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Samstag, 23. Februar 2019

Zitat des Tages (22)

"Dateien, die die schrecklichen Taten hätten dokumentieren und die Verantwortlichen benennen können, wurden zerstört oder gar nicht erst erstellt. Die für die Strafverfolgung festgelegten Verfahren und Prozesse wurden bewusst nicht eingehalten, sondern abgebrochen und die Dateien überschrieben."
(Reinhard Kardinal Marx, Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz, laut CNN)

...bitte WAS?!

Dienstag, 17. April 2018

Diamantene Bestattungsdebatte

Industriediamanten sind jetzt weder neu noch schwarze Magie. Man nehme Kohlenstoff, ausreichend viel Druck und Hitze und irgendwann kommt da ganz am Ende was Glitzerndes raus. Etwas "neuer" ist hingegen die Idee, als Kohlenstoffträger die Asche des gestern eingeäscherten Morgenkaffeewegtrinkers nehmen. Alternativ auch die des endlich den eigenen Kochkünsten erlegenen Ex-Gatten. Oder wessen auch immer. Das wird allerdings auch schon seit diversen Jahren kommerziell angeboten und ist nun wirklich alles andere als "neu". Natürlich in den USA. Nicht in Deutschland. Da scheint das "bleeding Edge" zu sein.

Lange war es um dieses Thema völlig still. Warum auch nicht? Völlig unspektakuläre Geschichte und als Idee jetzt auch nicht so total bekloppt. Zumindest verglichen mit manchem, was mir sonst so unter die Finger kommt. Da gehört das noch zu den eindeutig harmlosen Ideen. Warum auch nicht? Wer mir mein ganzes Leben lang wichtig war, den möchte ich vielleicht auch nach dem Ableben nahe bei mir haben. Und sein wir mal ehrlich: Nicht jeder hat Bock, sich auf Jahre und Jahrzehnte hinaus um ein streng reglementiertes Blumenbeet kümmern zu müssen.

Unspektakulär, dachte ich. "Who cares?", dachte ich.

Offenbar ist aber jetzt bei den Kirchen angekommen, dass es diese Möglichkeit der... äh... Ahnenverwertung gibt, weil wiederum neulich bei der Politik angekommen ist, dass es diese Methode doch schon seit mindestens gestern gibt. Angesichts des Innovationsdrangs Deutschlands quasi "brandneue Sache" (*Euro in die schlechte-Wortwitze-Kasse werf*) Vermutlich ist die Politik von selber darauf gekommen, weil irgendjemand damit 'nen Euro machen will. (Nein, dafür gibt's jetzt keinen Euro.)

Es geht genauer um Brandenburg. Schon Ende September vergangenen Jahres wurde in Potsdam im Landtag darüber beraten, ob man nicht vielleicht auch Verstorbene in - kein Witz - denkmalgeschützten Grüften und Mausoleen einlagern können sollte. Also das war jetzt selbst mir als Konzept zu modern. Die Überreste von jemandem in sonem Kasten einmotten lassen, der denkmalgeschützt ist? Auf einem Friedhof? Wo andere ihre Toten verscharren lassen? Völlig absurde Vorstellung!

Offenbar nicht ganz so absurd, sondern nach dem Brandenburger Bestattungsgesetz nicht erlaubt. Mal ehrlich: Wer denkt sich sowas aus? Welche Farbe hat der Himmel bei denen? Was nehmen die? Warum krieg ich nichts davon ab? Fragen über Fragen. Außer dieser weltbewegenden Frage sollte nebenbei auch noch über die sogenannte "Diamantbestattung" nachgedacht werden. Wenn schon Modernisierung, dann richtig, woll?

Vermutlich wurde oft genug nachgefragt und der Landtag hat sich damit beschäftigt. Warum eigentlich? Ist das nicht egal, was ich mit dem Kadaver meines endlich ruhig bleibenden Schlafverhinderers aus dem Nachbarbett mache? Nein, ist es nicht. Ich war tatsächlich auch etwas überrascht, aber, nunja. Deutschland.

Kurz gefasst: Die CDU ist pauschal dagegen. Die SPD findet die Idee nicht völlig blöde, will aber irgendwelche komplizierten Gesetze und Verordnungen. Die AfD ist auch dagegen, weil mit der Diamantbestattung der Islam Deutschland überrennen kann. Auch das ist leider kein Witz.

Offenbar schaffte es das Thema wieder auf die Liste dringender Themen, mit der sich Menschen mit vermögenden Bekannten, zu wenig Geld und zu viel Zeit für noch viel seltsamere Ideen (vulgo: "Politiker") so beschäftigen. Deshalb sah sich der evangelische Bischof Markus Dröge zu einer öffentlichen Stellungnahme veranlasst. Und das wiederum landete auf meinem Schreibtisch (und jetzt hier). Mal ganz abgesehen davon, dass ich bis gerade nicht im Traum daran gedacht habe, dass Kadaver in Diamanten verwandeln in Deutschland illegal sein könnte. Andererseits... Deutschland...

Egal wie, jedenfalls hat sich Bischoff Dröge offiziell gegenüber dem Evangelischen Pressedienst zu diesen Plänen geäußert:

"Es mag zunächst nachvollziehbar sein, dass man ein Stück des geliebten Menschen nah bei sich behalten möchte"

Achwas?

"Aber es bedeutet, dass man das, was vom Körper des Verstorbenen übrig bleibt, aufteilt und für sich behält. Er wird zur Sache."
(Markus Dröge, Bischof der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz)

Hä? Aufteilen und Sache? Ernsthaft? Ja, ernsthaft. Das mit der "Sache" ist so eine Sache (Ich hab's heute mit den guten Wortspielen). Eine Leiche ist im juristischen Sinne wahrscheinlich eine Sache. So ganz genau haben sich Gesetzgeber und Gerichte da in den vergangenen zweihundert oder dreihundert Jahren noch nicht geeinigt, je nach dem, wie lange zu dem Thema bereits Papier vollgekritzelt wird. Allerdings kann an menschlichen Leichen in Deutschland kein Eigentum erworben werden. Das geht schon auf das Reichsgericht zurück, nämlich auf RGSt (Sammlung der Entscheidungen des Reichsgerichts für Strafsachen, auch kein Witz, das gibt es wirklich und ist heute noch relevant) Band 64, 313, 315 zurück, wo es heißt: "dem Herkommen und den Gepflogenheiten aller Kulturvölker widersprechen würde, den Leichnam eines Menschen als eigentumsfähige Sache zu behandeln."

