Donnerstag, 14. Juni 2007

Kirchliche Sanktionen

Die Kirchen in der westlichen Welt beneiden die Kirchen im Islam um einen Punkt ganz erheblich: Um ihr politisches Gewicht. Seit der Säkularisierung haben die Kirchen hier einen nicht unbeträchtlichen Teil ihrer politischen Macht verloren und es ist nicht völlig verfehlt zu sagen, dass das wohl auch nicht unbedingt schlecht war. Die Reste ihrer politischen Macht hüten sie jedoch eifersüchtig.

Während sich viele Menschen fragen, was denn an der Trennung von Kirche und Staat so sinnvoll sein mag und warum man die Kirche nicht viel mehr und viel intensiver an der Politik beteilige, offenbart sie an anderer Stelle mit Bravour, warum es vollkommen richtig ist, Dogmatiker möglichst weit weg von jeglicher politischer Macht zu halten.

Die Katholische Kirche will ein totales und umfassendes Verbot jeglicher Abtreibung und ohne jede Ausnahme. Am besten bei Todesstrafe. Amnesty International (AI) hingegen forderte jüngst, dass es Frauen doch wohl erlaubt sein sollte, nach einer Vergewaltigung oder bei Inzest oder bei Gefahr für ihre Gesundheit oder ihre Menschenrechte abtreiben zu dürfen. Die Reaktion der Kurie war entsprechend (Quelle Spiegel):

Vatikan vs. Amnesty International Spiegel Online
Schon gestern veröffentlichte CAD einen Comic, der das Gehabe der Kirche zur Zeit wundervoll darstellt und voll auf den Punkt bringt, was man dazu denken mag. Die Kirche hatte sich nämlich massiv über einen Spielehersteller beschwert, weil der angeblich ohne Erlaubnis in einem Spiel ("Fall of Men") ein Modell einer real existierenden Kirche verwendet, um dort den Protagonisten gegen die Aliens kämpfen zu lassen:

Ich weiß es nicht genau, aber irgendwie habe ich den Eindruck, dass bei den Religionen zur Zeit einiges voll aus dem Ruder läuft. Nicht nur bei den Katholiken.

(Quelle: Spiegel, Ars Technica, BBC, CAD)

3 Kommentare:

  1. Prinzipien über das Wohl der Menschen zu stellen ist immer das Gegenteil von Humanismus. Die Katholische Kirche bweist damit ihren Anti-Humanismus.

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  2. Sich hinstellen und Gottes Wort verkünden - kein Wunder, daß der sich nicht mehr blicken läßt.

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  3. Es gibt schon "interessante" Sachen, die die Kirche so macht. Afrika-Gruppen, wo aus Solidarität jeden dritten Mittwoch getrommelt wird und Kerzen aus Bienenwachs gerollt werden, die auf dem Basar verkauft werden.

    Ob da mehr passiert als Trommeln? Ist mir bislang nicht großartig aufgefallen...


    Die Predigten einiger Geistlicher sind sicherlich gut dazu geeignet, uns mal die Augen zu öffnen. Aber wenn es politisch wird, und das ist quasi in jeder Predigt der Fall, dann ist das schon schwierig und gefährliches Terrain.

    Die Kirche besteht aus Leuten, die eine bestimmte Weltanschauung haben. Die einen Glauben haben. Dass sich das nicht unbedingt mit heutigen Maßstäben und Geschehnissen vereinbaren lassen will, interessiert von der Kirche zumindest auf Katholischer Seite keinen.

    Thema Verhütung - was bitte ist denn an Kondomen verkehrt? Kann es richtig sein, zu sagen dass Sex ausschließlich zur Fortpflanzung gedacht ist und dass Sex zweier Liebender auch ohne das Ziel, Nachkommen zu schaffen, verdammenswert ist? Ich spekuliere mal, dass die Mengen praktizierter Sexualität in der Kirche trotz (oder gerade wegen?) Zölibats nicht signifikant geringer als beim Rest der Erdbevölkerung ist. Mit welchem Recht will die Kirche die Verwendung von Kondomen verbieten? Haben die noch nie von ansteckenden Krankheiten gehört?

