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Montag, 30. April 2018

Warum hängt die Bundeswehr so an ihren Tornados?

Es ist traurige Wahrheit, dass unsere Luftwaffe mit nahezu antiquarischem Fluggerät hantieren muss. Während andere Länder ihre Luftstreitkräfte längst mit Fliegern der 5. Generation ausstattet, stehen bei uns Flieger der 3. Generation aus den 60er Jahren im Hangar. Mit zunehmenden Problemen bei der Beschaffung von Ersatzteilen. Dazu kommen Probleme, dass manche neue Technik sich einfach nicht mehr in diese Flieger einbauen lässt, oder wenn doch, dann nur mit teils horrendem Aufwand an Umbauten, Anpassungen, Improvisation, Tüdeldraht und Kaugummi.

Damals waren die Tornados klasse. Aber inzwischen kann unsere Luftwaffe jeden der Flieger nur noch rund vier Monate im Jahr überhaupt einsetzen. Die restliche Zeit geht für Wartung und Instandhaltung drauf. Was die Ausbildung der Piloten angeht, hinken wir inzwischen auch schon gut drei Monate hinterher. Von den Fliegern, die wir haben, sind - mit viel Glück - überhaupt nur die Hälfte einsatzfähig und wahrscheinlich 70% überhaupt flugfähig.

Stellt sich die Frage: Warum hängen wir eigentlich so an den Dingern? Der Tornado - ursprünglich entwickelt und gebaut von Panavia, einem Konsortium italienischer, deutscher und englischer Flugzeugbauer - ist ein Mehrzweckflieger. Zwar geistert er meistens wegen seiner Aufklärungsflüge durch die Presse und da kann der Flieger auch wirklich was. Aber eigentlich ist das gar nicht der Hintergrund, warum der Flieger heute noch bei uns im Einsatz ist. Alternativen gäbe es ja schon einige.

Ein zentrales Konzept der NATO ist die MAD-Doktrin. MAD steht in diesem Fall für "mutually assured destruction", was sich ungefähr übersetzen lässt mit "gegenseitig zugesicherte Vernichtung". Dass "mad" im englischen auch "wahnsinnig, verrückt, bekloppt" bedeutet, ist wahrscheinlich kein Zufall. Innerhalb der NATO gilt aber auch der Grundsatz der gegenseitigen Unterstützung "im Falle das". Zu Ende gedacht bedeutet das auch die Fähigkeit, einem NATO-Partner im Extremfall nuklear beistehen zu können.

Selber haben wir keine eigenen Kernwaffen. Aber die USA haben welche und die würden uns diese im Krisenfall sozusagen "überlassen". Dafür gibt es auch einen Vertrag, den sogenannten "nuclear sharing pact". Aus dem geht wiederum hervor, dass sich Deutschland dazu verpflichtet hat, die nuklearen Abschreckungsfähigkeiten der USA aufrechtzuerhalten. Aus dem Grund sind in Büchel atomare B61-Bomben eingelagert. Je nach Quelle schwankt die Zahl zwischen "10" und "mehr als 20". Die wiederum kann die Bundeswehr aber ausschließlich mit ihren Tornados einsetzen.

Nun sind wir ja nicht gerade die größten Fans von Kernwaffen und Atomkraft generell. Es liegt nahe zu sagen: "Weißte was? Mach selbst. Wir sind 'raus aus der Nummer." Überraschung: Da sind wir nicht die Ersten. Schon unsere Altvorderen hatten diese Idee, als es überhaupt noch um die grundsätzliche nukleare Aufrüstung ging, damals, im Kalten Krieg. 1954 hatte Konrad Adenauer stellvertretend für die Bundesrepublik verkündet, nichts mit Atomwaffen zu tun haben zu wollen.

Das fand man in den USA nicht ganz so prickelnd. Deshalb setzte J. F. Kennedy am 21.11.1961 Konrad Adenauer die Pistole auf die Brust: Wenn ihr bei eurer Haltung der Totalverweigerung bleibt, dann ziehen wir alle unsere Truppen aus Europa ab und überlassen euch den Russen. Das Ergebnis ist bekannt. Deutschland ist zwar dem Atomwaffensperrvertrag am 02.05.1975 beigetreten, aber die Bomben der Amis liegen trotzdem bei uns rum. Und bei den Belgiern. Und den Holländern. Und den Italienern. Und den Türken. Über letzteres wird noch mal zu reden sein.

