Donnerstag, 1. März 2007

Was? Wir? Nee!

Auspuff und AbgaseNeulich noch, da behauptete die Politik, stellvertretend die Fraktionsvorsitzende der Grünen, dass "der Bürger" nur eins wolle: Einen Kleinwagen, der wenig Sprit verbrauche und wenig Kohlendioxid produziere. Dem schloss sich mehr oder weniger die gesamte Bundespolitik an und der oberste Deutsche, der Bundespräsident verkündete gar, dass die deutsche Automobilindustrie "kein Ruhmesblatt geschrieben habe", indem sie sich nicht all zu sehr für die positive ökologische Entwicklung eingesetzt habe. Herbe Kritik für eine Industrie, die als eine der führenden produzierenden Industrien nicht gerade wenig Einfluss auf den Wirtschaftsstandort Deutschland hat.

Einige Zeit hat sich nun diese Branche angehört, was da von den hohen Damen und Herren der Politik so am grünen Tisch ausdebattiert wurde und man hat sich auch recht vornehm zurückgehalten, als allerlei Ideen geäußert wurden, was denn so in Zukunft alles anders werden sollte. Jetzt aber meldet sich die Industrie zu Wort und das ziemlich deutlich. Aus dem Hause Audi:
"Wir sind keine Sozialhilfestation, wir sind ein Wirtschaftsunternehmen."
Porsche verkündet:
"Ein Cayenne ist nun einmal nicht mit einem Smart vergleichbar. Auch wir können die Gesetze der Physik nicht aushebeln."
Mit anderen Worten: Diese Werte sind illusorisch, zumindest für große, sportliche Fahrzeuge. Die Automobilindustrie sieht weder eine Alternative zu großen, sportlichen Fahrzeugen mit hohem Verbrauch, noch sieht sie sich in der Pflicht, etwas an der Sache mit den Schadstoffen zu tun. Und wenn das doch erzwungen werden sollte, wäre das Resultat absehbar, zumindest für Porsche:
"Ein Hersteller wie Porsche, der das Ziel aufgibt, sportliche und sichere Fahrzeuge zu entwickeln, die besser sind als jene der Wettbewerber, wird schnell vom Markt verschwinden."
Mit anderen Worten: Große, sportliche Fahrzeuge, die sicher und besser sind als die der Mitbewerber und die die staatlich verordneten Grenzwerte einhalten, sind nicht machbar. Hoher Verbrauch und hoher Schadstoffausstoß bedeuten hohe Sicherheit und hohe Qualität. Ein merkwürdiger Zusammenhang, wo uns doch von der Automobilindustrie immer in der Werbung vorgebetet wird, es ginge um uns, um den Kunden. So kann man sich irren.

Auch stellt man sich doch irgendwie die Frage, was es denn mit den ganzen hoch gepriesenen Erdgas- und Elektroautos auf sich hat, die man all die Jahre durch die Medien hat geistern sehen, die "ach so sparsam" wären? Und wie ist es denn nun mit den Hybrid- und sonst was Antrieben, die angeblich "im Prinzip serienreif" sind? Sicher, Kleinwagen sind neu ab ungefähr 10.000 Euro zu bekommen, aber blättert man auch nur ein klein wenig im Zubehör, ist dieser Wert ganz schnell ganz weit zurückgelassen: Hier ein schöner Lack, da ein hübscher Sitzbezug, dort ein Sonnendach und hier noch ein paar Extras und ohne vernünftige Anlage mit Surround Sound und Navi geht ja eh gar nichts mehr und schwups sind 35.000 Euro ausgegeben. Für einen Kleinwagen eine stolze Summe.

Bleiben am Ende zwei Fragen:

1. Wenn die Automobilindustrie nicht den geringsten Anreiz verspürt, etwas gegen den Klimawandel zu unternehmen, was ist sie dann bereit für die entstehenden Folgen und Schäden zu bezahlen?

2. Selbst wenn die Politik die Automobilindustrie dazu zwingt, sich den Vorgaben zu beugen, macht das überhaupt irgendeinen Unterschied? Immerhin fährt der Großteil doch alte Autos mit Abgaswerten jenseits von Gut und Böse und keine Neuwagen. Wie will man in den paar Jahren, die uns noch bleiben "die Wende" schaffen?

Wahrscheinlich hat VW doch die Zeichen der Zeit richtig erkannt, denn nicht ganz ohne Grund baut man dort seit einigen Jahren auch Bootsmotoren.

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