Sonntag, 1. Juli 2007

Brief aus Rom

BriefChina und den Vatikan verbindet eine innige Abneigung. Die Regierung des katholischen Weltreiches und die Regierung Chinas streiten sich schon lange über die Rolle des Katholizismus in China. Da man in Beijing allerdings eine recht effiziente Methode auf Lager hat, um mit Problemen jeder Art umzugehen, hat man dort dem Streit kurzerhand den Boden entzogen. Zum Einen sprach die Regierung den Leuten in Rom das Recht ab, in China Bischöfe zu ernennen, sondern beansprucht dieses Recht für sich und zum Andern wird den Katholiken zum Beispiel nicht erlaubt, Kirchen zu bauen. Und natürlich greift man auch gerne zu anderen Methoden der Drangsalierung.

Katholische Priester werden immer wieder mal inhaftiert und verhört, wobei man sich darüber klar sein muss, dass "Verhöre" in China eher nicht mit den Verhörpraktiken hierzulande verwechselt werden sollten. China steht nicht ganz ohne Grund sehr weit oben auf der Liste derjenigen Staaten, die Menschenrechte eher als Problem anderer Länder ansehen und nicht als Gegenstand der eigenen Belange.

Jedenfalls hat sich der aktuelle Staatschef des Vatikans dazu entschlossen, den Chinesen mal etwas näher zu rücken und Bewegung in das leidige Thema zu bringen. Darum schrieb er einen kurzen, nur knapp fünfzig Seiten langen Brief an die chinesischen Bischöfe, Priester und Laien. Darin ruft er zur Einheit der Kirche auf, die spätestens seit dem Abbruch der diplomatischen Beziehungen 1951 in eine von Peking kontrollierte Staatskirche und eine Rom-treue Untergrundkirche gespalten ist.

Die chinesische Regierung sieht das eher mit einigem Argwohn und fordert denn auch postwendend eine ganze Reihe weitreichender Zugeständnisse vom finanzkräftigen Moral-Imperium in Rom. Zum Beispiel den Abbruch der Beziehungen mit Taiwan, aber auch die Garantie, dass sich der ehemalige Chef des Rechtsnachfolgers der Inquisition aus den inneren Angelegenheiten Chinas heraushält. Beide Forderungen dürften im Vatikan wohl eher nicht so begeistert ankommen, denn die Idee der Katholiken ist ja, den eigenen Einflussbereich zu vergrößern und sich nicht in "innere Angelegenheiten" eines anderen Staates einzumischen, ist ja nun eher nicht so die Sache der Spendensamler vom Tiber.

Ich bin bestimmt kein Fan der Methoden, die die chinesische Regierung praktiziert. Ich kann allerdings sehr gut verstehen, warum die Leute dort so reagieren, wie sie reagieren. Denn: Sieht man sich an, was der Katholizismus mit seinen Ideen und Thesen so alles angerichtet hat, dann darf man - neutral betrachtet - schon sagen, dass gerade wir hier dieser Religion eine ganze Menge Probleme verdanken. Immerhin ist ja diese Religion einer der Gründe, warum es überhaupt den Streß mit dem Islam gibt und vielleicht sogar der Grund, dass es überhaupt den Islam gibt. Man denke in dem Zusammenhang auch an die Kreuzzüge und die Entstehung Israels, den Kreationismus, Diskussionen um Abtreibung und Homosexualität und viele andere interessante Themen, die im mehr oder weniger direkten Zusammenhang mit dieser Religion stehen.

So gesehen kann ich gut verstehen, warum sich China mit Händen und Füßen gegen die Etablierung dieser "Religion" im eigenen Lande wehrt.

(Quelle: dpa)

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