Wie John Kornblum, langjähriger Diplomat und Ex-Botschafter der USA in Berlin, die Tage erst bestätigte, waren US-Diplomaten seitdem regelmäßig damit beschäftigt, den US-Regierungen zu erklären, wie wichtig es sei, dass die USA in Europa blieben und eben nicht abziehen, weil die Vorteile für die USA die Nachteile überwiegen. Und das, obwohl den USA sehr wohl bewusst ist, dass sie draufzahlen, weil sich alle in Europa darauf verlassen, dass die Sicherheitspolitik durch die Amerikaner gewährleistet wird und Europa deshalb eigentlich auch keine eigene Sicherheitspolitik braucht.

Die NATO ist das transatlantische Bündnis. NATO steht für "North Atlantic Treaty Organisation". Es ist eine Organisation für transatlantische Verträge aller Art. Nicht nur militärische, sondern eben auch Handelsverträge, Forschungsabkommen und so weiter. Das ist letztendlich der große Schirm, unter dem die ganzen Abkommen zwischen Deutschland bzw. Europa und den USA entstanden sind.

Die NATO basiert aber eben auf der Idee der Gegenseitigkeit. Wenn der Zusammenhalt durch die NATO wegfällt, dann sind all die Handelsabkommen infrage gestellt, die unseren Wohlstand letztendlich garantieren. Das ist im Prinzip so ähnlich wie beim Brexit mit den Engländern, nur dass wir in diesem Fall das tun, was die Engländer in Bezug auf die EU getan haben, nämlich sich die Rosinen rauspicken, ohne dafür etwas an Gegenleistung bringen zu wollen.

Ist denn es denn überhaupt notwendig, sich militärisch gegen irgendeine Bedrohung wehren zu können? China hat doch erklärt, sich nicht ausdehnen zu wollen. Und die Russen sind doch eigentlich auch total friedlich. Und der Rest tut uns doch auch nichts.

Es stimmt, dass sich die Bedrohungslage in den letzten Jahrzehnten stark verändert und abgeschwächt hat. Das war aber letztendlich auch ein Verdienst der NATO und der Sicherheitspolitik der USA. Wenn die USA nicht mit ihren Truppen rund um den Globus immer wieder - mit wechselndem Erfolg - eingegriffen hätte, die Welt wäre längst nicht so friedlich, wie sie im Moment zu sein scheint. Scheint deshalb, weil wir stets nur einen Schritt von der globalen Katastrophe entfernt sind.

In Afrika gibt es massive Probleme, der Nahe Osten ist noch immer ein einziges Problem, Irak und Afghanistan sind nach wie vor weit von irgendeiner Form von Stabilität entfernt. Pakistan ist genauso ein Thema für sich. In Asien werden die Probleme auch eher größer als kleiner. Myanmar, Bangladesch, Nepal, Sri Lanka sind Staaten, in denen es nahezu permanent brodelt und bewaffnete Konflikte beinahe an der Tagesordnung sind.

Immer wieder entwickeln sich Staaten in eine schwierige, besorgniserregende Richtung, selbst direkt vor unserer Haustür. Siehe Ungarn oder die Türkei. Andere Staaten setzen sich mal eben über internationale Konventionen hinweg und annektieren ganze Staaten. Siehe Krim oder Ukraine. Wieder andere Staaten spielen ganz offiziell mit der Idee, sich atomar zu bewaffnen oder haben das sogar schon getan. Siehe Nordkorea, Iran, Saudi-Arabien, China, Israel, Pakistan.

Die Frage ist berechtigt, ob uns das etwas angeht oder nicht und ob "wir" uns da einmischen sollten. Wenn die USA nur noch auf ihre eigenen Interessen blicken, wer tritt dann für unsere Interessen ein? Kann man ja bei Bedarf alles verhandeln, wenn's uns betreffen sollte.

Klar. Die Idee ist toll. Hat ja hervorragend geklappt bisher im Nahen Osten, in Afghanistan, im Irak, in Syrien, in Libyen, im Sudan, in Mali, im Kongo, im Jemen, in Ex-Jugoslavien... und wo "wir" sonst überall noch als die großen Friedensverhandler vor dem Herrn aufgetreten sind. Es scheint, dass sich manche einen gepflegten Dreck darum scheren, was wir meinen.

