Donnerstag, 13. März 2008

Raumfrage

Schulen sind Orte, an denen Bildung vermittelt werden soll. Zwar sind unsere Schulen nicht nur wegen des ihnen zugrunde liegenden Bildungssystems umstritten, sondern unter anderem auch nicht selten wegen der dort tätigen Lehrer. Trotzdem sind Schulen für alle in erster Linie eins: Schulen.

Für alle? Nein, offenbar nicht für alle. Das Verwaltungsgericht Berlin stellte fest, dass die Freiheit der Religion, ein durch die Verfassung garantiertes Grundrecht, von Schulen nicht eingeschränkt werden darf. Dieses Grundrecht umfasst auch das Recht, "den Glauben zu bekunden", so das Gericht. Das Diesterweg-Gymnasium in Berlin Wedding habe nicht nicht darstellen können, dass es durch das Gebet des muslimischen Schülers zu Beeinträchtigungen im Schulbetrieb kommen könne, so das Gericht.

Es kommt aber noch besser: Das friedliche Zusammenleben in einer bekenntnisfreien(!) Schule erfordere es auch, "dass die Schüler lernten, die religiöse Überzeugung anderer zu tolerieren und zu respektieren". Und damit es nicht etwa zu Problemen komme, weil sich irgendjemand durch das Ausüben seines Glaubensrituals belästigt sieht, habe die Schule "ein ungestörtes Beten in einem für andere nicht ohne weiteres zugänglichen Bereich des Schulgeländes ermöglichen".

Mal nachrechnen... Nimmt man nur Katholiken, Evangelen, Buddhisten, Hindus, Moslems und Juden, dann kann die Schule schon mal sechs Räume freimachen (vorausgesetzt, Religionskriege solen verhindert werden), rechnet man noch Zeugen Jehovas, Freimaurer, Scientology, das Spghettimonster und den großen Uwunga vom Planeten Zempf und so weiter mit dazu, kann die Schule ein neues Gebäude in Auftrag geben. Sollte dieses Urteil so Bestand haben, dann hat dieses Problem nicht nur diese eine Schule am Arsch der Welt, sondern jede Schule in Deutschland.

Was wir nicht durch Bürokratie und schlichte Dummheit an unserem Bildungssystem plattsanieren, das randalieren wir schon irgendwie anders, keine Bange. Und das Geld, dass wir ins Bildungssystem umleiten, das geben wir schon irgendwie aus, ohne dafür Bildung zu schaffen. Warum schicken wir die Blagen eigentlich nicht gleich in Kirchen und Gebetshäuser und wie sie alle heißen, damit sie sich da unterrichten lassen? Bestimmt können Prediger und Dogmatiker hochqualifizierte Fachkräfte hervorragend ausbilden...

(Quelle: Tagesspiegel)

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