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Montag, 30. April 2018

Warum hängt die Bundeswehr so an ihren Tornados?

Es ist traurige Wahrheit, dass unsere Luftwaffe mit nahezu antiquarischem Fluggerät hantieren muss. Während andere Länder ihre Luftstreitkräfte längst mit Fliegern der 5. Generation ausstattet, stehen bei uns Flieger der 3. Generation aus den 60er Jahren im Hangar. Mit zunehmenden Problemen bei der Beschaffung von Ersatzteilen. Dazu kommen Probleme, dass manche neue Technik sich einfach nicht mehr in diese Flieger einbauen lässt, oder wenn doch, dann nur mit teils horrendem Aufwand an Umbauten, Anpassungen, Improvisation, Tüdeldraht und Kaugummi.

Damals waren die Tornados klasse. Aber inzwischen kann unsere Luftwaffe jeden der Flieger nur noch rund vier Monate im Jahr überhaupt einsetzen. Die restliche Zeit geht für Wartung und Instandhaltung drauf. Was die Ausbildung der Piloten angeht, hinken wir inzwischen auch schon gut drei Monate hinterher. Von den Fliegern, die wir haben, sind - mit viel Glück - überhaupt nur die Hälfte einsatzfähig und wahrscheinlich 70% überhaupt flugfähig.

Stellt sich die Frage: Warum hängen wir eigentlich so an den Dingern? Der Tornado - ursprünglich entwickelt und gebaut von Panavia, einem Konsortium italienischer, deutscher und englischer Flugzeugbauer - ist ein Mehrzweckflieger. Zwar geistert er meistens wegen seiner Aufklärungsflüge durch die Presse und da kann der Flieger auch wirklich was. Aber eigentlich ist das gar nicht der Hintergrund, warum der Flieger heute noch bei uns im Einsatz ist. Alternativen gäbe es ja schon einige.

Ein zentrales Konzept der NATO ist die MAD-Doktrin. MAD steht in diesem Fall für "mutually assured destruction", was sich ungefähr übersetzen lässt mit "gegenseitig zugesicherte Vernichtung". Dass "mad" im englischen auch "wahnsinnig, verrückt, bekloppt" bedeutet, ist wahrscheinlich kein Zufall. Innerhalb der NATO gilt aber auch der Grundsatz der gegenseitigen Unterstützung "im Falle das". Zu Ende gedacht bedeutet das auch die Fähigkeit, einem NATO-Partner im Extremfall nuklear beistehen zu können.

Selber haben wir keine eigenen Kernwaffen. Aber die USA haben welche und die würden uns diese im Krisenfall sozusagen "überlassen". Dafür gibt es auch einen Vertrag, den sogenannten "nuclear sharing pact". Aus dem geht wiederum hervor, dass sich Deutschland dazu verpflichtet hat, die nuklearen Abschreckungsfähigkeiten der USA aufrechtzuerhalten. Aus dem Grund sind in Büchel atomare B61-Bomben eingelagert. Je nach Quelle schwankt die Zahl zwischen "10" und "mehr als 20". Die wiederum kann die Bundeswehr aber ausschließlich mit ihren Tornados einsetzen.

Nun sind wir ja nicht gerade die größten Fans von Kernwaffen und Atomkraft generell. Es liegt nahe zu sagen: "Weißte was? Mach selbst. Wir sind 'raus aus der Nummer." Überraschung: Da sind wir nicht die Ersten. Schon unsere Altvorderen hatten diese Idee, als es überhaupt noch um die grundsätzliche nukleare Aufrüstung ging, damals, im Kalten Krieg. 1954 hatte Konrad Adenauer stellvertretend für die Bundesrepublik verkündet, nichts mit Atomwaffen zu tun haben zu wollen.

Das fand man in den USA nicht ganz so prickelnd. Deshalb setzte J. F. Kennedy am 21.11.1961 Konrad Adenauer die Pistole auf die Brust: Wenn ihr bei eurer Haltung der Totalverweigerung bleibt, dann ziehen wir alle unsere Truppen aus Europa ab und überlassen euch den Russen. Das Ergebnis ist bekannt. Deutschland ist zwar dem Atomwaffensperrvertrag am 02.05.1975 beigetreten, aber die Bomben der Amis liegen trotzdem bei uns rum. Und bei den Belgiern. Und den Holländern. Und den Italienern. Und den Türken. Über letzteres wird noch mal zu reden sein.

Wie John Kornblum, langjähriger Diplomat und Ex-Botschafter der USA in Berlin, die Tage erst bestätigte, waren US-Diplomaten seitdem regelmäßig damit beschäftigt, den US-Regierungen zu erklären, wie wichtig es sei, dass die USA in Europa blieben und eben nicht abziehen, weil die Vorteile für die USA die Nachteile überwiegen. Und das, obwohl den USA sehr wohl bewusst ist, dass sie draufzahlen, weil sich alle in Europa darauf verlassen, dass die Sicherheitspolitik durch die Amerikaner gewährleistet wird und Europa deshalb eigentlich auch keine eigene Sicherheitspolitik braucht.

Die NATO ist das transatlantische Bündnis. NATO steht für "North Atlantic Treaty Organisation". Es ist eine Organisation für transatlantische Verträge aller Art. Nicht nur militärische, sondern eben auch Handelsverträge, Forschungsabkommen und so weiter. Das ist letztendlich der große Schirm, unter dem die ganzen Abkommen zwischen Deutschland bzw. Europa und den USA entstanden sind.

Die NATO basiert aber eben auf der Idee der Gegenseitigkeit. Wenn der Zusammenhalt durch die NATO wegfällt, dann sind all die Handelsabkommen infrage gestellt, die unseren Wohlstand letztendlich garantieren. Das ist im Prinzip so ähnlich wie beim Brexit mit den Engländern, nur dass wir in diesem Fall das tun, was die Engländer in Bezug auf die EU getan haben, nämlich sich die Rosinen rauspicken, ohne dafür etwas an Gegenleistung bringen zu wollen.

Ist denn es denn überhaupt notwendig, sich militärisch gegen irgendeine Bedrohung wehren zu können? China hat doch erklärt, sich nicht ausdehnen zu wollen. Und die Russen sind doch eigentlich auch total friedlich. Und der Rest tut uns doch auch nichts.

Es stimmt, dass sich die Bedrohungslage in den letzten Jahrzehnten stark verändert und abgeschwächt hat. Das war aber letztendlich auch ein Verdienst der NATO und der Sicherheitspolitik der USA. Wenn die USA nicht mit ihren Truppen rund um den Globus immer wieder - mit wechselndem Erfolg - eingegriffen hätte, die Welt wäre längst nicht so friedlich, wie sie im Moment zu sein scheint. Scheint deshalb, weil wir stets nur einen Schritt von der globalen Katastrophe entfernt sind.

