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Freitag, 20. April 2018

Was Gegen Unkraut Einkaufen (14)

Im Laufe der Jahre hat es im Einkaufsverhalten des Autors ein paar Veränderungen gegeben. Die meisten Einkäufe finden inzwischen in Begleitung der dauerhaft verbandelten Lebensabschnittsverschönerin (beringt) statt. Der Rucksack wird nur noch selten für Einkäufe benutzt, da ein komfortables und motorisiertes Gefährt den Alltag gleichermaßen bereichert. Auch der Lebensmittelpunkt wurde geografisch etwas mehr in die Peripherie meiner Lieblingsstadt verlagert und man haust jetzt nicht mehr im Zweizimmer Wohnklo, sondern wohnt. Respektabel und auf zwei Etagen.

Da die Herzallerliebste bei der Wahl der damals noch zukünftigen Wohnstätte auf eine unmittelbar angeschlossene und im Idealfall sogar dem Domizil zugehörige Grünfläche angemessener Größe gesteigerten Wert legte und diesen Wunsch eloquent und mit Nachdruck zu artikulieren pflegte, haben wir jetzt etwas, das in Ermangelung anderer Begrifflichkeiten als "Garten" bezeichnet werden mag.

Die vormaligen Behauser der jetzt von uns belegten Wohnstatt widmeten der botanischen Anlage derselben offensichtlich gesteigertes Desinteresse, das sich offenbar in jährlicher Rasenkürzung und noch seltener stattfindender Fokussierung auf sich dort etwa ausbreitende Fremdflora der Gattung Taraxacum, Bellis perennis und Ranunculus äußerte. In Folge dieser intensiven Pflege können wir einen größeren Prozentteil der Weltjahresproduktion an Löwenzahn aus eigener Zucht beisteuern. Wenn dadurch nicht der Rest des Rasens langsam aber sicher verrecken würde - mir wäre es egal. Aber so?

Wir... Nein. Ich. Ich hielt es für eine gute Idee, dem wuchernden Problem händisch-mechanisch zu Leibe zu rücken. Ein postmodernes, an den Film Ghost Busters gemahnendes Werkzeug versprach effiziente und kraftsparende Beseitigung der in dieser Masse schlichtweg unerwünschten Gewächse. So verbrachte ich den Sommer des vergangenen Jahres, mit stetig sinkender Euphorie, mehrere Stunden vieler Tage damit, quadratmeterweise Grünfläche in eine Kraterlandschaft zu verwandeln: Zwei Quadratmeter - eine Stunde.

Diese Krater wollen wieder befüllt werden. Mit Dreck. Aus'm Sack. Gibt's im Laden. Scheiße schwer und handlich, wie es nur Dreck im Sack sein kann. Damit kann man dann lässig die nächsten anderthalb Stunden verbringen, denn das Tückische ist, dass sich diese Krater im Restrasen tarnen und man die nach kürzester Zeit einfach nicht mehr sieht, bis man sie stolpernd und sich malerisch auf die Fresse legend doch wiederfindet.

Das Frühjahr dieses Jahres läutete ich ein mit dem festen Willen, dem Kraut endgültig an den Kragen zu gehen. Der erste Wochenendmorgen mit erträglichen Außentemperaturen und ausbleibendem Niederschlag war meiner und sollte das Ende der grünen Plage werden. So mein ambitionierter Plan.

Nach nur drei Stunden pflückte mich meine Angebetete mit gar liebreizender Stimme aus dem Wirken:

"Samma, hast Du 'nen Knall?"

"Oha", dachte ich mir, "mich deucht Kritik ob meines Einsatzwillens". Und deshalb gab ich voller Aufmerksamkeit und Liebe gewohnt eloquent und wohl akzentuiert zurück:

"Wa...?

Im Schweiße meines Angesichts hatte ich eine doch recht überschaubare, vormals einigermaßen einheitlich ebener und vor allem grüner Fläche in eine formidable, überwiegend braun-graue Kraterlandschaft verwandelt, neben der sich ein bemerkenswerter Haufen vor sich hin verrottenden, weil jetzt heimatlosen Grünzeugs erhob. "Gut", dachte ich mir, "schön geht anders. Aaaber..." Die nächsten paar Stunden verbrachten wir damit, das Erdreich zu flicken und wenigstens ansatzweise wieder in so etwas Ähnliches wie eine horizontale Fläche zurück zu verwandeln.

Wir hatten sowas von die Schnauze voll. Beide. Gründlich.

Fachhandel, die Erste

Wir beschlossen, den örtlichen Marketender für dekorative Grünflächengestaltung und Heimwerkerbedarf mit dem Biber im Logo aufzusuchen. Nach ausgiebiger Schilderung der Ausgangslage und noch ausgiebigerer Schilderung der Folgen meines unkontrollierten Einsatzwillens, wurden wir mit einem Karton Zeugs beglückt, von dem die eifrige und offenbar bestens informierte Einzelhandelsfachverkäuferin behauptete, es würde auf jeden Fall, ganz von alleine und sehr schnell alle unsere Probleme lösen und den Rasen auch noch düngen.

Wir schenkten ihr Glauben, bezahlten und entschwanden. Wieder an der heimischen Scholle eingetroffen verschoben wir das weitere Vorgehen, da wir erstens keinen Bock mehr hatten und es zweitens angefangen hatte zu regnen.

Gartenbau für Profis - Jugend forscht

Tage später. Da sich die Holde dank notwendigen Tageswerks außerhäusig aufhielt, das Wetter mitzuspielen schien und mir langweilig war, nahm ich mich des Projektes der Bereinigung der Grünfläche von ungebetenen Mitbewohnern unter Zuhilfenahme industriell gefertigter Problemlöser an. Der Karton versprach für großzügig 150 Quadratmeter Fläche Inhalt zu enthalten. Bei grob 100 Quadratmetern zu behandelnder Fläche sollte das eigentlich reichen.

Die Anwendungs- und Dosierungsanleitung, die zu meiner nicht enden wollenden Begeisterung in klar verständlichem Deutsch und nicht etwa Aramäisch oder Thai verfasst war, erklärte mir, ich solle 30 Gramm auf einem Quadratmeter gleichmäßig verteilen. Das sich im Innern des Kartons in einem Klarsichtsack tummelnde Zeug machte nicht den Eindruck, dass ich 30 Gramm dieses ungefähr zuckerfeinen grau-braunen Granulats ex Ärmelo abschätzen könnte.

Schüssel, Wage, Attacke. Es stellte sich heraus, dass 30 Gramm tatsächlich ungefähr zwei gehäuften Esslöffeln entspricht. Schonmal versucht, zwei Esslöffel Zucker gleichmäßig auf einen Quadratmeter Rasen zu verteilen? Ich auch nicht. Allerdings glaubte ich fest an die Grenzen meiner Inkompetenz, vertraute meinem Augenmaß und ging ans Werk. Nach knapp 30 Minuten hatte ich einiges dazugelernt.

Erstens. Einen Quadratmeter Rasen freihändig einigermaßen treffend abzuschätzen, ist quasi unmöglich. Meine Idee, den Rasen mit einem Quadratmeterraster zu überziehen, entpuppte sich als tapfere, am Ende jedoch lächerliche, weil undurchführbare Idee, denn mir fehlten einfach 200 Meter Bindfaden und Pflöcke. Zweitens. Sich zu merken, welchen Quadratmeter man gerade "beglückt" hat und welchen nicht, ist mindestens ebenso unmöglich, wenn die optischen Orientierungspunkte grüne Pflanzen auf grünem Grund sind und das verteilte Zeugs sozusagen zum Untergrund passende Tarnfarbe hat. Drittens. Wer auch immer sich ausgedacht hat, dass der Inhalt dieses Kartons für 150 Quadratmeter reicht, hat entweder eine andere Vorstellung von der Größe eines Quadratmeters, gnadenlos übertrieben, oder beides.

Egal wie, das Zeugs war ausgebracht und die größten Besiedlungsflächen unerwünschten Bewuchses waren explizit beglückt worden. Angesichts der Schilderungen der oben genannten Fachfrau aus dem Biberbaumarkt rechnete ich jeden Augenblick mit lodernden Flammen, Blitzen und kleineren Explosionen. Oder Rauchsäulen. Wenigstens aber irgendeiner sichtbaren Reaktion. Es tat sich jedoch genau: nichts.

Auch bis zum Eintreffen der Angebeteten im heimischen Domizil diverse Stunden später hatte sich wenig (lies: nichts) getan. Nach ausführlicher Schilderung meines Tageswerkes rief das denn auch bei der mir angetrauten am Rande der Rasenfläche in erster Linie interessiertes Stirnrunzeln, eine gehobene Augenbraue und ein vieldeutiges und äußerst aussagekräftiges "Aha." hervor. Auch sie hatte offensichtlich mehr erwartet. Oder sie glaubte mir nicht, weshalb ich ihr den leeren Karton zeigte. Sie glaubte mir. Wir beschlossen abzuwarten.

Immerhin, am nächsten Tag zeigten sich erste Spuren selektiv verreckenden Grünzeugs. Im Laufe von zwei Tagen breitete sich das Verrecken großzügig aus und wir waren frohen Mutes, nahe an einem "Mission accomplished!" und stellten den Sekt kalt.

Am dritten Tag jedoch stellte ich bei Inspektion aus der Nähe fest, dass sich entweder die Wirkung nur auf den oberirdischen Teil bezog, oder aber irgendetwas war gründlich schief gegangen, denn das Zeugs warf die schwarz verfärbten Blattleichen einfach ab und trieb unbeeindruckt neu aus. Auf ein eventuell eingeplantes, also gewolltes Wachstumsverhalten hoffend, an dessen Ende die zu beseitigenden Pflanzen einfach die Koffer packen und gehen, warteten wir eine Woche ab.

Nach dieser Woche sah der Rasen wieder exakt so aus wie zuvor. Mit dem Unterschied, dass der in dem ausgebrachten Zeugs enthaltene Rasendünger bei allen Bewohnern der Grünfläche hervorragend ankam und deutlich Wirkung zeigte. Wir hatten jetzt mehr und kräftigere Mitbewohner zwischen den beherzt verstärkt gen Sonne strebenden Grashalmen.

Der deutlich geförderten Wachstumsrate geschuldet, sah sich die Göttergattin motiviert, der sich intensiv und stetig verlängernden Wuchshöhe des Rasens mittels ebensolchen Mähers Einhalt zu gebieten. Da sich auch das andere, nur eben unerwünschte Zeugs prächtiger Gesundheit und ausgezeichnetem Wuchses erfreute, regte ich einen erneuten Besuch im Fachhandel an, um zu erfahren, ob es vielleicht andere, erfolgversprechendere Methoden gäbe. Ich dachte da an Napalm. Oder Zement und grüne Farbe. Mir wurde zugestimmt und so wurde ich losgeschickt mit dem Auftrag, Streuwagen, Rasensamen und "irgendwas gegen die Pest" zu beschaffen.

