Das Handwerk ist mal wieder am Jammern. Die Lehrlinge sind ja sooo inkompetent. Nix können die! Gar nix! Nicht mal Computer! Ungefähr die Hälfte der knapp 500.000 Lehrlinge im deutschen Handwerk ist einer Umfrage vom Institut TNS Infratest unter Handwerksmeistern nicht dazu in der Lage, mit dem PC umzugehen: 40% der Auszubildenden haben keine ausreichenden Kenntnisse über den Umgang mit dem Internet. 46% der Lehrlinge haben keine ausreichenden Kenntnisse im Umgang mit dem Computer. 60% der Lehrlinge haben kein ausreichendes Wissen im Umgang mit Textverarbeitungsprogrammen. Und nur noch 75% der Nachwuchshandwerker wird attestiert, dass sie Mängel beim Umgang mit Tabellenkalkulationen hätten.
Dabei finden doch zwei Drittel der 200 befragten Meister, dass Computer wichtig sind und man mit ihnen umgehen können muss! Sogar 80% der Befragten meinen, dass solche Kenntnisse für die Kariere ungemein wichtig sind. Allerdings geben auch mehr als die Hälfte der Befragten zu, dass die Weiterbildungsmaßnahmen in ihrem Betrieb nicht so sonderlich toll wären und ein Viertel gab sogar an, dass man erst gar keine entsprechenden Schulungsmaßnahmen anbietet. Übrigens ist ein Großteil der im Handwerk beschäftigten Azubis Absolvent der Hauptschule.
Wie war das noch mit Chancengleichheit unseres Schulsystems? Was war da noch mit Computerkenntnisse schon in der Schule vermitteln? Wie war das mit den Unterrichtsstunden? Die Debatte um den Lehrstoff? Die nie endende Diskussion um die ach so gestressten Lehrer, die sich von niemandem kritisieren lassen, weil sie die Kompetenz schlechthin sind? Besteht der Computer am Ende doch aus mehr als Pornographie und Killerspielen? Skandal!
Unser Schulsystem ist so dermaßen für den Arsch, dass es schon peinlich ist. Wahrscheinlich haben wir aber nur deswegen noch kein anderes, weil unseren Politikern und der geballten Kompetenz des Lehrkörpers einfach nichts einfällt, was noch beschissener ist.
(Quelle: AFP)
Montag, 13. August 2007
4 Kommentare:
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Wieso muss nen Handwerksazubi mit Computern umkönnen?
AntwortenLöschenSeit wann streicht man Wände mittem PC oder deckt damit ein Dach?
Als ITler wird man schließlich auch nicht zusätzlich im Holzhandwerk weitergebildet damit man die Bäume selber fällen kann, aus denen nachher das Papier gemacht wird auf das man druckt.
Davon ab können doch die meisten Meister nichtmal anständig mit dem Rechner umgehen. Das einzige was da funktioniert ist die Umsatzsteuervoranmeldung, ein wenig Buchhaltung und Angebote und Rechnungen schreiben. Wozu brauchts da den tiefere Kentnisse in Textverarbeitung und Tabellenkalkulation?
Zusätzlich schafft das mangelende Wissen dort ja anderswo auch wieder zusätzliche Arbeitsplätze.
Auch ist die Frage wie eine 5 Mann Klitsche da Schulungsmöglichkeiten anbieten soll?
Im Handwerk ists halt immer noch so, das man nach der Ausbildung als Geselle dann noch den Meister dran hängt und da das nötige Wissen über den restlichen Kram vermittelt kriegt und eine systematische Fortbildung wie in den meisten Schreibtischjobs garnicht existiert.
Das Problem ist aber, dass auch bei den White Collar Jobs die Weiterbildung zunehmend (durch die Firmen) unter den Tisch fallen gelassen wird und auch im Handwerk ohne grundsätzliche Computerkenntnisse kein Bein mehr an den Boden zu bekommen ist. Klar, bei den "offensichtlichen" Handwerksberufen (zB Maurer, Dachdecker) mag das noch anders sein. Aber frag mal Maler oder Bodenleger. Farben mischen wie "früher" so nach Auge reinkippen und Attacke kannst Du heute voll vergessen. Das machen HighTech Geräte, deren Interface schon sehr an Office erinnert. Oder bestell Dir mal beim Großhändler Teppich. Das ist Tabellenkalkulation vom Allerfeinsten. Und ja, das ist Handwerk und nicht Handel. Auch in anderen typischen Handwerksberufen ist das so. Nr weil man sich nicht vorstellen kann, dass die Technologisierung auch in den manuellen Tätigkeiten gravierend zunimmt, weil man damit nichts zuu tun hat, bedeutet das ja nicht, dass das nicht dennoch passiert...
