volltanken!

Scheißegal was die Karre kostet, nie wieder für's Tanken bezahlen! Zack, Auftragsbücher voll. Leicht pikiert sehen sich seit dem unsere edel gesonnenen und einzig dem Umweltschutz und dem Wohl des Kunden verschriebenen Wohltäter in den Chefsesseln und Vorstandsetagen der hiesigen Automobilindustrie ein wenig an den Schwanz gepackt und am Nasenring durch die Manege geführt. Ach, man kann sowas also doch in toll bauen? Sogar mit Autopilot und allem Gedöns? Und sogar in echten Stückzahlen? Und Ihr könnt das nicht? Na dann bestelle ich mal in USA...

Eilig bemüht sich seit dem unsere edle, einzig der Verbesserung der Welt verschriebene Automobilindustrie, irgendetwas zusammen zu klempnern, was auch nur ansatzweise so geil ist, wie jenser endgeil gehypte Asphaltabnutzer aus Palo Alto. Vergebens, bislang, aber das kommt sicher noch. Ganz bestimmt. So wie ja auch der zweite Außenspiegel, Sicherheitsgurte, Klimaanlagen, das dritte Bremslicht, Navi, Autoradio mit Verkehrsfunk, Automatikantriebe und ABS zuerst bei uns in Serie und für die Masse bezahlbar auf den Markt kamen.

Etwas unangenehem ist dabei allerdings die Diskussion, wie denn das nun im Detail so aussieht mit dem Umweltschutz. Nur weil hinten nichts mehr 'rauskommt, was stinkt, heißt das ja noch lange nicht, dass es auch toll für die Umwelt ist. Siehe Gold. Oder Strom aus Braunkohle. Im Fall des Elektro-Autos ist die Denkweise des im höchsten Grade umweltbewussten Bürgers, der sein TK-Fleisch für zwei Euro bei Aldi kauft, um es auf dem Gril für tausend Euro in Brikett zu verwandeln, ja die: Strom kommt aus der Steckdose, also ist der Öko.

Leider nein. Legt man die hoffnungslos geschönten vom Hersteller angegebenen Abgaswerte aktueller Arbeitsplatzgaranten zugrunde, dann erzeugt ein Golf 1.0 TSI bei 4,8 l/100 km Sprit auf 113,8 g CO2 pro km. Als 1.6 TDI Diesel und einem offiziellen Verbrauch von 4,1l kommt derselbe Wagen auf 108,6 g CO2 pro km. Zum Vergleich: Der SUV ist mit 25% Anteil an den Neuzulassungen 2017 das beliebteste Auto von trendbewussten Jungmüttern und anderen stadtbewohnenden Langstreckenvermeidern. Der BMW X1 und der VW Tiguan sind da ganz weit vorne. Der X1 xDrive25i (Benziner) wird angegeben mit 6,5l/100km und 149g CO2/km. Als Diesel gönnt sich dieser praktische Stadtwagen offiziell 5,2l/100km bei 138g CO2/km. Der Tiguan Join 2.0 TSI 4Motion kommt als Benziner offiziell mit 7,7l/100 km und 177g CO2/km aus, als 2.0 TDI SCR 4Motion (Diesel) 6,4l/100 km und 167g CO2/km.

Während man beim Verbrenner hinten in den Auspuff einfach irgendein Messgerät reinklemmt und irgendwann weiß, was und wieviel da rauskommt, ist das bei Elektroautos so eine Sache. Wie berechnet man denn deren Umweltbelastung? Ein Tesla P100D (für "nur noch" etwas mehr als 165.000 Euro in der Komplettausstattung) wird mit einer 100 kWh Batterie angegeben mit 613km Reichweite. Pi mal Daumen ergibt das wohl einen Verbrauch von 0,163 kWh/km. Der Renault Zoe, meistverkauftes Elekto-Alibi in Europa, verbraucht 0,133kWh/km.

Das Umweltbundesamt - natürlich völlig neutral und absolut glaubwürdig, weil garantiert frei von jeglichen Interessen agierend und seit 2013 fest in der Hand der SPD - gibt an, dass 2016 bei der Produktion einer kWh Strom 527 Gramm C02 entstanden sind. Für den Tesla P100D ergibt das rund 88g CO2/km und für den Renault rund 70g CO2/km. Das ist zwar weniger, aber so richtig sauber ist das am Ende auch nicht. Zumal: Oben drauf kommt auch noch die Produktion des Akkus, der mit 150-200 Kilogramm CO2 pro Kilowattstunde auf die Bilanz drückt. Die Entsorgung nicht eingerechnet.

Wer also seine Elektrobüchse wirklich CO2-neutral verheizen will, muss - den üblichen deutschen Strom-Mix vorausgesetzt - lässige 100.000 Kilometer mit einem Akku schaffen. CO2-neutral sind Verbrenner, die mit regenerativen Kraftstoffen betankt werden, übrigens nach Pi mal Daumen 30.000 Kilometern. Immerhin: Der Akku eines Tesla soll 160.000 km lässig überleben.

Aber da gibts doch noch diese Wasserstoffdingens... Ja. Nein. Die Entwicklung dieser Antriebe stockt aus vielen Gründen. Mal abgesehen davon, dass es gar kein Wasserstofftankstellennetz gibt. "Effizient" geht einfach anders. Die Motoren sind extrem empfindlich. Die Wasserstoffkatalysatoren brauchen Platinmembranen, die unwesentlich arschteuer und hyper empfindlich gegen so ziemlich alles sind. Besonders winzige Fremdkörper und Kälte mögen die total. Insgesamt zicken diese Antriebe noch so dermaßen rum, dass bis zur ernstgemeinten Serienreife noch ein paar Jahre mehr vergehen werden. Der E-Motor wird deshalb wahrscheinlich das "Rennen" um den nächsten Vermarktungshype gewinnen.