Fachhandel, die Zweite - Die Genossenschaft

Meinem Instinkt folgend beglückte ich den nahegelegenen Außenposten einer sogenannten "Genossenschaft" mit meiner begehrten Anwesenheit. Bereits die Parkplatzsuche gestaltete sich interessant, durfte ich doch einer imposanten Aufführung von Schwanensee, aufgeführt von zwei Autofahrerinnen, beiwohnen. Merke: Nur weil ein SUV gekauft werden kann, heißt das noch lange nicht, dass ausgerechnet Du Dir den auch kaufen solltest.

Ein zwei mal sechs Meter messendes, jenseits der zwei Tonnen schweres Geschoss in eine eins achtzig breite Parklücke einfädeln zu wollen, weist schon auf ein ganz grundsätzliches Problem hin. Mit einem Mindestmaß an Selbstreflektion wäre das sogar leicht erkennbar. Für die die eigene Brut zum Hort fahrende und den Einkauf vom Laden an der Ecke abholende Überzeugungsmami aber scheint das aber eine jenseits des Möglichen existierende Option zu sein.

Mit ausreichend Sicherheitsabstand zu den sich intensiv und zunehmend hektisch gegenseitig zu gestikulierenden Fahrprofis stellte ich meinen fahrbaren Untersatz in einer der geschätzt 50 freien Parkbuchten ab, die aber wohl nur in meiner Wahrnehmung zu existieren schienen. Vielleicht waren sie auch verflucht oder für Reisebusse reserviert. Wer weiß das schon? Darüber sinnierend, warum die beiden nicht auch dort ihre Pampersbomber abzustellen versuchten, betrat ich den Fachhandel.

Ich tauchte ein in die Welt des Saatguts, der Ackerbearbeitungswerzeuge, Tierfuttererzeugnisse und Pflanzkübel. Es hätte mich misstrauisch machen können, dass mit meinem Eintreffen der Altersdurchschnitt merklich fiel. Hätte.

Das Verkaufspersonal war anwesend, aber mit ausladenden Gesten auf der einen und sich-im-Bart-kratzen auf der anderen Seite des Tresens und dem gegenseitigen Austausch kryptischer Fachbegriffe beschäftigt. Ich durfte deshalb auf mich allein gestellt mit den Bewohnern von gefühlt mindestens zwei Altersheimen durch die Regalreihen flanieren. Natürlich blieben die übrigen Besucher gerne alle 50 Zentimeter in ehrfurchtsvollem Staunen schlagartig stehen und blockierten den Gang.

Auf der Suche nach dem für die Aussaat des Rasens sinnvollerweise zu benutzenden Streuwagens fand ich allerlei interessantes Gerät, dessen Verwendungszweck sich mir trotz meiner lebhaften Fantasie vollends verschloss. Nur das Gesuchte blieb unauffindbar.

Ein zufällig herumirrender Angestellter wurde von mir entdeckt und sollte befragt werden. Kurz bevor ich ihn jedoch erreichte, materialisierten aus dem Nichts zwei rüstige Gartenbaufachexperten und verwickelten diesen in an Synchronschwimmen erinnernde Fachgespräche über die Vor- und Nachteile einer Anreicherung von Rosenerde mit Ton und Quarzsand. Der verzweifelt-leere Blick des Verkäufers in Richtung der ausgestellten Kettensägen sprach Bände. Ich überließ ihn seinem Martyrium.

Zufällig entdeckte ich hinter einem erregt einige Spaten anbetenden Pärchen etwas, das grundsätzlich dem von mir Gesuchten entsprach. Das ausgestellte Stück Saatgutverteiltechnik begeisterte durch allerlei Klimbim, wie automatischer Granulierungsanpassung, Streumengenintervallschaltung, Kombi-Misch-Schüttung und Universalmotorwellenflansch, mit wenigen Handgriffen und dank integrierter pneumatischer Hebevorrichtung ohne Gabelstapler wahlweise an Front oder Heck montierbar.

Hätte ich vor, Flächen ab zwei Hektar zu bearbeiten, ich wäre begeistert gewesen. So jedoch erschien mir die Überlegung, das vorhandene Fahrzeug durch das Anbringen eben jenes Stücks fortschrittlichster Agrartechnik zu ergänzen, angesichts der zu erwartenden Reaktionen von Gattin und Bankkonto doch etwas zu gewagt.

Hinter nur wenigen in tiefster Andacht versunkenen Landschaftsarchitekten und Agrarfachleuten stand in einer Ecke etwas, das schon eher in die von mir gedachte Richtung dimensioniert war, mit deutlich jenseits der einhundert Euro allerdings marginal außerhalb der mir zuvor vom allwissenden Internet als realistisch vermittelten Preisspanne liegend sofort ausschied. Ich hatte genug. Dieser Laden und ich, wir waren nicht für einander gemacht.

Draußen hatten sich inzwischen die Lkw-fahrenden Übermütter darauf geeinigt, das keines der beiden Fahrzeuge in die anvisierte Lücke passte. Auch nicht quer. Stattdessen hatten sie ihre Fahrzeuge platzsparend auf jeweils zwei Parkflächen in der Nähe meines Gefährts abgestellt und unterhielten sich angeregt über die individuellen Entwicklungsfortschritte der eigenen Brut:

"Kevin-Jonas ist ja so talentiert. Wir überlegen, ihm neben Klavier- auch noch Geigenunterricht zu geben."
"Nein wirklich! Das ist ja toll! Unser Malte-Adrian ist ja eher der Sportler. Der macht jetzt neben Fußball auch noch Judo und nächsten Sommer will er mit Wettkampfschwimmen anfangen..."

Ohne den Diskutierenden eine nahegelegene Fahrschule zu empfehlen, ergriff ich die Flucht.

Fachhandel, die Dritte - Ein Biberlogo macht Angst

Mangels schlechterer Ideen beschloss ich, erneut den bereits bekannten Fachmarkt mit dem Biber im Logo aufzusuchen. Was konnte schon schief gehen? Ereignislos und verletzungsfrei angekommen, eingeparkt, Einkaufswagen geentert und rein in die Bude.

Zielstrebig die bereits bekannte Abteilung der Grünzeugumgestaltung angesteuert und Streuwagen gesucht und auf Anhieb gefunden. Das mit mäßigem Basteleinsatz leicht zusammenzusetzende Produkt war mit wenig über 30 Euro deutlich im Rahmen meiner Vorstellungen. Auch die gewünschte Rasensaat war schnell gefunden und eingepackt. Blieb noch des unerwünschten Grünzeugs Feind.

Derlei Chemie wird natürlich unter Verschluss gehalten. Die Gründe dafür mögen einleuchtend und sogar völlig richtig sein. Auch in dieser Filiale sind die entsprechenden Produkte sorgsam hinter verschlossenen und deckenhohen Glastüren hinter einem Tresen drapiert. Ehrfurcht erbietend und durchaus den magischen Reiz des Verbotenen, wenigstens aber Gefährlichen ausstrahlend, übt das Zeug dieselbe Anziehungskraft aus, wie ein unbewacht ausgestellter BBQ-Grill im Gastronomieformat. Alas, die Anwesenheit einer Person mit Schlüssel wurde doch irgendwie zwingend vorausgesetzt.

Der geneigte Leser mag bereits ahnen, dass es genau an diesem Detail scheitern sollte. Moderner Technik aufgeschlossen, war dieser Tresen mit einem Klingelknopf ausgerüstet, der - sofern gedrückt - blau leuchtend einen Mitarbeiter auf magischem Wege am Tresen erscheinen lassen sollte.

Ich drückte.

Der Knopf leuchtete.

Es erschien:

Niemand.

Und so stand ich etwas unentschlossen herum. Einerseits gab es in diesem Laden mehr als genug Werkzeug, um den Türen und Schlössern beherzt und erfolgreich zu Leibe rücken zu können. Andererseits könnte das aber zu gewissen Unmutsbekundungen hier und später sogar zu notwendigen Rechtfertigungen gegenüber der holden Gattin führen. Ich war unschlüssig und der Knopf gab das Leuchten auf.

Ich drückte wieder. Es leuchtete wieder blau. In der Ferne sah ich ein Regal, in dem Äxte, Spitzhacken und Vorschlaghämmer auslagen. Ob ich vielleicht doch...? Eine verkaufsbevollmächtigte Person trat in ausreichendem Sicherheitsabstand in mein Blickfeld und entdeckte mich. Hoffnungsvoll lächelte ich gewinnend und motivierend und gab zu verstehen, dass ich es war, der... Die Verkaufsperson wendete mitten im Schritt auf dem Absatz und tauchte fluchtartig ab ins Dickicht des Baumarktes.

Leicht irritiert stellte ich fest, dass der Knopf das Leuchten erneut eingestellt hatte. Ich drückte erneut und wieder leuchtete es blau. Aus einer gänzlich unerwarteten Richtung erschien unvermittelt ein offenbar nur knapp vor dem wohlverdienten Altersruhestand stehender Verkäufer mit Telefon am Ohr, in das er hektisch brabbelte. Er trat hinter den Tresen, sagte "Moment eben", legte das Telefon weg. Ob ich jetzt...? Nein.

Statt mir wandte er sich dem Computer zu, tippte hektisch darauf herum, griff sich wieder sein Telefon und erklärte, dass die Bestellung da sei, aber der Kunde nicht und er jetzt auch nicht wisse, was zu tun sei (den Kunden anzurufen war offenbar gänzlich undenkbar, aber was verstehe ich schon von den Gepflogenheiten eines Baumarktes?) Das Gespräch fortsetzend entschwand der (nicht-) Verkäufer flinken Schrittes wieder im Dickicht der Regale.

Introducing: Familie Müller

Drücken, leuchten, warten.

Familie - nennen wir sie "Müller" - erschien auf der Bildfläche. Sie, ambitionierte Mutter eines motivierten 14jährigen Jungen. Hauptberuflich Avon-Beraterin oder Grundschullehrerin oder beides. Er, blasser Schreibtischtäter bei irgendeiner Versicherung. Das Kind, ein aufgeweckter 14jähriger Junge am Steuer eines mit diversen 120-Liter-Säcken Blumenerde, Betonkübeln und einem mittleren Kleinwald verschiedenster Ziergehölze beladenen Schwerlasteinkaufswagens. Selbstredend pädagogisch wertvolle Erfahrungen vermittelnd, stolzierte Sie vorne weg. Er, besorgt dreinschauend, hinterher, während Junior sich mit allerlei Kapriolen, Schwung und viel Elan an der Helmholtz'schen Erkenntnis der Energieerhaltung versuchte.

Mit unumwundener Neugierde beobachtete ich, wie das Trio elegant (Sie), besorgt (Er) beziehungsweise schwungvoll (Junior) die erste von mindestens zwei Kurven erfolgreich nahm. In der zweiten Kurve jedoch schaltete sich Newton in das Experiment ein und bewies, dass seine Erkenntnisse über die Trägheit von Massen auch in Baumärkten und erstrecht für 14jährige Jungen gelten.

Mit unüberhörbarem Poltern verteilte sich ein Teil des geplanten Einkaufs im zu erwartenden Streuradius, jedoch ohne Scherben. Vatern war anzusehen, dass er genau das befürchtet hatte. Mäßig überzeugend deutete er an, seinem nun nicht mehr ganz so ambitioniert aus der Wäsche guckendem Nachwuchs helfen zu wollen, als sich Muttern tadelnd einmischte.

