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Donnerstag, 24. Juli 2008

1962 reloaded

1962 gab es dramatisch Stress um Kuba. Die Russen hatten damit begonnen, SS-4 und SS-5 Raketen auf Kuba zu installieren, um die USA aus geringer Entfernung mit wenig oder keiner Vorwarnzeit angreifen zu können. Zwischen den USA und der Sowjetunion entstand damals eine der bekanntesten Krisen, die noch heute häufig als kritischster Beinaheauslöser des Dritten Weltkrieges angesehen wird. Die Krise konnte beigelegt werden, weil die Sowjetunion schließlich die Raketen abzog. Kennedy wurde daraufhin im Westen als "Retter der Welt" gefeiert.

46 Jahre und einige historische Wendungen später rückt Kuba mal wieder in den Mittelpunkt einiger Beobachter. Einerseits nähert sich die Epoche des "Maximo Lider" (Fidel Alejandro Castro Ruz) endgültig dem Ende und viele hoffen, dass Kuba endlich aus seiner Isolation entlassen wird. Manche Indizien geben dieser Hoffnung Nahrung. Andere Entwicklungen jedoch machen Argwöhnisch.

Wie bereits an einigen anderen Orten bemerkt ist Russland dabei, die Nachfolger der Sowjetuinion im Kreise der Supermächte anzutreten. Das Land rüstet im großen Stil auf, die Raketentechnologie erlebt einen nie gekannten Aufschwung im großen Stil - selbst die NASA verlässt sich inzwischen auf die russische Raketentechnik - und Geld hat dieses Land inzwischen wie selten zuvor. Zwar ist Russland noch ein gutes Stück davon entfernt, dasselbe militärische Potenzial zur Verfügung zu haben, wie seinerzeit die Sowjetunion, aber das könnte eine Frage der Zeit sein.

AFP meldet, dass von der breiten Öffentlichkeit weitestgehend unbemerkt um Kuba zwischen den USA und Russland erneut Streit ausgebrochen ist. Izvestia meldete am Montag, dass Russland als unmittelbare Reaktion der militärischen Bestrebungen der USA in Osteuropa plant, auf Kuba Langstreckenbomber mit Nuklearkapazität zu stationieren. Den USA passt das aus genau denselben Gründen nicht, aus denen sie damals gegen die Stationierung der Raketen auf Kuba war. Die US-Administration spricht deshalb von Bedrohung und Provokation und erinnert nicht ganz ohne Grund indirekt an die damalige Krise.

Nur logisch, dass die USA eine Erklärung von Kuba verlangen und gleichzeitig wollen, dass Russland die Stationierung verwehrt wird. Das tat am Dienstag stellvertretend für die USA General Norton Schwartz. Aus Kuba kam dann auch prompt gestern die Antwort. Maximo Lider, inzwischen Ex-Präsident, verwahrte sich mit deutlichen Worten gegen die Kritik der USA. Kubas Regierung ist den USA weder zu Erklärungen noch zu Entschuldigungen verpflichtet und muss erstrecht nicht um Verzeihung bitten, wenn das "Imperium" mit Genozid droht, so die Verlautbarung.

Ich weiß ja nicht wie andere das lesen, aber "Entspannung" klingt für mich anders.

(Quelle: AFP, Cubadebate, Izvestia)

Dienstag, 19. Februar 2008

Überschrift des Tages (60)

Fidel Castro Cuba - Wikipedia
Fidel Castro tritt ab

Eins der letzten Fossile des kalten Krieges verlässt die Bühne. Der auch als "el Presidente" bekannte Staatschef galt bei seinen Kritikern als Diktator. Zu seinen Methoden gehörten neben Hinrichtung auch Inhaftierung von Oppositionellen. Heute gab er bekannt, dass er bei den kommenden "Wahlen" nicht kandidieren werde.
"Ich werde das Amt des Präsidenten des Staatsrats und des Oberkommandierenden weder anstreben noch akzeptieren."
Ob die Welt dadurch aber besser wird, sei mal dahingestellt.

Sonntag, 5. August 2007

Kidnapper

Kuba Deutschland Boxen BoxhandschuheWenn man an Entführungen denkt, dann denkt man zur Zeit wohl in erster Linie an Afghanistan und Taliban oder so. Generell aber wohl an irgendwelche militanten Extremisten, die unschuldige Opfer zur Durchsetzung ihrer meist sehr kruden und nicht selten auch sehr wirren Ziele verschleppen. Wohl kaum einer wird beim Thema Entführung an den Sport denken und dabei gleichzeitig auch noch an Kuba und Deutschland. Sollte man aber, denn der internationale Boxsport wird zur Zeit durch einen schwerwiegenden Entführungsfall aufgewühlt.

In Brasilien, genauer in Rio de Janeiro, fanden im Juli die Panamerikanischen Spiele statt. Dabei traten auch die beiden kubanischen Boxer Guillermo Rigondeaux (25) und Erislandy Lara (24) an. Beide sind in ihrer Heimat sehr beliebt, denn Rigondeaux ist Doppel-Olympiasieger im Bantamgewicht und ist einer der ganz großen Stars des kubanischen Boxsports: Zwischen 1999 und 2003 gewann er 142 Kämpfe in Folge. Lara ist immerhin Weltmeister im Weltergewicht.