Wir sind vielleicht davon überzeugt, dass alle Konflikte mit Verhandlungen gelöst werden können. Aber es gibt tatsächlich Leute, denen ist es scheißegal, was wir meinen. Die interessieren unsere Interessen überhaupt nicht, im Gegenteil. Die finden es sogar geil, wenn es uns schadet. Den IS schon vergessen? Oder die Taliban? Oder glaubt wirklich irgendjemand, wenn sich die USA aus dem asiatischen Pazifikraum verzögen, dass sich China dann mit diplomatischen Verhandlungen daran hindern ließe, Taiwan einzusacken? So wie sich Russland durch Verhandlungen dazu hat bewegen lassen, die Krim wieder freizugeben?

Nein, leider ist die Welt noch längst nicht so weit, dass wir auf Militär verzichten können. Und weil wir das nicht können - oder meinetwegen zum Teil auch gar nicht wollen - sind wir in Europa und speziell in Deutschland auf das transatlantische Bündnis angewiesen, denn alleine kriegen wir das niemals in den Griff. Dazu braucht es nicht mal eine elaborierte Statistik. Dazu reicht ein Blick auf die in der Tagespresse nachlesbaren Berichte über die Bundeswehr. Und damit sind wir dann wieder beim Tornado.

Kurzgefasst: Ohne Tornado keine Beteiligung Deutschlands am "nuclear sharing pact". Ohne dieses Abkommen keine Amis in Deutschland. Ohne Amis in Deutschland kein amerikanischer Beistand für Deutschland irgendwo auf der Welt und damit Ende der NATO und ohne NATO ist alles doof.

Wenn der Tornado aber so kaputt - weil alt - ist, warum kauft man dann nicht was Neues? Genau das ist das Problem. Was denn kaufen? Im Moment gibt es nicht viele Optionen. Es gäbe von den Amerikanern die F15, die F/A18 und die F35. Und dann gäbe es noch den Eurofighter / Typhon. Oder man könnte auch was Neues entwickeln.

Wenn Deutschland sich F15 oder F/A18 kauft, dann ist das bestenfalls eine Übergangslösung, denn die Flieger sind zwar bewährt, aber eben auch nicht gerade "neu". Selbst die USA denken schon länger über Nachfolger dieser Flieger nach, eben die F22 bzw. F35. Würde Deutschland aber diese Flieger einkaufen, wäre die europäische Luftfahrtindustrie quasi am Ende. Die überlebt zu einem nicht geringen Teil durch die Zusammenarbeit beim Eurofighter. Ohne den Eurofighter würden Firmen und Fachkräfte abwandern - siehe Schiffbau, Computer, Handys, etc. - und das wiederum macht sich in den Wirtschaftssystemen der einzelnen Länder gar nicht gut.

Deshalb haben Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) und ihre französische Kollegin Florence Parly (PS) auf der auf der Internationalen Luft- und Raumfahrtausstellung in Berlin die Tage ein Abkommen über die Entwicklung und der Bau eines gemeinsamen Kampfflugzeugs unterschrieben. Diesen Flieger gibt es aber noch nicht und damit auch keine Alternative zum Tornado. Und deshalb muss die Bundeswehr auch weiterhin "irgendwie" die Vögel im Betrieb halten. Um jeden Preis.

Freitag, 12. Februar 2010

It'a lady's problem

Wir alle freuen uns immer wieder über neue und umfangreiche Warnungen vor Terroranschlägen. Besonders im Rahmen des Luftverkehrs sehen sich die Kunden der Fluggesellschaften seit einigen Jahren zum Teil mit abstrus anmutenden Sicherheitsbestimmungen konfrontiert, deren Wirksamkeit zu Recht diskutiert wird. Der britische Geheimdienst fügt der Reihe potentieller Bedrohungen nun ein neues Quantum hinzu: Brustimplantate.

Nach Angaben eines Sprechers des britischen Geheimdienstes wurden per Satellit Gespräche zwischen Angehörigen bekannter Terrororganisationen aus Pakistan und dem Yemen aufgezeichnet, in denen darüber gesprochen wurde, wie Selbstmordattentäterinnen Sprengstoff in ihre brustvergrößernden Implantate eingesetzt werden könnte. Nach Angaben des ehemaligen FBI Direktors Don Clark nimmt die US-amerikanische Behörde für Homeland Security diese Bedrohung sehr ernst.

Der britische Geheimdienst berichtete, dass mehrere plastische Chirurgen, die in einigen der besten Kliniken Englands ausgebildet wurden, in ihre Heimatländer zurückgekehrt sind und dort praktizieren. Ein plastischer Chirurg aus Houston, Texas, Dr. Franklin Rose, der zur theoretischen Realisierbarkeit solcher Sprengsätze befragt wurde, sagte aus, dass die es vergleichsweise einfach wäre, solche Bomben zu implantieren.