Das wäre in jedem Fall ein spannender Rechtstreit, wenn jemandem die verdiamantete Omma geklaut wird und der hinterher wegen Störung der Totenruhe verknackt wird, statt wegen Diebstahls. Aber sei es drum. Das sind letztendlich theoretische Debatten, die dem Normalsterblichen ziemlich am Arsch vorbei gehen dürften. In Deutschland jedenfalls darf im Augenblick kein Leichnam zu Diamanten verarbeitet werden. In der Schweiz geht das aber recht problemlos ("Achwas?") und letzten Endes stellt sich mir die Frage, was "die" da wieder für einen Alarm um ein Thema machen, dass doch eigentlich nur noch die Hinterbliebenen und die Bestatter... Oh. Sekunde.

Könnte es sein, dass es der Kirche am Ende weniger um die Frage geht, wem denn nun der Kadaver "gehört"? Ich mein, die Kirche hat ja auch wenig Hemmungen im Umgang mit den Überresten Verstorbener. Wer sich schon mal mit den Gepflogenheiten der Weiternutzung freizumachender Grabstellen beschäftigt hat oder wie mit solchen, der Kirchenensteuerzahlungshistorie "ungeklärt" ist, weiß das. Da wird rigoros und frei jeglicher Emotionalität mit dem Bagger und der Aktenlage agiert.

Für die Kirchen ist das Beerdigungsgeschäft neben der Kirchensteuer eine recht lukrative Angelegenheit, bei der gerne beide Hände, der Klingelbeutel, der Opferstock und ein zufällig rumstehender Zehnlitereimer aufgehalten werden. Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass da jeder noch so kleine Pfurz akribisch, teilweise mit Stoppuhr abgemessen (auch kein Witz, leider), in Rechnung gestellt wird. Selbst die nur für 10 Minuten brennenden Altarkerzen wurden uns damals komplett in Rechnung gestellt, obwohl die mit Sicherheit weder neu waren, noch hinterher uns gegeben oder verschrottet wurden.

Das knapp 30 minütige und zurückblickend reichlich unspektakuläre Ritual inklusive Beerdigung und auf 20 Jahre gemieteten 4 Quadratmetern Blumenbeet war mit nördlich von deutlich 3 Kilo Euro kein kleiner Posten auf der Rechnung. Und damit war es ja nicht getan. Grabstein, Gärtner, Grabeinfassung und so weiter sind Positionen, die manchem Hinterblieben begeisterte Sorgenfalten auf die Stirn zaubern können. 15.000 Euro waren ganz schnell weg.

Wie mein damaliger Schulfreund, Holger (nein, nicht Du, Holger, der andere), schon vor vielen Jahren zu sagen pflegte: "Eigentlich betreiben wir da nur rituelle Sondermüllentsorgung, an der alle anderen gut verdienen." Recht hat er, denn "sterben" ist über alles gesehen ein verdammt lukratives Geschäft, an dem eben auch die Kirchen gerne und gut mitverdienen. Dass deshalb gerade von dieser Seite nicht mit überschwänglicher Begeisterung darauf reagiert wird, wenn eine Form der Verehrung Verstorbener eingeführt werden soll, an der die Kirche so ziemlich gar nichts verdient, ist gut verständlich. Die Argumentation aber auf die "Sache" abzustellen, zu der der Leichnam dann ja wird, finde ich reichlich heuchlerisch, denn zufällig will der Herr Bischoff gleichzeitig eine Bestattungspflicht für alle auf einem Friedhof im Gesetz verankern lassen.

Natürlich nur der Sache wegen.

Dienstag, 27. März 2018

Im Haus meines Vaters...

Religion ist immer irgendwie komisch. Sagte schon Malmsheimer. Das gilt für jede Religion. Wie absurd jenseits jeder Beschreibungsmöglichkeit aber das Christentum ist, zeigt sich unvergleichlich ausdrucksstark in der Dokumentation "Im Haus meines Vaters sind viele Wohnungen" von Hajo Schomerus aus dem Jahr 2009, die noch bis zum 02.04.2018 in der ZDF Mediathek verfügbar ist (gibt es bestimmt auch auf DVD zu kaufen oder vielleicht auch in Deinem Streamingportal.)

Was die Doku so überaus sehenswert macht, ist die schonungslos neutrale und unkommentierte Darstellung der Vorgänge, Riten, Abläufe und... äh... "Eskapaden" in der und auch um die Grabeskirche herum. Etwa wenn der Trecker durch den urheiligsten Bau fährt, in dem um die Zuständigkeit für jeden einzelnen Quadratzentimeter gestritten wird. Oder wenn festgestellt wird, dass die eigentliche Kapelle nur wegen etlicher tonnenschwerer Stahlträger überhaupt noch steht, eine Restaurierung oder gar ein Neubau schlichtweg nicht möglich sei, weil: "Soweit sind wir noch nicht im interkonfessionellen Miteinander". Oder... oder... oder... Der Hammer ist aber dieser zynische Alte Mönch, der in seinem winzigen Kabuff erstaunliche Einsichten verbreitet.

Ich habe über die Grabeskirche in Jerusalem ja "Geschichten" gehört. Aus Quellen, denen ich vertraue und die ich für glaubwürdig halte. Ich habe 75-80% dieser Geschichten als "humorvoll ausgestaltete redaktionelle Anreicherung" abgetan. Diese Doku aber bewies mir, dass die Geschichten untertrieben waren.

Bevor ihr Euch also das nächste Mal über andere Religionen lustig macht: Gönnt Euch mal einen Blick auf den eigenen Laden.

Es lohnt sich.

Samstag, 20. Februar 2010

Abartig

Manchmal...
"Ich denke, Jesus war ein mitfühlender, super-intelligenter schwuler Mann, der die menschlichen Probleme verstand."

Elton John
Darauf die Antwort:
"Jesus als schwul zu bezeichnen, bedeutet, ihn als sexuell abartig abzustempeln."

Präsident der Katholischen Liga, Bill Donohue
Vielleicht liegts ja nur an mir, aber ich bin der Meinung, dass Vertreter einer Religion, die ihre Priester zu anormalem Sexualverhalten zwingt (Zölibat), deren Priester sich zu hunderten in abartigen Sexualpraktiken ergehen (Vergewaltigung von Kindern und Jugendlichen), einer Religion, die auf solche Verbrechen lapidar feststellt, dass man für die Opfer beten werde, sollte meiner Meinung nach sehr zurückhaltend damit sein, anderen Menschen ihr Sexualverhalten zum Vorwurf zu machen.

Aber wahrscheinlich sind das wieder zwei grundlegend unterschiedliche Dinge, die rein gar nichts miteinander zu tun haben und ich bin bloß zu dumm das zu erkennen...