"Nein, Martin, das macht David alleine. Er soll lernen, dass alles, was er tut, Konsequenzen hat!"
"Ja, Schatz."

Vatern zog sich zurück. Die paar Pflänzchen hatte David schnell eingesammelt. Mit dem Kübel war der Junge aber schon deutlich herausgefordert. Dennoch. Tapfer und ehrgeizig wurde auch der irgendwie wieder in Position gewuchtet. Allerdings den 120-Liter-Sack wieder auf den Karren zu wuchten... Da war eindeutig Ende seiner Möglichkeiten. Vatern deutete erneut Initiative an. Hätte er das mal lieber gelassen. In deutlich vernehmbarer Lautstärke schaltete sich Muttern wieder ein:

"MARTIN! Habe ich Dir nicht gerade gesagt, dass David das alleine machen soll?"

Derart getadelt verzog sich Vatern in entfernte Regionen des Geschäfts, während David sich ebenso verzweifelt wie erfolglos am Sack Blumenerde abmühte.

Unter Ausblendung jeglicher realistischen Chancen und Möglichkeiten des Jungen mag irgendjemand die rudimentären Reste des erziehungspädagogischen Ansatzes in diesem Fall ja eventuell noch verstehen können. Aber wer jemals selber einen solchen 120-Liter-Sack bewegt hat, weiß, was da geht und was nicht. Doch ein 14Jähriger, dessen hauptsächlicher Zeitvertreib offensichtlich nicht aus Holzhacken, Kohleschippen und Jungbullenreiten, sondern eher aus Playstation und in der Schule rumsitzen besteht, ist deutlich - und vor allem weit - außerhalb von "geht".

Muttern forderte David auf, jetzt gefälligst zuzusehen. Man hätte ja schließlich heute noch anderes vor. David gab sich Mühe. Wirklich. Aber da war nichts zu wollen. Zweimal David... vielleicht. Aber so? Ich versuchte Vatern zu entdecken. Weit entfernt bewunderte der mit ausdrücklicher Faszination Tauchpumpen und anderes Teichzubehör. Zwei Schritte und ich stand neben David.

"Pack Du da an, ich hier. Los geht's."

Fünf Sekunden und einen Wupp später war der Sack auf dem Wagen und David deutlich sichtbar erleichtert.

"Danke!"
"Kein Ding!"

Muttern atmete tief ein, während Vatern offenbar seine gesteigerte Faszination an Schläuchen, Muffen und Schraubverbindern entdeckt hatte. Ich sah die sich noch in Positur werfende Mutter an und verkündete ihr entspannt und völlig laid back die erste fundamentale Erkenntnis des Tages:

"Keine Ursache. Gern geschehen."

Okay, das war vielleicht etwas steil, aber ey, mal ehrlich. Ich drehte mich um, gab dem Jungen einen aufmunternden Klopfer auf die Schulter und ging zurück zum Tresen. Muttern hatte sich offenbar aus ihrer Schockstarre befreit und hob an zum Protestgesang der Sirenen, erster Akt, Auftritt der Diva. Was mir denn einfiele. Ihr Sohn. Ihre Erziehung. Und überhaupt. Wer ich überhaupt sei. Und sowieso. Und außerdem. Die Geschäftsleitung. Das würde Konsequenzen haben.

Ich hob eine Augenbraue und drückte wortlos den Serviceknopf. Muttern atmete durch und schaltete mindestens zwei Gänge hoch. Wenn SIE ihrem Sohn sage, ER solle das machen, dann habe sich NIEMAND da einzumischen, erstrecht nicht so ein dahergelaufener Typ wie ich.

"Erstens: Gegen Aufregung hilft Baldrian. Gibt's da hinten. Gegen Dummheit Dachlatten. Liegen daneben. Zweitens: Ich stand hier."

Sie war verwirrt und versuchte das von ihr vorgetragene Lamento und meine Erwiderung irgendwie in Zusammenhang zu bringen.

"Ich bin nicht 'dahergelaufen'. Ich stand hier."

half ich ihr auf die Sprünge.

"Werd mal nicht frech! Entschuldige Dich jetzt gefälligst und dann verschwinde aus diesem Geschäft."

"Du"? Sie und ich hatten schon zusammen im Graben gelegen oder Schweine gehütet? Mein Langzeitgedächtnis hob entschuldigend die Schultern und verwies auf eine erschreckend lange und an bemerkenswert vielen Stellen geschwärzte Liste erfolgreicher Partynächte.

"Ähm... Nö?"
"Ich sagte gerade..."

Es reichte mir. Eigentlich wollte ich nur Unkraut-Ex haben, aber scheinbar gabs hier auch noch gratis Comedy dazu - nur leider schlechte.

"Es ist mir scheißegal was Sie sagten. Es interessiert mich nicht, ob Sie in den Wechseljahren sind, im Lotto gewonnen haben, Ihr Vibrator verreckt ist oder ob Sie das geilere Auto als Ihr Nachbar fahren. Der Junge brauchte Hilfe, ich habe ihm geholfen. Ende der Geschichte. Wenn Sie daraus einen abendfüllenden Film machen wollen, bitte sehr. Sie haben irgendwo da hinten jemanden stehen, an dem Sie nachher, wie gewohnt, Ihren Frust auslassen können, aber bitte machen Sie sich jetzt nicht hier vor Ihrem Sohn, den Leuten und mir zum Horst."

Inzwischen hatten sich links und rechts andere Kunden versammelt, die das gesamte Geschehen mitverfolgt hatten und den Höhepunkt des Schauspiels aus nächster Nähe miterleben wollten. Auch hier zeigte sich mal wieder, dass sich Neugierde und Evolution gegenseitig zu begünstigen scheinen.

Bestätigend nickend sah man von mir zu Muttern, in Erwartung ihres nächsten Einsatzes. Ich lehnte mich entspannt gegen den Tresen, lächelte sie freundlich an und musterte Sie. Sie tat dasselbe, nur deutlich weniger entspannt, ohne Lächeln und ohne Tresen. Irgendein Teil eines evolutionär sehr, sehr alten Bereichs ihres Gehirns sagte ihr: "Nicht! Lass es! Der will ganz bestimmt nicht spielen!"

"Sie...!"

stieß sie hervor. Weiter kam sie nicht, denn ich fiel ihr ins Wort. Ich hatte inzwischen echt Hals.

"Ja, ich. Und wenn David nochmal Hilfe braucht, werde ich ihm wieder helfen. Und wenn Sie Hilfe brauchen, werde ich auch Ihnen helfen, sogar Ihrem ..."

Ich warf einen vielsagenden Blick an ihr vorbei in die Tiefen des Baumarktes, auf den sichtlich begeistert und in sich selbst versunken in Teichpflanzen wühlenden Gatten

"...Mann. Wenn Sie allerdings nicht unterscheiden können zwischen 'Ihrem Kind wird geholfen' und 'Einmischung in Ihre Erziehung', sollten Sie sich vielleicht mal fragen, was bei Ihnen schiefläuft. Sie können natürlich auch einfach nur entspannt durchatmen, danke sagen, weitergehen und den Rest des Tages genießen."

Ihre Hautfarbe nahm imposante Schattierungen an, was mich interessiert über ihren Blutdruck spekulieren ließ. Aus dem Nichts war ihr Mann aufgetaucht. Besorgt beugte er sich von hinten über ihre Schulter und meinte "Schatz? Wollen..." Weiter kam er nicht. Wie von der Tarantel gestochen wirbelte sie herum und föhnte ihn in einer selbst mich ehrlich beeindruckenden Kombination aus Frustration, Lautstärke, Vehemenz und entfesselter Wut aus kürzester Entfernung an.

"Warum hast Du keine Eier? Warum bist Du so ein gottverdammter Waschlappen? Warum kann der da mir in drei Sätzen erklären, warum er ein Mann ist und Du nicht? ES KOTZT MICH SO DERMAßEN AN!"

...und stiefelte, verzweifelt um einen Rest an Haltung bemüht, an mir vorbei. Deutlich näher als notwendig und mit deutlich weniger wütendem, dafür umso längerem Seitenblick in meine Richtung als der Ausbruch hätte erwarten lassen. Sichtlich eingeschüchtert stapfte Vatern mit dem Einkaufswagen hinterher. David wollte folgen, blieb dann aber stehen und drehte sich zu mir um.

"Sind alle Eltern so scheiße?"
"Keine Sorge, das wird schon. Irgendwann."

Introducing: Jochen und Marianne

Ein sehr nachdenklicher Teenager machte sich auf die Suche nach seinen eskalierenden Eltern, während ich mal wieder den Serviceknopf drücke. Während ich noch - nicht weniger nachdenklich - dem Jungen hinterher sah, erschien "Jochen" in meinem Blickfeld. Ob "Jochen" wirklich so hieß, weiß ich natürlich nicht.

Jochen war Mitte bis Ende 30, ungefähr eine Handbreit kürzer als ich, dafür aber deutlich untersetzt. Mit seiner bemerkenswerten und ganz bestimmt künstlich schwarz gefärbten Kombination aus Afro-Frisur und Vokuhila erregte er mühelos meine Neugierde, doch erstens war die rein akademischer Natur und zweitens war die Gesamterscheinung... äh... Nein. Die kunstlederne Bikerhose, die er trug, war okay. Auch der deutliche Bauch war jetzt nicht schlimm. Schöner wäre aber vielleicht gewesen, wenn sein schwarzes T-Shirt nicht knapp 10 Zentimeter zu kurz gewesen wäre. Was mich aber dann doch endgültig aus dem Konzept brachte, waren die schwarzen Gummistiefel. Hässlich war Jochen nicht, nur irgendwie... schräg.

Jochen hatte offenbar die Episode mit den Müllers mitbekommen. Mit kaum verborgenem Interesse schlich er um mich und den Tresen herum und musterte mich in unbeobachtet geglaubten Momenten immer wieder mit stechendem Blick. Eine andere Kundin, ich nenne sie mal Marianne, sprach mich an. Ob ich schon einen Mitarbeiter gesehen hätte. Klar, gesehen hatte ich schon. Nur gebracht hatte das bis jetzt nichts. Ob ich denn schon den Knopf gedrückt hätte. Marianne ging zum Knopf und stellte fest:

"Oh, der leuchtet ja schon."

Achwas?

Jochen hatte sich strategisch günstig postiert, um mich "unauffällig" beobachten zu können, während er sich intensiv minutenlang mit einer violetten Orchidee beschäftigte. Marianne verwickelte mich in ein Grundsatzgespräch. Ob ich auch ein Ungezieferproblem im Garten hätte. Das konnte ich verneinen. Gut, Nacktschnecken und Ameisen. Aber die haben wir im Griff. Marianne dagegen hatte Schildläuse. Und irgendwelche Raupen. Und Blattläuse. Und Ameisen. Und Schnecken. Marianne war echt gestraft.