Unbekannt ist, wie gut derzeitige Scanner Sprengstoffe aufspüren können, die sich im Innern menschlicher Körper befinden. Die US-amerikanische Transportation Security Administration gab an, dass die zur Zeit eingesetzten Scanner nach explosiven Materialien und deren Rückständen suchen.

Ich frage mich, wie bei der Kontrolle am Flughafen auf dieses Problem reagiert werden soll. "Abtasten" alleine reicht ja nicht, denn erstens gibt es eine große Vielfalt flüssiger und gelartiger Sprengstoffe und zweitens bezweifle ich, dass die normalsterbliche Frau sich von jedem X-beliebigen Sicherheitmopel an den Titten rumgrabbeln lassen wird. Andererseits sind Geräte für Mamografie nicht ganz billig und pauschal alles röntgen, was fliegen will, ist vielleicht auch nicht so die gute Idee...

Vielleicht heißt es ja in Zukunft: "Flugverbot für Frauen mit Brust-OP" oder so ähnlich. Ob das wiederum für uns Männer ein Vorteil ist, lasse ich mal dahin gestellt.

Mittwoch, 5. September 2007

Opferglück

Boeing 757-200Im Kampf gegen Technische Probleme sind ganz besonders Fluggesellschaften immer wieder erheblichen Schwierigkeiten ausgesetzt. So ein Flugzeug ist nun mal ein sehr kompliziertes technisches Gerät und es gibt in so einem Linienflugzeug mehr Dinge, die kaputt gehen können, als der Normalbürger an Porzellan und Glas in seiner Küche lagert. Entsprechend umfangreich sind darum auch die technischen Wartungsarbeiten und Spezialisten für Flugzeugbau gehören auch nicht gerade zu den schlecht bezahlten Arbeitskräften.

In Nepal Airlines dachte sich, dass man dem Problem der technischen Störungen ja auch auf anderem Wege abhelfen könnte. Immerhin haben es Techniker und Fluggesellschaft seit einiger Zeit immer wieder mit ziemlich hartnäckigen größeren und kleineren technischen Problemen zu tun, die auf Dauer dem Flugbetrieb der kleinen Airline nicht gerade zuträglich sind. Darum entschloss man sich dazu, dass es langsam an der Zeit wäre, neben der technisch-weltlichen auch die göttliche Hilfe hinzuzuziehen.

Zu diesem Zweck wurden unmittelbar vor dem Start einer der beiden 757 der Nepal Airlines von zwei Vertretern der Fluglinie vor dem Flieger einem Hindugott zwei Ziegen geopfert, um jeglichen technischen Problemen beim Flug vorzubeugen. Das Tieropfer solle den Hindu-Gott des Himmels, Akash Bhairab, besänftigen, so ein Sprecher des Unternehmens.

Der Flieger hob nach der Opferzeremonie in Richtung Honkong ab und kam dort wohl auch unbeschadet an. Unbekannt ist allerdings, ob jetzt bei jedem Start einer Maschine der Nepal Airlines ein solches Tieropfer notwendig ist und ob das Flugpersonal überhaupt die dazu notwendigen Priesterweihen hat. Vielleicht wären ein paar Techniker, regelmäßige Wartung und Ersatzteile doch eher erfolgreich.

Andererseits... Es gibt ja auch Leute, die Lotto spielen und glauben, das hätte was mit System und Berechenbarkeit zu tun...

(Quelle: AFP, danke Thorsten)

Samstag, 21. Juli 2007

Flugsicherheit

FeuerzeugeDen Luftfahrtgesellschaften ist es in den Flugzeugen offenbar langweilig geworden. Damit in Zukunft wieder mehr Spaß beim Einchecken herrscht, damit sich der Fluggast auch in der Luft wieder den Panikattacken informierter und hilfsbereiter Frauen im fortausgesetzten Alter erleben darf, hat man sich entschlossen, ab sofort wieder Feuerzeuge in Flugzeugen zu erlauben. Was gestern noch eine katastrophale Gefahr für jedes Flugzeug dieser Welt war, gilt jetzt als Bagatelle und ungefährlich. Sollte sich etwa bei den Sicherheitsexperten herumgesprochen haben, dass man mit einem Feuerzeug keine 747 abgefackelt bekommt?