In Afrika gibt es massive Probleme, der Nahe Osten ist noch immer ein einziges Problem, Irak und Afghanistan sind nach wie vor weit von irgendeiner Form von Stabilität entfernt. Pakistan ist genauso ein Thema für sich. In Asien werden die Probleme auch eher größer als kleiner. Myanmar, Bangladesch, Nepal, Sri Lanka sind Staaten, in denen es nahezu permanent brodelt und bewaffnete Konflikte beinahe an der Tagesordnung sind.

Immer wieder entwickeln sich Staaten in eine schwierige, besorgniserregende Richtung, selbst direkt vor unserer Haustür. Siehe Ungarn oder die Türkei. Andere Staaten setzen sich mal eben über internationale Konventionen hinweg und annektieren ganze Staaten. Siehe Krim oder Ukraine. Wieder andere Staaten spielen ganz offiziell mit der Idee, sich atomar zu bewaffnen oder haben das sogar schon getan. Siehe Nordkorea, Iran, Saudi-Arabien, China, Israel, Pakistan.

Die Frage ist berechtigt, ob uns das etwas angeht oder nicht und ob "wir" uns da einmischen sollten. Wenn die USA nur noch auf ihre eigenen Interessen blicken, wer tritt dann für unsere Interessen ein? Kann man ja bei Bedarf alles verhandeln, wenn's uns betreffen sollte.

Klar. Die Idee ist toll. Hat ja hervorragend geklappt bisher im Nahen Osten, in Afghanistan, im Irak, in Syrien, in Libyen, im Sudan, in Mali, im Kongo, im Jemen, in Ex-Jugoslavien... und wo "wir" sonst überall noch als die großen Friedensverhandler vor dem Herrn aufgetreten sind. Es scheint, dass sich manche einen gepflegten Dreck darum scheren, was wir meinen.

Wir sind vielleicht davon überzeugt, dass alle Konflikte mit Verhandlungen gelöst werden können. Aber es gibt tatsächlich Leute, denen ist es scheißegal, was wir meinen. Die interessieren unsere Interessen überhaupt nicht, im Gegenteil. Die finden es sogar geil, wenn es uns schadet. Den IS schon vergessen? Oder die Taliban? Oder glaubt wirklich irgendjemand, wenn sich die USA aus dem asiatischen Pazifikraum verzögen, dass sich China dann mit diplomatischen Verhandlungen daran hindern ließe, Taiwan einzusacken? So wie sich Russland durch Verhandlungen dazu hat bewegen lassen, die Krim wieder freizugeben?

Nein, leider ist die Welt noch längst nicht so weit, dass wir auf Militär verzichten können. Und weil wir das nicht können - oder meinetwegen zum Teil auch gar nicht wollen - sind wir in Europa und speziell in Deutschland auf das transatlantische Bündnis angewiesen, denn alleine kriegen wir das niemals in den Griff. Dazu braucht es nicht mal eine elaborierte Statistik. Dazu reicht ein Blick auf die in der Tagespresse nachlesbaren Berichte über die Bundeswehr. Und damit sind wir dann wieder beim Tornado.

Kurzgefasst: Ohne Tornado keine Beteiligung Deutschlands am "nuclear sharing pact". Ohne dieses Abkommen keine Amis in Deutschland. Ohne Amis in Deutschland kein amerikanischer Beistand für Deutschland irgendwo auf der Welt und damit Ende der NATO und ohne NATO ist alles doof.

Wenn der Tornado aber so kaputt - weil alt - ist, warum kauft man dann nicht was Neues? Genau das ist das Problem. Was denn kaufen? Im Moment gibt es nicht viele Optionen. Es gäbe von den Amerikanern die F15, die F/A18 und die F35. Und dann gäbe es noch den Eurofighter / Typhon. Oder man könnte auch was Neues entwickeln.

Wenn Deutschland sich F15 oder F/A18 kauft, dann ist das bestenfalls eine Übergangslösung, denn die Flieger sind zwar bewährt, aber eben auch nicht gerade "neu". Selbst die USA denken schon länger über Nachfolger dieser Flieger nach, eben die F22 bzw. F35. Würde Deutschland aber diese Flieger einkaufen, wäre die europäische Luftfahrtindustrie quasi am Ende. Die überlebt zu einem nicht geringen Teil durch die Zusammenarbeit beim Eurofighter. Ohne den Eurofighter würden Firmen und Fachkräfte abwandern - siehe Schiffbau, Computer, Handys, etc. - und das wiederum macht sich in den Wirtschaftssystemen der einzelnen Länder gar nicht gut.

Deshalb haben Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) und ihre französische Kollegin Florence Parly (PS) auf der auf der Internationalen Luft- und Raumfahrtausstellung in Berlin die Tage ein Abkommen über die Entwicklung und der Bau eines gemeinsamen Kampfflugzeugs unterschrieben. Diesen Flieger gibt es aber noch nicht und damit auch keine Alternative zum Tornado. Und deshalb muss die Bundeswehr auch weiterhin "irgendwie" die Vögel im Betrieb halten. Um jeden Preis.

Sonntag, 15. April 2018

Zitat des Tages (14)

"Im Zuge der aktuellen Debatte mussten wir erkennen, dass wir uns in einem Umfeld wiederfinden, das den Preis in ein falsches Licht rückt."
(Florian Drücke, Geschäftsführer Bundesverband der Musikindustrie)

Was soll man auch sonst sagen, wenn man gerade dabei ertappt wurde, dass man zwei antisemitischen Arschlöchern den wichtigsten deutschen Musikpreis ausgerechnet dafür in den Hintern schiebt, dass deren widerwärtiges Machwerk zu den bestverkauften Produkten der deutschen Musikindustrie gehört? Hat ja keiner ahnen können, dass das irgendjemandem auffällt. Und überhaupt Holocaustgedenktag... Habt Euch mal nicht so. Das ist bloß ein unglücklicher Zufall! Ganz ganz ehrlich!

In der Musik geht es eben am Ende nur ums Geld und nicht um Inhalte oder wenigstens Symbole. Das hätte man schon begreifen können, als Xaviar Naidoo vor noch gar nicht all zu langer Zeit mit ähnlich widerwärtigem Gedankengut vor die Wand der öffentlichen Aufregung fuhr, aber nöööö... Hach der singt ja so schön, was kann der schon böses... Und jetzt ein paar Rapper... Sind ja nur Rapper, die können ja nichts dafür. Schlimme Kindheit und so. Lasst uns denen mit ein paar millionen Euro und etwas Publicity helfen. Ihr müsst deren Musik als Gesprächstherapie verstehen. Die meinen das ja gar nicht so.