Ich erzählte Marianne von meinem Löwenzahn und Marianne war sichtlich schockiert. Das Zeug hätte nichts gebracht? Bei ihr wäre nach Einsatz dieses Zeugs ja alles weg gewesen. Jochen hatte inzwischen das Interesse an der violetten Orchidee verloren und beschäftigte sich wenige Meter weiter links mit Blumentöpfen, die auf jeden Fall in genau dem Augenblick das Allerwichtigste auf der Welt waren, als ich ihn dort entdeckte. Langsam wurde mir der Kerl doch etwas unheimlich.

Marianne erzählte mir irgendetwas von Rosen und wie wählerisch und empfindlich die doch wären und was man da nicht alles tun müsse, um die erfolgreich zu vermehren. Ich gebe offen zu, dass es wenig gab, was mich weniger interessierte, als Theorien über die Aufzucht und Hege von Rosen. Aber sei es drum, es war eh kein Verkaufspersonal anwesend und ganz ehrlich? Bei der Wahl zwischen Jochen und Marianne gewann Marianne mit einigen Lichtjahren Vorsprung.

Offenbar fühlte sich Jochen durch meinen zufälligen Blick in seine Richtung motiviert. Während ich mit Marianne weiter Smalltalk über Rosen und das Fernbleiben von Verkaufspersonal in diesem Laden betrieb, wechselte Jochen an das uns gegenüberliegende Ende des Tresens und war ja sowas von intensiv fasziniert von den dort ausliegenden Prospekten. Ich drückte, inständig auf das Erscheinen irgendeines Verkäufers hoffend, mal wieder den Serviceknopf.

Marianne und ich setzten den Exkurs über Rosen und (inzwischen) Schädlinge fort. Offenbar gibt es mehr Rosenkrankheiten als Kinderkrankheiten und die Verlockung für Schädlinge scheint ebenfalls mindestens "gigantisch" zu sein. Ständig wegen allem krank und von mehr Schädlingen überrannt, als ich wusste, dass es die überhaupt gibt, fragte ich mich mittlerweile, ob sich Rosen nicht eigentlich schon seit mindestens 500 Jahren hartnäckig darum bemühen, aus dem Genpool entfernt zu werden. Offenbar war es nur der Beharrlichkeit von Menschen wie Marianne zu verdanken, dass es überhaupt noch Rosen gab.

Mariannes Erzählungen nachhängend, sah ich zur Seite und starrte aus knapp 50 Zentimetern Entfernung in Jochens Gesicht. Deutete er etwa einen Kussmund an?! Scheiße hab ich mich verjagt. Jochen sich offenbar auch, hatte er doch nicht erwartet, dass ich ihn bemerken würde. Ich rückte unfreiwillig etwas näher an Marianne heran und war schlagartig megamäßig interessiert an ihren Erzählungen über die Probleme ihrer aus irgendeinem englischen Landgut importierten Luxusrose, die einfach nicht so wollte, wie sie eigentlich sollte.

Marianne verstand mein Interesse offenbar grundlegend falsch und ließ gekonnt beiläufig nebenbei fallen, dass ihr geschiedener Exmann ja so gar kein Interesse an Blumen gehabt hatte. Bei diesem schönen Wetter könnte "man" doch bestimmt einen schönen Abend im Garten... Erster Angstschweiß trat mir auf die Stirn. Jochen hatte sich wieder zu seiner violetten Orchidee begeben, und musterte mich mit leicht beleidigtem Blick und etwas, dass ein Schmollmund gewesen sein könnte, wenn ich auch nur ansatzweise bereit wäre, das so zu interpretieren.

Mein Hals wurde trocken. Help? Anybody?

Service, PLEASE!

Kurz bevor ich mir dachte, dass es bestimmt noch andere Läden gibt und panisch die Flucht ergriff, kam der ältere Verkäufer von vorhin wieder und bemannte den verwaisten Tresen. Angesichts der inzwischen größeren Gruppe Leute am Tresen wurde ihm klar, dass wir nicht zum Spaß da standen. Voller Unschuld fragt er alle anderen, wer denn jetzt dran wäre. In bemerkenswerter Synchronisation zeigten alle gleichzeitig auf mich. Meine Erleichterung war unbeschreiblich.

"Ja?"
"Ich hab ein Problem. Ich hab hier vor drei Wochen diese Dünger-Unkraut-Ex Kombination gekauft und nach Anleitung angewendet. Der Dünger ist auch total toll und der Rasen findet den auch super, nur das Unkraut ist vollkommen unbeeindruckt und wächst und gedeiht."
"Öh..."
"Großflächig Löwenzahn, Gänseblümchen, Hahnenfuß, bisschen Moos und sowas.
"Ah."

Er drehte sich um zum Schrank, griff sich einen überraschend übersichtlich dimensionierten Karton, stellt den auf den Tresen.

"Dann nehmen Sie mal das."

Und wandte sich Marianne zu, die ihn prompt vom Tresen weg in die Tiefen des Baumarktes entführte. Ich war spürbar erleichtert und musterte neugierig den Karton. Selber Hersteller, wie das andere Zeug, selbe Inhaltsstoffe, nur ohne Dünger. Ich fühlte mich marginal verarscht. Samma... Vor Jochen flüchtend, mache ich mich hektisch direkt auf die Suche nach dem erstbesten Verkaufsmenschen oder einem Notausgang.

Keine fünf Meter weiter lief ich exakt jener Verkäuferin in die Arme, die mir das Zeug mit dem Dünger verkauft hatte. Ha! Volltreffer! Ich erklärte ihr die Lage und mein Problem. Also das zu Hause im Garten. Alle anderen würde sie mir nicht glauben.

"Das hat nicht geholfen?"
"Nein?"
"Ich könnte morgen mal beim Hersteller anrufen und die fragen, was die empfehlen..."
"Das andere Zeugs hat nicht gewirkt. Das hier..."

...ich hielt ihr den kleinen Karton unter die Nase...

"...ist im Prinzip dasselbe in grün, nur ohne Dünger. Wollen wir Wetten darüber abschließen, wie gut das hier helfen wird, oder geben Sie mir jetzt gleich das nächst wirksamere Mittel?"
"Stimmt auch wieder."

Sie nahm mir den Karton weg, griff in den Schrank und holte eine freundlich signalgrüne Flasche mit einladend roter Schrift aus dem Schrank.

"Wenn DAS nicht hilft... ich kenne jemanden mit einem Bagger...

Sie verkaufte mir noch eine Spritzpumpe und riet mir eindringlich, mich bei dem Zeug unbedingt so exakt wie möglich an die Bedienungsanweisung zu halten. Ich sicherte ihr das zu, hetzte sie Jochen auf den Hals ("Der wartet schon so lange und interessiert sich sehr für Orchideen") und flüchtete zur Kasse. Auf dem Weg dorthin las ich interessiert die Rückseite der Pulle und lief einer erfreuten Marianne quasi in die Arme. Nein so ein Zufall. Ja, unfassbar. Ha. Ha. Ob sie denn alles gefunden hätte. Hatte sie. Und noch so viel Interessantes mehr...

Panik stieg in mir auf. Ich musste hier raus. Dringend! Freundlich und in der von mir gewohnt eleganten Art zog ich mich gekonnt aus der Affäre.

"Verdammt, viel zu spät geworden. Entschuldige, aber ich muss echt los. Meine Frau wartet schon. Mach's gut!"

Gesagt, umgedreht und nichts wie weg. Die Umgebungstemperatur fiel spontan um bemerkenswerte 400°C und ich rechnete ernsthaft jeden Augenblick mit an mir vorbeifliegenden Äxten, Blumenpötten oder auch einfach nur lautem Geschrei. Aber nichts dergleichen geschah. An der Kasse wartend las ich schließlich den entscheidenden Satz der Bedienungsanleitung vom Unkrautbeseitiger:

"Mindestens drei Tage vor und vier Tage nach Anwendung den Rasen nicht mähen."

Prima. Es gibt bis zur Fortsetzung dieses Experiments wenigstens noch etwas Vorlauf...

Montag, 2. April 2018

Das E-Auto und das CO2

Es gibt eine Menge Schadstoffe, die von jeder Variante des Verbrennungsmotors erzeugt werden. Ein besonders problematisches Verbrennungsprodukt ist das Kohlenstoffdioxid CO2. Dieses Gas ist ein sogenanntes Treibhausgas. Es reichert sich in der Atmosphäre an und sorgt dafür, dass es wärmer wird. Deshalb war es diesen März übrigens auch so angenehm temperiert da draußen, aber das ist ein anderes Thema. Jedenfalls, seit wir alle verstanden haben, dass wegen CO2 Eisbären und Pinguine absaufen, sind wir alle voll Öko und mögen keine Diesel mehr.

Alternativen in Serienreife sind angeblich nicht in den Stückzahlen produzierbar und / oder viel zu unbeliebt beim Kunden und / oder viel zu unrentabel, je nach dem, wen man fragt. Ich vermute ja viel mehr, es den Autobauern bloß um die eigene Kohle auf dem Bankkonto geht und der Rest ihnen scheißegal ist. Die Frage, ob Elektroautos der Weisheit letzter Schluss sind, ist deshalb in unserem wundervollen Land auch eine Frage des Geldes.

Geplant war ja, die Karren so nach und nach zuerst als extrem teures Gadget für die superreiche Managerehefrau mit Ökokomplex einzuführen. Die sollte dann vor ihren ebenso vor Geld stinkenden Scampilutschfreundinnen mit ihrer ach so umweltfreundlichen gummibereiften Kasperbude angeben können. Alle zusammen sollten moralisch beruhigt werden, damit Daddy auch weiterhin mit seinem V8 Diesel die 10 Kilometer bis zu seiner Sekretärin mit dem Golf TDI seines Pförtners und dem Volvo Kombi seiner Bandarbeiterin um die Wette im Stau stehen kann. Wenn die Kiste sich dann als "Szene-Luxus-Gadget" durchgesetzt hat, die Preise etwas senken und die nächste Einkommensschicht beglücken und so weiter und so fort, bis dann in vielleicht 10 Jahren das Ding zum Massenprodukt wird und die Bonzen der Automobilhersteller an den bekloppten Trendsettern alleine Milliarden verdient haben.

Hat nur nicht ganz geklappt. Irgendwie ist irgendjemandem mit genügend Followern aufgefallen, dass es keinen echten Grund dafür gibt, warum Elektroautos so kacke aussehen und so scheiße zusammengedübelt sind, wie das, was bis dahin versucht wurde, für selbst für die Maßstäbe der Automobilbranche unverschämt viel Geld zu verkaufen. Oh Wunder der Choreographie: Niemand sah ein, für eine elektrifizierte Sardinenbüchse mit mikroskopischem Platzangebot, dafür aber ohne Extras, genauso viel Geld auf den Tisch zu legen, wie für eine ausgewachsene Familienlimousine. Stattdessen brachte jemand aus USA eine Elektrokarre auf den Markt, die für "nur noch" mehr als 100.000 Euro in Stückzahlen zu haben war, dafür aber auch richtig viel Auto und etliches an Schnickschnack mitbrachte. Vor allem aber: Gratis volltanken!

