Während sich Deutschland über sich ins Koma saufende Kids, Hauptschüler, boxende Fernsehmoderatoren und hinreißend schlechtes Fernsehprogramm aufregt, passieren an anderer Stelle ganz andere Dinge, die - wen wundert es - weitestgehend unkommentiert bleiben. Da schaltet der Bundesinnenminister in einer medial aufgebürsteten Showeinlage per Multimediatastatur die Datenbestände der Geheimdienste und Polizei zusammen und verkündet voller Stolz, dass nun 18 Behörden auf alle Daten zugreifen könnten, die die anderen Behörden auch haben. Geheimdienste gegen Bürger einzusetzen - bislang kannten wir das nur von in Verruf geratenen Diktaturen irgendwelcher Bananenrepubliken und aus ganz schlechten Endzeitkrimis.
Gleichzeitig wird uns verkündet, dass Deutschland einer intensiven Sicherheitsreform entgegenstrebt. Das Bundeskriminalamt soll in Zukunft beim Abhören von Telekommunikation und Wohnräumen, der Onlinedurchsuchungen von Privatcomputern und bei der Rasterfahndung sogenannte "Präventivbefugnisse" erhalten. Mit anderen Worten bedeutet das in etwa, dass das BKA in Zukunft selber entscheidet, ob es diese Maßnahmen ergreift und nicht etwa einen Richter konsultieren muss, der den Einsatz dieser Maßnahmen absegnet.
Damit aber nicht genug. Wir erinnern uns an die Lkw-Maut? Die wird jetzt auch zum Instrument der "Terrorbekämpfung" und "Strafverfolgung". Zur Aufklärung "schwerer" Straftaten sollen diese Daten genutzt werden. Die Frage, wann die Pkw-Maut kommt, zwingt sich nahezu auf, denn die wenigsten Straftaten dürften per Verkehrsmittel des Schwerlastverkehrs begangen werden.
Und was ist eigentlich an den Flughäfen los? Seit Monaten gelten Flughäfen als Hochsicherheitszentralen, auf denen - glaubt man den Politikern - man so sicher ist, wie sonst vielleicht noch im hermetisch abgeriegelten Bunker unter dem Reichstag. Und dann wird am Terminal 3 im Flughafen Stuttgart eine Frau erschossen und immer wieder lesen wir von laschen Sicherheitskontrollen, von Tests, die alles als verfehlte Panikmache entlarven, von hyperhysterischen Fluggästen, die ganze Flughäfen lahmlegen, weil jemand eine Sprache spricht, die sie nicht verstehen. Vom Wahnsinn um die Flüssigkeiten, Cremes und Gels ganz zu schweigen.
Es wird zwar gerne auf die nicht unumstrittenen Verhaftungen im Inselkönigreich auf der anderen Seite des Kanals hingewiesen, die ausreichende Begründung wären, um alle von Fluggästen mitgeführten Flüssigkeiten aus allen Flugzeugen zu verbannen. Allerdings weisen Spezialisten darauf hin, dass sich auch Flüssigsprengstoffe nicht im Handumdrehen und schon gar nicht an Bord von Flugzeugen "mal eben" herstellen lassen. Man schätzt aber, dass der Spaß den Konsumenten im Jahr 102 Millionen Euro kostet. Jedenfalls schätzt man auf diese Summe den Wert der pro Jahr vernichteten Flüssigkeiten. Aber wenigstens gibt man zu, dass es gar keine Geräte gibt, um alle Sprengstoffe überhaupt entdecken zu können.
Und nebenher starten unsere Tornados nach Afghanistan, wo sie Aufklärungsflüge machen sollen, damit man die wieder erstarkenden Taliban endlich in den Griff bekommen kann. Der Iran hat sich eine Reihe britischer Soldaten gegriffen und versucht aus denen so viel politisches Kapital zu schlagen, wohl wissentlich, dass dieses Spiel mit dem Feuer sehr übel enden kann. Zwar at der US-Kongress jüngst erst unmissverständlich einen Abzug der Truppen aus dem Irak gefordert. Das verhindert aber nicht, dass Onkel George sich zu militärischer Intervention im Iran gezwungen sieht. Die EU jedenfalls, zur Zeit unter dem Vorsitz unserer Kanzlerin, hat den Briten schon mal vorab den Rücken gestärkt und "angemessene Maßnahmen" angedroht - was das nun wieder sein wird, darf sich jeder selber ausdenken.
Da all das aber viel zu kompliziert und zu anstrengend für die meisten ist, denkt man lieber darüber nach, ob ein Eisbär als Marke eines Zoos geschützt werden darf, regt sich über Korruption in großen Europäischen Unternehmen auf und damit es wenigstens den Anschein von politischem Interesse macht, fordert man verlegen die Abschaffung der Bundeswehr, denn Deutschland ist ja gar nicht in Gefahr und das THW kann das alles ja viel besser.
Ich bin mir ziemlich sicher, dass Aliens - wenn es sie denn geben sollte - sich nur aus einem Grund nicht zu erkennen geben: Ein groteskeres Possenspiel als unseren Alltag kann es nicht geben.
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