Hauptsache, ihr konsumiert schön weiter. Aber bitte denkt nicht nach oder übt etwa noch Kritik. Das findet der BVMI total undufte, wenn über offenkundige Ignoranz gegenüber vergoldetem Antisemitismus debattiert wird, statt millionenfach verkauftes, hochwertiges Liedgut eines Ed Sheeran zu feiern.

Montag, 2. April 2018

Das E-Auto und das CO2

Es gibt eine Menge Schadstoffe, die von jeder Variante des Verbrennungsmotors erzeugt werden. Ein besonders problematisches Verbrennungsprodukt ist das Kohlenstoffdioxid CO2. Dieses Gas ist ein sogenanntes Treibhausgas. Es reichert sich in der Atmosphäre an und sorgt dafür, dass es wärmer wird. Deshalb war es diesen März übrigens auch so angenehm temperiert da draußen, aber das ist ein anderes Thema. Jedenfalls, seit wir alle verstanden haben, dass wegen CO2 Eisbären und Pinguine absaufen, sind wir alle voll Öko und mögen keine Diesel mehr.

Alternativen in Serienreife sind angeblich nicht in den Stückzahlen produzierbar und / oder viel zu unbeliebt beim Kunden und / oder viel zu unrentabel, je nach dem, wen man fragt. Ich vermute ja viel mehr, es den Autobauern bloß um die eigene Kohle auf dem Bankkonto geht und der Rest ihnen scheißegal ist. Die Frage, ob Elektroautos der Weisheit letzter Schluss sind, ist deshalb in unserem wundervollen Land auch eine Frage des Geldes.

Geplant war ja, die Karren so nach und nach zuerst als extrem teures Gadget für die superreiche Managerehefrau mit Ökokomplex einzuführen. Die sollte dann vor ihren ebenso vor Geld stinkenden Scampilutschfreundinnen mit ihrer ach so umweltfreundlichen gummibereiften Kasperbude angeben können. Alle zusammen sollten moralisch beruhigt werden, damit Daddy auch weiterhin mit seinem V8 Diesel die 10 Kilometer bis zu seiner Sekretärin mit dem Golf TDI seines Pförtners und dem Volvo Kombi seiner Bandarbeiterin um die Wette im Stau stehen kann. Wenn die Kiste sich dann als "Szene-Luxus-Gadget" durchgesetzt hat, die Preise etwas senken und die nächste Einkommensschicht beglücken und so weiter und so fort, bis dann in vielleicht 10 Jahren das Ding zum Massenprodukt wird und die Bonzen der Automobilhersteller an den bekloppten Trendsettern alleine Milliarden verdient haben.

Hat nur nicht ganz geklappt. Irgendwie ist irgendjemandem mit genügend Followern aufgefallen, dass es keinen echten Grund dafür gibt, warum Elektroautos so kacke aussehen und so scheiße zusammengedübelt sind, wie das, was bis dahin versucht wurde, für selbst für die Maßstäbe der Automobilbranche unverschämt viel Geld zu verkaufen. Oh Wunder der Choreographie: Niemand sah ein, für eine elektrifizierte Sardinenbüchse mit mikroskopischem Platzangebot, dafür aber ohne Extras, genauso viel Geld auf den Tisch zu legen, wie für eine ausgewachsene Familienlimousine. Stattdessen brachte jemand aus USA eine Elektrokarre auf den Markt, die für "nur noch" mehr als 100.000 Euro in Stückzahlen zu haben war, dafür aber auch richtig viel Auto und etliches an Schnickschnack mitbrachte. Vor allem aber: Gratis volltanken!

Scheißegal was die Karre kostet, nie wieder für's Tanken bezahlen! Zack, Auftragsbücher voll. Leicht pikiert sehen sich seit dem unsere edel gesonnenen und einzig dem Umweltschutz und dem Wohl des Kunden verschriebenen Wohltäter in den Chefsesseln und Vorstandsetagen der hiesigen Automobilindustrie ein wenig an den Schwanz gepackt und am Nasenring durch die Manege geführt. Ach, man kann sowas also doch in toll bauen? Sogar mit Autopilot und allem Gedöns? Und sogar in echten Stückzahlen? Und Ihr könnt das nicht? Na dann bestelle ich mal in USA...

Eilig bemüht sich seit dem unsere edle, einzig der Verbesserung der Welt verschriebene Automobilindustrie, irgendetwas zusammen zu klempnern, was auch nur ansatzweise so geil ist, wie jenser endgeil gehypte Asphaltabnutzer aus Palo Alto. Vergebens, bislang, aber das kommt sicher noch. Ganz bestimmt. So wie ja auch der zweite Außenspiegel, Sicherheitsgurte, Klimaanlagen, das dritte Bremslicht, Navi, Autoradio mit Verkehrsfunk, Automatikantriebe und ABS zuerst bei uns in Serie und für die Masse bezahlbar auf den Markt kamen.

Etwas unangenehem ist dabei allerdings die Diskussion, wie denn das nun im Detail so aussieht mit dem Umweltschutz. Nur weil hinten nichts mehr 'rauskommt, was stinkt, heißt das ja noch lange nicht, dass es auch toll für die Umwelt ist. Siehe Gold. Oder Strom aus Braunkohle. Im Fall des Elektro-Autos ist die Denkweise des im höchsten Grade umweltbewussten Bürgers, der sein TK-Fleisch für zwei Euro bei Aldi kauft, um es auf dem Gril für tausend Euro in Brikett zu verwandeln, ja die: Strom kommt aus der Steckdose, also ist der Öko.

Leider nein. Legt man die hoffnungslos geschönten vom Hersteller angegebenen Abgaswerte aktueller Arbeitsplatzgaranten zugrunde, dann erzeugt ein Golf 1.0 TSI bei 4,8 l/100 km Sprit auf 113,8 g CO2 pro km. Als 1.6 TDI Diesel und einem offiziellen Verbrauch von 4,1l kommt derselbe Wagen auf 108,6 g CO2 pro km. Zum Vergleich: Der SUV ist mit 25% Anteil an den Neuzulassungen 2017 das beliebteste Auto von trendbewussten Jungmüttern und anderen stadtbewohnenden Langstreckenvermeidern. Der BMW X1 und der VW Tiguan sind da ganz weit vorne. Der X1 xDrive25i (Benziner) wird angegeben mit 6,5l/100km und 149g CO2/km. Als Diesel gönnt sich dieser praktische Stadtwagen offiziell 5,2l/100km bei 138g CO2/km. Der Tiguan Join 2.0 TSI 4Motion kommt als Benziner offiziell mit 7,7l/100 km und 177g CO2/km aus, als 2.0 TDI SCR 4Motion (Diesel) 6,4l/100 km und 167g CO2/km.