Scheißegal was die Karre kostet, nie wieder für's Tanken bezahlen! Zack, Auftragsbücher voll. Leicht pikiert sehen sich seit dem unsere edel gesonnenen und einzig dem Umweltschutz und dem Wohl des Kunden verschriebenen Wohltäter in den Chefsesseln und Vorstandsetagen der hiesigen Automobilindustrie ein wenig an den Schwanz gepackt und am Nasenring durch die Manege geführt. Ach, man kann sowas also doch in toll bauen? Sogar mit Autopilot und allem Gedöns? Und sogar in echten Stückzahlen? Und Ihr könnt das nicht? Na dann bestelle ich mal in USA...

Eilig bemüht sich seit dem unsere edle, einzig der Verbesserung der Welt verschriebene Automobilindustrie, irgendetwas zusammen zu klempnern, was auch nur ansatzweise so geil ist, wie jenser endgeil gehypte Asphaltabnutzer aus Palo Alto. Vergebens, bislang, aber das kommt sicher noch. Ganz bestimmt. So wie ja auch der zweite Außenspiegel, Sicherheitsgurte, Klimaanlagen, das dritte Bremslicht, Navi, Autoradio mit Verkehrsfunk, Automatikantriebe und ABS zuerst bei uns in Serie und für die Masse bezahlbar auf den Markt kamen.

Etwas unangenehem ist dabei allerdings die Diskussion, wie denn das nun im Detail so aussieht mit dem Umweltschutz. Nur weil hinten nichts mehr 'rauskommt, was stinkt, heißt das ja noch lange nicht, dass es auch toll für die Umwelt ist. Siehe Gold. Oder Strom aus Braunkohle. Im Fall des Elektro-Autos ist die Denkweise des im höchsten Grade umweltbewussten Bürgers, der sein TK-Fleisch für zwei Euro bei Aldi kauft, um es auf dem Gril für tausend Euro in Brikett zu verwandeln, ja die: Strom kommt aus der Steckdose, also ist der Öko.

Leider nein. Legt man die hoffnungslos geschönten vom Hersteller angegebenen Abgaswerte aktueller Arbeitsplatzgaranten zugrunde, dann erzeugt ein Golf 1.0 TSI bei 4,8 l/100 km Sprit auf 113,8 g CO2 pro km. Als 1.6 TDI Diesel und einem offiziellen Verbrauch von 4,1l kommt derselbe Wagen auf 108,6 g CO2 pro km. Zum Vergleich: Der SUV ist mit 25% Anteil an den Neuzulassungen 2017 das beliebteste Auto von trendbewussten Jungmüttern und anderen stadtbewohnenden Langstreckenvermeidern. Der BMW X1 und der VW Tiguan sind da ganz weit vorne. Der X1 xDrive25i (Benziner) wird angegeben mit 6,5l/100km und 149g CO2/km. Als Diesel gönnt sich dieser praktische Stadtwagen offiziell 5,2l/100km bei 138g CO2/km. Der Tiguan Join 2.0 TSI 4Motion kommt als Benziner offiziell mit 7,7l/100 km und 177g CO2/km aus, als 2.0 TDI SCR 4Motion (Diesel) 6,4l/100 km und 167g CO2/km.

Während man beim Verbrenner hinten in den Auspuff einfach irgendein Messgerät reinklemmt und irgendwann weiß, was und wieviel da rauskommt, ist das bei Elektroautos so eine Sache. Wie berechnet man denn deren Umweltbelastung? Ein Tesla P100D (für "nur noch" etwas mehr als 165.000 Euro in der Komplettausstattung) wird mit einer 100 kWh Batterie angegeben mit 613km Reichweite. Pi mal Daumen ergibt das wohl einen Verbrauch von 0,163 kWh/km. Der Renault Zoe, meistverkauftes Elekto-Alibi in Europa, verbraucht 0,133kWh/km.

Das Umweltbundesamt - natürlich völlig neutral und absolut glaubwürdig, weil garantiert frei von jeglichen Interessen agierend und seit 2013 fest in der Hand der SPD - gibt an, dass 2016 bei der Produktion einer kWh Strom 527 Gramm C02 entstanden sind. Für den Tesla P100D ergibt das rund 88g CO2/km und für den Renault rund 70g CO2/km. Das ist zwar weniger, aber so richtig sauber ist das am Ende auch nicht. Zumal: Oben drauf kommt auch noch die Produktion des Akkus, der mit 150-200 Kilogramm CO2 pro Kilowattstunde auf die Bilanz drückt. Die Entsorgung nicht eingerechnet.

Wer also seine Elektrobüchse wirklich CO2-neutral verheizen will, muss - den üblichen deutschen Strom-Mix vorausgesetzt - lässige 100.000 Kilometer mit einem Akku schaffen. CO2-neutral sind Verbrenner, die mit regenerativen Kraftstoffen betankt werden, übrigens nach Pi mal Daumen 30.000 Kilometern. Immerhin: Der Akku eines Tesla soll 160.000 km lässig überleben.

Aber da gibts doch noch diese Wasserstoffdingens... Ja. Nein. Die Entwicklung dieser Antriebe stockt aus vielen Gründen. Mal abgesehen davon, dass es gar kein Wasserstofftankstellennetz gibt. "Effizient" geht einfach anders. Die Motoren sind extrem empfindlich. Die Wasserstoffkatalysatoren brauchen Platinmembranen, die unwesentlich arschteuer und hyper empfindlich gegen so ziemlich alles sind. Besonders winzige Fremdkörper und Kälte mögen die total. Insgesamt zicken diese Antriebe noch so dermaßen rum, dass bis zur ernstgemeinten Serienreife noch ein paar Jahre mehr vergehen werden. Der E-Motor wird deshalb wahrscheinlich das "Rennen" um den nächsten Vermarktungshype gewinnen.

Ob der E-Motor allerdings auch das Rennen um den Umweltschutz gewinnt, ist fraglich.


Bild: Kaique Rocha / Pexels

Mittwoch, 1. Oktober 2008

Überschrift des Tages (84)

Okay, nicht ganz eine Überschrift, aber eine grandiose Aussage:

Trittin: Die Grünen verhindern erfolgreich Kohlekraftwerke. - Tagesschau
Ja, "überall", nur nicht da, wo sie es versprechen...

(Quelle: Tagesschau)

Samstag, 19. Juli 2008

Neulich in der Wildnis

Naturdoku mal anders:

(Teil 1)
(Teil 2)
(Danke gondi)

Montag, 30. Juni 2008

Strom?

KernkraftwerkDer SPD wurde nachgesagt, sie denke über eine Sondersteuer für Atomstrom nach, was aber umgehend dementiert wurde. Der CDU wird nachgesagt, sie wolle in Deutschland "den Ausstieg vom Ausstieg" und bezeichnet Kernenergie als Öko-Energie. Währenddessen steigt der Preis für Rohöl ins Unermessliche und damit auch die Preise für Gas und Energie insgesamt. Keine der "Volksparteien" legt ein auch nur ansatzweise tragfähiges Konzept für die Zukunft vor und alle üben sich in Augenwischerei. Bleiben die aktuellen Vereinbarungen bestehen, wird das letzte Atomkraftwerk in Deutschland 2020 bis 2022 vom Netz gehen. Wie man in diesem Zusammenhang die Ankündigung von Toshiba (weltweit Nummer 2 im Kraftwerksbau) verstehen soll, bis 2020 mindestens 65 neue Kernkraftwerke zu bauen, davon 31 in den USA, darf sich jeder selber überlegen. Der Präsident von Toshiba, Atsutoshi Nishida, sagt jedenfalls:
"Um die vereinbarten Klimaschutzziele zu erreichen, ist der Bau neuer Atomkraftwerke notwendig." "Die Halbierung der Emissionen bis 2050 ist anders gar nicht zu erreichen."
Da unsere Kernkraftwerke langsam aber sicher ein problematisches Alter erreichen, ist mit einer Verlängerung der Laufzeiten auch nicht jedes Problem zu lösen. Bedenkt man zusätzlich, dass der Bedarf an elektrischer Energie zunehmen wird, ist die Frage berechtigt, wo die Energie denn herkommen soll. Denkt man gerade an die auf jeden Fall kommende Umstellung auf Elektroautos, ist die Frage sogar noch viel drängender.

Was sagen denn die Parteien dazu? Die Grünen bezeichnen sich vehement als DIE die Anti-Atom-Partei. Deren Fraktionschefin, Renate Künast, sagte erst neulich:
"Wir Grüne halten ohne Wenn und Aber an der Notwendigkeit des Atomausstiegs fest."
Auch die Linke fordert den Ausstieg aus der Kernenergie und will diesen sogar beschleunigen. Die SPD will ebenfalls am Ausstieg festhalten. Die FDP fordert einen "ideologiefreien Umgang" mit dem Thema Kernenergie, was wohl als grundsätzliches "Ja" zur Kernkraft zu verstehen ist. Die CDU will offen den "Ausstieg vom Ausstieg".

Aktuell werden Alternativen wie "Solarenergie", "Windparks", "Biogas", "Gezeitenkraftwerke" und Ähnliches angeführt, aus denen Deutschland mit Elektrizität versorgt werden soll. Zwar weiß keiner so richtig, wie man das überhaupt bezahlen, geschweige denn überhaupt aufbauen soll, aber das sind die ernsthaft ins Feld geführten Idee, die allesamt "besser" sein sollen, als Kernkraftwerke, obwohl manche dieser Technologien bislang nur auf dem Papier ihre Kosten-Nutzen-Effizienz bewiesen haben. Auch die Idee, aus dem Ausland den Strom einzukaufen, hilft nicht viel, denn Frankreich zum Beispiel, von wo wir einen Großteil unseres importierten Stroms einkaufen, produziert seinen Strom mit Kernkraftwerken.

Wollen wir wetten, dass in Deutschland bald (Stichwort "Bundestagswahl") ein paar neue Meiler in Auftrag gegeben werden?

(Quelle: dpa, Netzeitung)

Montag, 23. Juni 2008

Freiheit für Python!

PeTA nackt ProtestWer mit Softwareentwicklung zu tun hat, der kennt vielleicht die Firma "Django". Django stellt nicht nur ein sogenanntes "Framework" her, sondern veranstaltet auch monatliche Treffen für Programmierer, wo die über ihre Software fachsimpeln können. Normalerweise ein großer Spaß für alle Beteiligten. Irgendwo in den USA, genauer in Lawrence, Kansas, findet das statt. In den USA gibt es allerdings nicht nur Programmierer, die sich treffen. Dort gibt es auch andere Menschen.

Eine nicht zu verachtende Gruppe eben jener "anderen Menschen" kam denn auch neulich zum letzten Treffen, dem sogenannten "hackathon". Diese Gruppe bestand aus 25 bis 30 Trenchcoat tragenden Frauen. Um exakt viertel nach acht zogen die Frauen ihre Trenchcoats aus und waren... nackt. So standen sie herum und trugen Schilder mit Aufschriften wie zum Beispiel "How many lives just for a coat?" ("Wieviele Leben für einen Mantel?") und "Snakes are Animals, and Animals are People!" ("Schlangen sind Tiere und Tiere sind Menschen!")