Ob der E-Motor allerdings auch das Rennen um den Umweltschutz gewinnt, ist fraglich.


Bild: Kaique Rocha / Pexels

Montag, 4. Juli 2011

Die Zeugen, mal wieder...

Es klingelt. Ich mache auf. Drinnen: Ich. Draußen: Zwei Figuren. Eine wahrscheinlich männlich, mit Buch, die andere anhand der Kleidung (Rock, Blümchenmuster) als sehr wahrscheinlich weiblich einzuordnen.
Beide: "Guten Tag!"
Ich: "Wer sind Sie und was wollen Sie von mir?"
Er: "Wir möchten mit Ihnen über diese Bibelpassage sprechen..."
Ich: "Moment eben, ich hole mir eben einen Stuhl und ein Bier. Sind Ihre Komparsen auch schon da oder bleibts beim Duett?" *gen Küche wetz*
Er: "...äh..."
Ich: *Stuhl aus Abstellkammer angel*
Stuhl: *aufklapp*
Ich: "So, kann losgehen..."
Er: "...aaaalso..."
Ich (zu ihr): "'Tschuldigung, haben sie ein Feuerzeug?"
Sie: "hm?"
Ich: "Feuerzeug."
Sie: "...äh..."
Ich: "Die Pulle will auf, wissen sie?"
Er: "Wir rauchen nicht!"
Ich: "Macht ja nix." *in Hose rumkram* Ah, hier."
Flasche: *pfschhtpfump* *plinker*
Ich: "So. Lassen Sie sich nicht aufhalten. Was wollten Sie mir doch gleich noch vorspielen?"
Er: *räusper* "Wir wollten mit Ihnen heute gerne über folgende Bibelpassage sprech... Ist Ihnen nicht gut?"
Ich: *fächelnde Bewegungen mit der Hand vorm Mund* "Doch doch, alles in Ordnung... Das Essen liegt etwas quer..."
Er: "Oh, Probleme mit dem Magen?"
Ich: "Nein, nicht wirklich. War wohl nicht ganz abgeflammt der Cognac auf dem Schokoladensorbet."
Er: "*?*"
Ich: "Flambierter Nachtisch. Echt lecker. Sollten Sie auch mal probieren. Wollen Sie das Rezept haben?"
Sie: "EIGENTLICH wollten wir über die Bibel sprechen..."
Er: "Ähm, danke, nein, aber meinen Sie nicht, dass sie aus der Bibel etwas für ihr Leben lernen könnten?"
Ich: "Oh doch, das habe ich bereits!"
Sie: "Oh?"
Er: "Ach das ist ja interessant..."
Ich: "Ja, da steht so einiges 'drin darüber, wie man Probleme effizient löst..."
Er: "Ja, das stimmt, der HERR hat uns einige sehr weise Ratschläge gegeben!"
Ich: "...wenn man zum Beispiel Wohnraum braucht, dann geht man da einfach hin, haut alle um und behauptet 'Dies Land Ist Meins!'"
Beide: "**???***"
Ich: "Oder wenn man Probleme mit dem Nachbarn hat, einfach abfackeln lassen die Bude und behaupten, das wären andere gewesen."
Sie: "Das steht aber nicht in der Bibel!"
Ich: "Klar. Moses. Nach dem Auszug aus Ägypten. Und Sodom und Gomorrha. Oder wollen Sie mir einreden, dass Israel nicht bewohnt war, als die Leute aus Ägypten da einmarschiert sind? Und die beiden Großstädte da an der Küste des Toten Meeres sind bestimmt von selber abgebrannt, woll?"
Er: "Also das haben sie ein wenig falsch verstanden..."
Ich: "Ach? Echt? Erklär mal."
Er: "Also die Völker Israels haben ja das Land ganz friedlich besiedelt und..."
Ich: "Also sind die Berichte, nachdem in der Gegend da Krieg herrscht, seit sich da Menschen aufhalten, gelogen?"
Er: "Naja, zumindest stark übertrieben, denn der HERR sagt ja, dass man niemanden töten darf..."
Ich: "Ja stimmt, das stand so auf den Tafeln. War das mit den Geboten nicht, bevor festgelegt wurde, dass auf Mord die Todesstrafe steht?(1) Und war das nicht auch vor der Sache mit den Kanaanitern(2) und dem König von Baschan(3) und seinen Leuten?"
Er: "...äh..."
Ich: *Zug aus der Pulle* "Ja, hier... Kanaan. Das war doch die Nummer mit 'Wenn Du' - also Gott - 'das Volk Kanaan in Israels Hände gibst, dann wollen wir' - die Jungs aus Israel - 'den Bann an ihnen vollstrecken und Gott hörte ihre Gebete und gab Kanaan in ihre Hände und sie brachten alle um'?"
Er: "Also so genau weiß ich das jetzt nicht..."
Ich: "Das ist schlecht. Und das Ding mit den Amoritern war ja nun auch nicht gerade Pazifismus der allerfeinsten Sorte. Das war doch die Geschichte mit 'Mach mit dem, wie mit dem andern und sie taten, wie der HERR ihnen geheißen, brachten alle um und eroberten das Land', oder?"
Er: "Da... ähm... also..."
Ich: "Sehen Sie? Die Bibel und der Herr sind da sehr eindeutig gewesen in der Wahl der Mittel."
Sie: "Ja, das war im Alten Testament, da waren die Zeiten noch anders!"
Ich: "Ach so?"
Er: "Ja. Der HERR sagt ganz eindeutig, dass man andere nicht umbringen darf!"
Ich "'Doch jene meine Feinde, die nicht wollten, dass ich über sie herrschen sollte, bringet her und macht sie vor meinen Augen nieder.' Kommt Ihnen bekannt vor?"
Er: "N...nein? Nicht direkt."
Sie: "Kenne ich nicht."
Ich: "Lukas 19, 27."
Beide: "...ähm..." *blätter* *blätter* "..ähm..." *les* *les* "...ÄÄÄÄh..."
Ich: "Nun gut, ich sehe, Sie kennen Ihren Stoff noch nicht so gut." *Zug aus der Pulle nehm* "Ich will Sie dann nicht weiter aufhalten." *aufsteh* *Stuhl zusammenklapp und reinstell* "Sicherlich haben Sie jetzt eine Menge zu überdenken, bevor Sie wieder versuchen wollen, mich zu 'bekehren'. Schönen Tag noch."
Tür: *zuklapp*