(Quelle: n-tv)

Samstag, 25. Oktober 2008

Überschrift des Tages (89)

Wann immer die Katholische Kirche und ihre Vertreter irgendetwas "verlangen" oder "fordern", lohnt es sich genau hinzuhören, denn oft genug erhält man so Einblicke in einen völlig anderen Wirklichkeitskosmos. Aus der Welt, in der es den Gott, den es gibt, nicht gibt erreicht uns heute per Spon folgende Überschrift:

Das muss man sich wirklich auf der Zunge zergehen lassen. Ein Mensch mit Namen Marx muss immer damit rechnen, in besonderem Kontext zu seinen Äußerungen über Geld, Wirtschaft und so weiter gestellt zu werden. Das ist nicht so sehr verwunderlich, dazu ist der Name zu stark vorbelastet. Wenn dieser Mensch dann aber ausgerechnet Erzbischof der katholischen Kirche ist und in dieser Funktion von Bankern Buße verlangt, dann wird es grotesk. War nicht gerade die katholische Kirche ein durch und durch auf Geldtransfer und Kaptial ausgerichtetes Unternehmen? War es nicht die gerade die Katholische Kirche, die sich für alles bezahlen lässt? War nicht die Katholische Kirche inhaber internationaler Fonds? Ich meine schon.

Und wenn derselbe Spitzenfunktionär dieses Finanzunternehmens, der mit seiner Forderung nach "Buße" durch die Banker Aufsehen erregen möchte, verkündet, dass er sich auf genau jenen Marx beruft, dessen Namensvetter er ist und gleichzeitig verkündet, dass man ihn sehr viel besser verstehen werde, wenn man denn sein in Kürze erscheinendes Buch läse, dann muss zumindest ich schon herzhaft lachen. Der krönende Abschluss der Geschichte ist jedoch der Titel des Buches. Er lautet:

Das Kapital.

(Quelle: Spiegel, danke Jhary)

Dienstag, 5. August 2008

Offene Forderungen

KircheEs ist noch nicht so lange her, da gab der Vatikan bekannt, dass die Tempelritter "damals" gar nicht als Ketzer hingerichtet wurden, sondern die Kirche ihnen Absolution erteilte, bevor der damalige Papst Clemens V. aus rein weltlichen Gründen - die einen sagen "Geld", die anderen sagen "Krieg" - den Orden an den damaligen König Frankreichs, Philipp IV., ausliefern musste. Der wiederum fackelte zwar nicht lange, aber dafür eine Reihe Ordenskrieger ab. Das ist jetzt gut 700 Jahre her.

Nun ist es nicht so, dass der Orden damit aufhörte zu existieren. Nicht alle wurden hingerichtet und es gab im Laufe der Jahrhunderte etliche Nachfolgeorganisationen, die entweder von ehemaligen überlebenden und in den Untergrund geflohenen Templern gegründet wurden oder sich auf die Tradition der Templer beriefen und auch heute noch berufen. Eine davon ist die Association of the Sovereign Order of the Temple of Christ.

Diese Vereinigung hat nach spanischem Recht Klage eingereicht. In dieser Klage verlangt sie von Papst Benedict "anzuerkennen", dass Eigentum der Templer im Wert von rund 100 Milliarden Euro beschlagnahmt wurde. Die Vereinigung ist sich der Tragweite dieser Klage durchaus bewußt und verkündet deshalb:
"Es geht uns nicht darum, die römisch-katholische Kirche in den Ruin zu treiben, sondern es geht uns darum, dem Gericht die Dimension der Verschwörung gegen unseren Orden aufzuzeigen."
Die Kirche hat jetzt ein größeres Problem. Der Prozess wird in Spanien mit einiger Gewissheit zugelassen werden, denn erstens hat das spanische Rechtssystem genügend Löcher, Lücken und Hintertüren und zweitens sind zumindest einige Templer-Organisationen von der Unesco anerkannt. Wenn das eintritt, ist der Rest eher Formsache, denn die historischen Fakten sind belegt und vom Vatikan bezeugt.

Es dürfte interessant sein zu beobachten was passiert, wenn die Katholische Kirche in Spanien verurteilt wird...

(Quelle: The Register)

Freitag, 4. Juli 2008

Hochzeit 2.0

HochzeitWer schon immer mal herausfinden wollte, wie es sich anfühlt verheiratet zu sein, ohne die üblichen rechtlichen Verpflichtungen einzugehen, der hat ab Januar 2009 dazu Gelegenheit. Nicht etwa im fernen Amerika oder irgendwo in Asien oder einer Bananenrepublik im Dschungel, sondern hier, in Deutschland. Eine Änderung der Personenstandsgesetzes ermöglicht diese neue Form der Lebenspartnerschaft, der "Ehe 2.0".

Wer sich trauen will, sich aber nicht so wirklich traut, der kann sich ab Januar 2009 durch einen Vertreter der Kirche den Bund fürs Leben absegnen lassen und das dann "Ehe" nennen, ohne die rechtlichen Verpflichtungen einzugehen, die mit der Eheschließung im Standesamt verbunden sind. Damit fällt auch die Bestimmung, dass einer kirchlichen Trauung die standesamtliche vorausgehen muss, eine Regelung, die auf Bismarck und das Jahr 1876 zurückgeht.

Nicht verheimlicht werden darf aber auch, dass nicht nur die Verpflichtungen wegfallen. Wer in einer nicht vom Staat anerkannten Lebensgemeinschaft lebt, hat zum Beispiel auch Probleme im Erbrecht, beim Unterhalt, bei den Steuern, kein Zugewinnausgleich und auch keine Schutzvorschriften im Falle des Scheiterns der Gemeinschaft.

Den Kirchen passt diese Neuregelung verständlicher Weise nicht so recht in den Kram, wird doch ihre Rolle in der Gestaltung der Gesellschaft weiter marginalisiert. Ob andererseits diese "Ehe 2.0" zu einem (kleinen) Boom bei den kirchlichen Trauungen führen wird, bleibt offen, sind kirchliche Trauungen heutzutage doch unglaublich teuer.

(Quelle: dpa, Focus)

Montag, 16. Juni 2008

Intelligenz und Glaube

Kirche - Gertrudenkirche OldenburgIrland, nicht nur bekannt für Steuervorteile, Butter und Whisky, sondern seit kurzem auch als Spassbremse der europäischen Vereinigung, hat noch mehr zu bieten, als nur den lapidaren Stress mit Politikern. Der Professor für Psychologie der Universität Ulster, Richard Lynn, tritt den Kirchen lässig vors Schienbein: Er behauptet nachweisen zu können, dass innerhalb intellektuellen Eliten der Anteil von Atheisten deutlich höher sei als im Durchschnitt der Bevölkerung.

Mit anderen Worten: Je intelligenter der Mensch, desto geringer seine Neigung an irgendeinen Gott zu glauben. Der in der Gesellschaft im Alltag zu beobachtende Rückgang religiöse Bräuche aktiv auszuüben, ist seiner Ansicht nach eine direkte Konsequenz der steigenden Durchschnittsintelligenz.