Während man beim Verbrenner hinten in den Auspuff einfach irgendein Messgerät reinklemmt und irgendwann weiß, was und wieviel da rauskommt, ist das bei Elektroautos so eine Sache. Wie berechnet man denn deren Umweltbelastung? Ein Tesla P100D (für "nur noch" etwas mehr als 165.000 Euro in der Komplettausstattung) wird mit einer 100 kWh Batterie angegeben mit 613km Reichweite. Pi mal Daumen ergibt das wohl einen Verbrauch von 0,163 kWh/km. Der Renault Zoe, meistverkauftes Elekto-Alibi in Europa, verbraucht 0,133kWh/km.

Das Umweltbundesamt - natürlich völlig neutral und absolut glaubwürdig, weil garantiert frei von jeglichen Interessen agierend und seit 2013 fest in der Hand der SPD - gibt an, dass 2016 bei der Produktion einer kWh Strom 527 Gramm C02 entstanden sind. Für den Tesla P100D ergibt das rund 88g CO2/km und für den Renault rund 70g CO2/km. Das ist zwar weniger, aber so richtig sauber ist das am Ende auch nicht. Zumal: Oben drauf kommt auch noch die Produktion des Akkus, der mit 150-200 Kilogramm CO2 pro Kilowattstunde auf die Bilanz drückt. Die Entsorgung nicht eingerechnet.

Wer also seine Elektrobüchse wirklich CO2-neutral verheizen will, muss - den üblichen deutschen Strom-Mix vorausgesetzt - lässige 100.000 Kilometer mit einem Akku schaffen. CO2-neutral sind Verbrenner, die mit regenerativen Kraftstoffen betankt werden, übrigens nach Pi mal Daumen 30.000 Kilometern. Immerhin: Der Akku eines Tesla soll 160.000 km lässig überleben.

Aber da gibts doch noch diese Wasserstoffdingens... Ja. Nein. Die Entwicklung dieser Antriebe stockt aus vielen Gründen. Mal abgesehen davon, dass es gar kein Wasserstofftankstellennetz gibt. "Effizient" geht einfach anders. Die Motoren sind extrem empfindlich. Die Wasserstoffkatalysatoren brauchen Platinmembranen, die unwesentlich arschteuer und hyper empfindlich gegen so ziemlich alles sind. Besonders winzige Fremdkörper und Kälte mögen die total. Insgesamt zicken diese Antriebe noch so dermaßen rum, dass bis zur ernstgemeinten Serienreife noch ein paar Jahre mehr vergehen werden. Der E-Motor wird deshalb wahrscheinlich das "Rennen" um den nächsten Vermarktungshype gewinnen.

Ob der E-Motor allerdings auch das Rennen um den Umweltschutz gewinnt, ist fraglich.


Bild: Kaique Rocha / Pexels

Mittwoch, 14. November 2007

Nicht alles ist böse

Manchmal erkennen die Inhaber von Urheberrechten, dass die vermeintlichen "Feinde" eigentlich genau diejenigen sind, die man als Verbündete haben will. In ganz seltenen Fällen geben sie das sogar zu. Noch viel seltener bedanken sie sich sogar. Genau das passierte den Betreibern von Releaselog, einer Webseite, die der Software- und Filmindustrie wahrscheinlich ein Dorn im Auge sein dürfte. Um so mehr dürfte gerade die folgende Email für die Kämpfer für möglichst restriktive Urheberrechte und möglichst wenige Rechte der Konsumenten ein echter Schlag ins Gesicht sein. (Das Original ist auf Englisch, das hier ist meine Übersetzung):
"An wen auch immer dies betreffen mag:

Mein Name ist Eric D. Wilkinson und ich bin der Produzent eines kleinen Independent Films namens "Jerome Bixby’s The Man From Earth".

Ich sende Ihnen diese Email nachdem ich festgestellt habe, dass unsere Website nahezu 23.000 Hits in den letzten 12 Tage generiert hat, viele dieser Hits kamen von Ihrer Website. Zusätzlich dazu sahen nahezu 20.000 User unsern Trailer auf www.manfromearth.com und anderen Sites, wie AOL und myspace UND noch viel beeindrucknder ist, dass unser Ranking auf IMDb vom 11,235 beliebtesten Film zum 5. beliebtesten Film in nur zwei Wochen stieg (wir sind außerdem #1 Independent Film auf IMDb und #1 Science Fiction Film auf IMDb.) Wie all das passierte? Zwei Wörter: Torrent / File Shring Sites (ok, vier Wörter und ein Schrägstrich.)

Noch genauer: RSLOG.net. Unser unabhängiger Film hatte nahezu kein Werbebudget und nur ganz wenig tat sich, bis irgendjemand einen der DVD Screener geripped hatte und ihn für alle zum Download online stellte. Nachdem das geschehen war, sahen sich die Leute den Film an und posteten positive Reviews darüber bei IMDb, Amazon und anderen Sites. Der überwiegende Großteil des Feedbacks von allen, die sich "The Man From Earth" gezogen haben, war überwältigend positiv. Die Leute mögen unseren Film und reden darüber, alles dank der Piraterie im Internet.

Bin ich sauer... Überraschender Weise nicht. Danke an alle, die sich den Film gezogen und angesehen haben, unsere Wahrnehmung durch andere ist durch die Decke gegangen. Dafür sage ich: "Danke!"

Was Ihr Leute da getan habt ist nicht weniger als unglaublich. Zukünftig werde ich mich nicht über Filesharing beschweren. IHR HABT GEHOLFEN, DIESEN KLEINEN FILM GROß ZU MACHEN!!!! Wenn ich meinen nächsten Film mache, könnte es sein, dass ihn selber ins Netz stelle."
Inzwischen wurde mehrfach bewiesen, dass diese Email kein Fake ist. Der Produzent schickte den Betreibern von RSLOG unter anderem Ein Foto, auf dem er zu sehen ist, während er auf der Website eingeloggt ist. Auch der Regisseur des Films, Richard Schenkman, bestätigt, dass dies kein Fake ist:
"Wir haben dieses Thema ziemlich intensiv diskutiert, bevor wir uns an die Download Community wendeten."
Beide betonen aber, dass es dabei schon um mehr geht. Sie wollten nachmachen, was Radiohead vorgemacht haben (siehe unser Artikel zu Radiohead und dem Ende eines Geschäftsmodells) und sich an die Community mit einer Message wenden:
"Wenn Du diesen film aus dem Netz gezogen hast und er Dir gefallen hat, dann kaufe bitte die DVD; und wenn Du die DVD da, wo Du lebst, nicht kaufen kannst, dann schick uns bitte etwas Geld."
Ganz ehrlich: Ich bin total von den Socken. Mich würde wirklich interessieren, wie die "Major Labels" auf dieses Happening reagieren, denn eins ist klar: unbemerkt ist das sicherlich nicht geblieben...