Nein, hat es nicht. Nach Angaben der für die Sicherheit in der Luftfahrt zuständigen Behörde der USA, der TSA, war die Suche schlicht und ergreifend zu aufwändig. Rund 23.000 Feuerzeuge hat man pro Tag(!) während der vergangenen zwei Jahre sichergestellt. Das sind überschlagen mehr als 8 Millionen Feuerzeuge im Jahr. Was für ein Wirtschaftsfaktor! Aber damit es nicht so langweilig wird: Nicht alle Feuerzeuge sind erlaubt. Zippos zum Beispiel sind weiterhin nur "ohne Benzin" erlaubt und Glutpunktfeuerzeuge (und ähnliche) bleiben auch in Zukunft verboten.

Gleichzeitig hat man aber wohl auch erkannt, dass es vielleicht doch etwas übertrieben ist davon auszugehen, dass die Muttermilch, die manche Jungmütter in Flaschen für ihren Nachwuchs mit sich herumschleppen, eine Gefahr für den Luftverkehr sind. Deshalb ist auch dieses gestern noch hochgefährliche Naturprodukt heute wieder vollkommen ungefährlich und legal. Wie man allerdings beim Einchecken feststellen will, ob die Flüssigkeit da in den 20 Pullen Muttermilch ist oder vielleicht doch irgend ein fieser Flüssigsprengstoff, wissen wohl nur die Experten am Flugschalter.

Wenn demnächst im Bumsbomber nach Bangkok Panik ausbricht, weil klein Hubert mit Mamas Feuerzeug an der Jacke des Fettsacks zwei Reihen weiter vorne rumzündelt, während der Turbanträger links mit den Pullen rumhantiert und dabei seltsame Mantren rezitiert: Keine Panik, die wollen nur spielen - und das ist jetzt ja wieder erlaubt.

Montag, 14. August 2006

Nanu?

Da macht sich halb Europa in die Hose, Transatlantikflüge werden gestrichen, das Inselkönigreich (genau, das auf der anderen Seite des Kanals) verschärft drastisch seine Flugsicherheitsbestimmungen und alle sind in heller Aufregung, weil angeblich mehrere Wellen von Sprengstoffattentaten (mit Flüssigsprengstoff) auf jeweils mehrere Flugzeuge "unmittelbar" bevorstünden. Alle Welt hat jetzt seinen Spass beim Fliegen und was ist der Grund?

Der Grund ist laut der NBC, die sich auf Angaben eines hohen britischen Beamten beruft, der in die Ermittlungen involviert ist und deshalb aus verständlichen Gründen ungenannt bleiben möchte, ein anderer. Nicht etwa ein unmittelbar bevorstehendes Attentat. Oh aber contraire mein lieber Watson. Nein, der Grund war weder der just in den Flieger kletternde Attentäter in Spé, noch der soon-to-be Attentäter, der sich gerade still und leise verdrücken wollte. Nein, ganz so akut war es dann doch nicht.

Der Grund für die ganze Panik war einzig und allein Paranoia, gekoppelt mit ein ganz klein wenig, nun, sagen wir mal "deutlicher Argumentation".

Von wem das alles ausging? Oh, darauf wäre ich für meinen Teil nicht sofort gekommen, aber es ist sehr naheliegend. Von den USA geht die ganze Chause aus. Ja, richtig. Onkel George und seine Mannen aus dem Land der unbegrenzten Möglichkeiten haben die Party gebucht. Und warum? Wie gesagt: Von den Verdächtigen war keiner dabei sich zu verdrücken. Man kannte seine Pappenheimer. Keiner von denen hatte überhaupt Flugticket und manche noch nicht einmal einen Paß (im Inselkönigreich braucht man den nur, wenn man ins Ausland will.)

Es bestand also überhaupt kein akuter Handlungsbedarf, weshalb die Britische Polizei auch ganz gerne noch mindestens eine Woche weiter observiert hätte, um Beweise und Fakten zu sammeln. Zwar hätten sich die Verdächtigen schon einige der Komponenten für den Sprengstoff beschafft, aber sie hätten diese weder vermischt noch sonstwie irgendwelche Vorbereitungen getroffen. Wir erinnern uns? Die Komponenten waren allesamt ziemlich harmlose Flüssigkeiten, die theoretisch jeder zu Hause haben kann - Bist auch Du ein Bombenbauer? Jedenfalls darf man den Briten das ruhig glauben, denn immerhin beobachteten sie einige der Verdächtigen bereits seit mehr als einem Jahr.