Natürlich kann das keine einzig wahre Kirche auf sich sitzen lassen und so versammeln sich die Kritiker und geißeln seine Untersuchungen als "westlichen Kulturimperialismus" und "antireligiöse Vorurteile". Gegenbeweise liefern sie indes nicht. Andere Forschungsstellen sind hingegen vorsichtiger und weichen der Fragestellung aus. Man müsse "soziale, wirtschaftliche und historische Faktoren" mit einbeziehen. Eine Antwort auf die Frage nach dem Zusammenhang von Intelligenz und Religiösität ist das freilich nicht, schon gar keine Ablehnung des Untersuchungsergebnisses insgesamt.

Die Führungsspitzen und Funktionsträger der Kirchen und Religionen sind sicherlich keine Vollidioten. Soweit geht aber auch die Studie nicht. Das Gegenteil ist immer wieder zu beobachten. Die Studie stellt hingegen auf die (Gut-)Gläubigkeit der Anhänger aller Glaubensrichtungen als solche ab. Da darf sich durchaus jeder selber Fragen, ob es wirklich völlig abwegig ist, einen Zusammenhang zu sehen zwischen Intelligenz und Bildung auf der einen Seite und der Bereitschaft, Unerklärliches als "göttliches Wunder" zu interpretieren.

Wetten, dass jetzt erstmal gegen den Forschenden und nicht die Aussage geschossen wird, um "den Glauben" zu schützen?

(Quelle: Welt)

Montag, 31. März 2008

Kuschelkurs

KircheIch weiß, dass die katholische Kirche schon lange darum bemüht ist zu zeigen, dass alle Kirchen irgendwie dieselbe Kirche sind, nämlich die mit Chef in Rom. Bislang wurde damit Argumentiert, dass die Juden ja auch irgendwie Katholiken sind, denn ihrem Volk entstamme ja "der Sohn Gottes", nur leider woll sie das einfach nicht wahrhaben. Darum beteten die Katholiken Ostern ja auch wieder dafür, dass die vernagelten Juden endlich mal klar kommen und die Vorherrschaft des Vatikan anerkennen.

Auch mit den Moslems will man sich gerne verbrüdern, wird doch die Bibel bereits im Koran erwähnt und auch sonst irgendwie erklärt, dass der Gott der Bibel derselbe sei, wie der des Korans. Irgendwie bete man also zum selben Chef, nur eben auf verschiedenen Wegen und mit "leicht" unterschiedlichen Ausprägungen. Da den Moslems dieser Kuschelkurs nicht recht geheuer vorkommt, greift die Katholische Kirche zunehmend zu immer deutlicheren "Einladungen".

In der Washington Post stand just:
"Jesus answers, "I assure you: Today you will be with me in paradise."

New Testament scholar Darrell Bock says it is the only time Jesus offers paradise in Luke's Gospel, though the apostles are told they will have eternal life.

"He's known as one of the few figures who, in the midst of the Crucifixion, knows what's going on," says Bock, a professor at Dallas Theological Seminary in Texas.

Crucifixion is too harsh a crime for thievery, Bock says, so the men were probably insurgents or revolutionaries of some kind."
Ah ja...

(Quelle: Washington Post)

Montag, 10. März 2008

Modernisierung

Gertrudenkirche OldenburgDie katholische Kirche, bedroht durch allerlei Mitbewerber, hat sich zu vielfältigen Innovationen durchgerungen. Plötzlich werden einstigen Kritikern Denkmäler gesetzt, offen über Sinn und Unsinn des Zölibats diskutiert und hier und da auch mal über die Heiligkeit eines Wochentages gefachsimpelt. Aber das sind alles nur Peanuts. Jetzt greift die Kurie richtig und mit beiden Händen zu. Es geht an die fundamentalen Inhalte des Dogmas: Die sieben Todsünden.

Faulheit, Neid, Völlerei, Habgier, Wollust, Zorn und Hochmut waren bislang die Klassiker jenes Clubs unsagbar alter Männer, die der Meinung sind, die einzig wahre Erkenntnis für sich gepachtet zu haben und damit schon viel zu lange ganze Generationen tyrannisieren. Jedenfalls hat man in jenem Stadtstaat erkannt, dass heute schwer irgendjemand damit zu beeindrucken ist, wenn man ihm damit droht, er würde wegen seiner weltlichen Geldgier in die Hölle kommen, wenn man selber zu einem der größten Finanzunternehmen der Welt gehört.

Darum wurde jetzt eine neue Liste mit Todsünden veröffentlicht, die moderner sein sollen. Todsünden der Neuzeit eben. Sinn dieser überarbeiteten Liste soll es sein, dass den Gläubigen bewusst wird, dass all ihre Taten Auswirkungen auf andere haben. Die Klassiker waren sehr auf das Individuum bezogen und betrachteten seine Rolle in der Welt eher untergeordnet. Darum lässt der Vatikan auch verkünden, dass es heute wichtiger denn je sei, auf seine Sünden zu achten.

Wie auch immer, der "neue" Codex der Sünden listet folgende Taten auf, die der Überzeugung des Clubs aus Rom "ewige Verdammnis" zur Folge haben:
  • Genmanipulationen
  • Versuche an Menschen
  • Umweltverschmutzung
  • Verursachen sozialer Ungerechtigkeit
  • Verursachen von Armut
  • Anhäufen übermäßigen Reichtums
  • Drogenkonsum
Na wenns denn hilft...

(Quelle: L'Osservatore Romano)

Donnerstag, 6. Dezember 2007

Rabatt

Papst BenediktSollte zufällig gerade jemand bei der Revision seiner eigenen Verfehlungen und Missetaten ein schlechtes Gewissen bekommen haben, weil die Liste dann doch etwas zu lang ist: Hilfe naht! Der wie gewohnt um das Wohl seiner Mitmenschen besorgte Vertreter des Einzig Wahren Gottes auf Erden, Papst Benedikt XVI., verspricht Hilfe. Der Vatikan teilt in einem vom Großpönitentiar, Kardinal James Francis Stafford, und Bischof Gianfranco Girotti unterzeichneten Dekret mit, dass allen Gläubigen ein vollkommener Ablass von ihren Sünden gewährt wird, wenn sie denn im 150. Jubiläumjahr der Marienerscheinungen von Lourdes eben dorthin pilgern. Das Jubiläumsjahr geht übrigens vom 8. Dezember 2007 bis zum 8. Dezember 2008, was wohl niemanden verwundert, denn die Uhren gehen in der Kirche halt anders.