(Danke maybeWTF)

Montag, 19. Februar 2007

Schilder

Preisfrage: Was ist das?

IAEA Warnschild nukleare Strahlung neu
Es hat auch bei mir einige Ratlosigkeit ausgelöst und ich musste nachlesen, um dahinter zu kommen, dass dieses eigenartige Dingsda das neue Warnschild der Internationalen Atomenergiebehörde IAEA ist, mit dem vor radioaktiven Gefahren gewarnt werden soll. Das bislang gebräuchliche Schild gilt offiziell als "nicht aussagekräftig" und wird deshalb durch seinen Nachfolger ersetzt.

Was man allerdings mit den zig Tonnen radioaktiver Abfälle macht, die weltweit schon mit dem "völlig nichtssagenden" Schildchen beklebt und irgendwo vergraben wurden, bleibt der Fantasie des Lesers überlassen.

Freitag, 22. Dezember 2006

Neue Musik

Man glaubt ja gerne mal der Medienindustrie, dass Musik "kreativ" sei. Man glaubt ja auch gerne mal, dass "moderne" Musik soetwas ganz neues und "unverbrauchtes" sei, was "noch nie dagewesen" ist.

Rob Paravonian zeigt uns, wie sehr wir uns irren:

(Danke, Devender)

Freitag, 15. Dezember 2006

Was kostet...?

Eine Frage, die sich wahrscheinlich so mancher Gamer in der letzten Zeit gestellt hat, dürfte in etwa lauten: "Was kostet wohl so eine Konsole in der Herstellung?" Toyokeizai.net ist der Sache auf den Grund gegangen und hat zumindest für die PS3 und die Wii die entsprechenden Preise ausgegraben:

Mein Japanisch ist nicht gerade das Beste (*hüstel*), aber wenn ich den Artikel richtig verstehe, dann kosten Nintendo bei der Wii die einzelnen Komponenten (in Klammern dahinter die Preise für Sony bei der PS3): Grafik Chip: US$ 29.60 (US$ 129) , CPU: US$ 13.00 (US$ 116), DRAM: US$ 7.80 (US$ 91), Optisches Laufwerk: US$ 31.00 (US$ 125), Netzteil: US$ 11.30 (US$ 37,50), Zusammenbau: US$ 19.50 (US$ 39), Gesamtkosten: US$ 158.30 (US$ 805,85), Endverkaufspreis: US$ 195.99 (US$ 399,20).

Zwar passen die Zahlen in der Tabelle nicht 100% zusammen, denn irgendwie fehlt da was in der Summe, aber das könnte daran liegen, dass diese Tabelle "Seite 17" aus einer längeren Analyse ist. Sofern ich das alles richtig verstehe, verdient Nintendo im Endeffekt an jeder Wii rund US$ 40, während Sony bei jeder PS3 rund US$ 406 drauflegt. Da muss man sich natürlich nicht wundern, dass die Spiele für die PS3 mit 60-80 Euro angekündigt sind...

(Quelle: TK Plus)

Montag, 15. Mai 2006

Filme legal downloaden und brennen

Stefani MorganFilme gibt es nicht nur von Disney oder Warner oder Sony. Filme gibt es zum Beispiel auch von Vivid Entertainment. Der Unterschied zwischen diesen Firmen ist nicht etwa nur der Grad der Bekanntheit, sondern auch und besonders der Kundenkreis. Während die einen Produkte im Angebot haben, die sich an alle Altersklassen richten, haben die anderen das eher "erwachsene" Publikum im Sinn: Vivid Entertainment ist Publisher von "exotischen Medien". Platt formuliert: Pornofilme. Und Vivid verkauft eine Menge davon. Rund ein Drittel aller in den USA verkauften Pornos stammt von diesem Publisher.

Diese Firma hat sich vorgenommen, der übrigen "Mainstream" Industrie mal zu zeigen, was man mit dem Internet so alles tolles machen kann. Ab heute wird dieses Unternehmen ganze Filme in DVD-Qualität zum Download und zum legalen Brennen auf DVD anbieten. Während Firmen wie Sony den Kunden in erster Linie als Verbrecher betrachten und entsprechend behandeln (man denke nur an die tollen Werbefimle im Kino, die Rootkits, "Region Codes", "Content Scrambling System", die Gerichtsverfahren, die Novelle des Urheberrechts und anderes), geht Vivid Entertainment offen auf den Kunden zu und bietet ihm an die Filme direkt zu ziehen und zu brennen. Gegen Gebühr, versteht sich, dafür aber ohne jeden Fallstrick, ohne Hintertür. Einzige Restriktion: Einmal gebrannte Filme dürfen nicht dupliziert werden. Bezahlen, downloaden, Deins - mach damit, was Du willst.

Entsprechend süffisant fiel das Statement von Michael Greeson, dem Gründer von "The Diffusion Group", einem Think Tank für Verbraucherelektronik in Plano, Texas, aus:
"Leave it to the porn industry once again to take the lead on this stuff"
DVD Regal EinzelhandelDer Vorteil, den sich dieser Publisher zu nutze macht, ist in erster Linie der Struktur dieses Marktes zu verdanken, den sich die Pornoindustrie weitestgehend selber aufgebaut hat. Es gibt hier keine "dominanten Verkaufsstellen" oder "marktbestimmende Vertriebswege", wie sie für andere Medien existieren: Man denke zum Beispiel an Wal-Mart oder Blockbuster Video und andere Firmen dieser Art. Immerhin macht die Filmindustrie mehr Umsatz mit Filmen auf DVD als durch Kinos. Da möchten die Firmen nicht so gerne ihre eigenen Absatzmärkte torpedieren.

Allerdings: Der Drang dahin, den Zwischenhändler "loszuwerden", ist nicht nur hier deutlich zu erkennen. Gerade die Softwareindustrie zeigt mit Produkten wie Steam, wie man den Einzelhandel ganz einfach aus der Rechnung streichen kann. Spätestens seit auch Electronic Arts (EA) auf den Zug der Onlinedistribution aufgesprungen und Microsoft mit "XBox Live" am Start ist, dürfte jedem klar sein, wohin die Reise geht.

