Sonntag, 26. März 2006

Paranoia?

AN-124-100Hatte ich doch gestern noch die Frage gestellt, ob hier eventuell aufgerüstet wird, da fallen mir doch glatt ein paar "News" in die Finger... "Things that make you go 'Hmmm...'" wie man so schön sagt.

Als erstes. Die US-Armee bastelt eifrig an "Remote Controlled Systems" herum. Das ist ja nichts Neues, denn die Predator MAE UAV haben wir ja schon im Irak gesehen, an den kleinen Hubschrauber zur Überwachung mit der Automatikschrotflinte erinnern wir uns ja auch noch und das XUV ist auch nicht wirklich "brandneu". Dazu kommen dann diese ferngesteuerten Maschinenkanonen (was im Prinzip ein "proof of concept" darstellt, d.h. wenn das damit geht, geht das mit allen anderen auch.) Auf "kleiner" Ebene ist das mit der automatisierten Kriegsführung also quasi bereits "Realität". Sozusagen "Old News".

Queen Elizabeth CarrierZiemlich aktuell hingegen ist, dass sich Frankreich und England "die Tage" tatsächlich darauf geeinigt haben, gemeinsam (mindestens?) drei neue Flugzeugträger zu bauen (2 UK, 1 F). Mit jeweils 58.000 Tonnen für beide Armeen die bislang größten Schiffe, wenn auch nicht die größten Träger überhaupt (die Nimitz-Klasse hat rund 100.000 Tonnen). Diese Träger kommen allerdings mit rund 800 Mann Besatzung aus, und das ist etwas Besonderes, denn momentan braucht man für einen Träger dieser Größe rund 2.000 Mann Besatzung, die Nimitz wird mit rund 4.500 Mann Besatzung betrieben.

Wie geht das? Durch Automatisierung. Die Träger der Queen Elizabeth Klasse werden intern "Robocarrier" genannt. Diese Schiffe werden 35 bis 50 Flugzeuge und Helikopter tragen und können wahrscheinlich jeweils mindestens 110 Flugoperationen (sorties) je 24 Stunden gewährleisten - mit heutigen Flugzeugen. Ausgerüstet mit Lockheed Martin F-35B Joint Strike Fighter, EH-101 Merlin Helikoptern und Maritimen Überwachungs- und Kontrollflugzeugen (MASC). Innerhalb von 15 Minuten können 24 Flieger gestartet werden, die "recover" Rate liegt bei 24 Fliegern in 24 Minuten.

Es ist davon auszugehen, dass diese Träger bei nächster Gelegenheit mit voll automatisierten Flugzeugen ausgestattet werden, wodurch diese Quoten wahrscheinlich nocheinmal erhöht werden könn.

Und was hat das mit uns zu tun? Nun... Deutschland darf wegen seiner Geschichte und der "damals" unterzeichneten Verträgen eine ganze Menge Dinge nicht. Zum Beispiel keine eigenen Großkampfschiffe haben und so. Deutschland und Frankreich arbeiten aber extrem eng zusammen was die Entwicklung neuer Techniken angeht, die durchaus direkten militärischen Bezug haben. Lediglich exemplarisch sei hier auf die INP-ENSEEIHT (Robotik) und das ISL verwiesen. Ein Ergebnis der gemeinsamen Entwicklung sind zum Beispiel die CL289 und Brevel Drohnen. Gerade letztere sind interessant, da sie im Prinzip ferngelenkte Flugzeuge sind, die unter Zusammenarbeit von Deutschland, Frankreich und England entstanden sind und bereits an die Truppen ausgeliefert werden. Besonders unter Berücksichtigung des Projektes "Tares" durch Rheinmetal Defence lassen die Frage nach dem Stand bei "UAV" in Europa in einem ganz anderen Licht erscheinen.

AN-124-100Wenn man sich jetzt noch an das gestern erwähnte "Eurokorps" erinnert, das eben Gelesene im Hinterkopf behält und sich jetzt auf der Zunge zergehen lässt, dass die Bundeswehr jetzt stolzer Besitzer von sechs Antonow An-124-100 Transportflugzeugen ist, dann ist "Aufrüstung" wohl nicht wirklich eine Frage des "Ob". Warum das mit den Antonow so interessant ist?

Leopard 2 A5Die An-124-100 ist das mit Abstand größte Transportflugzeug der Welt. Soetwas hatte die Bundeswehr bislang nicht. Deshalb war man für große Transporte - z. B. den Leopard 2 - auf die USA mit ihren Galaxy Transportflugzeugen angewiesen. Da sind wir jetzt flexibel. Wie bedeutend dies geopolitisch ist, zeigt schon die Tatsache, dass Militärvertreter aus 14 NATO-Staaten und zusätzlich welche aus Finnland und Schweden bei der Übergabe(!) dabei waren. Die Nato hat insgesamt gerade mal 26 Mitglieder.

Zwei der Maschinen stehen ab sofort rund um die Uhr in Halle/Leipzig bereit. Innerhalb von 72 Stunden können die "Bündnispartner" alle sechs Maschinen anfordern. Bei 150 Tonnen Kapazität je Flieger und einer Reichweite von (abhängig von der Zuladung) 4.500km bis 16.500km kann man damit schon was reißen.

Was fehlt jetzt noch? Nun, die Bundeswehr ist etwas knapp an Geld und Personal. Und die Ausrüstung ist auch etwas älter. Da muss politisch Bewegung rein, damit "man" an diesen Punkten drehen kann. Und wie macht man das? Ganz einfach: Man sorgt dafür, dass in der Politik der Bedarf erkannt wird. Und wie macht man das? In dem man zeigt, dass die aktuelle Situation nicht befriedigend ist. Und das wiederum erreicht man duch Einsätze. Vorzugsweise unter den Augen aller Politiker, der Medien und - ganz wichtig - der Bevölkerung. Und wo sind diese drei Gruppen in nächster Zeit regelmäßig, vorhersagbar, in Massen und auf einem Haufen zu finden?

Aber ich bin wahrscheinlich nur paranoid und das ist in Wirklichkeit alles ganz anders.

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