Nun ist die Kapelle in Lourdes nicht eben die größte und es gibt genügend Sünder und der Weg nach Frankreich ist ja auch nicht so einfach. Darum hat der Chef aller Katholiken seine weltmännische Weitsicht bewiesen und lässt im selben Schriftstück - das selbstverständlich im von jedem Menschen überall in der zivilisierten Welt gesprochenem Latein verfasst ist - verkünden, dass es selbstverständlich auch völlig ausreiche, wenn man denn zwischen dem 2. und dem 11. Februar 2008 irgendwo auf der Welt eine Kapelle oder sonstige Stätte besuche, in der die Madonna von Lourdes verehrt wird.

Die Frage ist, ob es ausreicht, sich eine Kopie der Madonna von Lourdes auf den Kaminsims zu stellen, um von dieser Regelung zu profitieren. Falls jemand daran glaubt und Interesse an einem 100% Rabatt auf sein Sündenkonto ist: Solche hochwertigen Statuen gibt es auch im Versandhandel für günstig Geld.

(Quelle: n-tv)

Montag, 1. Oktober 2007

Bedeutung der Wissenschaft

Teleskop WikipediaDer Vatikan möchte seinen Ruf aufpolieren und beweisen, dass man in der Katholischen Kirche nicht vollkommen weltfremd und wissenschaftsfeindlich ist. Darum veranstaltet man dort gerade eine Konferenz mit führenden Astronomen aus aller Welt. Sogar aus Deutschland sind welche eingeladen. Die Konferenz wird sich besonders mit Scheibengalaxien, Dunkler Materie und Schwarzen Löchern beschäftigen. Unter anderem sollen die aktuellen Theorien zur Galaxienbildung und Sternentstehung diskutiert werden.

Guy Consolmagno, Mitarbeiter von Vater Jose Funes, dem Leiter des Vatikanobservatoriums in Tuscon, Arizona, erklärt, warum die Kirche nicht aufgehört hat, sich mit solchen Themen zu beschäftigen. Gegenüber der BBC sagte er:
"Dies ist unser Blick darauf, wie Gott das Universum erschaffen hat und die Kirche will betonen, dass Wahrheit nicht im Widerspruch zu Wahrheit steht; dass wenn man glaubt, man niemals zu fürchten braucht, was die Wissenschaft zu Tage fördert."
Insgesamt gehe es darum, dass die Kirche zeigen wolle, dass sie keine Angst vor der Wissenschaft habe.

Man könnte auch sagen, dass die Kirche verdeutlichen wolle, dass es für sie irrelevant ist, zu welchen Ergebnissen die Wissenschaft kommt, solange diese nicht zum Diktum der Kirche passen...

(Quelle: BBC)

Samstag, 22. September 2007

Schuldfrage (2)

Pastor mit Junge FensterDie Kirche in Deutschland hat zur Zeit mehrere Probleme. Eins davon ist ein Kardinal, der sich bei der Bewertung von Kunst und Kultur im Wortschatz des Nationalsozialismus bedient, ein anderes ist eine Lokal-Kirche, die sich durch einen TV-Event internationalen Ranges an einem Sonntag fürchterlich auf den Schlips getreten fühlt und ein drittes, beinahe vergessenes, Problem.

In Regensburg ist ein Seelsorger im Dienst, der einschlägig vorbestraft ist und zur Zeit im Verdacht des Kindesmißbrauchs steht. Das ist für sich gesehen bereits eine Sache, bei der sich zumindest mir schon ein paar Fragen aufdrängen. Interessant wird das Ganze aber dadurch, dass dessen Chef, der Regensburger Bischof Gerhard Ludwig Müller, nicht nur davon weiß, sondern jede Mitverantwortung ablehnt. Man könnte dem ja noch irgendwie zustimmen, wenn nicht ausgerechnet er derjenige gewesen wäre, der den Priester wieder als Seelsorger eingesetzt hätte. In einer Pressekonferenz sagte er:
"Die Verantwortung für eine Straftat trägt der Täter. Ich bin nicht verantwortlich für alles, was unsere Geistlichen und Mitarbeiter tun."
Bereits diese Ansicht offenbart ein eigenartiges Verantwortungsgefühl, aber seine Rechtfertigung ist an Coolness kaum zu überbieten: Seiner Ansicht nach sei sein Handeln schon alleine deshalb vollkommen legitim, weil ja auch auch Jesus Jünger ernannt habe, die ihn später verrieten. Und wie kann sein Handeln schließlich schlechter sein, als das "schlechte" Beispiel des obersten Chefs?

Der umstrittene Pfarrer hat bereits vor acht Jahren eine ähnliche Straftat in einer anderen Gemeinde verübt. Weil aber ein gerichtlicher Gutachter damals festgestellt hat, dass der Pfarrer nicht pädophil fixiert sei, hätten keine Bedenken gegen dessen erneuten Einsatz bestanden. Darum hätte der Bischof nach einer Therapie und Ablauf der Bewährungszeit den "sehr beliebten" Pfarrer 2004 wieder als Seelsorger eingesetzt. Der Herr Bischof sieht die Richtlinien der deutschen Bischofskonferenz gwahrt, nach denen verurteilte pädophile Priester nie wieder in der Jugendseelsorge eingesetzt werden sollen.

Ich finde es eigenartig, wie in der Katholischen Kirche mit diesem Problem insgesamt umgegangen wird. Ein Bischof, der ja nun nicht "irgendwer" in der Kirchenhierarchie ist, darf sich hinstellen und jede Verantwortung für das Tun seiner Mitarbeiter ablehnen, ohne dass irgendeine Reaktion "von oben" folgte. Nein, die Gläubigen dieser Religion müssen sich selber auf die Hinterbeine stellen (und tun das auch, nämlich über Die Kirchenvolksbewegung "Wir sind Kirche") und dem Vatikan in den verlängerten Hintern treten, damit da mal jemand in Schwung kommt. Der Sprecher dieser Initiative, Christian Weisner:
"Das Nicht-Handeln des Bischofs, das jetzt immer offenkundiger wird, ist ein himmelschreiender Skandal. Das Vertuschen des Problems des sexuellen Missbrauchs in der katholischen Kirche muss jetzt endlich ein Ende haben."
Papst Benedikt XVI. soll nach dem Willen von "Wir sind Kirche" dem Regensburger Bischof einen sogenannten Koadjutor zur Unterstützung für die Verwaltung des Bistums zur Seite stellen. Nach ihrer Vorstellung ist jetzt der Vatikan gefordert, die Glaubwürdigkeit der römisch-katholischen Kirche wieder herzustellen.

Ich stelle mir - nicht nur wegen dieses Falles - die Frage, ob das überhaupt noch möglich ist.

(Quelle: n-tv)

Samstag, 15. September 2007

Entartet

"Dort, wo die Kultur vom Kultus, von der Gottesverehrung abgekoppelt wird, erstarrt der Kult im Ritualismus und die Kultur entartet. Sie verliert ihre Mitte."