    Abtreibung - das Theater ist mittlerweile zum Possenstück verkommen. Eine Abtreibung aus rein finanziellen Beweggründen heraus, oder weil "Nachwuchs mir zeitlech echt gerade nicht in die Lebensplanung passt" halte auch ich für bedenklich. Aber bei gesundheitlichen Risiken? Hallooho! Was wiegt denn mehr? Ein Menschenleben oder ein ungeborenes Lebewesen, was noch nichtmal emfpindungsfähig ist, wenn es zur Abtreibung kommt?
    Und bei sexuellem Missbrauch? Bei Vergewaltigung? Bei einer Schwangerschaft, bei der das Austragen des Kindes für die Mutter (und später auch das Kind, was von der Kirche gerne unterschlagen wird!) schwerste Repressalien bedeuten würde? Sollte man das nicht der Mutter und auch dem Kind ersparen dürfen?

    Ablasshandel ist auch so eine schöne Sache. Das ist ja offiziell verboten, nicht wahr? Aber man wäre ja nicht schlau, wenn sich da nicht eine Lücke finden ließe. Wie wärs denn etwa, wenn man Stofffetzen verkauft, die "gesegnet" sind? Also quasi Amulette, die einem Schutz versprechen? So gegen Geld und so? Oder wenn man (was gar nicht so abwegig sein dürfte) auf dem Beichtstuhl sich mit ein paar Gebeten oder Spenden von Sünden freimachen (oder besser freikaufen) kann?

    Und ganz beliebt ist natürlich auch hierzulande die Kirchensteuer. Ich glaube an Gott - oder zumindest bilde ich mir sowas ein. Aber um glauben zu können, muss ich doch wohl keine Steuern bezahlen. Zumal das, was ich an Steuern zahle, sowieso nicht dort ankommt, wo es meiner Meinung nach hingehört. Dann lieber keine Steuern bezahlen und aus der Kirche austreten.

    Die Kirche kann mir das, was ich eigentlich bräuchte, in der heutigen Gesellschaft ohnehin nicht geben oder vermitteln. Die Gottesdienste sind leer - warum? Weil sie uninteressant sind. Die Botschaft ist immer die gleiche und auch wenn sie für sich genommen in Ordnung ist, so fehlt ein Bezug zur irdischen Welt wie sie heute aussieht.

    Die Gottesdienste sind leer - warum noch? Weil sie meistens stinklangweilig sind. Die letzte gute Predigt, aus der ich etwas mitgenommen habe, war die zur Beerdigung meiner Großmutter. Ansonsten? Es ist nichts los. Die Musikauswahl ist erdrückend und monoton, obwohl es sehr schöne Musik gibt, die durchaus in Kirchen gespielt werden könnte. Und dabei kann diese Musik durchaus mit Instrumenten gespielt werden, die mal weit ab von Orgel, Flöte und Violine sind. Auch die Texte der Lieder...ohweia...
    Und inhaltlich sieht es bei den Gottesdiensten kaum besser aus. Es ist die immer gleiche Abfolge, es wird meistens ein Monolog mit einer Stimme zum Einschlafen abgehalten, anstatt mal wieder MITeinander zu reden. Gerade *WEIL* nur noch sehr wenige Leute überhaupt in die Gottesdienste kommen, könnten Geistliche sehr viel flexibler agieren. Gespräche führen, zuhören. Sich mal mit dem Finger an den Puls der Bevölkerung begeben...

    Die Kirche ist für mich, so leid es mir tut das zu sagen, einfach bedeutungslos geworden, weil hre Ansichten, Meinungen, Handlungsweisen und Doppelmoral einfach unverträglich miteinander sind.

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