Freitag, 24. März 2006

Riposte

Bildzeitung: Wir sind Papst - Foto: ReutersWir sind Weltmeister! Ja, echt. So richtig offiziell Weltmeister. Im Fußball. Wir sind auch ein Volk, oder auch das Volk, je nach dem. Wir sind aber auch schuld, toll, spitze, reformiert, multikulturell, online und wir sind auch ein kleines bisschen Deutschland. Aber vor allen Dingen sind wir Papst. Hat doch was, oder?

Ich finde das jedenfalls toll, dass jetzt endlich mal wieder ein Deutscher Papst geworden ist. Wobei ich es interessant finde, dass er jetzt wirklich nach deutschem Recht noch als Deutscher gilt, obwohl er Staatsoberhaupt der Vatikanstadt ist. Ein Staatsoberhaupt des einen Staates ist Bürger des anderen Staates... Das gibts auch nur in Deutschland. Zahlt der wenigstens Einkommenssteuer in Deutschland? Ich mein, das wäre doch DIE Lösung zur Sanierung des Staatshaushalts. Egal. Für alle Anderen gilt jedenfalls weiterhin die Sache mit der Doppelten Staatsbürgerschaft für Deutsche. Naja, wie auch immer, Herr Ratzinger ist jetzt Papst Benedikt XVI ("der sechzehnte") und alles ist gut.

Cardinal Don Fernando Niño de Guevara (1541–1609)Erinnert sich eigentlich noch jemand daran, was der vorher war? Ja, Kardinal war er, schon klar, aber das ist ja eher sowas wie "Vorstandsmitglied" und weniger Berufsbezeichnung. Er war der "Chef", der Präfekt der Glaubenskongregation ("Congregation der Doktrin des Glaubens"). Und die wiederum ist den meisten aus dem Geschichtsunterricht eher unter dem Namen Inquisition ein Begriff ("Heilige Congregation der universellen Inquisition").

Zwar denken dabei viele in erster Linie an die völlig neben der Spur galoppierende spanische Inquisition, aber tatsächlich war dieser Verein in erster Linie dazu da sicherzustellen, dass der Kirche nicht die Knosse ausgeht. Denn: Wer von der Inquisition verurteilt wurde, der verlor zwar manchmal sein Leben, aber in erster Linie verlor er allen weltlichen Besitz. Man könnte also sagen, die Inquisitoren waren sowas wie "Geldbeschaffer". Der Chef des Ganzen war der Großinquisitor. Und weil der Begriff "Inquisition" historisch fast so unpopulär ist wie "Führer", hat Papst Pius X ("der zehnte") den dann 1908 ausgetauscht.

So, von da ganz hinten wieder zurück ins hier und jetzt. Also. Die Moslems oder Muslime (scheinbar schreibt das jeder wie er will) machen einen ziemlichen Wind gegen die "westliche Welt" Hatten wir schon ausgiebig. Das hat man sich eine ganze Zeit lang gefallen lassen, aber so langsam bringt sich die westliche Welt jetzt doch mal "in Stellung". Ein heikles Problem ist allerdings die Sache mit dem "wer hat eigentlich angefangen?"

Es gibt da Leute, die sagen "Ihr seid doch völlig vernagelt! Wegen so ner religiösen Message gleich mit Bomben und so!" worauf die anderen dann antworten:"Wer hat denn angefangen? Ihr seid doch hier angerückt 'Im Namen Des Herrn' und habt einen auf 'Befreier des heiligen Landes' gemacht!"

Darstellung Kreuzzug 12. JhdUuuups. Ach ja, da war ja was... die Kreuzzüge. Hatten wir ja erfolgreich verdrängt diese Geschichte. Nicht etwa, dass die Folgen bis heute nicht noch sehr gut bekannt und geläufig wären, nein, das nicht, aber das wir - also die westliche Welt - damals als erste mit richtig Truppen (rund 500.000 Soldaten in einer Zeit, in der viele "Städte" in Deutschland gerade mal 10.000 Einwohner hatten) und so da 'rüber sind... Öhm. So ne Pleite, da haben wir ja mal voll versagt.

"Kein Problem", sagt sich unser ehemaliger Großinquisitor, sorry: "Präfekt" und lässt Flux ein paar Dinge richtigstellen. Die Kreuzzüge sind ja gar keine Eroberungsfeldzüge gewesen! Das war reine Selbstverteidigung! Das war etwas absolut Nobles und Großherziges! Und das ist kennzeichnend für ALLE Christen, denn:
"A Christian is ready to offer his own life for the supernatural good of his neighbour, defending it with his combat"
sagt zumindest der Historiker Professor Roberto de Mattei in seiner Ansprache an der vom Vatikan betriebenen und daher wohl doch eher kirchlichen Regina Apostolorum Pontifical Universität.

Na denn... Dann brauchen Onkel George und Onkel Tony ja nicht weiter nach Rechtfertigungsgründen zu suchen. Eigentlich auch kein anderer. Man muss nur noch belegen gläubiger Christ zu sein und das man das Wohlergehen seiner Mitmenschen sicherstellen will! Dann darf man alles!

Na gut, fast alles. Aber wenn man es dann doch übertrieben hat, dann kauft man halt ein paar Ablaßzettel und gut ist.

Oder hab ich da jetzt was verwechselt?

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