Kardinal Joachim Meisner
Kunst gilt nach gängiger Auffassung als Produkt der Kultur, eine Hervorbringung von Menschen, das Ergebnis eines kreativen Prozesses. Kunst ist nicht zwingend an irgendeine Religion gekoppelt. Jede Kultur hat Kunst hervorgebracht und Kunst kann damit als eines der entscheidenden Merkmale für Kultur generell gelten. Ob man nun von "entarteter Kunst" oder von "entarteter Kultur" spricht, ist deshalb nebensächlich, man bedient sich so oder so der Wortwahl der Nationalsozialisten und nimmt, ob gewollt oder nicht sei dahingestellt, Bezug auf deren Rassendenken. Entsprechend deutlich fallen die Reaktionen aus:
"Dass Kardinal Meisner sich zu einem solchen Sprachgebrauch hinreißen lässt, ist erschreckend und zeigt, dass er keinerlei Zugang zu Kunst und Kultur hat."

Hans-Heinrich Grosse-Brockhoff,
Kulturstaatssekretär Nordrhein-Westfalen

"Kunst ist frei, darf von niemandem vereinnahmt werden. Wer, wie Kardinal Meisner, bereit ist, Kunst, die nicht in die eigene Denk-Schublade passt, auszusortieren, sie an den Pranger zu stellen, der schürt ein gefährliches Feuer."

Michael Vesper,
ehem. Kulturminister Nordrhein-Westfalen,
Generaldirektor des Deutschen Olympischen Sportbunds
Unklar ist, ob die Ansage dieses Kardinals in irgendeinem Zusammenhang mit dem Streit um die Ausrichtung der MTV Europe Music Awards in München an Allerheiligen geht - naheliegend scheint diese Vermutung jedoch irgendwie...

Freitag, 14. September 2007

Bei allen Heiligen!

KircheSeit der Sache mit Popetown hat die Katholische Kirche in Bayern eine Rechnung offen mit dem Sender MTV. Jetzt sieht es so aus, als wäre die Stunde für Revanche gekommen: Der Sender will ausgerechnet an Allerheiligen die MTV Europe Music Awards verleihen und das auch noch ausgerechnet im erzkatholischen München. Dieser Tag, in diesem Jahr der 1. November, ist ein gesetzlicher Feiertag und der unterliegt - dem sich immer auf der Höhe der Zeit und nah am Puls der Gesellschaft befindenden Diktum der unfehlbaren und einzig wahren Kirche sei Dank - ziemlich strikten Regeln. Der Tag ist als "stiller Gedenktag" geschützt - man denke in etwa an Karfreitag vor Ostern.

Entsprechend läuft die Katholische Kirche in Bayern Amok und veranstaltet ein gewaltiges Gehabe, denn immerhin steht nicht nur der Bestand des christlichen Abendlandes auf dem Spiel, sondern auch noch die Geburt des Antichristen bevor, wenn ausgerechnet dieses Medienereignis an ausgerechnet diesem heiligsten aller heiligen Feiertage stattfinden darf. So oder so ähnlich sieht das jedenfalls die katholische Kirche in Bayern. Das Erzbischöfliche Ordinariat in München teilte mit, dass von der gesetzlichen Regelung nur dann Ausnahmen möglich wären (falls überhaupt so etwas ungeheuerliches angedacht werden dürfe, man bewegt sich ja geradezu am Rande der Ketzerei!), wenn Veranstaltungen den ernsten Charakter dieses Tages wahren und das kann man ja nun für diesen Event nun wirklich nicht sagen.

Nun ist Mtv nicht irgendein Sender und die Mtv Music Awards sind nicht irgendein Spektakel. Es handelt sich hier ja "nur" um den größten Musiksender der Welt und die wichtigste Veranstaltung der Musikindustrie auf dem europäischen Markt. Der Event soll ja auch nur in der nachgerade winzigen Münchner Olympiahalle stattfinden und die soll ja auch nur in 169 Länder übertragen werden. Life, versteht sich. Die Stadt München jedenfalls steht zu der Ausnahmegenehmigung und begründet das nicht nur mit der Einmaligkeit des Events, sondern auch mit der für die Kirche wahrscheinlich schwer nachzuvollziehenden Tatsache, dass sich solche Events nicht "mal eben" planen und schon gar nicht beliebig verschieben lassen.

Winfried Röhmel, Leiter der Pressestelle des Erzbischöflichen Ordinariats, sieht das - oh Wunder! - völlig anders. Gegenüber der in München erscheinenden Abendzeitung sagte er:
"Wenn ein Herr Timberlake nur an Allerheiligen Zeit hat, können wir deshalb unsere Feiertagskultur nicht auf den Wertstoffhof schaffen"
Das Verhalten der Stadt München nannte er bedauerlich und respektlos.

Wie deutlich kann man noch zeigen, dass diese steuerfinanzierte Kultgemeinschaft und die Welt von heute wenig bis gar nichts miteinander zu tun haben?

(Quelle: Tagesspiegel)

Donnerstag, 9. August 2007

Nicht zum Spaß

KondomIn Mexiko wurden im Bundesstaat Jalisco kostelos Kondome verteilt. Die Idee war wohl auf diesem Wege nicht nur, die Anzahl ungewollter Schwangerschaften zu reduzieren, sondern auch verschiedene auf diesem Wege übertragene Krankheiten in den Griff zu bekommen, zum Beispiel Aids. Das gefiel wohl nicht jedem und so kam es zum Disput. Der Gouverneur des Bundesstaates, Emilio González Márquez, zog schließlich einen Schlußstrich und untersagte das verteilen kostenloser Präservative. Die Begründung allerdings lässt aufhorchen:
"Öffentliche Einrichtungen sind nicht für die Finanzierung von Vergnügungen zuständig."
Wenn man damit einmal anfängt, dann darf die Regierung bald auch noch Bier und Hotelgutscheine verteilen. Allerdings will der konservative Politiker mal nicht so sein. Homosexuelle sollten auch weiterhin kostenlose Kondome vom Staat bekommen, weil bei ihnen das Aids-Risiko so hoch sei.

Gonzales folgt damit der Vorgabe der katholischen Kirche, die Kondome lediglich Ausnahmsweise und nur zum Schutz vor Aids gestattet. Im überwiegend katholischen Mexiko sind der Bundesstaat Jalisco und dessen Hauptstadt Guadalajara dafür bekannt, dass dort besonders konservative Katholiken leben.

Und Katholiken waren ja noch nie bekannt dafür, dass nach ihrer Vorstellung das Leben Spaß machen darf...

