Donnerstag, 28. Juni 2007

Umweltpublicity (2)

SternTVVor einigen Tagen da sorgte die Geschichte mit den Magazinen von Greenpeace bei Lidl für einige Aufmerksamkeit und der Verdacht wurde geäußert, dass da irgendwie vielleicht ein ganz klein wenig Mauschelei im Spiel sein könnte. War Lidl beim vorletzten Pestizid-Test der Umweltorganisation noch auf dem letzten Platz gelandet, so schaffte es die Handelskette beim diesjährigen Test mit Abstand auf Platz 1 der Liste.

SternTV machte sich die Mühe und fragte nach. Im Interview wurde vehement von Lidl und Greenpeace bestritten, dass es irgendeinen Zusammenhang zwischen dem Direktkauf der Magazine und dem Testergebnis gab. Von jeder Auflage des Magazins kauft Lidl rund 60.000 Exemplare zum Preis von geschätzt 2 Euro direkt und ohne dem sonst branchenüblichen Rücknahmemodus beim Greenpeace gehörenden Verlagshaus.

SternTV machte deshalb in den letzten beiden Wochen die Probe aufs Exempel und nahm in Köln, Berlin und München Proben bei Lidl. Aber nicht nur da, sondern auch noch bei Tengelmann und bei Aldi (Nord und Süd). Die Proben wurden dann nach Österreich in ein Labor geschickt und dort untersucht. Randnotiz: Alle Labore in Deutschland verwiesen darauf, dass sie irgendwie mit Lidl oder einer der anderen Handelsketten verbandelt seien und deshalb eine entsprechende Untersuchung nicht durchführen könnten, da das für sie unmittelbare (negative) Konsequenzen hätte.

Die Untersuchung umfasste verschiedene Frischgemüse und Obstsorten und bezog sich explizit auf die Pestizidbelastung. Als Bewertungsmaßstab wurde derselbe verwendet, der auch in den Studien von Greenpeace verwendet wird. Es gab deshalb drei Kategorien, in denen das Resultat angesiedelt werden konnte: Grün - entsprechend unbedenklich bzw. keine nachweisbare Pestizidbelastung, gelb - entsprechend unbedenkliche Belastung entsprechend der Auffassung von Greenpeace, rot - starke Belastung und Überschreitung der zulässigen Grenzwerte.

Um es kurz zu machen: Diese Untersuchung ergab, dass weit über die Hälfte (58%) der bei Lidl getesteten Obst und Frischgemüse im grünen Bereich angesiedelt wurden und "nur" weniger als 10% der Proben "bedenklich" (roter Bereich, ich meine mich zu erinnern, dass es 6% waren, bin mir aber nicht so sicher) waren. Lidl war damit mit recht großem Abstand besser als Tengelmann und Aldi.

Die Untersuchung hat gezeigt, dass die Produkte bei Lidl tatsächlich einen recht hohen Qualitätsstandard erreichen, was die Belastung mit Pestiziden angeht. Es wurde allerdings auch betont, dass man bei Lidl auch auf die Berichterstattung der Presse reagiert hatte und jetzt in allen Filialen angeordnet wurde, die nicht verkauften Magazine wir vorher offen ins Altpapier zu werfen, sondern in der Müllpresse zu entsorgen. Irgendwie bleibt da doch ein komischer Nachgeschmack.

4 Kommentare:

  1. Ich vermute, da Lidl ja auch in Österreich Filialen unterhält, dass auch die dortigen Labore nicht unbedingt frei von jedem Vorwurf der Vorteilsnahme sind.

    Wenn in Deutschland *sämtliche* gefragten Labore die Tests ablehnten und das mit der Begründung, dass sie mit Lidl verbandelt sind, dann ist doch was im Busch. Zumal den Labors ja auch negative Konsequenzen gedroht hätten, wären die Ergebnisse veröffentlicht worden.

    Warum kann es eine Supermarktkette schaffen, Labore für Lebensmittelanalyse derart unter Druck zu setzen, dass die sich weigern, Proben für andere zu untersuchen, die Lidl nicht unbedingt unkritisch gegenüber stehen?