Die Programmierer waren etwas verwirrt, nicht nur, weil sie mit den Tierschutz-Slogans wenig anfangen konnten, sondern wahrscheinlich auch deshalb, weil sie selten jenseits des Monitors nackte Frauen zu Gesicht bekommen. Noch dazu ohne sie vorher bezahlen zu müssen und dann auch noch in solchen Mengen. Wäre jedenfalls naheliegend.

Der Chef-Designer von Django, Jacob Kaplan-Moss, brachte die Verwirrung auf den Punkt:
"What the hell is going on? This is fucking incredible."
Sinngemäß: "Was zur Hölle geht hier vor? Das ist verdammt noch mal unglaublich." Noch nie war etwas Vergleichbares jemals vorher bei einem der hackathons passiert. Niemand hatte eine Erklärung. Jacob Kaplan-Moss wies aber auf eine noch viel wichtigere Erkenntnis hin:
"They’re all naked, and these chicks don’t shave anything!"
Die wohl wichtigste Erkenntnis: "Sie sind alle nackt und sie rasieren sich nirgends!" Letzteres eine nahezu unglaubliche Erkenntnis: Es gibt Frauen, die sich nicht rasieren. Wie war das mit der Sache mit der Bekanntschaft vom Monitor...? Jedenfalls, jemand nahm sich ein Herz und fragte nach, was die Damen denn nun eigentlich auf dem Herzen hatten. Die Antwort war verblüffend:
"We know what they’re doing in there. They’re hacking pythons. It’s barbaric and we won’t leave until the last snake has been saved."
"Wir wissen, was die da drinnen tun. Sie zerhacken Pythons Das ist barbarisch und wir werden nicht eher gehen, bis nicht die letzte Schlange gerettet wurde." Die Damen kamen von PeTA - je nach dem wen man fragt steht das entweder für "people eating tasty animals" oder für "People for the Ethical Treatment of Animals". Die Damen jedenfalls waren sich überhaupt nicht darüber im Klaren, dass "Python" im Englischen zwar völlig richtig die Bezeichnung einer Reptilienfamilie ist und "to hack" ebenfalls vollkommen richtig mit "zerhacken" interpretiert und in diesem Kontext ebenso brutal wie falsch ist. "Python" ist ebenfalls der Name einer Programmiersprache, mit der sich eben jene Firma - Django - beschäftigt und im Zusammenhang mit Computern meint "hacking" nicht unbedingt das Benutzen von Messern und Äxten.

Als Guido Van Rossum, der Erfinder von Python nach seiner Meinung über die protestierenden Frauen befragt wurde, meinte der nur:
“What’s a woman?”
Was dieser Mann wohl auf die Frage "Was ist PeTA?" antworten würde?

(Quelle: Techfaux, danke hooray_dr)

Samstag, 14. Juni 2008

Bilderbacklog

Das Problem beim Machen vieler Bilder besteht unter anderem darin, dass auch mal viele Bilder liegen bleiben. Hier gleich drei Alben der letzten Wochen...

Freitag, 13. Juni 2008

Kreationisten und die wahre Welt

Gertrudenkirche OldenburgDamit das ungläubige Pack in Deutschland die Sache mit dem Schöpfungsplan auch endlich mal begreift, haben sich ein paar Schweizer überlegt, dass es doch ein prima Plan wäre, wenn sie in Deutschland ein biblisches Begegnungszentrum aufbauen. Im Raum Heidelberg soll es entstehen und dort soll nicht nur die Arche Noah im Maßstab 1:1 aufgestellt werden. Die Firma Genesis-Land AG. Deren Chef, Gian Luca Carigiet, ist wiederum Vorsitzender von ProGenesis (nicht zu verwechseln mit "progenesis").

Nach eigenen Worten ist ProGenesis
"ein Verein, der es sich zum Ziel gesetzt hat, die breite Öffentlichkeit darüber aufzuklären, dass die Evolutionslehre nach wie vor eine unbewiesene Theorie ist, dass die Bibel entgegen den Behauptungen moderner liberaler Theologen und evolutionsgläubiger Wissenschaftlern auch historisch relevant ist und dass der dreieinige Gott der Bibel weder ein mythologisches Märchen noch ein der Natur innewohnendes Urprinzip ist, sondern eine erfahrbare Realität".
Diese Zielsetzung wird detailliert erklärt und ist tatsächlich ernst gemeint. Kurz gesagt, dieser Verein will, dass die Bibel zwingend von jedem als faktische Grundlage allen Seins anerkannt und aufgeklärte Wissenschaft sowie alle nicht christlichen Lehren als Humbug abgelehnt werden, sofern sie im Widerspruch zum Wortlaut der Bibel stehen.

Mit dieser Präambel will der Verein im Raum Heidelberg "die Zeit von der Schöpfung bis zur Sintflut" darstellen, "in der Mitte das Alte Testament" "rechts die Zeit von Jesus Christus" bis zur Erschaffung eines "neuen Himmels und einer neuen Erde". Ein Themenpark, der auch Achterbahn und Wildwasserbahn enthalten soll. Das Projekt ist auf Rendite ausgelegt und natürlich, so Carigiet, der zufällig auch Unternehmensberater ist, werde die Rendite reinvestiert. Diese Rendite sollen vor allem Restaurants und Geschäfte liefern. Ein Schelm, der glaubt, es ginge beim Glauben am Ende nur um den Mammon.

Im Kern lebt der Kreationismus davon, dass die Evolution nicht minutiös beweisbar sein soll. Es gibt, so die Überzeugung der Gläubigen, keinen Schlüssigen Beweis dafür, dass sich die Arten aus gemeinsamen Vorfahren und letztendlich aus "der einen Urzelle" entwickelt haben. Evolution als Zufallsprodukt ist in ihren Augen undenkbar und nur ein "höherer Wille" oder "Plan" kann überhaupt jemals dazu geführt haben, dass es heute z. B. den Menschen gibt. Die Crux der Wissenschaftler ist, dass Evolution über lange Zeiträume wirkt und nicht mit Vollgas von heute auf morgen. Jedenfalls war das bis jetzt so.

New Scientist berichtet von Richard Lenski, Biologe der Michigan State University. Der nahm vor zwanzig Jahren ein einzelnes Escherichia Coli Bakterium und legte daraus im Labor 12 Kulturen an. Diese 12 Kulturen haben seit dem rund 44.000 Generationen durchlaufen und werden kontinuierlich von Richard Lenski beobachtet und überwacht. Das war zum weit überwiegenden Teil ziemlich langweilig, weil die Bakterien irgendwie immer genau das taten, wie ihre Kollegen, Vorfahren und Kinder.

Allerdings irgendwo um die 31.500ste Generation herum passierte mit einem Stamm der E. Colis etwas merkwürdiges. Von heute auf morgen entwickelte diese Kultur die Fähigkeit Zitrate zu verdauen. Die Unfähigkeit Zitrate zu verdauen ist der Indikator für Biologen weltweit, anhand dessen E. Coli von anderen Bakterien unterschieden wird. Diese Fähigkeit galt bislang als "jenseits der Möglichkeiten" von E. Coli.

Lenski ging davon aus, dass es sich um eine Mutation handeln müsse. Um herauszufinden welche Art von Mutation vorliegt, griff er auf die Exemplare zurück, die alle 500 Generationen von jedem Stamm tiefgekühlt gelagert werden. Das erlaubt ihm, jede Kultur an jedem beliebigen Punkt erneut zum Leben zu erwecken und deren Entwicklung von da an erneut ablaufen zu lassen. Lenski fand nicht nur heraus, dass irgendwo um Generation 20.000 herum in Stamm derjenigen Kultur, die später das Verdauen von Zitraten entwickelte, es zeigte sich auch, dass alle folgenden aus diesem Stamm angelegten Kulturen früher oder später dieselbe Fähigkeit entwickelten, die anderen jedoch nicht, obwohl für alle exakt dieselben Voraussetzungen galten.

Das Experiment zeigt, dass Evolution nicht immer zum bestmöglichen Resultat führt, sondern manchmal eben doch zufällige Ereignisse zu Veränderungen in einer Population führen können, die andere Populationen derselben Art nicht erleben. Kreationisten behaupten, dass eben genau das nicht möglich sei: Sie behaupten, dass sich keine komplexen Eigenschaften durch rein zufällige Ereignisse entwickeln können. Lenskis Beobachtung, die durch Andere Wissenschaftler inzwischen bestätigt wurde und jetzt weltweit sehr detailliert untersucht wird, beweist das Gegenteil.

(Quelle: New Scientist, Zeit)

Freitag, 6. Juni 2008

Down the road

Die von mir vermutete Fangemeinde ist größer, als ich dachte. Zitat:
"Wandern und Einrad ist für Anfänger"

MetalMonster

Don't try this at home...

(Danke, Metalmonster)

Mittwoch, 4. Juni 2008

Wanderwege

Neulich, da hatte man mich auf so einen Trampelpfad hingewiesen, irgendwo da in Spanien. Fand ich schon ziemlich klasse, was sich die Leute da so alles antun, um herauszufinden, ob sie sich selber aus dem Genpool entfernen oder nicht. Es gibt aber auch Leute, denen ist das Wandern zu Fuß einfach zu langweilig. Die nehmen dann irgendwelche Räder. Und je älter sie werden, desto weniger Räder benutzen sie.

So wie zum Beispiel Terry "UniGeezer" Peterson, der mit 52 Jahren den sogenannten "Iron Mountain Trail" nahe San Diego, Californien, auf einem Einrad runterradelt...

Nachahmer? Gibts bestimmt!

Gen-Food die Rettung?

Banane - WikipediaMagst Du Bananen? Ja? Prima, dann genieße sie, solange es noch geht, denn wenn die Wissenschaftler Recht haben, dann steht es um "unsere" Banane nicht gut. Wenige wissen, dass die Banane, die wir heute essen, nicht die Banane ist, die unsere Großeltern kannten. Die Version unserer Großeltern war größer, leckerer und insgesamt in jeder Hinsicht "besser". Diese Sorte hieß "Gros Michel". Der Grund, warum wir diese Sorte heute nicht mehr im Laden haben ist der, dass diese Sorte im Prinzip ausgestorben ist.

Das wiederum lag an einem extrem virulenten Pilz, der sogenannten Panama Krankheit (Fusarium oxysporum, Fusariumwelke), der Bananen befällt. Um 1960 herum hatte dieser Pilz beinahe alle Gros Michel befallen und vernichtet. In fast wörtlich letzter Minute fanden Züchter und Forscher die heute angebaute Variation, die Cavendish. Gegen den Pilzbefall ist kein Kraut gewachsen und es gibt kein Gegenmittel. Die Cavendish erwies sich als resistent, während die Gros Michel immer schneller ausstarb.

Inzwischen mehren sich die Anzeichen, dass die Cavendish eben nicht resistent zu sein scheint. Ein neuer Stamm Erreger, der zuerst in Malaysia auftauchte, befällt die Cavendish mit einer galoppierenden Geschwindigkeit und vernichtet Pflanzen in großer Zahl. Dazu kommen auch die nicht ganz unbekannten Probleme der Züchter und Pflanzer, die das Problem gerne ignorieren und seine Existenz und Bedeutung abstreiten.