(Quelle: AFP)

Samstag, 28. Juli 2007

Politik vs. Kirche

KircheWenn sich Kirchen gegenseitig das Leben schwer machen, dann ist das eine Sache. Man kann das Treiben als Außenstehender betrachten und seine eigenen Schlüsse ziehen. Eine andere Sache ist es aber, wenn Politik und Religion aneinander geraten, ganz besonders, wenn Politiker für eine bestimmte Kirche Partei ergreifen und die andere hart angreifen.

Die Grünen haben sich offenbar dazu entschlossen, den Kampf mit der Katholischen Kirche aufzunehmen. Der Parlamentarische Geschäftsführer der Fraktion der Grünen im Bundestag, Volker Beck, bläst zum Angriff:
"Möge der Heilige Geist auch über die Besserwisser in Rom kommen, die mit ihrer menschenfeindlichen Enthaltsamkeitspredigt die Verbreitung von HIV in den christlichen Gebieten Afrikas indirekt mit zu verantworten haben"

Volker Beck, Netzeitung
Damit aber nicht genug. Im gleichen Atemzug rät er der Kirche und ihren Funktionären, sich an der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) ein Beispiel zu nehmen, die im Gegensatz zur Katholischen Kirche zur Solidarität mit Aids-Kranken überall auf der Welt aufruft. Der Katholischen Kirche wird indirekt vorgeworfen, dass sie die Kranken und deren Angehörige ausgrenzen. Auslöser für den Frontalangriff ist die Studie "Für ein Leben in Würde" der EKD. Die Studie beziffert die seit dem ersten bekannt gewordenen Fall infizierten Menschen mit mehr als 60 Millionen. Die Studie schätzt, dass bisher 25 Millionen Patienten an der Krankheit starben. 2006 waren 40% aller Neuinfizierten zwischen 15 und 24 Jahre alt und besonders Afrika ist sehr stark betroffen.

Auch in Afrika predigt die Katholische Kirche, trotz des Wissens um die hohen Infektionszahlen, das Verbot der Verhütung und verteufelt das Benutzen von Kondomen. Beck wirft nicht nur deshalb der Katholischen Kirche vor, dass sie in ihrer dogmatischen Haltung weltfremd und besserwisserisch sei und Menschen verurteile, statt ihnen zu helfen. Dem Vatikan warf er vor, dass man das dort "nicht wahrhaben" will.

Ich stelle mir die Frage, warum die Grünen sich ausgerechnet jetzt auf die Seite der EKD schlagen und der Katholischen Kirche den Krieg erklären. Die Haltung der Katholischen Kirche ist nicht brandneu. Nicht erst seit dieser Studie ist bekannt, dass die Verwendung von Kondomen maßgeblich zum Schutz vor Aids beiträgt. Auch ist nicht erst seit gestern bekannt, dass sich Aids in Afrika nahezu ungebremst ausbreitet. Und ganz bestimmt nicht neu ist die Ansicht der Katholischen Kirche, dass dieser Krankheit durch Enthaltsamkeit besonders wirksam Herr zu werden ist.

Ich stelle mir auch die Frage, ob und wie die Katholische Kirche auf diesen Angriff reagieren werden. Wie die Anhänger dieser staatlich subventionierten Sekte reagieren, weiß ich degegen jetzt schon...

(Quelle: Netzeitung)

Donnerstag, 12. Juli 2007

Kirchenzoff

St. Petrie Kirche OldenburgAn der Religionsfront herrscht wieder Partystimmung. Zur Abwechselung nicht "Katholiken gegen Islam", sondern heute mal "Katholiken gegen Protestanten". Der Vatikan, bekannt für feinfühlige und der Gegenwart der Welt in der wir Menschen leben sehr angepassten und vor allem zukunftsorientierten Art, hat ein Schreiben veröffentlichen lassen. Nach dem Verständnis der Bibel beruft sich der Papst auf die Position des Stellvertreter Gottes und das wiederum wird aus der Bibel abgeleitet. In Matthäus, Kapitel 16, 18-19 heißt es:
"Du bist Petrus, und auf diesen Fels werde ich meine Gemeinde bauen, und die Pforten der Hölle sollen sie nicht überwältigen. Ich will dir die Schlüssel des Himmelreiches geben: alles, was du auf Erden binden wirst, soll auch im Himmel gebunden sein, und alles, was du auf Erden lösen wirst, soll auch im Himmel gelöst sein."
Da sich die Päpste in Rom als direkte Nachfolger Petrus verstehen, ist klar, dass sie diese Passage auch auf sich beziehen. Diese Ansicht ist allerdings nicht unumstritten, denn der Alleinvertretungsanspruch des Papstes mit allen Konsequenzen (u.a. auch dem Anspruch auf Unfehlbarkeit) hat schon zu diversen Spaltungen innerhalb dieser Glaubensgemeinschaft geführt. Aus solchen Abspaltungen gingen nicht nur die Anglikanische Kirche und die Evangelische Kirche hervor, sondern auch die sogenannten Ostkirchen (den meisten vielleicht als "Russisch-Orthodoxe Kirche" bekannt). Der Vatikan weist in seinem Schreiben explizit darauf hin, was bereits im Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-1965) festgelegt wurde:
"Diese ist die einzige Kirche Christi, die wir im Glaubensbekenntnis als die eine, heilige, katholische und apostolische bekennen... Diese Kirche, in dieser Welt als Gesellschaft verfasst und geordnet, subsistiert in der katholischen Kirche, die vom Nachfolger des Petrus und von den Bischöfen in Gemeinschaft mit ihm geleitet wird."
Im Klartext: Die Anderen haben zwar auch ganz nette Clubs, aber unser Club ist der einzig Wahre. Aber damit nicht genug. Besonders in Richtung der Evangelischen Kirche legt der Vatikan noch mal richtig nach und betont, dass "Gemeinschaften, die aus der Reformation des 16. Jahrhunderts hervorgegangen sind" keine Kirchen im Sinne des Verständnisses der Katholischen Kirche sind. Auch hier beruft man sich auf die brandaktuellen Erkenntnisse des Zweiten Vatikanischen Konzils. Und warum ist die evangelische Kirche keine Kirche? Das ist die Frage, bei deren Beantwortung ich laut lachen musste. Der Vatikan verkündet:
Warum schreiben die Texte des Konzils und des nachfolgenden Lehramts den Gemeinschaften, die aus der Reformation des 16. Jahrhunderts hervorgegangen sind, den Titel „Kirche“ nicht zu?