EinkaufenDem Kunden das Produkt in die Hand zu geben ist nicht das, was die Firmen tatsächlich wollen. Die Firmen wollen an jedem Konsum verdienen. An jedem einzelnen Konsum. "Pay per View", "Pay2Play", "Deliver On Demand" und so weiter sind die Stichworte. In Zukunft wird es keine Datenträger beim Endverbraucher mehr geben. Der Weg ist eindeutig hin zu zentralisierten Datenlagern, aus denen auf Knopfdruck gegen Gebühr Inhalte angeboten werden. Da werden noch interessante Zeiten auf Kunden und Handelsketten zukommen, denn wie Greeson richtig feststellt:
"The more they champion Internet distribution directly to the consumer, the more it seems they're turning their back on their old media partners, which they can't afford to do."
Es wird noch ein paar Jahre dauern, bevor das Realität wird, aber es wird kommen. Die Infrastruktur der Netzanbindung ist bei der Breite der Masse noch lange nicht so, dass z. B. ein Download einer DVD als Streaming Content überhaupt machbar wäre. Zu viele "Endverbraucher" (aka: "zahlende Kunden") leben in Gegenden, in denen es kein DSL oder Ähnliches gibt. Der Ausbau dieser Infrastruktur wird ein entscheidender Taktgeber für die Entwicklung im Vertriebswesen für Filme, Fernsehn, Musik, Spiele und so weiter, oder kurz: für mediale Inhalte sein.

Bis dahin wird die Pornoindustrie wahrscheinlich eine Menge Geld gemacht haben, wie Greeson feststellt:
"The vanguard here is porn. They made a tremendous amount of money on the Web, but they know they can make more if they get to the living room."
Forrester Research schätzt den Umsatz der Pornoindustrie alleine in den USA auf 10 Mrd US Dollar. Fragt sich, wann Neid und Gier bei den "anderen" Medien groß genug wird, dass die diesen Schritt auch gehen.

Freitag, 5. Mai 2006

Geld machen (7)

DisplayPort by VESANa, auch gerade einen tollen Bildschirm mit HDTV, HDCP, DVI und HDMI gekauft, damit man Filme vom Laptop im Wohnzimmer abspielen kann und für die Zukunft gerüstet ist? Ja? Super. Auch schon eine Antwort auf die Frage gefunden, ob man sich denn HD-DVD oder Blu-Ray kauft? Oder wurde diese Frage auf "später" vertagt? "Soll sich die Industrie erstmal einig werden"? Wird sie. Nur kann man dann kein Laptop mehr an die Fernseher anschließen.

VESA hat gerade bekanntgegeben sich mit DELL, HP und Lenovo auf die Einführung eines neuen Standards für Videoperipherie geeinigt zu haben: Der sogenannte "DisplayPort" wird ab 8. Mai der Öffentlichkeit "vorgestellt" werden. Dieser Anschluß ist nicht nur sehr viel kleiner als die bekannten DVI- oder VGA-Anschlüsse, sondern er kann auch mehr. Er wird nicht abwärtskompatibel zu VGA oder DVI sein. Es wird die von Philips entwickelte "Wire-Line" Verschlüsselung benutzt werden, die nicht mit HDCP kompatibel ist.

Ziel ist eine vereinheitlichte, lizenzfreie Schnittstelle für Videogeräte, die einige Sachen kann, die aktuelle Standards nicht bieten. Zum Beispiel mit niegrigen Strömen arbeiten, mit wenigen Pins auskommen, wenig Platz benötigen (besonders bei portablen Geräten ein Argument) und unbegrenzt sklaieren kann in Bezug auf technische Eckdaten des Bildes, wie Bildauflösung, Farbtiefe und Wiederholfrequenz.

Ok, und warum hattest Du Dir jetzt gerade den 108cm Flachbildschirm mit DVI und HDCP für 2.000 Euro ins Wohnzimmer gestellt?

Freitag, 28. April 2006

Geld machen (6) - Microsoft

TV im FensterTV und Chatten gleichzeitig ist eine Erfindung von Microsoft. Das jedenfalls ist der Inhalt eines kürzlich bestätigten Patents, das dem Konzern aus Redmond in den USA gewährt wurde. Im Patent wird ein sogenannter "multimode interactive television chat" beschrieben. Der Zuschauer kann Links, die vom Fernsehsender übertragen werden direkt anwählen und so die jeweiligen (produktbezogenen) Webseiten aufrufen, wozu auch "Chatrooms" gehören können.

Das wirklich "Neue" daran dürfte für die meisten wohl kaum die Tatsache sein, dass mit Hilfe von TV-Karten ein Fernsehbild auf einem Monitor dargestellt werden kann, dass dieses Fernsehbild auch in einem eigenen, nicht den ganzen Monitor ausfüllenden Fenster laufen kann, während der Anweder mit anderen Programmen andere Aufgaben erfüllt oder eben chattet, wie es im Patent formuliert wird:
"displaying the video signal and the one or more chat communications on the display in a first display mode, such that the video signal is displayed in a first frame that has a corresponding size and position on the display, and such that the one or more chat communications are displayed in a second frame that has a corresponding size and position on the display."
TV KarteEinigermaßen "neu" dürfte (wenn überhaupt) wohl eher sein, dass sich Microsoft auch das Patent für das Herausfiltern von Links aus dem Fernsehprogramm und dem Verfügbar machen für andere Anwendungen geangelt hat. Es stellt sich nahezu zwingend die Frage, ob von jetzt an die Hersteller von TV-Anwendungen für PC's und so weiter in Zukunft für das Darstellen des TV-Bildes in einem eigenen Fenster und nicht im Vollbildmodus Lizenzgebühren an Microsoft zahlen müssen. Oder vielleicht müssen solche Fernsehprogramme dann eine Art Sperre für andere Aplikationen auslösen, wer weiß?

Eine langfristige Folge wird aber auch sein, dass sich das Web weiter vom interaktiven Medium immer weiter hin zu einem durch wenige Firmen gestalteten reinen Einweg-Konsum-Medium entwickeln soll, weg vom für die Wirtschaft schwierigen - weil unkontrollierbaren - Medium der offenen Dialoge und Kommunikationswege in alle Richtungen. Es wird eine Frage der Zeit sein, bis durch das heute schon übliche Productplacement in Filmen und Serien, die zunehmend weniger verheimlichen wenig mehr zu sein als Werbesendungen mit redaktionell gestaltetem Inhalt automatisch im Vernetzten Haushalt feststellen, dass das gerade beworbene Produkt in diesem Haushalt noch fehlt und der freundliche Verkäufer am Telefon ein Angebot macht, dem man einfach nicht widerstehen kann.