Und so unwahrscheinlich es auch klingt, aber in England gelten noch einige Gesetze, die dem Verdächtigen einige Rechte zubilligen. Und es gibt soetwas wie eine Beweispflicht für die Behörden. Anderswo ist das ja schon etwas anders.

Und so gerieten sich - so der oben angeführte Beamte - britische und amerikanische Behörden fürchterlich in die Klatten. Einer der Verdächtigen hatte nämlich möglicherweise vor, demnächst einen Trockenlauf zu probieren. So ganz sicher war man sich da nicht. Die Briten hätten ihn deshalb gerne gewähren lassen, um mehr über das geplante Vorgehen zu lernen, aber die Amis flippten bei dieser Vorstellung völlig aus.

Im Weißen Haus stritt eine Beraterin von Präsident Bush diese Version vehement ab. Frances Townsend, Assistentin des Präsidenten für Homeland Security und Counterterrorismus, sagte:
"There was unprecedented cooperation and coordination between the U.S., the U.K. and Pakistani officials throughout the case and we worked together to protect our citizens from harm while ensuring that we gathered as much info as possible to bring the plotters to justice. There was no disagreement between U.S. and U.K. officials."
Mit anderen Worten: Alles fine and dandy und wir haben uns alle ganz dolle lieb. Ein anderer Beamter der US-Regierung gab allerdings zu, dass es einige Unstimmigkeiten zwischen den USA und den Briten gab, was das timing der Verhaftungen anging und seit 9/11 seien amerikanische Behörden wegen der seinerzeit verpassten Gelegenheiten in solchen Dingen - salopp formuliert - ziemlich pissig. Aber abgesehen vom timing gab es angeblich keine Probleme.

Angeblich.

Interessant ist eine Anmerkung von britischer Seite, was diesen "Rashid Rauf" angeht, der in Pakistan als Schlüsselfigur verhaftet wurde und jetzt als Der Große Erfolg von den Amis herumgezeigt wird. Einerseits liefen bereits von den Briten Ermittlungen gegen ihn und man hatte vor, ihn vor ein britisches Gericht zu stellen. Andererseits hat die Amerikaner das nicht im Geringsten interessiert. Die haben stattdessen den Engländern die Pistole auf die Brust gesetzt: Entweder ihr nehmt den jetzt sofort hopps, oder wir machen das selbst oder wir zwingen die Pakistanis das zu tun. Der Einwand der Briten, dass man den wegen dieser und jener Rechtslage vor ein britisches Gericht zu stellen gedenke, hat man in Amerika jedenfalls ziemlich ignoriert.

Ach ja, anderswo äußerte sich ein nicht ganz unbekannter Amerikaner und anerkannter Fachmann in Sachen Sicherheit zum wilden Gehabe an den Flughäfen. Bruce Schneier meinte zum Verschärfen der Sicherheitsvorkehrungen eine Menge. Kurz gefasst: An Flughäfen fängt man die Dummen und Ahnungslosen. Die wirklich professionellen und entschlossenen Täter fängt man da nicht. Die USA schafft es außerdem nicht einmal, Schusswaffen aus Gefängnissen fernzuhalten. Wie kann die USA da auch nur im Entferntesten annehmen, das bei Flugzeugen schaffen zu können?

Gute Frage irgendwie.

Sonntag, 13. August 2006

Evolution des Fliegens

Früher war Fliegen was für die ganz Mutigen. Nicht wenige bezahlten einige Zeit im Reich der Vögel mit ihrem Leben. Dann kam der technische Durchbruch und plötzlich war das alles ganz harmlos. Dann kam der 11. September und Fliegen war wieder begleitet von einiger Paranoia. Dann kam der 11. August und seit dem ist jeder, der Fliegen will (oder muss) ersteinmal ein Terrorist.

Gestern flachste ich deshalb noch gegenüber einigen Bekannten darüber, dass wohl bald gar kein Handgepäck mehr in Flugzeugen erlaubt sein wird, um dann heute Morgen von dieser Überschrift in der FAZ auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt zu werden:

UK verbietet Hangepaeck in Flugzeugen - FAZ
Lustige Randbemerkung des Artikels:
"Bei Flügen aus Großbritannien ist Handgepäck gänzlich verboten." "Auch elektronische Geräte wie Laptops sollten mit dem normalen Reisegepäck aufgegeben werden. Die Fluggesellschaften haften allerdings nicht für eventuelle Schäden an elektronischen Geräten, die im Reisegepäck mitgeführt werden."
Das wird die vielen Geschäftsleute freuen, die sich immer so schön mit ihren Laptops im Flieger breit machen, weil sie noch unbedingt eben die nächsten Quartalsberichte mit Gina Wild oder Candy Juggs im Fensterchen nebenher fertig schreiben müssen oder sowas.