Weil diese Gemeinschaften nach katholischer Lehre die apostolische Sukzession im Weihesakrament nicht besitzen und ihnen deshalb ein wesentliches konstitutives Element des Kircheseins fehlt. Die genannten kirchlichen Gemeinschaften, die vor allem wegen des Fehlens des sakramentalen Priestertums die ursprüngliche und vollständige Wirklichkeit des eucharistischen Mysteriums nicht bewahrt haben, können nach katholischer Lehre nicht „Kirchen“ im eigentlichen Sinn genannt werden.
Zu Deutsch: Weil sich die Evangelische Kirche nicht in irgendwelchem mystischen Spökenkrams verhüllt und die Priester nicht auf Grundlage irgendwelchen Hokuspokus ernennt, ist sie keine Kirche. Im Umkehrschluss ist eine Kirche nur das, was sich dem Mystizismus verschreibt und seine Anhänger dementsprechend behandelt.

Mal ehrlich: Muss es einem nicht irgendwie peinlich sein zuzugeben, dass man Anhänger einer sogenannten Glaubensgemeinschaft ist, die einerseits behauptet zu wissen, was die Person Jesus aus Nazareth wirklich gewollt hat, sich auf beweisbare Fakten beruft und sich als Hüter der einzigen Wahrheit versteht, sich dann aber andererseits hinstellt und den Begriff "Kirche" an einem Mysterium festmacht?

Sonntag, 1. Juli 2007

Brief aus Rom

BriefChina und den Vatikan verbindet eine innige Abneigung. Die Regierung des katholischen Weltreiches und die Regierung Chinas streiten sich schon lange über die Rolle des Katholizismus in China. Da man in Beijing allerdings eine recht effiziente Methode auf Lager hat, um mit Problemen jeder Art umzugehen, hat man dort dem Streit kurzerhand den Boden entzogen. Zum Einen sprach die Regierung den Leuten in Rom das Recht ab, in China Bischöfe zu ernennen, sondern beansprucht dieses Recht für sich und zum Andern wird den Katholiken zum Beispiel nicht erlaubt, Kirchen zu bauen. Und natürlich greift man auch gerne zu anderen Methoden der Drangsalierung.

Katholische Priester werden immer wieder mal inhaftiert und verhört, wobei man sich darüber klar sein muss, dass "Verhöre" in China eher nicht mit den Verhörpraktiken hierzulande verwechselt werden sollten. China steht nicht ganz ohne Grund sehr weit oben auf der Liste derjenigen Staaten, die Menschenrechte eher als Problem anderer Länder ansehen und nicht als Gegenstand der eigenen Belange.

Jedenfalls hat sich der aktuelle Staatschef des Vatikans dazu entschlossen, den Chinesen mal etwas näher zu rücken und Bewegung in das leidige Thema zu bringen. Darum schrieb er einen kurzen, nur knapp fünfzig Seiten langen Brief an die chinesischen Bischöfe, Priester und Laien. Darin ruft er zur Einheit der Kirche auf, die spätestens seit dem Abbruch der diplomatischen Beziehungen 1951 in eine von Peking kontrollierte Staatskirche und eine Rom-treue Untergrundkirche gespalten ist.

Die chinesische Regierung sieht das eher mit einigem Argwohn und fordert denn auch postwendend eine ganze Reihe weitreichender Zugeständnisse vom finanzkräftigen Moral-Imperium in Rom. Zum Beispiel den Abbruch der Beziehungen mit Taiwan, aber auch die Garantie, dass sich der ehemalige Chef des Rechtsnachfolgers der Inquisition aus den inneren Angelegenheiten Chinas heraushält. Beide Forderungen dürften im Vatikan wohl eher nicht so begeistert ankommen, denn die Idee der Katholiken ist ja, den eigenen Einflussbereich zu vergrößern und sich nicht in "innere Angelegenheiten" eines anderen Staates einzumischen, ist ja nun eher nicht so die Sache der Spendensamler vom Tiber.

Ich bin bestimmt kein Fan der Methoden, die die chinesische Regierung praktiziert. Ich kann allerdings sehr gut verstehen, warum die Leute dort so reagieren, wie sie reagieren. Denn: Sieht man sich an, was der Katholizismus mit seinen Ideen und Thesen so alles angerichtet hat, dann darf man - neutral betrachtet - schon sagen, dass gerade wir hier dieser Religion eine ganze Menge Probleme verdanken. Immerhin ist ja diese Religion einer der Gründe, warum es überhaupt den Streß mit dem Islam gibt und vielleicht sogar der Grund, dass es überhaupt den Islam gibt. Man denke in dem Zusammenhang auch an die Kreuzzüge und die Entstehung Israels, den Kreationismus, Diskussionen um Abtreibung und Homosexualität und viele andere interessante Themen, die im mehr oder weniger direkten Zusammenhang mit dieser Religion stehen.

So gesehen kann ich gut verstehen, warum sich China mit Händen und Füßen gegen die Etablierung dieser "Religion" im eigenen Lande wehrt.

(Quelle: dpa)

Donnerstag, 14. Juni 2007

Kirchliche Sanktionen

Die Kirchen in der westlichen Welt beneiden die Kirchen im Islam um einen Punkt ganz erheblich: Um ihr politisches Gewicht. Seit der Säkularisierung haben die Kirchen hier einen nicht unbeträchtlichen Teil ihrer politischen Macht verloren und es ist nicht völlig verfehlt zu sagen, dass das wohl auch nicht unbedingt schlecht war. Die Reste ihrer politischen Macht hüten sie jedoch eifersüchtig.

Während sich viele Menschen fragen, was denn an der Trennung von Kirche und Staat so sinnvoll sein mag und warum man die Kirche nicht viel mehr und viel intensiver an der Politik beteilige, offenbart sie an anderer Stelle mit Bravour, warum es vollkommen richtig ist, Dogmatiker möglichst weit weg von jeglicher politischer Macht zu halten.

Die Katholische Kirche will ein totales und umfassendes Verbot jeglicher Abtreibung und ohne jede Ausnahme. Am besten bei Todesstrafe. Amnesty International (AI) hingegen forderte jüngst, dass es Frauen doch wohl erlaubt sein sollte, nach einer Vergewaltigung oder bei Inzest oder bei Gefahr für ihre Gesundheit oder ihre Menschenrechte abtreiben zu dürfen. Die Reaktion der Kurie war entsprechend (Quelle Spiegel):

Vatikan vs. Amnesty International Spiegel Online
Schon gestern veröffentlichte CAD einen Comic, der das Gehabe der Kirche zur Zeit wundervoll darstellt und voll auf den Punkt bringt, was man dazu denken mag. Die Kirche hatte sich nämlich massiv über einen Spielehersteller beschwert, weil der angeblich ohne Erlaubnis in einem Spiel ("Fall of Men") ein Modell einer real existierenden Kirche verwendet, um dort den Protagonisten gegen die Aliens kämpfen zu lassen:

Ich weiß es nicht genau, aber irgendwie habe ich den Eindruck, dass bei den Religionen zur Zeit einiges voll aus dem Ruder läuft. Nicht nur bei den Katholiken.

(Quelle: Spiegel, Ars Technica, BBC, CAD)