Am 21. Juli passierte aber etwas Eigenartiges. Rigondeaux und Lara bekamen von den kubanischen Delegationsführern freien Ausgang und wollten in Rio ein Videospiel kaufen. Von diesem Einkaufstripp kehrten sie nicht zurück. Schon bald meldete sich der als Musterdemokrat und Menschenfreund bekannte kubanische Revolutionsführer Fidel Castro zu Wort. Er führte das Verschwinden der beiden Profiboxer auf eine "deutsche Mafia" zurück, die "sich der Auswahl, des Kaufes und der Förderung kubanischer Boxer bei internationalen Turnieren" widmet. Diese Mafia benutzt für ihre fiesen Abwerbetricks "raffinierte psychologische Methoden" und "viele Millionen Dollar".

Skandal! Deutschland entführt kubanische Boxer! Wie können wir es nur wagen! Nun könnte man ja denken, dass sich der Herr Castro da einfach was aus den Fingern gesaugt hat. Dummerweise bestätigte nur wenige Tage nach dem Verschwinden der beiden der Boxstall Arena Box Promotion, dass Rigondeaux und Lara Verträge über fünf Jahre mit diesem Hamburger Boxstall unterschrieben hätten. Upsi.

Ich mein, ist ja auch nahe liegend. Bei uns in Deutschland kann eh kein Aas halbwegs vernünftig boxen. Gerade in unserer winzigen Bananenrepublik ist es ja sowieso völlig normal, dass Fachleute im Ausland geklaut werden. Die verschleppen wir dann immer gegen deren Willen in unser fernes Deutschland, wo sie dann unter katastrophalen Bedingungen in einem völlig desolaten Land den zurückgebliebenen Einheimischen ihr Können beibringen müssen. Ich mein, wer will schon freiwillig nach Deutschland?

Außerdem sind solche Sportler ein hervorragendes Druckmittel. Gerade gegen die weit fortschrittliche HighTech-Nation Kuba, mit deren Rumproduktion wir qualitativ niemals werden Schritt halten können. Auch als Schutz vor der international gefürchteten kubanischen Armee sind solche Geiseln natürlich ein überaus wertvoller Schutz, denn nach der unmittelbar bevorstehenden Unterwerfung des nordamerikanischen Kontinents ist Europa - und damit auch zwangsläufig Deutschland - das logische nächste Ziel.

Allerdings: Rigondeaux und Lara sind wieder aufgetaucht. Man mag es kaum glauben, aber man fand sie in Brasilien. Am Strand. Am vergangenen Mittwoch nahm sie die brasilianische Polizei in einer Strandgemeinde bei Rio de Janeiro fest, weil sie keine gültige Aufenthaltserlaubnis für Brasilien hatten. Gegenüber der Polizei erklärten die Sportler, sie wären von zwei Männern unter Drogen gesetzt worden, die sie anschließend verschleppt hätten, damit sie in Europa Profikämpfe bestreiten. Siehste! Als sie in Rio besagtes Videospiel kaufen wollten, waren sie von zwei Männern "mit Drogen in einem Getränk" bewusstlos gemacht worden! Fiese Sache das!

Die Aussagen der Boxer führte jedenfalls dazu, dass die Staatsanwaltschaft aus Rio bei der Bundespolizei eine Untersuchung wegen eines möglichen Entführungsfalls beantragt hat. Der Staatsanwalt Leonardo Figuereido erklärte, dass man einen deutschen und einen kubanischen Staatsbürger im Verdacht habe. Möglicher Entführungsfall? Skandal! Natürlich haben die fiesen Deutschen mal wieder einen unschuldigen Profisportler aus den paradiesischen Zuständen des Kubanischen Sportlerhimmels entführt!

Daran kann es doch gar keinen Zweifel geben! Schon 2006 haben wir das ja schon mit drei anderen Spitzenathleten des kubanischen Boxsports so gemacht. Damals haben wir Yan Barthelemy, Yuriorkis Gamboa und Odlanier Solís bei einem Turnier in Caracas (Venezuela) einkassiert! Die sind nun auch unter Zwang in Deutschland aktiv.

Die Heimatliebe von Rigondeaux und Lara jedenfalls wird niemand jemals anzweifeln. Die beiden haben trotz ausführlicher Erklärung der Möglichkeiten eines Asylantrages selbigen nicht gestellt. Stattdessen hätte sie betont, dass sie Kuba vermissen und in ihrer Heimat sehr beliebt wären und außerdem ihr Heimatland über alles lieben. Ist ja auch nur zu verständlich. Wer würde nicht sofort nach Kuba zurückgehen, um da seine Sportlerkarriere fortzusetzen?

Bleibt eigentlich nur noch abzuwarten, wann unsere Bundeskanzlerin und der Bundespräsident sich offiziell für ihr Versagen entschuldigen. Ich mein, was ist das für ein Pfusch? Erst erfolgreich entführen und dann die Beute nicht mal in Sicherheit bringen können! Das ist der wahre Skandal! Dafür braucht es unbedingt einen Parlamentarischen Untersuchungsausschuss!

(Quelle: dpa)