Inzwischen verbreitet sich die Krankheit auf der ganzen Welt, wird durch den internationalen Handel und Verkehr auch dort hin getragen, wo diese Krankheit ursprünglich vollkommen unbekannt war. Sollte die Krankheit die Afrikanischen Plantagen befallen, sind Millionen von Menschen von Hunger bedroht, denn die Banane ist in Afrika eins der Grundnahrungsmittel. In Uganda macht die Banane zum Beispiel knapp 80% der Ernährungsgrundlage der Bevölkerung aus.

Im Moment suchen Wissenschaftler im Labor nach einer Banane, die resistent gegen den Pilz ist, aber es sieht so aus, dass nur per Eingriff in den genetische Code der Pflanze überhaupt Hoffnung besteht, die Banane zu retten. Der Haken dabei ist, dass alle Kundenbefragungen deutlich machen, dass weltweit genetisch manipulierte Bananen (und nicht nur die) abgelehnt werden. Niemand will "Gen-Obst" auf dem Tisch haben, selbst wenn nachgewiesen würde, dass das Obst absolut sicher ist.

Wir stecken offenbar in fantastischen Zwickmühle. Entweder öffnen wir uns für genetisch veränderte Lebensmittel, oder wir sind nicht nur Schuld am Verschwinden einer unserer liebsten Obstsorten, sondern auch an einem massiven Hungerproblem.

Ich bin mal gespannt, wie wir da wieder raus kommen.

(Quelle: The Scientist)

Mittwoch, 12. März 2008

...und das alles wegen 0,006 Grad Celsius

ThermometerIch wurde gerade auf eine interessante Liste hingewiesen, die sich "A complete list of things caused by global warming" nennt und aus ziemlich vielen Stichworten mit Links zu ebtsprechenden Studien oder Berichten besteht. Durchaus einen Blick wert, denn wer hätte gedacht, dass durch die globale Erwärmung zum Beispiel Akne vermehrt auftreten kann oder Bordelle unter Personalproblemen leiden?

(Danke Stefan)

Mittwoch, 23. Januar 2008

Preis des Wohlstands

SchornsteinWir zahlen nicht genug für den Strom, den wir verbrauchen. Findet jedenfalls die EU. Darum wird in Deutschland jetzt richtig zugelangt. Die EU hat sich überlegt, dass Deutschland, das ja noch gar nichts gegen den Klimawandel tut, jetzt gefälligst mal zulegen darf. Alle 27 Mitgliedsstaaten der EU müssen sich in Sachen Klimaschutz anstrengen, aber da Deutschland nach Ansicht der Experten die Verpflichtungen ja aus der Portokasse zahlen kann, dürfen wir mal eben unsere Anstrengungen per Dekret verdoppeln. Der Anteil sogenannter "erneuerbarer Energien" am Verbrauch muss bis 2020 auf 18 Prozent verdoppelt werden, so der Beschluss der EU.

Die Kosten für die Wirtschaft sind wohl eher niedrig, die Auswirkungen auf die Arbeitsplätze werden relativ gering sein, insgesamt wird man wirtschaftlich eine rote Null erwarten können, so sehen das jedenfalls die Experten des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW). Allerdings soll der gleichzeitig der CO2-Ausstoß von Straßenverkehr, Privathaushalten, Landwirtschaft und Dienstleistungen um 14 Prozent gesenkt werden und der Emissionshandel für die Industrie verschärft werden. Damit will Brüssel den CO2-Ausstoß bis 2020 um ein Fünftel senken.

Die Vorschriften für die Industrie greifen besonders stark bei der Stromerzeugung ein. Die Preise für die Stromerzeugung werden mit Sicherheit steigen, da der CO2-Ausstoß reduziert werden muss und verstärkt erneuerbare Energien eingesetzt werden müssen. Das wird auf die Kunden abgewälzt. Man rechnet mit einem Anstieg von mindestens 10 bis 15 Prozent. Insgesamt werden die EU-Vorschriften das Bruttosozialprodukt Deutschlands mit ca. einem halben bis einem Prozentpunkt belasten.

Damit wird Deutschland insgesamt stärker belastet, als die übrigen Mitgliedsländer, aber das sei absolut legitim, so die EU, denn schließlich kann Deutschland angesichts seiner wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit leicht stärkere Verpflichtungen übernehmen. Länder wie Polen oder Rumänien dürfen im Gegenzug ihren CO2-Ausstoß sogar noch steigern.

Wie war das noch? Wohin war Nokia gerade warum abgewandert? Wie viele Arbeitsplätze waren davon betroffen? Die Kosten für die Umsetzung dieser Vorschriften veranschlagt die EU mit drei bis sechs Euro pro Bürger pro Woche. Das sind dann pro Jahr für jeden Bürger zwischen knapp 150 und mehr als 300 Euro. Jetzt raten wir mal, wer diese Kosten tragen darf. Wir haben es ja.

Gleichzeitig ist den Wirtschaftsfachleuten auch klar, dass diese Vorschriften verschiedene Wirtschaftsbereiche unterschiedlich stark treffen werden. Die Produktion von Stahl, Aluminium oder Zement werden deutlich stärker getroffen, da hier besonders viel Energie verbraucht wird. In diesen Bereichen ist davon auszugehen, dass Unternehmen abwandern und Arbeitsplätze verloren gehen und die Emissionen dann im Ausland entstehen. Insgesamt sei es jedoch "ein kleiner Teil der Volkswirtschaft, der unter diese Probleme fällt" und deshalb dieses Problem zu vernachlässigen. Gibt ja genug Arbeitsplätze.

(Quelle: dpa, heute)

Donnerstag, 15. November 2007

Umweltschutz

Jemand nannte das, was wir so generell als "Beerdigung" bezeichnen "rituelle Beseitigung von Sondermüll". Gemessen an der Belastung der Umwelt mit dem, was da so alles in der Erde verscharrt wird, ist der Begriff "Sondermüll" gar nicht so weit weg von der Realität. Auch die Kisten, die dazu verwendet werden, sind ja nun nicht gerade ökologisch sinnvoll, wenn man sich überlegt, wieviel Holz da verbraten wird. Und Lack, Metall und was weiß ich nicht noch alles.

Hazel Selina, eine Designerin aus England, hat sich gerade dem Teil mit dem Holz angenommen und sich eine etwas öko-verträglichere Lösung ausgedacht. Sie hat den "Ecopod" entwickelt. Das ist ein stylisch geformter Sarg. Aus Altpapier. Sie bietet nicht nur Särge an, die sich nach ihren Worten sowohl für die Beerdigung als auch für das Verbrennen eignen und dabei keine Giftstoffe produzieren, sondern auch Urnen. In vielen interessanten Designs und Farben.

Wer also schon immer mal der Umwelt nach seinem Ableben etwas Gutes tun wollte: Die Firma Ecopod in England kann da vielleicht weiterhelfen. Preise und weitere Informationen gibt es allerdings nur auf Anfrage.

Mittwoch, 19. September 2007

Bilderrätsel

Auf den ersten Blick ein hübscher Effekt...

Baum
Auf den zweiten Blick... hart. Einfach nur hart.

(danke Gex)

Sonntag, 9. September 2007

Freitag, 6. Juli 2007

Mit Musik gegen den Klimaschutz

Auspuff und AbgaseAm Wochenende soll an vielen Orten in der Welt mit Konzerten Stimmung gemacht werden gegen den Klimawandel. Unter dem Banner "Live Earth" sollen sich 24 Stunden lang Bands und Musiker gemeinsam gegen die Umweltpolitik stellen und wollen erreichen, dass in Zukunft weniger Schadstoffe, insbesondere C02 in die Atmosphäre gelangen.

Tolle Idee, nicht wahr? So ein Konzert in einem Stadion verbraucht ja auch gar keinen Strom, weil sich so eine 60.000-Leute-Arena vollkommen ohne Energie betreiben lässt. Es finden ja auch überhaupt nur dort Umweltschutzkonzerte Konzerte statt, wo es auch mindestens Stadien dieser Größenordnung gibt. Dafür aber dann auch rund um den Globus verteilt. Die Übertragung dieses Spektakels nebst der zum Empfang betriebenen Fernseher verbraucht natürlich auch gar keinen Strom und den auftretenden "Künstlern" geht es natürlich überhaupt nicht darum, die eigenen Produkte, zu deren Produktion natürlich auch ausschließlich umweltfreundliche Verfahren eingesetzt werden, die keinerlei Strom verbrauchen, zu promoten...

Warum nur sind ausgerechnet Frimen wie der Autohersteller Smart, der Kraftwerksanlagenbauer Philips, Getränkehersteller Pepsi, Kfz-Versicherer ensurance und Microsoft Hauptsponsoren des Events? Warum findet sich unter den Partnern genau eine einzige etablierte Organisation, der es zumindest laut Selbstdarstellung überhaupt in der Hauptsache um Umweltschutz geht? Warum sind alle anderen "Partner" in Sachen Umweltschutz solche, von denen man nicht nur noch nie irgendetwas gehört hat, sondern auch - welch Überraschung - "neu gegründet"?

Und warum ist so eine Verarsche eigentlich nicht strafbar?

Donnerstag, 28. Juni 2007

Umweltpublicity (2)

SternTVVor einigen Tagen da sorgte die Geschichte mit den Magazinen von Greenpeace bei Lidl für einige Aufmerksamkeit und der Verdacht wurde geäußert, dass da irgendwie vielleicht ein ganz klein wenig Mauschelei im Spiel sein könnte. War Lidl beim vorletzten Pestizid-Test der Umweltorganisation noch auf dem letzten Platz gelandet, so schaffte es die Handelskette beim diesjährigen Test mit Abstand auf Platz 1 der Liste.

SternTV machte sich die Mühe und fragte nach. Im Interview wurde vehement von Lidl und Greenpeace bestritten, dass es irgendeinen Zusammenhang zwischen dem Direktkauf der Magazine und dem Testergebnis gab. Von jeder Auflage des Magazins kauft Lidl rund 60.000 Exemplare zum Preis von geschätzt 2 Euro direkt und ohne dem sonst branchenüblichen Rücknahmemodus beim Greenpeace gehörenden Verlagshaus.

SternTV machte deshalb in den letzten beiden Wochen die Probe aufs Exempel und nahm in Köln, Berlin und München Proben bei Lidl. Aber nicht nur da, sondern auch noch bei Tengelmann und bei Aldi (Nord und Süd). Die Proben wurden dann nach Österreich in ein Labor geschickt und dort untersucht. Randnotiz: Alle Labore in Deutschland verwiesen darauf, dass sie irgendwie mit Lidl oder einer der anderen Handelsketten verbandelt seien und deshalb eine entsprechende Untersuchung nicht durchführen könnten, da das für sie unmittelbare (negative) Konsequenzen hätte.

Die Untersuchung umfasste verschiedene Frischgemüse und Obstsorten und bezog sich explizit auf die Pestizidbelastung. Als Bewertungsmaßstab wurde derselbe verwendet, der auch in den Studien von Greenpeace verwendet wird. Es gab deshalb drei Kategorien, in denen das Resultat angesiedelt werden konnte: Grün - entsprechend unbedenklich bzw. keine nachweisbare Pestizidbelastung, gelb - entsprechend unbedenkliche Belastung entsprechend der Auffassung von Greenpeace, rot - starke Belastung und Überschreitung der zulässigen Grenzwerte.

