Auch Deutschland hat eigene Geheimdienste. So unglaublich es klingen mag, aber es stimmt. Auch wir, die unschuldigen, harmlosen, immer auf Kuschelkurs befindlichen Deutschen haben Leute, die sich mit Spionage und so was beschäftigen. Und sogar gar nicht so erfolglos, wie sich in der Vergangenheit zeigte.
Diese Leute gehören zu verschiedenen Behörden, zum Beispiel auch zum Militär. Da beschäftigt man sich mit Dingen, die nun eher nicht das Niveau der Einkaufsliste von Oma Hildegard haben, sondern eher schwergewichtiger Natur sind. Irgendwie muss man diese ganze Schnüffelei ja auch festhalten, denn ohne Auswertung und Analyse bringt das alles ja nichts. Dafür hat man so Rechner. Computer, quasi. Fast schon solche, wie wir unterm Tisch stehen haben, nur eben um einige komplizierte (und sehr teure) Details erweitert. Besonders die Datenspeicherung sieht irgendwie etwas anders aus als bei uns zu Hause.
Jedenfalls ist schon lange bekannt, dass in Deutschland gerade beim Militär gerne und viel gespart wird. Es ging unserem Bundesfinanzhaushalt ja nun längere Zeit eher nicht so gut. Und da wird dann auch schon mal bei den Schnüfflern ein wenig geknausert. Wir kennen das aber von zu Hause: Wer viel sammelt, der braucht viel Platz. Das ist nun mal so. Und so kam es, dass irgendwann unsere Schnüffelnasen ein Problem hatten, das viele von uns auch kennen: Platte voll - aber Kasse leer. Also nix is mit "mal eben" neue Platte kaufen.
Was tun? Genau: Backup und Platz freischaufeln. Und was schmeißt man als erstes vom Rechner? Eben. Daten von Anno Dunnemals. Weg damit. Braucht eh keine Sau mehr. Das funktioniert bei den Geheimdiensten im Prinzip genau so wie bei jedem anderen Menschen auch, nur gibt's da dann noch so etwas wie "Aufbewahrungsfristen" und "Verjährung" und so. Behördliche Regelungen, Dienstvorschriften und so Zeugs halt. Das regelt, wann unsere Staatsbediensteten überhaupt irgendwas an Daten irgendwie bewegen dürfen. Ist ja nicht wie bei uns, wo der Nachbar mal eben rum kommt und uns beim Käffchen die dezentrale Sicherheitskopie seiner Plattensammlung anvertraut.
Jedenfalls wurde ein Sack voll Daten von "damals" auf Magnetbänder gespeichert. Nun nicht gerade solche von 1970, sondern schon was Neueres, aber eben auch nicht gerade "brandneu", weil - siehe oben - Geld ist ja knapp und so eine Bandmaschine für richtig viele Daten kostet auch richtig viel Geld. Ist zwar was älter, aber "tut ja noch" und darum: Attacke und rauf aufs Band. Gesagt, getan. Die Software meldet: Backup erfolgreich. Was tut man dann? Genau. Bänder ins Regal, Daten runter von der Platte und weiter im Text. Was sollte man auch sonst tun?
Schade eigentlich: Die Technik ist doch schon so alt, dass sie leider nicht mehr richtig funktioniert und deshalb ist das Backup für die Tonne. Das hat man aber erst bemerkt, nachdem die Originaldaten gelöscht waren. Dumm gelaufen. Sollte nicht passieren, kann aber, wie wohl jeder aus eigener Erfahrung weiß: Platten rauchen ab, Rohlinge vergammeln und mancher Brenner produziert halt einfach nur Schrott. Von außen sieht man den Dingern das nicht an. Das merkt man immer erst hinterher. In diesem Fall aber auch nicht erst gestern, sondern schon 2004!
Jetzt kam allerdings jemand von den Medien auf die Idee, ausgerechnet nach Dingen zu fragen, die ausgerechnet zu genau jenen Daten gehören, die verloren gegangen sind. Diese Daten waren - als sie aktuell waren - geheim. Das bedeutet, dass eigentlich für ganz ganz wenige und ganz ganz ganz spezielle Leute überhaupt wussten, dass es diese Daten überhaupt gibt und noch weniger Leute werden gewusst haben, was genau das für Daten sind. Das ist halt so, wenn etwas "geheim" ist. Das ist der Sinn der Übung.
Als die Daten dann nicht mehr gebraucht wurden, waren sie auch im Prinzip nicht mehr geheim, nur irgendwie hat sich kein Aas dafür interessiert. Wollte halt keiner haben den Ranz. Die Platten anderer Leute sind auch schon voll. Aber kaum fragt irgendein Pressefuzzi nach sind genau diese Daten die allerwichtigsten Daten, die es jemals auf dieser Welt gegeben hat. Selbstverständlich wurden diese Daten absichtlich gelöscht, denn wir - die Deutschen - machen ja alles absichtlich und unserer Regierungen sowieso nur aus ganz super schlimmen Beweggründen...
Und so kommt es, dass die Presse sich auf eine wundervolle Verschwörungsgeschichte stürzt, die wahrscheinlich so viel oder so wenig mit Verschwörung zu tun hat, wie alles, was wo irgendwie Geheimdienste mit beteiligt sind. Sicher sind da Daten und Informationen "weggekommen", die für Normalsterbliche ungeheuer interessant und deshalb auch waaaaahnsinnig wichtig sind. Aber hey, sein wir mal ehrlich: Das gilt wohl für so ziemlich alles, was da bei den Geheimdiensten und dem Militär an Informationen gespeichert wird, nur geht das eben nicht jeden was an. Da war was, ne? Genau: Geheimhaltung!
So, halten wir fest: 2004 hat man bemerkt, dass Daten von 1999 bis 2003 weg sind. Wie und warum: Siehe oben. Man hat sich gedacht: "So'n Mist!" und hatte einen Karton voller Speicherbänder für den Mülleimer. Und was macht man damit? Genau. Wegwerfen. Das tat man da auch und sogar genau nach Vorschrift. Man informierte sogar alle zuständigen Stellen darüber. 2007 kommt irgendjemand auf die Idee sich nach genau diesen uralten Daten zu informieren, bekommt gesagt "Sorry, Dude, aber die Daten sind weg!" und schon haben wir einen "Skandal" weil die Bundeswehr absichtlich Daten vernichtet?! Hallo?
Meine Fresse, man merkt echt, das Sommer ist. Manchen Leuten bekommt scheinbar weder das Wetter, noch die Berieselung mit "Wetten Dass?" aus Mallorca. Mal wieder.
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