(1) 3. Buch Mose, Kapitel 24, 17-20
(2) 4. Buch Mose, Kapitel 21, 1-3
(3) 4. Buch Mose, Kapitel 21, 34-35

Samstag, 20. Februar 2010

Abartig

Manchmal...
"Ich denke, Jesus war ein mitfühlender, super-intelligenter schwuler Mann, der die menschlichen Probleme verstand."

Elton John
Darauf die Antwort:
"Jesus als schwul zu bezeichnen, bedeutet, ihn als sexuell abartig abzustempeln."

Präsident der Katholischen Liga, Bill Donohue
Vielleicht liegts ja nur an mir, aber ich bin der Meinung, dass Vertreter einer Religion, die ihre Priester zu anormalem Sexualverhalten zwingt (Zölibat), deren Priester sich zu hunderten in abartigen Sexualpraktiken ergehen (Vergewaltigung von Kindern und Jugendlichen), einer Religion, die auf solche Verbrechen lapidar feststellt, dass man für die Opfer beten werde, sollte meiner Meinung nach sehr zurückhaltend damit sein, anderen Menschen ihr Sexualverhalten zum Vorwurf zu machen.

Aber wahrscheinlich sind das wieder zwei grundlegend unterschiedliche Dinge, die rein gar nichts miteinander zu tun haben und ich bin bloß zu dumm das zu erkennen...

(Quelle: n-tv)

Samstag, 4. Oktober 2008

Überschrift des Tages (86)

Gott lobt Bushido - n24
Ich lasse das mal kommentarlos so stehen...

(Quelle: N24)

Dienstag, 5. August 2008

Offene Forderungen

KircheEs ist noch nicht so lange her, da gab der Vatikan bekannt, dass die Tempelritter "damals" gar nicht als Ketzer hingerichtet wurden, sondern die Kirche ihnen Absolution erteilte, bevor der damalige Papst Clemens V. aus rein weltlichen Gründen - die einen sagen "Geld", die anderen sagen "Krieg" - den Orden an den damaligen König Frankreichs, Philipp IV., ausliefern musste. Der wiederum fackelte zwar nicht lange, aber dafür eine Reihe Ordenskrieger ab. Das ist jetzt gut 700 Jahre her.

Nun ist es nicht so, dass der Orden damit aufhörte zu existieren. Nicht alle wurden hingerichtet und es gab im Laufe der Jahrhunderte etliche Nachfolgeorganisationen, die entweder von ehemaligen überlebenden und in den Untergrund geflohenen Templern gegründet wurden oder sich auf die Tradition der Templer beriefen und auch heute noch berufen. Eine davon ist die Association of the Sovereign Order of the Temple of Christ.

Diese Vereinigung hat nach spanischem Recht Klage eingereicht. In dieser Klage verlangt sie von Papst Benedict "anzuerkennen", dass Eigentum der Templer im Wert von rund 100 Milliarden Euro beschlagnahmt wurde. Die Vereinigung ist sich der Tragweite dieser Klage durchaus bewußt und verkündet deshalb:
"Es geht uns nicht darum, die römisch-katholische Kirche in den Ruin zu treiben, sondern es geht uns darum, dem Gericht die Dimension der Verschwörung gegen unseren Orden aufzuzeigen."
Die Kirche hat jetzt ein größeres Problem. Der Prozess wird in Spanien mit einiger Gewissheit zugelassen werden, denn erstens hat das spanische Rechtssystem genügend Löcher, Lücken und Hintertüren und zweitens sind zumindest einige Templer-Organisationen von der Unesco anerkannt. Wenn das eintritt, ist der Rest eher Formsache, denn die historischen Fakten sind belegt und vom Vatikan bezeugt.

Es dürfte interessant sein zu beobachten was passiert, wenn die Katholische Kirche in Spanien verurteilt wird...

(Quelle: The Register)

Sonntag, 6. Juli 2008

Religionsunterricht

betende schluempfeDas Inselkönigreich jenseits des Kanals ist bekannt für seine Ausländern zuweilen skurril anmutenden Praktiken. Maßeinheiten, Währungen und Straßenverkehr sind ebenso bemerkenswert anders, wie zum Beispiel auch die Vorliebe für vom Staat installierte Kameras und eine bestenfalls eigenwillig zu nennende Küche. Ist es da verwunderlich, wenn auch aus anderen Ecken jenes Landes über seltsame Begebenheiten berichtet wird?

Die Daily Mail berichtet von der Alsager High School in Mittelengland. Dort gibt es Religionsunterricht. Dieser Unterricht soll nicht nur Wissen um eine Religion vermitteln, sondern auch über andere. Zum beispiel auch über den Islam. Da werden dann so Dinge erklärt wie zum Beispiel wer war Mohamed und so. Und damit die Schüler das so richtig verstehen, dürfen sie im Rahmen dieses Unterrichts dann auch kleiden wie echte Moslems und auch so beten. Unter Anleitung, versteht sich.