Aber das gehört ja jetzt der Vergangenheit an. Gerade wollte ich deshalb noch darüber spekulieren, was wohl in Anbetracht des aktuellen Terrorismus-Hypes Trägern von zum Beispiel Asics Sportschuhen und anderen Schuhen mit Sohlen, in denen irgendwelche stoßabsorbierenden Gele verarbeitet wurden an Flughäfen drohen wird, als ich die folgende Leserzuschrift bei CNN fand:

Flugverbot dank Gel-Sohle - CNN
Danach hatte ich irgendwie keine Lust mehr, denn die Realität hatte gezeigt, wie paranoid Amerikaner wirklich sind. Übrigens: Bei Schuhen mit "Luftpolstern", wie sie zum Beispiel bei einigen Modellen von Nike oder Adidas üblich sind, kann man auch was in die Luftpolster hineinspritzen. Das sind nämlich Hohlräume. Und manche Schuhe haben sogar eingebaute Taschen, nämlich Kangaroos. Zwar war ich schon am Tag der internationalen Flughafensperre der - überspitzten - Meinung, dass die einzig richtige Lösung nur darin bestehen kann, Passagiere nur noch nackt zu transportieren. Wie real diese Überlegung für manche zu sein scheint, fasst das Wired-Magazin zusammen:

Bomb Threat by Belts and Pants - Wired-Magazine
Ich bin gespannt, wann man mit meinen übrigen Ideen an die Öffentlichkeit herantritt: Für weitestgehende Sicherheit sollten Passagiere und Gepäck immer getrennt und die Passagiere darüber hinaus schlafend, bevorzugt getrennt, nein, besser noch isoliert voneinander in Tief- oder Kälteschlafkapseln befördert werden. Mangels der entsprechenden Technologien (Vergleiche 2001, Das fünfte Element, Alien u.a.) wäre ja alternativ eine "zwingend vorgeschriebene medizinische Voruntersuchung" bei Flugreisen denkbar.

Auf diese Weise hätte man dann auch gleich DNS- und Blutprobe für den Identitätsabgleich, könnte verschiedene Impfungen durchführen, Träger bestimmter Krankheiten behandeln und auch randalierende und betrunkene Fluggäste könnten so der Vergangenheit angehören und vieles mehr. Für den Fluggast wäre das auch alles nur von Vorteil: Rundum ärztlicher Check vor der Flugreise, kein stundenlanges herumsitzen in Thrombose-gefährdender Haltung, kein Jetlag mehr, kein Ärger über den Sitznachbarn oder plärrende Kinder.

Flugreisen könnten so schön sein...

PS: Ja, das war ironisch gemeint und ja, ich befürchte, dass es Leute gibt, die diese Vorschläge durchaus sehr ernstnehmen könnten. Und ich frage mich, wann diese Regeln für andere Massentransportmittel übernommen werden, insbesondere die Bahn ist ja in jüngerer Vergangenheit als realistisches Ziel in Erscheinung getreten.

Mittwoch, 15. Februar 2006

Do Not Shoot!

9/11 hat gezeigt, dass zivile Verkehrsflugzeuge ein prima Weg sind, um erstens eine Menge Leute in ernsthafte Schwierigkeiten zu bringen und zweitens mit ein ganz klein wenig Übung eine Menge Schaden anzurichten.

Auch in Deutschland wurde deshalb überlegt, was denn zu tun sei, wenn jemand ein Flugzeug entführt und dann androht, selbiges in sagen wir mal ein Atomkraftwerk oder in eine Chemiefabrik stürzen zu lassen. Der Fantasie sind da keine Grenzen gesetzt.

Es gibt dann ja nicht ganz so viele Optionen. Das Ziel kann man kaum wegbewegen, also muss das Flugzeug irgendwie "da weg". Nahe liegend wäre es, den Vogel abzuschießen. In Deutschland hätte diesen Job die Bundeswehr. Das war aber nicht ganz unumstritten. In einem entführten Flugzeug sitzen ja nun nicht alles Täter, sondern auch eine ganze Menge Leute, die eigentlich gar nicht vorhaben, sich in den Heldentod für ihr Vaterland oder irgendeine andere "Sache" (siehe auch "Clash of Cultures") zu stürzen. Darum hat sich das Bundesverfassungsgericht mit dieser Frage beschäftigt.

