Um die Überlegungen ein wenig in Gang zu bringen, sei daran erinnert, dass mit radioaktivem Material nicht nur die allseits medienwirksam beworbenen Atombomben gebaut werden können. Man kann damit auch noch eine ganze Menge anderer interessanter Dinge basteln, die nicht so kompliziert in Bau und Handhabung und Lagerung sind, wie eben genau solche nuklearen Sprengsätze. Das Stichwort lautet "Dirty Bomb" - Schmutzige Bombe.
Man stelle sich vor, dass in "ausreichender" Höhe über einer größeren Stadt radioaktives Material - sagen wir mal Plutonium - "verstreut" wird. Ein paar Kilo, fein zerstäubt, schön gleichmäßig... Nicht gerade sogenanntes "Weapongrade" Plutonium, sondern solches, das durchaus beim Betrieb bestimmter Reaktoren anfällt. Plutonium ist nämlich nicht nur radioaktiv, es ist auch noch hochgradig giftig.
Egal wie hoch die Strahlendosis tatsächlich wäre, die Bevölkerung wäre bestimmt super toll begeistert von dem coolen Feature, das zu den (dann) neuesten Errungenschaften ihrer Stadt gehörte: "Kommen sie zu uns, wir strahlen immer!" Entsprechend dürfte eine gewisse Panik in der dortigen Bevölkerung nicht völlig illusorisch und von der Hand zu weisen sein, zumal wenn derjenige, der das Ding losgeschickt hat, gleichzeitig allerlei Schauermärchen an die Medien lanciert und die Medien wiederum alles tun, um sich gegenseitig mit Schlagzeilen zu übertreffen.
Man denke in diesem Zusammenhabg nur an die Schlagzeilen der Bildzeitung, die uns für Wochen von der Seite 1 entgegenprangten. Angefangen von "Nuklearer Angriff", über "Verseucht!", "Die Opfer klagen an", "Warum?" bis hin zu "Was nun Frau Merkel?". Entsprechend dürfte die Reaktion bundesweit sehr interessant ausfallen. Die wirtschaftlichen Folgen wären zumindest bemerkenswert, die politischen kaum auszudenken. Abwegig? Schwer zu sagen.
Weg vom hypothetischen Gefasel - hin zur aktuellen Lage. Es sei an eine Randnotiz bei Reuters erinnert, die gestern über den Ticker lief:
"Iran has received a first shipment of missiles from North Korea" "In February, a German diplomat, citing his country's intelligence data, confirmed a German newspaper report that said Iran had purchased 18 disassembled BM-25s from North Korea."Also. Deutschlands Geheimdienst hat - mal wieder - etwas Interessantes herausgefunden. Eine Reihe Raketen wird von Nordkorea an den Iran geliefert. Diese BM25-Mod3-Raketen, auch bekannt als SSN6 und "Alter Serbe", haben eine ungefähre Reichweite von mindestens 3000 Kilometern mit einer Nutzlast von mehr als 600 Kilogramm und kann mit seinen Mehrfachsprengköpfen (Multiple Impact Reentry Vehicles, MIRV) ein bis drei individuelle Ziele angreifen. Das reicht - ungefähr - vom nördlichen Iran bis grob zur Linie Stuttgart - Berlin. Interessante Gegenden zur Stationierung wären zum Beispiel die Berge süd-östlich von Tabriz bei Soleyman Darreshi und vielleicht das Gebirge im nord-östlichen Iran bei Siah Kuh. Von hier aus kann man einen recht großen Teil Europas abdecken.
Ob der jetzt dritte Präsident des Irans in Folge, der Genozid offen propagiert, der für eine militärische Expansion des fundamentalistischen Islam, für ein auslöschen des "Zionismus" und der USA einsteht und für den eine militärische Konfrontation nicht nur eine Option, sondern schon Lösung seiner Probleme bedeutet - er hätte dann die Rechtfertigung zum Losschlagen weltweit, die er bräuchte - wirklich ganz so harmlos ist, wie manche sagen, sei außen vor gelassen. Insgesamt dürfte es sich wohl in erster Linie um eine konkrete Bedrohung gegen Israel handeln.
Andererseits: 18 (achtzehn) solcher Raketen sind nicht unbedingt etwas, was man in Anbetracht der aktuellen Situation und den wahrscheinlichen Möglichkeiten dieses Regimes auf die leichte Schulter nehmen sollte, denn die Führung im Iran stellte ja gerade erst fest, dass ihr herzlich egal sei, was die UNO, der Weltsicherheitsrat oder sonst eine westliche Organisation an Sanktionen beschließe.
Irgendwie fühle ich mich an Kuba 1962 erinnert, nur verstört mich hier ein wenig die Parallele zur Argumentation im Vorfeld des Irak-Krieges. Auch dort war von "Massenvernichtungswaffen" und von "ballistischen Raketen großer Reichweite" die Rede und von "Geheimdienstinformationen" und so weiter. Allerdings hatte der Irak keine Kernreaktoren und auch einige andere Voraussetzungen im Irak waren anders als im Iran.
Beruhigend ist die aktuelle Situation jedenfalls nicht.
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