Wie in guten Schulen üblich sind solche Übungen natürlich nicht freiwillig. Wo käme man da hin, wenn sich Schüler aussuchen dürften, was sie tun und lassen? (Wahrscheinlich auf eine Waldorfschule, aber das ist ein anderes Thema.) Im Inselkönigreich jenseits des Kanals jedenfalls versteht der Lehrkörper in diesem Punkt gar keinen Spaß. Wenn beten wie bei den Moslams angeordent ist, dann gilt das für alle.

Zwei Jungen im Alter von 11 und 12 Jahren fanden das aber irgendwie doof, waren sie doch keine Moslems und hielten die insgesamt Idee zu einem fremden Gott beten zu müssen jetzt irgendwie nicht so geil, widersprach das doch irgendwie ihrem eigenen Glauben. Diesen Unwillen taten sie kund und weigerten sich, die im Islam üblichen Gebetsriten auszuüben. Diese Weigerung war für die Religionslehrerin und auch Schulleitung ein skandalöser Vorfall.

Wie konnten es die unreifen Blagen nur wagen, sich der Weisheit der Lehrkraft zu verschließen und sich deren Anweisungen verweigern? Natürlich blieb der Schule nur ein richtiger Weg, dieses grobe Mißachten jeglicher Etikette und der Schulvorschriften zu ahnden: Die Schüler wurden mit sofortiger Wirkung vom Unterricht suspendiert. Andere Schüler, die nach Ansicht des überwachenden Lehrers nicht korrekt beteten, wurden gemaßregelt und ermahnt sich zu bessern.

So wiederum erfuhren auch die anderen Eltern davon, was an dieser Schule unter "Religionsunterricht" verstanden wird. Religion als Zwang entspricht zwar durchaus der gängigen Praxis, allerdings eher innerhalb der Glaubensgemeinschaften und nicht innerhalb staatlicher Schulen. Dem Verständnis der Religionsfreiheit und anderer Menschenrechte entspricht das nun nicht gerade, finden zumindest etliche Eltern und sind deshalb ein ganz klein wenig sauer auf diese Schule.

Andere Lehrer der Schule zeigen sich überrascht und geben zu bedenken, dass Religion nicht ihr Fachgebiet wäre und es deshalb schwierig sei, den Unterricht zu bewerten. Auch sei es für Außenstehende schwierig nachzuvollziehen, wie der Unterricht genau abgelaufen sei, denn man war ja schließlich nicht dabei. Findet jedenfalls einer der Englischlehrer. Der Konrektor findet es jedenfalls einen Skandal, dass die Eltern die Presse eingeschaltet und den Vorfall so an die Öffentlichkeit getragen haben.

Seiner Meinung nach, die er bereitwillig der Presse mitteilte, sei es eine Schande seitens der Eltern, sich nicht mit der leider gerade nicht anwesenden Religionslehrerin auseinanderzusetzen. Aber, so der Konrektor, er habe sich mit der Lehrerin über den Vorfall unterhalten und sie habe ihm ihre Sicht der Dinge geschildert und das wäre alles, was er zu diesem Vorfall zu sagen habe.

Die Schulaufsichtsbehörde meinte zu dem Vorfall, dass Untersuchungen eingeleitet wurden und die Eltern entsprechend informiert werden. Dennoch wäre die Ausbildung der Schüler hinsichtlich anderer Glaubensrichtungen und deren Praktiken durchaus essentiell für das Verständnis. Allerdings, so die Behörde, nehmen wir zur Kenntniss, dass solch ein Unterricht offenbar ein wenig einfühlsam stattfinden sollte.

So gesehen frage ich mich, wann solch interessante Glaubensrichtungen wie konservativer Mormonismus, Scientology oder Satanismus auf dem Lehrplan stehen und wie die in England unterrichtet werden...

(Quelle: Daily Mail)

Freitag, 13. Juni 2008

Kreationisten und die wahre Welt

Gertrudenkirche OldenburgDamit das ungläubige Pack in Deutschland die Sache mit dem Schöpfungsplan auch endlich mal begreift, haben sich ein paar Schweizer überlegt, dass es doch ein prima Plan wäre, wenn sie in Deutschland ein biblisches Begegnungszentrum aufbauen. Im Raum Heidelberg soll es entstehen und dort soll nicht nur die Arche Noah im Maßstab 1:1 aufgestellt werden. Die Firma Genesis-Land AG. Deren Chef, Gian Luca Carigiet, ist wiederum Vorsitzender von ProGenesis (nicht zu verwechseln mit "progenesis").

Nach eigenen Worten ist ProGenesis
"ein Verein, der es sich zum Ziel gesetzt hat, die breite Öffentlichkeit darüber aufzuklären, dass die Evolutionslehre nach wie vor eine unbewiesene Theorie ist, dass die Bibel entgegen den Behauptungen moderner liberaler Theologen und evolutionsgläubiger Wissenschaftlern auch historisch relevant ist und dass der dreieinige Gott der Bibel weder ein mythologisches Märchen noch ein der Natur innewohnendes Urprinzip ist, sondern eine erfahrbare Realität".
Diese Zielsetzung wird detailliert erklärt und ist tatsächlich ernst gemeint. Kurz gesagt, dieser Verein will, dass die Bibel zwingend von jedem als faktische Grundlage allen Seins anerkannt und aufgeklärte Wissenschaft sowie alle nicht christlichen Lehren als Humbug abgelehnt werden, sofern sie im Widerspruch zum Wortlaut der Bibel stehen.