AntwortenLöschenAls Elektriker MUSST Du mit nem PC umgehen können. Der "einfache Elektroinstallateur" hat nämlich mit Installationsbussen zu tun, bei denen ein PC Steuerfunktionen im ganzen Haus übernimmt. Und das setzt nunmal etwas Basiswissen voraus.
AntwortenLöschenAls Energieelektroniker kommst Du ebenfalls nicht drum herum. Hier wirds sogar mit Basiswissen eher in die Hose gehen, denn ein Energieelektroniker darf durchaus mal Programme für eine SPS selber schreiben, was nun wirklich weit mehr als der Brief mit der Kündigung des Zeitungsabos unter Word ist.
Und das zieht sich durch viele Berufe: Der Bäcker, der Rezepte mit dem Computer berechnen lässt (Excel), der Dachdecker, der die Wärmemenge von Warmwasser-Solarpanels vorausberechnet, um die richtige Zahl Panels zu verbauen, ein Maler, der - wie schon von Adger erwähnt - nicht nur einfach eine Tube rote Fingerfarbe in den Eimer Alpina kippt, sondern einen Mischcomputer benutzt - es geht in fast allen Berufen kaum noch ohne.
Fachverkäufer? Friseur? OK, die Computerschere gibts noch nicht. Aber spätestens beim Kassieren und abends bei der Abrechung hat man wieder voll damit zu tun.
Nein, wer sagt, dass man als Handwerker nicht so viele PC-Kenntnisse braucht, lebt in der Steinzeit.
Blöd natürlich, wenn die, die das Wissen haben müssten, weil sie die Ausbildung machen, selber nicht genug wissen. Es fällt schwer zu vermitteln, was man selber nicht kann oder weiß. Sich dann im Brustton der Überzeugung hinzustellen und den Bildungsmissstand bei den Auszubildenden zu beklagen, ist aber auch sehr schön daneben. Warum heißt es wohl "Ausbildung"? Weil den jungen Leuten Wissen vermittelt werden soll. Ein PC gehört noch nicht zur Grundausstattung jeder Familie - und selbst wenn es bei 70% der Fall wäre, haben die Hälfte dieser 70% nur Hardware auf dem technischen Stand von vor vier, fünf Jahren. Somit kann auch nicht Wissen rund um den Computer als Allgemeinwissen gefordert oder eingeführt werden. Zumal die Schulen mit noch wesentlich älterer Technik auskommen müssen. Sofern sie *überhaupt* PCs anbieten können.
Nein, die Ausbilder müssen in die Puschen kommen. Sich hinzustellen und von anderen fordern, etwas Bildung zu vermitteln, wofür man an sich selber zuständig ist, ist nicht gerade ein Zeugnis mit Bestnoten. Eher das viel zitierte Armutszeugnis.
Und Ausnahmen bei der Ausbildung zeigen ja, dass man kann, wenn man will. Und damit meine ich nicht große Firmen, die das locker finanziell wegstecken. Sondern auch mittelständische Betriebe, die ihren Auszubildenden genau die Werkzeuge und Möglichkeiten bieten, die sie für ihre Zukunft in dem Beruf brauchen.
y0 klar ich als kfz'ler azubi muss auch mit dem zeug umgehen können... mein chef fährt auch schon seit jahren erfolgreich die schiene... einfach weil teilehandel im internet sicherlich 20% des umsatzes ausmacht... an sich braucht man immer computer um fehler an fahrzeugen zu diagnostizieren... denn wenn ein auto ni anspringt, is das ni wie beim trabant mal gucken ob sprit kommt und ob der funke kräftig is.... da gibt es millionen möglichkeiten, versteckt in mehr als 100 steuergeräten... anderseits bemerke ich aber auch dass die lehrlinge wirklich dümmer und dümmer werden... der ein LJ unter mir is, der macht mal garnix mehr an den autos. denn immer wenn der ein auto ganz machen soll, isses hinterher noch kaputter... und wenn man die leute mal nach handwerklichen grundwissen fragt, zum beispiel wie groß man ein loch bohren muss, wenn man nen 6er gewinde reinschneiden will... dann wird am kopf gekratzt und schüchtern geflüstert, ääähm 6?? mal ganz zu schweigen was für ein arbeitstempo die leute an den tag legen... da isses ein glücksfall wenn man aus 50 bewerbern überhaupt 5 in die engere auswahl bekommt...
AntwortenLöschengruß BJ