Dienstag, 20. Juni 2006

Killerspiele

Und da ist sie mal wieder. Pünktlich zur Sommerpause aller wichtigen Themen wird sie wieder aus der Schublade geholt: Die Diskussion um die "Killerspiele", dem Hauptschuldigen an allen Schwächen und Tiefpunkten der Gesellschaft. Diesesmal eingeleitet durch den Innenminister aus Niedersachsen, Herrn Uwe Schünemann (CDU). Der fordert nämlich ein Herstellungs- und Verbreitungsverbot von gewaltverherrlichenden Computerspielen. Er ist der Meinung, dass Abwarten ein fataler Fehler ist:
"Wir dürfen nicht warten, bis spektakuläre Einzelfälle von jugendlichen Amokläufern - wie 2002 in Erfurt - zu Opfern führen, sondern müssen präventiv handeln"
Selten war allerdings bei einer Debatte schon von Anfang an das Schild "Wichtigtuerei" so präsent aufgestellt, wie bei dieser. Herr Schünemann sagt einerseits, dass er sich auf Spiele bezieht, die in Deutschland sowieso nicht im Handel sind. Spiegel Online schreibt dazu:
Auf Nachfrage von SPIEGEL ONLINE erklärt Schünemann, für welchen Bereich er wissenschaftliche Belege für eine solche Wirkung für überflüssig hält, etwa für "Spiele, in denen man Frauen verstümmeln kann". Er wolle damit aber nicht sagen, dass solche Spiele von der USK durchgewinkt würden, "das hat damit nichts zu tun".
Andererseits bezeichnet er sich selbst aber auch jemanden, der "kein Experte" ist. Seine "Inspiration" zu seiner Initiative habe er nach eigenen Angaben vom Magazin Frontal 21 bezogen, das nun nicht gerade in erster Linie als "neutral", "faktenstark", oder gar "gut informiert" bezeichnet wird. Eher das Gegenteil wird über dieses sogenannte "Magazin" gesagt. Besonders wenn es um das Thema der Computerspiele geht, ist Frontal 21 eher erzkonservativ bis hin zur plumpen Einseitigkeit

Die USK findet den Vorstoß von Herrn Schünemann etwas irritierend. So attestiert die USK Herrn Schünemann nicht nur das Hantieren mit falschen Zahlen (Schünemann sagt, die USK hätte 3500 Spiele kontrolliert und 23 indiziert, die USK sagt, sie habe 15.000 Spiele kontrolliert und 91 indiziert). Die Vorsitzende der USK, Christine Schulz hofft, dass die Einschätzungen von Herrn Schünemann könnten auf "Miissverständnissen" beruhen.

Wer sich fragt, woher er den Namen Schünemann kennt und warum er diesen Namen mit "über das Ziel hinausschießenden" Forderungen in Verbindung bringt: Herr Schünemann ist derjenige, der vorgeschlagen hatte, Islamisten ohne richterlichen Beschluß mit einer elektronischen Fußfessel auszustatten. Seinem Betreiben sind zunehmend "Bürgerstreifen" in Niedersachsen zu verdanken, über die selbst die Polizei wenig Gutes zu berichten weiß (die Gewerkschaft der Polizei (GdP) nennt diese Idee "rein populistisch".)

Populismus scheint wohl eine Stärke dieses Ministers zu sein...

1 Kommentar:

  1. Das ist doch der kreative Ideenschmied der die Einbürgerungswilligen in Niedersachsen einen Eid auf die Verfassung schwören lassen wollte. Mit derart brilliantem Einfallsreichtum wird er sich bestimmt bald in Bayern einbürgen lassen, um die rechte Hand von Onkel Ed zu werden.

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