Mit dieser Präambel will der Verein im Raum Heidelberg "die Zeit von der Schöpfung bis zur Sintflut" darstellen, "in der Mitte das Alte Testament" "rechts die Zeit von Jesus Christus" bis zur Erschaffung eines "neuen Himmels und einer neuen Erde". Ein Themenpark, der auch Achterbahn und Wildwasserbahn enthalten soll. Das Projekt ist auf Rendite ausgelegt und natürlich, so Carigiet, der zufällig auch Unternehmensberater ist, werde die Rendite reinvestiert. Diese Rendite sollen vor allem Restaurants und Geschäfte liefern. Ein Schelm, der glaubt, es ginge beim Glauben am Ende nur um den Mammon.

Im Kern lebt der Kreationismus davon, dass die Evolution nicht minutiös beweisbar sein soll. Es gibt, so die Überzeugung der Gläubigen, keinen Schlüssigen Beweis dafür, dass sich die Arten aus gemeinsamen Vorfahren und letztendlich aus "der einen Urzelle" entwickelt haben. Evolution als Zufallsprodukt ist in ihren Augen undenkbar und nur ein "höherer Wille" oder "Plan" kann überhaupt jemals dazu geführt haben, dass es heute z. B. den Menschen gibt. Die Crux der Wissenschaftler ist, dass Evolution über lange Zeiträume wirkt und nicht mit Vollgas von heute auf morgen. Jedenfalls war das bis jetzt so.

New Scientist berichtet von Richard Lenski, Biologe der Michigan State University. Der nahm vor zwanzig Jahren ein einzelnes Escherichia Coli Bakterium und legte daraus im Labor 12 Kulturen an. Diese 12 Kulturen haben seit dem rund 44.000 Generationen durchlaufen und werden kontinuierlich von Richard Lenski beobachtet und überwacht. Das war zum weit überwiegenden Teil ziemlich langweilig, weil die Bakterien irgendwie immer genau das taten, wie ihre Kollegen, Vorfahren und Kinder.

Allerdings irgendwo um die 31.500ste Generation herum passierte mit einem Stamm der E. Colis etwas merkwürdiges. Von heute auf morgen entwickelte diese Kultur die Fähigkeit Zitrate zu verdauen. Die Unfähigkeit Zitrate zu verdauen ist der Indikator für Biologen weltweit, anhand dessen E. Coli von anderen Bakterien unterschieden wird. Diese Fähigkeit galt bislang als "jenseits der Möglichkeiten" von E. Coli.

Lenski ging davon aus, dass es sich um eine Mutation handeln müsse. Um herauszufinden welche Art von Mutation vorliegt, griff er auf die Exemplare zurück, die alle 500 Generationen von jedem Stamm tiefgekühlt gelagert werden. Das erlaubt ihm, jede Kultur an jedem beliebigen Punkt erneut zum Leben zu erwecken und deren Entwicklung von da an erneut ablaufen zu lassen. Lenski fand nicht nur heraus, dass irgendwo um Generation 20.000 herum in Stamm derjenigen Kultur, die später das Verdauen von Zitraten entwickelte, es zeigte sich auch, dass alle folgenden aus diesem Stamm angelegten Kulturen früher oder später dieselbe Fähigkeit entwickelten, die anderen jedoch nicht, obwohl für alle exakt dieselben Voraussetzungen galten.

Das Experiment zeigt, dass Evolution nicht immer zum bestmöglichen Resultat führt, sondern manchmal eben doch zufällige Ereignisse zu Veränderungen in einer Population führen können, die andere Populationen derselben Art nicht erleben. Kreationisten behaupten, dass eben genau das nicht möglich sei: Sie behaupten, dass sich keine komplexen Eigenschaften durch rein zufällige Ereignisse entwickeln können. Lenskis Beobachtung, die durch Andere Wissenschaftler inzwischen bestätigt wurde und jetzt weltweit sehr detailliert untersucht wird, beweist das Gegenteil.

(Quelle: New Scientist, Zeit)

Samstag, 29. März 2008

Glanzleistung

Pakistan Extremisten Islamisten Anti Israel Demonstration mit Schild God Bless HitlerVerblüffend lange gelang es einen Anschein von Ruhe aufrecht zu erhalten. Konferenzen wurden gehalten, Gespräche geführt und alles schien sich zu normalisieren. Kaum jemand dachte noch daran, dass es eine "Gefahr" gäbe, ausgehend von irgendwelchen Extremisten, Fundamentalisten oder sonstwie religiös völlig vernagelten Menschen aus dem Nahen und Mittleren Osten. "Alles halb so schlimm" wurde wieder zur gängigen Meinung des Normalbürgers.

Immer wieder gab es zwischendurch mehr oder weniger deutliche Hinweise, dass der Konflikt mit jenen Extremisten und ihrer "Religion" noch lange nicht ausgestanden ist. Jetzt beweist ein einziger Film irgendeines verschrobenen Meinungsmachers, wie es wirklich aussieht an der Front, nämlich alles andere als "ruhig".

Da dreht irgendjemand einen Film, der provozieren soll. Einen Film, der gelinde gesagt, nicht mal drittklassig ist. Selbst im "Unterschichtenfernsehn" liefen schon Montagmorgens um drei Uhr aufregendere B-Movies. Dieser Film ist nicht "neutral", "sachlich" oder gar "objektiv". Er will es auch gar nicht sein. Er gibt eine Sichtweise wieder, die - machen wir uns nichts vor - absichtlich stark einseitig ist. Der Film gibt auch nicht die Meinung einer Mehrheit wieder. Er ist das Werk eines Einzelnen. Der Film ist so mieserabel gemacht, dass selbst dem von jeglichen Resten seiner Kritikdrüse befreiten Dauerkonsumenten der Home-Order- und Bibel-Astro-Fernsehsender auffällt, wie einseitig und schlecht der Film gemacht ist.