Dort wurde entschieden, dass auch im Notfall ein von Selbstmordattentätern entführtes Passagierflugzeug über deutschem Hoheitsgebiet nicht abgeschossen werden darf, nicht von der Bundeswehr und auch nicht von irgendjemand anderem. Die entsprechenden Regelungen über die "unmittelbare Einwirkung mit Waffengewalt" im Luftsicherheitsgesetz sind mithin verfassungswidrig und damit null und nichtig. Tjo. Und nu?

Ist ja schön und gut, dass das Verfassungsgericht festgestellt hat, dass es gegen die Menschenwürde verstößt, ein mit Unschuldigen besetztes Flugzeug abzuschießen, um eine Bedrohung zu beseitigen. Aber wie stellen sich die Damen und Herren denn bitte schön vor, dass man die Bevölkerung schützen soll? Hieß es nicht "das Wohl einiger Weniger zum Wohl aller opfern ist Ausdruck des Mehrheitsprinzips in Demokratien"? Soll jetzt der Staat einfach nur zugucken, wenn zum Beispiel ein Flieger der Lufthansa in den Produktionsstandort von BASF gesteuert wird und die zu erwartende Chemikalienwolke mehrer tausend Menschen gefährdet?

Auf der anderen Seite lässt sich natürlich auch argumentieren "dann müssen solche Risikoobjekte eben gegen entsprechende Gefahren gesichert werden." In der Theorie und am grünen Tisch klingt das toll. In der Praxis ist so etwas nicht nur unglaublich teuer (und macht damit den Wirtschaftsstandort Deutschland noch unattraktiver), es ist auch eine Illusion zu glauben, dass es so etwas wie einen "absoluten Schutz" oder "allumfassende Sicherheit" gäbe.

Wer ein Flugzeug entführen will, der schafft es auch irgendwie. Es ist eine Frage der Logistik, des Willens und so weiter. Ja, es ist (gottseidank!) nicht einfach, aber es ist auch nicht unmöglich. Wenn eine Boeing 737 oder ein Airbus 306 vollbesetzt in eine Fabrik stürzt, dann ist da nichts zu wollen. Dann gibt es Tote. Wenn der Flieger dann auch noch genug Sprit dabei hat und die richtige Stelle getroffen wird, dann geht es rund und die Rettungsdienste, der Katastrophenschutz und so weiter haben ihren Spaß.

Es waren ja schon einige andere Lösungen im Gespräch. Zum Beispiel Fernsteuerungen oder GPS-Tarngeräte. Das Problem ist aber, dass nicht nur kaum eine Fluggesellschaft von sich aus bereit wäre, so etwas einzubauen. Das Problem ist vielmehr, dass auf internationaler Ebene kein Aas interessiert, was sich das deutsche Luftfahrtbundesamt so alle ausdenkt. Auf dem Parket gibt eindeutig die amerikanische Luftaufsichtsbehörde den Ton an und sonst niemand. Und dann will Deutschland alle zwingen "mal eben" für ein paar Milliönchen alle Flieger umbauen zu lassen, die nach Deutschland fliegen? Ganz abgesehen von der Frage, ob auch nur eine einzige amerikanische Fluglinie jemals zulassen wird, dass Nichtamerikaner ihre Maschinen fernsteuern können.

Das Problem ist heikel, und die Lösungen sind nicht die Besten. Ob es aber eine im Sinne des Wortes "richtige" Entscheidung war, die nahe liegende und effiziente Lösung zu verbieten, stelle ich in Frage, denn eine andere Lösung scheint es nicht zu geben - wenn man nicht pauschal auf die zivile Luftfahrt verzichten will. Jedenfalls gibt es zurzeit keine Lösung, die praktikabel erscheint. In den USA übrigens hat man in derselben Frage das Recht des Staates auf Abschuss der Zivilmaschine als ultima Ratio bejaht. Interessant wäre deshalb gewesen, wenn die Richter nicht nur deutlich gemacht hätten, dass die Regierung solche Gesetze nicht erlassen darf, dass die Opfer zu Objekten degradiert würden und so weiter, sondern wie sich die hochbezahlten Richter bitteschön vorstellen, wie ihr eigenes Leben "im Falle das" geschützt werden soll.

Vielleicht hilft ja beten.