Sonntag, 18. März 2007

Rauchverbotskompromiss

RauchverbotNeulich hieß es noch, dass Rauchen super ungesund ist und dass man in Deutschland jetzt endlich mal gegen die Sucht vorgehen wolle. Immerhin raucht ja nur eine Minderheit der Bevölkerung. Darum werde man deutschlandweit in Kneipen und Diskotheken das Rauchen verbieten. Das klappte am Anfang auch ganz gut, nur Niedersachsen und Nordrhein Westfalen waren der Meinung, dass man Ausnahmen machen müsste. Weil man ja Kompromisse machen muss und die Gastronomie selber entscheiden wird, ob sie das Rauchen erlauben will oder nicht.

Zur Erinnerung: Der Gastronomie war durch die Politik vor mehr als einem Jahr ein Kompromiss zugestanden worden. Von der Gastro war zugesichert worden, dass man bis Februar dieses Jahres den Kompromiss weitgehend flächendeckend umgesetzt haben werde. Im Februar zählte man nach. Immerhin 30% der Gastronomiebetriebe hatten den Kompromiss einigermaßen umgesetzt. Es ist also nicht so, dass man nicht genau wüsste, wie die Kompromissbereitschaft aussähe.

Nun rückt die Frist immer näher, dass Gesetz werden soll, was man mehr oder weniger einstimmig beschlossen hat. Und was passiert? Plötzlich will neben Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen auch Sachsen-Anhalt die Wirte über Raucherlokale entscheiden lassen, Brandenburg liebäugelt teilweise damit. Bayern fordert Sonderregeln für Bier- und Festzelte. Das Saarland will überdies kleine Kneipen vom Verbot ausnehmen. Man fordert "Kompromissbereitschaft" von den Nichtrauchern und will die strikte Gesetzesvorschrift doch nicht ganz so strikt ausfallen lassen. Also eigentlich will man sie gar nicht. Die Raucher wollen sie nicht, um ganz genau zu sein.

Um was für einen Kompromiss geht es eigentlich? Es geht darum, dass man den Rauchern erlauben will, die Nichtraucher auch weiterhin durch den Zwang zum Passivrauchen zu schädigen. Die Größenordnung der Gefährdung ist unumstritten und wissenschaftlich belegt. Raucher pochen auf ihr "Recht auf Sucht", dass es laut BGH gar nicht gibt, auf ihr Recht, die Gesundheit anderer zu schädigen und auf ihre Unfähigkeit, das eigene Suchtverhalten in den Griff zu bekommen.

Übrigens soll für den Bundestag - unabhängig von der Bundes"einheitlichen" Regelung - kein Rauchverbot gelten, damit die Raucher in der Politik nicht etwa gegen ihre eigenen Gesetze verstoßen müssen...

(Quelle: N24)

4 Kommentare:

  1. Ich war früher starker Raucher. Ich rauche seit vier Jahren nicht mehr.

    Ich möchte mein Essen/Trinken usw. gerne in einer Rauchfreien Umgebung einnehmen können und befürworte daher ein flächendeckendes Verbot. Doch es kann auch Kompromisse geben.

    Eine alternative Lösung 1 wäre, den Wirten die Entscheidung zu überlassen, ob sie das Rauchen erlauben wollen, einhergehend mit einer Kennzeichnungspflicht.

    Die zweite Alternative wäre, dass wenn Wirte das Rauchen nicht verbieten wollen, sie dafür zu sorgen haben, dass die Nichtraucher nachweislich unbelastet von Zigarettenrauch essen und trinken können - und das dies auch wiederum deutlich am Restaurant und in der Werbung zu kennzeichnen ist.

    Warum diese Vorschläge, wenn doch der Normalzustand eben "Nichtrauchen" und ein flächendeckendes Verbot vielleicht einfacher ist? Ein Baby wird ja nicht als Raucher geboren und die gut 2/3 Bevölkerung hier, die nicht rauchen, sehen das Rauchen auch nicht als Normalzustand an.

    Ich begründe das mal mit dem Hausrecht der Wirte. Daheim darf ein Raucher ja auch bestimmen, ob er raucht oder nicht. Und genau diese Selbstbestimmung - verbunden mit einer deutlichen Kennzeichnungspflicht - wird von ganz allein zum gewünschten Ergebnis führen:

    Aus Rücksicht auf seinen Umsatz wird der Wirt von ganz allein das Rauchen in seinen Räumen verbieten und allenfalls eine Raucherecke, klimatechnisch getrennt vom Rest der Räume, anbieten.

    Es ist alles nur eine Frage der Kennzeichnung: Verpflichtung zur Kennzeichnung, schöne große Schilder, die man auch schon aus 20-30m Entfernung sieht, entsprechende Hinweise auch in jeder Zeitungsannonce - und sehr schön wäre natürlich auch die Weigerung der Verleger, Werbung für unpopuläre Sachen zu schalten.

    Diesen Extra-Aufwand der Kennzeichnung dürfen sich Nichtraucher-Restaurants sparen - und finden dadurch Zulauf bei den Nichtrauchern, die einen weit größeren Teil der Kundschaft ausmachen als die Raucher.

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  2. Warum wird das Saufen eigentlich nicht so eingeschränkt? Die folgeschäden sind viel heftiger, vor allem die sozialen?

    wenn 16ige anfangen zu rauchen is das schlimm, aber wenn 14ige anfangen zu saufen nicht.

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  3. Keine Sorge, der Alkoholkonsum wird auch noch restriktiv genug eingeschränkt werden. Die ersten Ansätze dringen jetzt gerade so gaaanz sachte an die Öffentlichkeit, aber ich bin mir sicher, dass das noch für genug Stress sorgen wird.

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  4. "Aus Rücksicht auf seinen Umsatz wird der Wirt von ganz allein das Rauchen in seinen Räumen verbieten und allenfalls eine Raucherecke, klimatechnisch getrennt vom Rest der Räume, anbieten."

    Das glaube ich kaum. Frag mal rum, viele Menschen sind der Ansicht, dass alle Kneipen innerhalb weniger Wochen elendig zugrunde gehen würden, wenn ein allgemeines Rauchverbot bestünde. Es ist wohl am wahrscheinlichsten, dass ein Wirt seine Kneipe als Raucherlokal ausweist, um seine rauchende Kundschaft nicht zu verlieren in der Hoffnung, dass sich die Nichtraucher auch weiterhin mit dem Qualm abfinden. Die 'Kompromissgbereitschaft' der Wirte wurde ja bereits im Blogeintrag angesprochen.

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