Trotzdem: Was passiert? Nicht nur, dass niemand den Film senden will. Selbst Sender, die nicht davor zurückscheuen solche Meisterwerke wie "They saved Hitlers Brain" oder "Angriff der Killertomaten" zu senden, lehnen hektisch gestikulierend ab, mit dem Machwerk auch entfernt nur in Verbindung gebracht zu werden. Ganze Staaten mobilisieren konzertiert ihren Presse- und Propagandaapparat, um sich so schnell wie möglich von dem Streifen zu distanzieren. Selbst Staatschefs nehmen Stellung zu dem Film, der sonst eigentlich niemanden interessiert hätte. Die Krönung ist aber, dass sogar sonst völlig unkritische Internetdienstleister, die keine Scheu davor haben, Kinder- und Tierpornographie verfügbar zu machen, plötzlich nahezu alles tun, um diesen Film gar nicht erst ins Internet zu lassen.

Und warum das alles? Nicht etwa, weil sie die politische Meinung nicht teilen oder weil sie glauben, dass dieser Streifen so dermaßen grottenschlecht ist, dass er die Bytes nicht wert wäre, die mit der Speicherung des Films belästigt würden. Nein, weit gefehlt. Der Schwanz wird eingekniffen, weil Morddrohungen ausgesprochen wurden. Wegen dieses Films. Genauer: Wegen der darin gezeigten Meinung.

Unabhängig davon, ob der Film gut ist oder schlecht, ob seine Aussage Wahrheit enthält oder vollkommen an den Haaren herbeigezogen ist, eins hat diese Aktion bewiesen: Der Macher des Filmes steht jetzt als derjenige dar, dem vom Islam seine Meinung verboten wird. Der Islam steht mal wieder als diejenige Religion dar, die unterdrückt, die mit Gewalt droht, die morden will. Super Leute. Habt ihr fein gemacht. Die Quintessenz? Was glaubt ihr wird beim Volk hängen bleiben?

Glaubt ihr wirklich, dass solche Morddrohungen das Bild des Islams, oder noch schlimmer: das Bild der Menschen aus dem Nahen und Mittleren Osten in der Welt, verbessern? Glaubt ihr wirklich, dass nach solchen Aktionen noch irgendjemand Interesse daran hat zu differenzieren? Was hängen bleiben wird, ist nicht etwa, dass der Filmemacher vielleicht ein Rechtspopulist ist, der wahrscheinlich einfach nur Bambuhle machen und die Stimmung anheizen wollte, um den Ruhm einzusacken. Im Gegenteil. Gerade den Ruhm bekommt er jetzt erst recht und zwar mit beiden Händen nachgeworfen und auch für den Film werden sich gerade jetzt noch viel mehr Menschen interessieren und seine Nachricht wird sich noch viel weiter verbreiten und noch viel mehr Menschen erreichen.

Ob so der Islam als "Religion des Friedens" verstanden wird? Ob es hilft, wenn sich mal wieder die gesamte westliche Welt erpresst fühlt? Ob es zu mehr Verständnis und Akzeptanz führt, wenn man sich mal wieder vor aller Welt als Feind von Kunst und freier Meinungsäußerung produziert? Vielleicht glauben die Anhänger dieser Religion das ja wirklich. In dem Fall kann man nur sagen:

Herzlichen Glückwunsch.

Dienstag, 18. März 2008

Überschrift des Tages (66)

Mal abgesehen davon, dass ich mich frage, wie man von einem durch Wiedergeburt erlangten Amt zurücktreten kann, bin ich davon überzeugt, dass China und die ganze Welt jetzt ganz schön dolle Angst haben...

(Quelle: Spiegel)

Donnerstag, 13. März 2008

Raumfrage

Schulen sind Orte, an denen Bildung vermittelt werden soll. Zwar sind unsere Schulen nicht nur wegen des ihnen zugrunde liegenden Bildungssystems umstritten, sondern unter anderem auch nicht selten wegen der dort tätigen Lehrer. Trotzdem sind Schulen für alle in erster Linie eins: Schulen.

Für alle? Nein, offenbar nicht für alle. Das Verwaltungsgericht Berlin stellte fest, dass die Freiheit der Religion, ein durch die Verfassung garantiertes Grundrecht, von Schulen nicht eingeschränkt werden darf. Dieses Grundrecht umfasst auch das Recht, "den Glauben zu bekunden", so das Gericht. Das Diesterweg-Gymnasium in Berlin Wedding habe nicht nicht darstellen können, dass es durch das Gebet des muslimischen Schülers zu Beeinträchtigungen im Schulbetrieb kommen könne, so das Gericht.

Es kommt aber noch besser: Das friedliche Zusammenleben in einer bekenntnisfreien(!) Schule erfordere es auch, "dass die Schüler lernten, die religiöse Überzeugung anderer zu tolerieren und zu respektieren". Und damit es nicht etwa zu Problemen komme, weil sich irgendjemand durch das Ausüben seines Glaubensrituals belästigt sieht, habe die Schule "ein ungestörtes Beten in einem für andere nicht ohne weiteres zugänglichen Bereich des Schulgeländes ermöglichen".

