Deutschlands größte staatlich subventionierte Werbeveranstaltung des Jahres kommt. Immer hektischer wird das Possenspiel um Werbung und Produkte. So verwirrt ist sind die Werbetreibenden inzwischen, dass sie ihre Zielgruppe - den Kunden - unterwegs vergessen. Wenn Aktionen, wie die jüngts in Köln und Dortmund stattgefundene Verteilung der Zettel mit den Werbehinweisen zur WM an die Haushalte einen so durchschlagenden Erfolg haben, dass die betroffenen Stadtverwaltung über Rechtsmittel gegen die Initiatoren nachdenken, dann wurde wohl ein wunder Punkt getroffen.
In mehreren Städten (z. B. München) ist die wohl größte Wachstumbranche zur Zeit die der Gerüstbauer und Fassadensanierer, damit großflächige Werbung platziert werden kann. Und die Städte lassen es geschehen, denn ihnen fehlt angeblich "die Handhabe". Schon fast kläglich scheinheilig apellieren vereinzelte Lokalpolitiker an die Bürger der Städte, doch nicht die Hand aufzuhalten, um die Schönheit der Stadt dem schnöden Mammon zu opfern - wohl wissend, dass die Städte ja gerade während der WM versuchen, sich selbst dauerhaft als internationale Tourismusziele zu vermarkten. In Städte, die eher kreischbunte Schlachtfelder völlig aus dem Ruder laufender Werbetreibender sind, wird man keine Touristen locken können. Erst recht nicht bei dem Dollarkurs.
Wer aus dem Ausland nach Deutschland kommt, kommt nicht wegen der "günstigen" Angebote hier her. Spätestens seit dem Euro, aber erst recht nach der kommenden Erhöhung der Mehrwertsteuer ist das Argument "günstiger einkaufen" in Bezug auf Deutschland wohl endgültig Geschichte. Was uns bleibt, dass sind unsere "idyllischen Landschaften", bei denen man allerdings darauf achten sollte, die eigene Herkunft und das bevorzugte Urlaubsgebiet passend zu kombinieren.
Aber genau da stellt sich mir eine Frage. Jeder weiß von seiner eigenen Heimatstadt am besten, "wo man nicht hingeht" und wo "die Kaputten" rumhängen. Wie macht ihr das? Stellt ihr Schilder auf? Habt ihr Werbeplakate von mit Slogans wie "Sicher durch den Stadtpark im neuen Mercedes mit EADS Sicherheitspaket..." oder "Schneller durch die Innenstadt mit neuen Sportschuhen von..."? Oder stellt ihr Euch selber an die unsichtbare Demarkartionslinie und sagt den interessierten Gästen, wo sie besser nicht hingehen sollten: "No ju schuddnt go sär, itz tu däindscheros in se dark."
Oder dann doch eher die heimliche Wette mit den Kollegen und das gespannte Warten auf die Pressemeldungen mit den aktuellen Quoten der Begegnungen außerhalb der Stadien? In wievielen Marketingbüros werden die Emotionen hohe Wellen schlagen, wenn der unterlegene Weltenreisende nach verlorener Begegnung mit dem Tross Deutschland repräsentierender Jugendlicher mit ausgeprägtem Territorial-, Besitz- und Abgrenzungsinstinkt (aber leider völlig fehlender Bildung) effektvoll vor der Kamera das Shirt von Nike, Puma oder Asics vollblutet, wo doch jeder weiß, dass der korrekte Sponsor adidas heißt?
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