Das Fatale daran ist, dass das klappen wird, denn die große Mehrheit der Konsumenten da draußen ist sich der Gefahren und Probleme dieser Entwicklungen nicht nur nicht bewusst, sie haben auch kein Interesse daran, über diese Probleme nachzudenken.

Montag, 17. April 2006

DRM

Userfriendly zum Thema StarforceWir erinnern uns an "Starforce"? Ja? Prima. Sieht so aus, als wenn Ubisoft keinen Bock mehr auf den Stress mit den ein wenig unzufriedenen Zwangs-Usern dieses Produktes hat und sich nach einem Ersatz umsieht. Wohl schon beim nächsten Titel "Heroes Of Might And Magic 5" soll Starforce nicht mehr zum Einsatz kommen.

Auch wenn ein Firmensprecher in blumiger Marketingsprache verkündet, wie "ernst" man doch den Kunden und seine Interessen nähme:
"Ubisoft takes its customer concerns very seriously and is investigating the complaints about alleged problems with Starforce's software."
Der Grund dürfte indes ein anderer sein. "Class Action Lawsuit" dürfte das Zauberwort sein, das Ubisoft dazu gebracht hat, ein wenig umzudenken. Bereits im März 2004 wurde eine entsprechende Sammelklage gegen Ubi-Soft eingreicht. Streitwert: 5 Mio US$. Scheinbar hat die Klage Aussicht auf Erfolg.

Wenn man den Kunden wirklich ernst nähme, dann würde man ihn nicht wie einen Kriminellen behandeln, ihm die (unfertige) Katze im Sack andrehen, ihm seine verfassungsmäßigen Grundrechte aberkennen, ihn mit gekauften "Reviews" abspeisen und so tun, als wäre er zum Sch**ßen zu doof.

Vielleicht sollte man mal wegen der für teuer Geld verkauften oft gerade mal halbfertigen und mit der heißen Nadel gestrickten "Betaprodukte" mal eine Sammelklage anstrengen...

(Quelle: 1up, Kotaku, UF)

Sonntag, 9. April 2006

Grundrechte

HandschellenDer Tag ist da. Die erste Gesetzgebung, die es Firmen erlaubt, ohne gerichtlichen Beschluss den Computer zu durchsuchen und auf all darin gespeicherten Daten zuzugreifen, diese zu verändern und zu löschen, ist in Oklahoma (USA) verabschiedet worden.

der "Computer Spyware Protection Act", House Bill 2083, ermöglicht Strafen von bis zu einer Millionen Dollar für diejenigen, die Viren oder Spyware benutzen, um damit in fremde Computer einzubrechen. Das klingt ja noch ganz toll. Aber!

Der Haken an der Sache ist, dass es den Softwarefirmen erlaubt wird, nicht nur den Rechner aller per se kriminellen Kunden nach eigenem Belieben zu filzen. Das gilt für jede mit einem Netzwerk verbundene Hardware. Damit aber nicht genug: Sie dürfen mit den Daten, die sei finden, tun und lassen, was die Firmen wollen:
“detection or prevention of the unauthorized use of or fraudulent or other illegal activities in connection with a network, service, or computer software, including scanning for and removing computer software prescribed under this act.”
"Entdeckung und Verhinderung" der "nicht authorisierten" Benutzung... Soso. Und was ist "nicht authorisiert"? Das wiederum steht im EULA. Nicht etwa im Grundgesetz oder anderen geltenden Gesetzen, nein. Die haben mit Deinen Rechten nichts zu tun. Diese Gesetzgebung enthält gerade in diesem Punkt eine klare Ansage:
“The bill has a clear prohibition on anything going in without your permission. You have to grant permission,” said Jolley, R-Edmond. “You can look at your license agreement. It will say whether they have the ability to take that information or not.”
Zu Deutsch: Ob die Firmen, deren Produkte Du benutzt, Deine Daten nach eigenem Belieben verändern dürfen, steht steht im "License Agreement". Versteht sich von selbst, dass die Firmen für etwaige "versehentliche" Datenverluste nicht haftbar gemacht werden können.

Es ist schon länger bekannt, dass "die Industrie" diesen Freibrief weltweit für sich durchsetzen will. In Deutschland rechne ich mit der Einführung dieser Gesetzgebung innerhalb der nächsten 12 - 18 Monate.

(Quelle: Oklahoma Gazette)

Spritpreise

Bohrinsel - Foto: APDie Benzinpreise steigen. Erstaunlich ist der seit Jahrzehnten pünktlich zu Beginn der Ferien in Deutschland stattfindende Preisanstieg. Dazu wurde vom Tagesspiegel Herr Rainer Winzenried, Sprecher von Shell Deutschland, interviewed. Der sagte dazu:
"Aber der Preis ist in den vergangenen Wochen für niemanden befriedigend gewesen."
Die Gewinnmargen für das Unternehmen nannte er unbefriedigend. Winzenried betonte, dass man die Urlaubszeit nicht für Preiserhöhungen ausnutze.
"Der Zeitpunkt für so etwas ist nie günstig. Der Grund für Preissteigerungen ist nicht die Hoffnung auf höhere Gewinne."
Ah ja. Mineralölfirmen - die neuen Wohltäter der Menschheit.

Zahlen die auch Hartz IV und so aus?

(Quelle: Tagesspiegel)

Samstag, 8. April 2006

Fußball überall

Wie eng die Verknüpfung von Wirtschaft und Fußball ist, zeigen die letzten Errungenschaften der freien Marktwirtschaft in Deutschland: Würstchen, Urnen und Pizza:
Fussballpizza fussballurne fussballwuerstchen
Das Schlimme ist ja, dass sich sowas tatsächlich verkauft. Den Reiz runder Würstchen kann ich ja gerade noch nachvollziehen. Aber sich in einem Fußball begraben zu lassen? Und wer um alles in der Welt bestellt sich Pizza mit Currywurst drauf?

(Danke kork)

Freitag, 7. April 2006

DRM

Software installiert heutzutage unter dem Tarnbegriff "Digital Restrictions Management" (DRM) gerne allerlei "Schutzmechanismen", verlangt genetische Fingerabdrücke, Kreditkartennummer, Angabe des Mädchennamens von Mutter und Schwiegertochter und so weiter. H&R Block Tax Cut Software fällt da angenehm aus dem Rahmen: Die Software fragt einfach nur höflich:
ultimate drm
The Daily WTF (von da stammt obiges Bild) nennt dies "die ultimative Form des DRM" - Dem kann ich nur beipflichten.