    Auf der anderen Seite dann noch die Frage: Würde es sich Greenpeace erlauben können, sich wirklich zu verkaufen und Testergebnisse zu veröffentlichen, die, sagen wir mal "geschönt" sind?

    Können sie nicht. Greenpeace wird sich vermutlich auf die Ergebnisse von Labors verlassen haben. Hätte ich ja auch getan. Doch wenn, wie sich jetzt herausstellt, die Labors von Lidl unter Druck stehen und vermutlich auch schon länger gestanden haben, wieso zieht Greenpeace nicht mal eigene Analytiker zu Rate und führt eine Nachuntersuchung durch?

    Der fade Beigeschmack ist für mich nicht nur ein bischen vorhanden, sondern es riecht immer noch verdammt nach Schiebung.

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  2. Die ganzen supermärkte kaufen doch dort, wo es am billigsten ist. Mal da und mal dort. Irgendwann kommt dann jemand zum testen und zufällig hat dann der Tengelmann eine Ladung Äpfel bekommen, die weniger oft gespritzt wurde, weil in dem Landstrich vielleicht gerade das Wetter so war, dass man es nicht brauchte. Im Jahr darauf beim nächsten Test hat die andere Ladenkette das Glück. Diese Tests sagen doch fast gar nichts aus.

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  3. DeichShaf schrieb:
    >>Ich vermute, da Lidl ja auch in Österreich Filialen unterhält, dass auch die dortigen Labore nicht unbedingt frei von jedem Vorwurf der Vorteilsnahme sind.<<

    Diese Frage wurde während der Sendung gestellt. Einerseits konnten nicht "alle" Labore in Deutschland befragt werden, sondern es kamen nur die großen in Frage und da ging es auch um die Zeitfrage, denn die Ergebnisse sollten möglichst "sofort" vorliegen. Da blieben dann von der langen(?) Liste der unabhängigen Labore nicht mehr so viele übrig.

    Dem Labor aus Österreich wurde auch die Frage gestellt, ob es denn mit einer der betroffenen Firmen zusammenarbeite. Das wurde ganz klar und ohne Umschweife bejaht. Das Labor erhalte sogar von allen drei Handelsketten Aufträge, weil dieses Labor in Österreich eben von allen Handelsketten beauftragt werde. Ich kann nicht wörtlich wiedergeben, was der im Studio anwesende Mann vom Labor da jetzt gesagt hatte, aber was er sagte, war in sich plausibel und schlüssig und machte eher nicht den Eindruck, als wenn dieses Ergebnis gekauft worden sei, weil sich dieses Labor einen solchen Fauxpas gar nicht leisten kann und das noch dazu auch gar nicht nötig hat.

    >>Auf der anderen Seite dann noch die Frage: Würde es sich Greenpeace erlauben können, sich wirklich zu verkaufen und Testergebnisse zu veröffentlichen, die, sagen wir mal "geschönt" sind?<<

    Gute Frage. Es geht hier immerhin um nicht wenig Geld und spätestens bei der hier in Rede stehenden Dimension und dem Prozedere klingt das alles schon etwas merkwürdig, auch wenn der Chef von Lidl immer wieder behauptet, dass das ein Testbalon sei und das man weitere Zeitschriften anderer Firmen auf demselben Wege vertreiben will, zum Beispiel "Stiftung Warentest". Dazu befragt reagierte man bei Stiftung Warentest sehr allergisch und hielt diese Idee für äußerst problematisch und verwies darauf, dass die Zeitschriften der Stiftung nicht ohne Grund werbefrei wären.

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  4. Also ich finde bei Lidl kann man nicht kritisch genug sein und sollte immer besser zweimal nachforschen. Allerdings glaube ich ebenso wenig, dass alles, was die anbieten schlecht ist oder alle positiven Tests gekauft wurden. Es hat doch wie immer alles zwei Seiten und nur bei Betrachtung von beiden, kann man sich ein Bild machen und evtl. Konsequenzen ziehen.

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