Montag, 16. Juni 2008

Intelligenz und Glaube

Kirche - Gertrudenkirche OldenburgIrland, nicht nur bekannt für Steuervorteile, Butter und Whisky, sondern seit kurzem auch als Spassbremse der europäischen Vereinigung, hat noch mehr zu bieten, als nur den lapidaren Stress mit Politikern. Der Professor für Psychologie der Universität Ulster, Richard Lynn, tritt den Kirchen lässig vors Schienbein: Er behauptet nachweisen zu können, dass innerhalb intellektuellen Eliten der Anteil von Atheisten deutlich höher sei als im Durchschnitt der Bevölkerung.

Mit anderen Worten: Je intelligenter der Mensch, desto geringer seine Neigung an irgendeinen Gott zu glauben. Der in der Gesellschaft im Alltag zu beobachtende Rückgang religiöse Bräuche aktiv auszuüben, ist seiner Ansicht nach eine direkte Konsequenz der steigenden Durchschnittsintelligenz.

Natürlich kann das keine einzig wahre Kirche auf sich sitzen lassen und so versammeln sich die Kritiker und geißeln seine Untersuchungen als "westlichen Kulturimperialismus" und "antireligiöse Vorurteile". Gegenbeweise liefern sie indes nicht. Andere Forschungsstellen sind hingegen vorsichtiger und weichen der Fragestellung aus. Man müsse "soziale, wirtschaftliche und historische Faktoren" mit einbeziehen. Eine Antwort auf die Frage nach dem Zusammenhang von Intelligenz und Religiösität ist das freilich nicht, schon gar keine Ablehnung des Untersuchungsergebnisses insgesamt.

Die Führungsspitzen und Funktionsträger der Kirchen und Religionen sind sicherlich keine Vollidioten. Soweit geht aber auch die Studie nicht. Das Gegenteil ist immer wieder zu beobachten. Die Studie stellt hingegen auf die (Gut-)Gläubigkeit der Anhänger aller Glaubensrichtungen als solche ab. Da darf sich durchaus jeder selber Fragen, ob es wirklich völlig abwegig ist, einen Zusammenhang zu sehen zwischen Intelligenz und Bildung auf der einen Seite und der Bereitschaft, Unerklärliches als "göttliches Wunder" zu interpretieren.

Wetten, dass jetzt erstmal gegen den Forschenden und nicht die Aussage geschossen wird, um "den Glauben" zu schützen?

(Quelle: Welt)

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