Mal nachrechnen... Nimmt man nur Katholiken, Evangelen, Buddhisten, Hindus, Moslems und Juden, dann kann die Schule schon mal sechs Räume freimachen (vorausgesetzt, Religionskriege solen verhindert werden), rechnet man noch Zeugen Jehovas, Freimaurer, Scientology, das Spghettimonster und den großen Uwunga vom Planeten Zempf und so weiter mit dazu, kann die Schule ein neues Gebäude in Auftrag geben. Sollte dieses Urteil so Bestand haben, dann hat dieses Problem nicht nur diese eine Schule am Arsch der Welt, sondern jede Schule in Deutschland.

Was wir nicht durch Bürokratie und schlichte Dummheit an unserem Bildungssystem plattsanieren, das randalieren wir schon irgendwie anders, keine Bange. Und das Geld, dass wir ins Bildungssystem umleiten, das geben wir schon irgendwie aus, ohne dafür Bildung zu schaffen. Warum schicken wir die Blagen eigentlich nicht gleich in Kirchen und Gebetshäuser und wie sie alle heißen, damit sie sich da unterrichten lassen? Bestimmt können Prediger und Dogmatiker hochqualifizierte Fachkräfte hervorragend ausbilden...

(Quelle: Tagesspiegel)

Mittwoch, 20. Februar 2008

Sachen gibts... (173)

Beleuchteter GebetsteppichAuf manche Geräte hat die Welt gewartet. So auch auf die Erfindung von Soner Özenç. Der der Türkei stammende und in England lebende Designer ist auf die Idee gekommen, seinen Glaubensgenossen bei dem Befolgen der ihnen auferlegten Gebetspflichten zu helfen. Gerade in nördlichen Breiten ist es ja zu den unmöglichsten Zeiten stockdunkel und wo welche Himmelsrichtung zu suchen ist, steht ja auch noch nicht an jeder Straßenecke. Darum hat er diese zwei Probleme in einer gemeinsamen Lösung erschlagen: Voila - der beleuchtete Gebetsteppich mit eingebautem Kompass.

Der Teppich leuchtet in beruhigenden, stylischem hellblau und zeigt die korrekte Ausrichtung auf Mekka durch die Intensität des Leuchtens an. Zwar dimmt der Teppich nicht stufenlos, sondern nur in 5 Helligkeitsschritten, aber immerhin. Die Hilfestellung ist offensichtlich. Der Designer kann zu seiner bahnbrechenden Erfindung noch keinen Preis nennen, aber ich bin mir sicher, dass dieses hochwertige Produkt bald bei QVC, ebay oder ähnlichen Bezugsquellen zu erwerben und dank unseres modernen Bildungssystems in den Schulen für das morgendliche Integrationsgebet auf Türkisch zur Pflichtanschaffung für alle Eltern wird. Damit uns nicht auch passiert, was den Dänen gerade passiert ist, sollten wir halt besser auf den Herrn Erdogan hören. Die Engländer werden schon wissen, warum sie vorsichtshalber schon mal die Einführung der Sharia im eigenen Land empfehlen...

Freitag, 8. Februar 2008

Kinder an die Macht

Dieses Video sorgt zur Zeit für einige Nervosität in bestimmten Kreisen, besonders in jenen, die im Großraum "Mittlerer Osten" militärisch beteiligt sind:

Mittwoch, 23. Januar 2008

We are Anonymous

Als Antwort auf das Tom Cruise Video über Scientology von neulich: "We are Anonymous"

(Quelle: Project Chanlology)

Samstag, 19. Januar 2008

We are Borg...

Zur Zeit macht ein Video die Runde, in dem Tom Cruise sich vor der Kamera zu seiner Sekte äußert. Das Video ist aus mehreren Gründen beängstigend, denn man darf nicht vergessen, dass hier ein professioneller Schauspieler über ein Unternehmen spricht, von dem er maßgeblich profitiert. Die Blackouts oder "Shutter" sind keine Bild- bzw Produktionsfehler, sondern Absicht. Man beachte vor allem, was der Mann da erzählt...

Cruise erklärt, warum Scientology toll ist. Wir, also Scientology, wollen eine neue Realität erschaffen. Die Sekte ist DIE Autorität und DIE Kapazität für einfach alles. Seine Sprache ist allerdings eher ein Gegenbeispiel dafür: "You better know it. And if you don't - you know - go and learn it. You know. But don't pretend you know it and, whatever, we are here to help." Noch Fragen? Immerhin: Die Mitglieder der Sekte sind sehende. Das ist doch toll, denn wenn es Aufnahmebedingung wäre, blind zu sein, wäre die Sekte bald ziemlich bedeutungslos. Natürlich meint er etwas anderes. Cruise meint, dass Scientologen "Dinge" sehen, wie sie wirklich sind. Nur Scientologen können die gesamte Komplexität von Dingen sehen.

Absolut sehenswert. Sollte Scientology das Video inzwischen wieder von Youtube gelöscht haben lassen: Hier gibt es eine Off-Site Kopie.

Dienstag, 15. Januar 2008

Kirchenrauch

Zentralmoschee Köln ModellKirchen wird landläufig "Narrenfreiheit" zugestanden. Darum dürfen Kirchen und deren Anhänger Dinge tun, die sonst eher nicht so gern gesehen sind. Sonntagmorgens um neun Uhr Glocken läuten zum Beispiel. Oder Leute in einem Saal versammeln und den dann mit berauschenden Substanzen dichträuchern. Oder öffentlich Alkohol verteilen. Gibt genug Beispiele. Das ist auch jemandem aufgefallen, der mit Kirche und Religion eher weniger zu tun hat, dafür aber mit einer nicht weniger fanatischen Gruppierung.

