Verblüffend lange gelang es einen Anschein von Ruhe aufrecht zu erhalten. Konferenzen wurden gehalten, Gespräche geführt und alles schien sich zu normalisieren. Kaum jemand dachte noch daran, dass es eine "Gefahr" gäbe, ausgehend von irgendwelchen Extremisten, Fundamentalisten oder sonstwie religiös völlig vernagelten Menschen aus dem Nahen und Mittleren Osten. "Alles halb so schlimm" wurde wieder zur gängigen Meinung des Normalbürgers.
Immer wieder gab es zwischendurch mehr oder weniger deutliche Hinweise, dass der Konflikt mit jenen Extremisten und ihrer "Religion" noch lange nicht ausgestanden ist. Jetzt beweist ein einziger Film irgendeines verschrobenen Meinungsmachers, wie es wirklich aussieht an der Front, nämlich alles andere als "ruhig".
Da dreht irgendjemand einen Film, der provozieren soll. Einen Film, der gelinde gesagt, nicht mal drittklassig ist. Selbst im "Unterschichtenfernsehn" liefen schon Montagmorgens um drei Uhr aufregendere B-Movies. Dieser Film ist nicht "neutral", "sachlich" oder gar "objektiv". Er will es auch gar nicht sein. Er gibt eine Sichtweise wieder, die - machen wir uns nichts vor - absichtlich stark einseitig ist. Der Film gibt auch nicht die Meinung einer Mehrheit wieder. Er ist das Werk eines Einzelnen. Der Film ist so mieserabel gemacht, dass selbst dem von jeglichen Resten seiner Kritikdrüse befreiten Dauerkonsumenten der Home-Order- und Bibel-Astro-Fernsehsender auffällt, wie einseitig und schlecht der Film gemacht ist.
Trotzdem: Was passiert? Nicht nur, dass niemand den Film senden will. Selbst Sender, die nicht davor zurückscheuen solche Meisterwerke wie "They saved Hitlers Brain" oder "Angriff der Killertomaten" zu senden, lehnen hektisch gestikulierend ab, mit dem Machwerk auch entfernt nur in Verbindung gebracht zu werden. Ganze Staaten mobilisieren konzertiert ihren Presse- und Propagandaapparat, um sich so schnell wie möglich von dem Streifen zu distanzieren. Selbst Staatschefs nehmen Stellung zu dem Film, der sonst eigentlich niemanden interessiert hätte. Die Krönung ist aber, dass sogar sonst völlig unkritische Internetdienstleister, die keine Scheu davor haben, Kinder- und Tierpornographie verfügbar zu machen, plötzlich nahezu alles tun, um diesen Film gar nicht erst ins Internet zu lassen.
Und warum das alles? Nicht etwa, weil sie die politische Meinung nicht teilen oder weil sie glauben, dass dieser Streifen so dermaßen grottenschlecht ist, dass er die Bytes nicht wert wäre, die mit der Speicherung des Films belästigt würden. Nein, weit gefehlt. Der Schwanz wird eingekniffen, weil Morddrohungen ausgesprochen wurden. Wegen dieses Films. Genauer: Wegen der darin gezeigten Meinung.
Unabhängig davon, ob der Film gut ist oder schlecht, ob seine Aussage Wahrheit enthält oder vollkommen an den Haaren herbeigezogen ist, eins hat diese Aktion bewiesen: Der Macher des Filmes steht jetzt als derjenige dar, dem vom Islam seine Meinung verboten wird. Der Islam steht mal wieder als diejenige Religion dar, die unterdrückt, die mit Gewalt droht, die morden will. Super Leute. Habt ihr fein gemacht. Die Quintessenz? Was glaubt ihr wird beim Volk hängen bleiben?
Glaubt ihr wirklich, dass solche Morddrohungen das Bild des Islams, oder noch schlimmer: das Bild der Menschen aus dem Nahen und Mittleren Osten in der Welt, verbessern? Glaubt ihr wirklich, dass nach solchen Aktionen noch irgendjemand Interesse daran hat zu differenzieren? Was hängen bleiben wird, ist nicht etwa, dass der Filmemacher vielleicht ein Rechtspopulist ist, der wahrscheinlich einfach nur Bambuhle machen und die Stimmung anheizen wollte, um den Ruhm einzusacken. Im Gegenteil. Gerade den Ruhm bekommt er jetzt erst recht und zwar mit beiden Händen nachgeworfen und auch für den Film werden sich gerade jetzt noch viel mehr Menschen interessieren und seine Nachricht wird sich noch viel weiter verbreiten und noch viel mehr Menschen erreichen.
Ob so der Islam als "Religion des Friedens" verstanden wird? Ob es hilft, wenn sich mal wieder die gesamte westliche Welt erpresst fühlt? Ob es zu mehr Verständnis und Akzeptanz führt, wenn man sich mal wieder vor aller Welt als Feind von Kunst und freier Meinungsäußerung produziert? Vielleicht glauben die Anhänger dieser Religion das ja wirklich. In dem Fall kann man nur sagen:
Herzlichen Glückwunsch.
Samstag, 29. März 2008
1 Kommentar:
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Schöner, treffender Artikel, der es auf den punkt bringt. *kopfschüttel*
AntwortenLöschensiehe auch http://www.zeit.de/2008/14/W-Aufmacher?page=all