Symbole sind mächtig. Symbole sind nicht nur selbstzweck, sondern sie sind die Verbildlichung einer Idee, eines Gedankens, einer Ansich oder auch eines ganzen Weltbildes. Es gibt Symbole, die sind in ihrer Interpretation eindeutig und unumstritten. Das Kreuz des Cristentums zum Beispiel, oder das Rote Kreuz, die Deutschlandfahne, aber auch solche Symbole wie :-) oder ©, £, &, = und so weiter. Es gibt aber auch Symbole, bei denen ist das so eine Sache. Ganz weit oben auf der Liste der "problematischen Symbole" steht hier in Deutschland die Swastika, das Hakenkreuz.
Seit dem Dritten Reich als das Symbol des NS-Faschismus gebranntmarkt, ist jegliche Form der Darstellung in Deutschland dieses Symbols zumindest problematisch, wie inzwischen sogar Mitglieder antifaschistischer Bewegungen, aber auch manche Studenten, Gewerbetreibenden und sogar Bundespolitiker lernen mussten. Das Verbot beruht auf der nicht unumstrittenen Idee, dass ein Verbot der Symbole dazu beiträgt, die Ideologie und das dazugehörige "Gedankengut" zu bekämpfen. Da Deutschland jetzt die EU Ratspräsidentschaft inne hat, möchten manche diese Gelegenheit frür einen weiteren Versuch nutzen, in ganz Europa das Zeigen und Verwenden des Hakenkreuzes, aber auch das Leugnen des Holocausts unter Strafe stellen. Der letzte Vorstoß in dieser Richtung (2005) scheiterte am Widerstand mehrerer Staaten.
Egal was man von dieser Idee hält, es gibt da ein nicht ganz unwesentliches Detail, das jetzt zu einer neuen Bewertung dieses Problems führen könnte: Die Swastika ist nicht etwa nur in der Zeit von 1933 - 1945 Symbol des Dritten Reiches und seiner Ideologie gewesen und heute noch "das" Symbolö für ein paar Tausend unverbesserliche Querköpfe, sondern es ist seit knapp fünftausend Jahren Symbol des hinduistischen Glaubens, dem weltweit rund 900 Millionen Gläubige angehören - der Hinduismus ist die drittgrößte Weltreligion.
Die Hindus jedenfalls finden diese Idee der deutschen Ratspräsidentschaft total uncool und Ramesh Kallidai vom britischen Hindu Forum sagte gegenüber der BBC, dass dieses Verbot eine Diskriminierung des hinduistischen Glaubens sei. Im Moment sei er dabei, Gesetzgeber in ganz Europa auf dieses Problem aufmerksam zu machen. Nach seiner Ansicht ist das verbieten der Verwendung des Hakenkreuzes ähnlich zu sehen, als würde das Kreuz der christlichen Kirchen verboten, nur weil der Ku Klux Klan dieses Symbol auch verwendet.
Grundsätzlich habe ich mit der Idee durch Zensur eine Ideologie bekämpfen zu wollen ganz erhebliche Probleme, denn nicht Unterdrückung von Wissen führt meiner Meinung nach zu einem bewußten und kritischen Umgang mit der Materie, sondern Aufklärung und Erklärung und das "aus der Geheimhaltung herausholen". Davon aber ganz abgesehen bin ich gespannt, wie die Deutsche Ratspräsidentschaft - und auch die Regierung in Berlin - damit umgehen wird, wenn ihr vorgehalten wird, dass sie die freie Ausübung der Religion (im Grundgesetz garantiert) durch Zensur (im Grundgesetz verboten) behindert und darüber hinaus das Recht auf freie Meinungsäußerung (ebenfalls im Grundgesetz garantiert) über Gebühr einschränkt.
Das könnte echt mal interessant werden...
(Quelle: BBC)
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