In Schleswig-Holstein will Gastwirt Dirk B., 46, eine Glaubensgemeinschaft gründen, deren Inhalt das Rauchen ist. Auf über 400 Mitglieder beruft sich der Gastronom, der das Gründungsprotokoll seiner Glaubensgemeinschaft bereits an die Staatskanzlei in Kiel geschickt hat. Rauchen wollen er und seine "Gläubigen" zur religiösen Handlung erklären und berufen sich auf den Vergleich zum Weihrauch. Seitens der Ministerien in Kiel hat man allerdings wenig Hoffnung, dass Dirk B. mit dieser Idee Erfolg haben wird.

Ich bin gespannt, auf welche Ideen die noch so alles kommen...

Donnerstag, 3. Januar 2008

Freiheit, Religion und der War on Atheism

Manche Menschen haben eine sehr sehr skeptische Sicht auf die Ambitionen religiöser Einrichtungen und den blinden Gehorsam, den Dogmatiker vom Rest der Welt ultimativ einfordern. Ich gehöre dazu. Auch wenn mir gelegentlich vorgeworfen wird, ich sei Hardliner und was weiß ich nicht noch alles, weil ich mir anmaße Kritik zu üben, gehöre ich doch zu den eher gemäßigten Verrückten. Zu den noch um einiges radikaleren Atheisten (ich halte mich selber eher für einen Agnostiker) gehört Pat Condell, der sich kurz vor Weihnachten über einige Politiker seines Landes und deren Ideen aufregte, wie zum Beispiel der Aussage, dass Freiheit zwingend Religion voraussetze...

Ich bin mir sicher, dass alle Gläubigen dieser Welt sofort erklären können, wo die Denkfehler in dieser Sichtweise liegen.

Montag, 10. Dezember 2007

Überschrift des Tages (46)

Schon lange nicht mehr hat unser Bundesminister des Inneren in so kurzer Zeit für so viele Schlagzeilen gesorgt. Am vergangenen Wochenende bewies er uns allen erneut, wie hart und vielseitig der Beruf des Innenministers ist. Zunächst der populistische Zucker für die Privatfernsehn konsumierenden Massen:

Schäuble für Offenlegung von Managergehältern
Schäuble mischt sich ein in die "Gerechtigkeitsdebatte", die zur Zeit in großem Maßstab losgetreten wird. Hintergrund sind die Gehälter der Manager, die nach Ansicht einiger vollkommen angemessen, nach Ansicht Anderer vollkommen unangemessen sind. Die Offenlegung der Gehälter soll dabei ein Mittel sein, um indirekt Druck ausüben zu können und die Einkommensdifferenz so in den Griff zu bekommen. Gehaltszahlungen im zwei und sogar dreistelligen Millionenbereich und damit jenseits des hundertfachen eines normalen Arbeiterlohns, sorgen für Probleme, auf die die Politik gar keinen Bock hat, nämlich den Aufstand des kleinen Mannes. Und damit "der kleine Mann" die Politik auf seiner Seite wähnt, stößt Schäuble schön artig mit ins Horn - Wohl wissend, dass diese Regelung zum Nachteil der Manager auch als Präzedenzfall herhalten kann. Was für den Manager gilt, kann auch für den kleinen Mann gelten: Offenlegung der Gehälter für alle!

Und das wiederum ist doch hervorragend für die Terrorbekämpfung geeignet: Wenn man weiß, was jemand verdient und man weiß, was er auf dem Konto hat, dann kann man "auffällige" Abweichungen im Kontostand nach oben oder untern sehr viel besser erfassen, wenn etwa ein Arbeitsloser plötzlich 20.000 Euro auf seinem Konto hat und die an einen Baumarkt weiterleitet oder ähnliche Summen im Chemiegroßhandel ausgibt...

Und weil diese Gefahr nicht zu verachten ist und der Staat eh noch nicht genug weiß, legt Schäuble noch einen drauf:

Schäuble für Spähangriff
Er fordert - zusammen mit dem Bundeskriminalamt - neue rechtliche Möglichkeiten. Denn, so Schäuble zum Spiegel:
"Bei den möglichen Bedrohungen durch den internationalen Terrorismus reichen die klassischen Mittel der Strafverfolgung nicht mehr in allen Situationen aus."
Die Spitzen von Bundeskriminalamt (BKA) und Landeskriminalämtern (LKA) fordern ergänzend eine Videoüberwachung von Wohnungen zur Terrorabwehr. Der Innenexperte der FDP-Bundestagsfraktion, Max Stadler, reagierte darauf vorab schon mal entsetzt:
"[Schäuble] nähert sich in bedenklicher Weise der Lehre vom 'Feindstrafrecht', wonach Verfahrensrechte für Verdächtige in bestimmten Situationen nicht mehr gelten sollen."
Schön zu sehen, dass selbst in der Politik die Ideen der Sicherheitsfanatiker langsam mal auf gewisse Skepsis stoßen, auch wenn es für zu viele Grundrechte bereits zu spät ist.

Aber der Herr Innenminister ist um seinen Ruf peinlich besorgt. Damit er nicht so rüber kommt, als würde er nur einseitig zu Lasten der Bürger Forderungen stellen, hat er sich jetzt auch in die frisch entbrannte Debatte um die Church of Scientology eingeschaltet:

Schäuble: Scientology strebt Macht an
Völlig überraschend stellt er fest, dass diese (je nach Sichtweise) Sekte / Religion / Kirche / Unternehmung unter anderem das Ziel hat, Macht zu erlangen, zu maximieren, zu halten und zu nutzen. Gegenüber der Bild am Sonntag sagte er:
"Scientology arbeitet auch in Deutschland daran, politische Macht und Einfluss zu erringen"
Ein Verhalten, das bei anderen Organisationen natürlich völlig undenkbar und vollkommen unbekannt ist...

(Quelle: 2DF, n24, Spiegel)