Um es kurz zu machen: Diese Untersuchung ergab, dass weit über die Hälfte (58%) der bei Lidl getesteten Obst und Frischgemüse im grünen Bereich angesiedelt wurden und "nur" weniger als 10% der Proben "bedenklich" (roter Bereich, ich meine mich zu erinnern, dass es 6% waren, bin mir aber nicht so sicher) waren. Lidl war damit mit recht großem Abstand besser als Tengelmann und Aldi.

Die Untersuchung hat gezeigt, dass die Produkte bei Lidl tatsächlich einen recht hohen Qualitätsstandard erreichen, was die Belastung mit Pestiziden angeht. Es wurde allerdings auch betont, dass man bei Lidl auch auf die Berichterstattung der Presse reagiert hatte und jetzt in allen Filialen angeordnet wurde, die nicht verkauften Magazine wir vorher offen ins Altpapier zu werfen, sondern in der Müllpresse zu entsorgen. Irgendwie bleibt da doch ein komischer Nachgeschmack.

Samstag, 23. Juni 2007

Wie warm denn?

Thermometer - Temperatur rauf oder runter?Debatten um das Wetter werden ja schon länger gerne mal mit einiger Ausdauer geführt. Seit das Zauberwort "Klimawandel" die Runde macht, machen diese Grundsatzdiskussionen zunehmend einen irgendwie verbissenen Eindruck - siehe Heiligendamm. Jedenfalls steht man als mehr oder weniger ahnungsloser Zuschauer etwas ratlos neben den Streithähnen und fragt sich, was denn nun eigentlich Sache ist und warum sich alle so aufregen, was wiederum auch niemand so richtig schlüssig belegen kann, oder wer hat wirklich verstanden, warum es eine so dramatische Sache ist, wenn der Meeresspiegel um einen Zentimeter ansteigt?

Damit uns aber nicht langweilig wird und die Planlosigkeit der Akteure noch ein klein wenig gesteigert werden kann, hat sich kürzlich eine Gruppe Wissenschaftler aus Kanada zu Worte gemeldet. Nach deren Überzeugung ist nicht die Erderwärmung das Problem, sondern das genaue Gegenteil! Mit verschiedenen Methoden wiesen sie einen Zusammenhang zwischen der Sonne und dem Klima auf der Erde nach - was für sich genommen ja schon mal recht beeindruckend ist, denn wer wäre schon darauf gekommen, dass ausgerechnet die Sonne Einfluss auf unser Klima hat? Wie wir dank der Bildzeitung wissen, ist es doch eigentlich der Mars, der das Wetter beeinflusst!?

Diese Wissenschaftler unter der Leitung von R. Timothy Patterson, Direktor des Ottawa-Carleton Geoscience Centre, weisen jedenfalls darauf hin, dass die Sonne ca. 2020 in eine Phase der schwächsetn Sonnenaktivität seit mehreren Jahrhunderten eintreten werde und die Folge wird eine deutliche Abkühlung des Klimas sein. Davon soll besonders die Landwirtschaft in den äußersten, nördlichen Regionen der Erde betroffen sein, wo es dann ziemlich schwer werden könnte, Landwirtschaft zu betreiben. Ähnliches wurde auch schon vor etlichen Jahren von anderen prognostiziert, wie zum Beispiel 1974 im Time Magazine zu lesen war.

Also was denn jetzt? Warm? Kalt? Könnt ihr Euch mal entscheiden? Man weiß ja gar nicht mehr, in welche Panik man verfallen soll!

(Quelle: FoxNews)

Freitag, 22. Juni 2007

Spritverbrauch

Auspuff und AbgaseDie Diskussion über das Für und Wider des Klimawandels ist noch nicht voll im Gange, da kommen allerlei "interessante" Vorschläge auf den Tisch, wie man denn der drohenden Erwärmung der Atmosphäre Herr werden könnte. Der Emissionshandel war zum Beispiel einer der aktuelleren Coups, mit denen die Wirtschaft dazu gezwungen werden soll, mehr Geld in die Produktionsstandorte zu investieren. Damit aber auch der Verbraucher nicht ungeschoren davon kommt, hat man sich auch hier schon einiges ausgedacht.

Da sei zum Beispiel an den Wegfall der gesetzlichen Strompreisbindung zu nennen, der teilweise zu sehr deutlichen Preiserhöhungen zum Nachteil der Verbraucher führt. Im Gegenzug wird die Industrie gezwungen werden Verbraucher herzustellen, die auch wirklich keinen Strom verbrauchen, wenn sie ausgeschaltet sind. Mancherorts wird gar ein Verbot der "Standby"-Funktion diskutiert.

Eine nicht ganz so neue Idee in Sachen Klimaschutz ist die Begrenzung der Abgase, die durch den Individualverkehr produziert werden. Der Private Pkw ist wirtschaftlich und ökologisch gesehen reiner Irrsinn und ist eher Prestigeobjekt, denn Fortbewegungsmittel. Sehr zum Nachteil der öffentlichen Verkehrsmittel wie Bus und Bahn. Diese sind im Vergleich zum Pkw einfach zu teuer und zu wenig attraktiv, da besonders bei langen Strecken die öffentlichen Verkehrsmittel kaum mithalten können. Trotzdem hätten gerade diese Verkehrsmittel bei entsprechender Auslastung die deutlich bessere Energiebilanz aufzuweisen und sie sind nicht unbedingt vom Öl abhängig. Die Bahn und auch Straßenbahnen fahren mit Strom, den man auch anders produzieren kann

Damit die "Öffis" auf lange Sicht wieder mithalten können, müssen entweder die Preise für die Benutzung sinken, oder aber der Individualverkehr verteuert und erschwert werden. Die Preise senken wird schwierig, da hier bereits massiv subventioniert wird und eine weitere Kostensenkung kaum möglich ist. Den Individualverkehr verteuern ist dagegen aber recht einfach. Die immer wieder in der Diskussion auftauchende Pkw-Maut fällt einem da sofort ein. Auch erinnert man sich immer wieder an ein generelles Tempolimit, das besonders seit den frühen 1980er Jahren immer wieder in der politischen Diskussion auftaucht.

In der EU wird nun überlegt, ob man nicht auf dem Umweg über den Umweltschutz und die Produktionsrichtlinien ein Tempolimit einführen kann. Der aus England stammende Vorschlag besagt, dass ab 2013 in der EU keine Neuwagen mehr zugelassen werden sollen, deren Höchstgeschwindigkeit mehr als 162 km/h beträgt. Ausnahmen soll es nur für Polizei, Rettungsdienste und Militärfahrzeuge geben. Gleichzeitig soll der ab 2012 angestrebte Grenzwert von 130 Gramm/km CO2 ab 2020 auf 95 Gramm/km CO2 sinken. Und obendrein sollen die Hersteller von Pkw gesetzlich dazu verpflichtet werden, mindestens 20% der Werbefläche von Anzeigen oder Plakaten o. ä. für die Angabe von Verbrauch und Abgasausstoß und so weiter zu verwenden.

Die Reaktionen auf diesen Vorschlag kann ich mir gut vorstellen. Ich vermute, dass es ziemlich viel Tamm-Tamm um dieses Thema geben wird, denn das Tempolimit ist so etwas wie die heilige Kuh des Deutschen: "Freie Fahrt für freie Bürger" geistert noch immer im Kopf vieler Autofahrer herum. Dabei interessiert es die meisten kaum, dass ein Pkw im Durchschnitt über 90% seines Lebens nur herumsteht und an Wert verliert und es ist auch kaum jemandem klar, dass schon seit Jahren nur wenige Prozent bundesdeutscher Autobahnen tatsächlich frei von Tempolimits sind und auf noch sehr viel weniger Strecken die theoretische Höchstgeschwindigkeit des eigenen Wagens überhaupt ausgefahren werden kann.

Da stellt sich die Frage, was der Hintergrund für diese Ambitionen ist. Es ist mehr als offensichtlich, dass die Spritpreise einen direkten Einfluss auf die Ökonomie eines Landes haben. Es ist auch bekannt, dass Tempolimits nicht gerade unumstritten und politisch äußerst sensibles Terrain sind. Warum aber dennoch der Aktionismus? Die Antwort liegt auf der Hand: Wir sind in Sachen Treibstoff von den Exporteuren abhängig. Die wiederum diktieren die Preise anhand ihrer geschätzten Vorräte und der Nachfrage am Markt. Die Vorräte werden weniger und die Nachfrage am Markt steigt - man denke unter anderem an China und Indien - was zwangsläufig dazu führt, dass der Preis auch in Zukunft kontinuierlich steigen wird. Irgendwann wird der Preis Regionen erreichen, in denen er zu einem unkontrollierbaren politischen Problem werden kann.

Mal ganz stark vereinfacht: Der Verbraucher leitet nicht ganz unberechtigt aus dem Umstand, dass er unbegrenzt Sprit verbrauchen kann, das Recht ab, auch unbegrenzt Sprit verbrauchen zu dürfen. Dadurch wird der Sprit immer schneller immer knapper und dadurch auch teurer (siehe oben), denn der Verbrauch insgesamt steigt. Solange Mobilität Garant für die soziale Stellung ist und Mobilität über den Individualverkehr definiert wird, entsteht daraus ein gesellschaftlicher Zwang an diesem "Spiel" teilzunehmen. Wer kennt nicht die Stellenanzeigen "eigener Pkw erwünscht" oder auch die Forderungen der BA nach Mobilität im Radius bis zu 200 Kilometer um den eigenen Wohnsitz herum?

Irgendwann ist auf diesem Wege aber die Schwelle erreicht, dass über den Preis ein gesellschaftlicher Bruch entsteht (als Trennlinie der Unterschied zwischen denjenigen, die sich Benzin leisten können und jenen, die das nicht können). Ist dieser Zustand erreicht, besteht die zunehmende Gefahr gesellschaftlicher Krisen bis hin zu Unruhen, denn die Möglichkeit seine soziale Stellung zu erhalten und ausbauen zu können wird "plötzlich" durch den Spritpreis torpediert.

Die Appelle an die Gesellschaft doch bitte freiwillig weniger Sprit zu verbrauchen und mehr öffentliche Verkehrsmittel zu benutzen, sowie an die Industrie, doch bitte nicht so drastische Spritfresser zu bauen, haben nicht wirklich zum Ziel geführt. Da die Abhängigkeit vom Öl aber maßgeblich vom Individualverkehr abhängt, müssen die Regierungen "irgendwie" an dieses Thema ran, koste es, was es wolle. Es geht deshalb bei der Frage um die Regulierung des Benzinverbrauchs weniger um die Frage der Gerechtigkeit, sondern eher um die Frage der Notwendigkeit und die ist ganz klar früher oder später gegeben.

Ob das allerdings bedeutet, dass der britische Vorschlag deshalb "der richtige Weg" ist, lasse ich mal offen, allerdings ist das Argument des Umweltschutzes in meinen Augen mehr als zweifelhaft.

(Quelle: AFP)