Dienstag, 4. April 2006

Schlüsseldienst

KernkraftwerkDie Behörden in Baden-Würtemberg lassen alle 150 Schlösser eines Kernkraftwerks austauschen, nach dem der Eigentümer eingestanden hat, die Schlüssel zum Sicherheitsbereich verloren zu haben. Der Betreiber der Anlage, EnBW ließ mitteilen, dass trotz intensiver Suche und Befragung 12 Schlüssel nicht wieder aufgefunden werden konnten.

Das Umweltministerium sagte, dass man über die fehlenden Schlüssel vom Betreiber informiert worden sei und das zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen eingerichtet worden sind, um das Betreten der Anlage durch Unbefugte zu verhindern.
"Das ist bis jetzt in Deutschland noch nie passiert. Die Schlüssel sind einfach verschwunden."
Die Behörden ermitteln jetzt wegen Diebstahls.

12 Schlüssel. Für ein Kernkraftwerk. "Einfach so" weg. Haben die mal auf eBay gesucht?

(Quelle: Reuters)

Montag, 3. April 2006

Leben in der Zukunft

GeriatrieClaus Hipp, Bekannt für Babynahrung aus Gläsern, macht sich Gedanken um die Zukunft. Nun nicht gerade um seine eigene, die ist natürlich nicht gemeint - das Vermögen machts möglich. Nein, er macht sich Gedanken um die Zukunft der Gesellschaft. Wie schon kürzlich berichtet, machen sich die am Hungertuch nagenden Manager der Wirtschaft, Krankenhäuser und Versicherungen intensiv Gedanken darüber, wie man in Zukunft mit der Gesundheitsversorgung der älteren Generationen umgehen muss soll kann darf wird.

Herr Hipp ist der Ansicht, dass die zu erwartende Entsicklung der Bevölkerung zum Nachdenken zwingt. Insbesondere macht er sich Gedanken um das Lebensalter der Patienten und die Kosten der medizinischen Betreuung.

Mit seinen Worten formuliert gibt es einen Zeitpunkt, an dem die Überlegung ...
"Wann man die Menschen lieber sterben lässt, weil sie die Wirtschaft belasten"
... Vorrang vor allen anderen Überlegungen hat. Herr Hipp erwartet gewaltige Umbrüche:
"Der natürliche Beginn und das natürliche Ende des Lebens wird noch ein großes Thema sein."
Diese Umbrüche werden natürlich darauf hinauslaufen, dass ältere Menschen auch weiterhin keinen Wert für eine Gesellschaft haben werden. Deshalb prognostiziert er:
"Da sehe ich das Problem, dass eine Revolution der Jugend kommen wird, die sagt, so können wir nicht mehr weitermachen, so wollen wir nicht mehr weitermachen"
Herr Hipp ist übrigens schon fast 70. Vielleicht sollte man an ihm bei nächster Gelegenheit die Folgen seiner Empfehlung praktisch umsetzen.

Sonntag, 2. April 2006

Trusted Computing

Eine interessante und auch sehr gut gemachte Betrachtung des Themas "trusted Computing" zeigt der folgende Film:

Dem ist glaube ich nicht mehr viel hinzu zu fügen. Aber trotzdem steht die Frage im Raum, ob man sich wirklich alles von "der Industrie" geallen lassen muss.

(Danke kork)

Freitag, 31. März 2006

Copyright

CopyrightNachdem die Industrie sich mit viel Geheule und Zähneklappern durchsetzen konnte und die Rechte des Einzelnen zugunsten der Marktwirtschaftlichen Interessen geopfert werden dürfen, hat jetzt wohl der eine oder andere Hersteller irgendwie am eigenen Leibe erfahren, was für Folgen das ganze haben kann. Es ist ja nicht so, dass in diesen Firmen keine Menschen arbeiten. Und es ist schon lange nicht so, dass diese Menschen über solche Schwächen wie Gier oder Habsucht erhaben wären, im Gegenteil. Ich kenne genügend "Insider" in den verschiedensten Bereichen der Industrie, die genug raubkopierte Werke besitzen, um für lange Jahre im Knast zu verschwinden.

Jedenfalls kann sich auf der einen Seite "die Industrie" nicht so recht auf ein Feature für die neuen DVD-Player einigen kann, das dafür sorgen soll, dass bei nicht HDMI-konformen Geräten (also nicht mit HDCP-Kopierschutz ausgestatteten Geräten) die Bildqualität drastisch reduziert wird. Im Zusammenhang mit Grafikkarten von Nvidia und ATI war "High Definition Content Protection" neulich schonmal im Gespräch, dem ja magische Kräfte potenzsteigernde Wirkungen ewige Glückseeligkeit super tolle Eigenschaften angedichtet nachgesagt wird. Von den Herstellern, versteht sich. Von den Kunden hört man da nicht so viel, aber egal. Jedenfalls hat man sich jetzt als "brandneue tolle Idee" einfallen lassen, dass man die Rechte an einem Produkt (Musik, Film...), dass der Kunde erwirbt, ja nicht an einem bestimmten Abspielgerät festmachen könnte. Wie wäre es denn, wenn man diese Rechte vielleicht an den einzelnen Kunden binden könnte?

Genau! Und als nächstes wird dann jedem Menschen ein kleines Gerät eingebaut, dass Augen oder Ohren abschaltet, sobald die Rechnung für das Ertragen des Gedudels im Kaufhaus nicht bezahlt wird...

Mittwoch, 29. März 2006

Ach was?

Merkel und ChiracNeulich noch spekulierte ich über die Sache mit der Aufrüstung und der deutsch-französischen Rüstungskooperation und einige waren der Meinung, dass das alles doch fürchterlich übertrieben und an den Haaren herbei gezogen sei.

Der Stern berichtet, dass sich die Bundeskanzlerin Angela Merkel und Frankreichs Staatspräsident Jacques Chirac auf einen ziemlich bedeutenden Firmenzusammenschluß geeinigt haben. EADS, der Mutterkonzern unter anderem des Airbus, des Eurofighters, der Ariane, der Meteor und anderer interessanter Dinge wird finanziel im bedeutenden Rahmen bei Thales einsteigen. Thales wiederum baut so sachen wie Flugzeugträger und so.

EADS gehört zu 30% Daimler-Chrysler, zu weiteren 30% einer im Kern staatlichen französischen Holding und zu rund 5% Spanien. Kein Projekt bei EADS findet ohne Einwilligung der Bundesregierung statt. Durch diesen Zusammenschluß dürfte einer der größten Rüstungskonzerne weltweit entstehen. Man schätzt den jährlichen Umsatz des Zusammenschlusses auf 45 Milliarden Euro.

Stellt sich die Frage, warum Deutschland sich an einem solchen Projekt beteilgen sollte?