Montag, 27. Februar 2006

Der BND und Saddam's Pläne

Bundesnachrichtendienst bei Muenchen - Foto: ARDAlso was denn jetzt? Ja - nein - vielleicht - ein bisschen - gar nicht - ganz viel? Die Tage erst waren mit viel Tamm-Tamm die Berichte um die Hilfen des BND im Zusammenhang mit dem Irak-Krieg veröffentlicht worden. Je nach dem wen man gefragt hat bekam man diametral voneinander abweichende Antworten.

Die New York Times berichtet jetzt, dass es seinerzeit Agenten des BND in Bagdad gelungen war, eine Kopie von Saddam Hussein's Plänen zur Verteidigung der Hauptstadt zu ergattern. Damit nicht genug: Das ganze wurde direkt an die Kommandanten der US Streitkräfte weitergegeben.

Einen Monat vor der Invasion.

Die Agenten des BND haben scheinbar doch etwas mehr und etwas substantiellere Hilfe geleistet, als man jetzt zugeben konnte. Oder wollte. Die Folge davon dürfte wohl sein, dass jetzt wohl doch ein parlamentarischer Untersuchungsausschuss eingerichtet wird. Nur was soll das bringen? Es darf wohl bezweifelt werden, dass danach der Öffentlichkeit verraten wird, wann der BND wo was mit welchen seiner Mitarbeiter so alles veranstaltet, oder?

Immerhin, so die New York Times, scheint die Arbeit des BND doch nicht ganz so schlecht zu sein, wie man bislang immer geglaubt hat, sondern vielmehr "vom Allerfeinsten" zu sein. Immerhin verriet der Plan unter anderem, wann, wo und wie Saddam Hussein plante, seine loyalsten Truppen einzusetzen. Dem Bericht zufolge wird die Rolle Deutschlands in diesem Zusammenhang in einer Studie des amerikanischen Militärs aus dem Jahre 2005 erwähnt.

Und was passiert derweil in Deutschland? Einerseits wäre das die Gelegenheit mal öffentlich klar zu machen, was es bedeutet, wenn man Nato-Mitglied ist, einen ständigen Platz im UN-Sicherheitsrat haben will, und wie die Musik spielt auf dem großen Parkett, wenn man den anderen großen Jungs sagen können (und vor allem dürfen!) will, was sie zu tun und was sie zu lassen haben. Was der Öffentlichkeit im wohl behüteten Deutschland nämlich lange Jahre nicht gesagt wurde, ist die Tatsache, dass "da draußen" ein ziemlich rauer Wind weht.

Es sind eben doch nicht alle so lieb und verständnisvoll, wie man in Deutschland so gerne gedacht hat. "Lass mal beim Mate Tee drüber reden" mag zwar in den Kreisen der Norwegerpulli und Jesuslatschen tragenden Idealisten und den ihnen auf dem Fuße folgenden "ich verbessere die Welt, denn ich bin Deutschland"-Idealisten ein probates Mittel der Weltpolitik sein, aber - Entschuldigung wenn das jetzt hart klingt - die Welt ist noch lange nicht so weit. Im Augenblick ist diese Welt ein hart und heftig umkämpfter Ort, in dem jedem auf die Kauleiste gegeben wird, der einem ins eigene Essen greift.

Es hilft vielleicht dem eigenen Gewissen, wenn Grüne, FDP und Linkspartei erbost feststellen, dass hier dringend Aufklärungsbedarf geboten ist. Es mag auch für viele eine Frage des eigenen Egos oder der eigenen Überzeugung sein, dass Deutschland sich "an so etwas" nicht beteiligen darf. Es stellt sich aber zumindest mir die Frage, wie wir als "Global Player" wahrgenommen und vor allem ernst genommen werden wollen, wenn wir so tun, als wenn all das, was tagtäglich in der Welt passiert, bloß ein gruseliger Beitrag der Tagesschau wäre.

Ich bin gespannt, welchen Kurs Deutschland jetzt einschlagen wird. Der richtige Zeitpunkt für ein "Coming Out" wäre es jedenfalls.

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