Freitag, 2. Juni 2006

Werberegeln

Fifa FlyerIn Köln und Dortmund gibts Streß wegen der WM. Nicht direkt wegen der WM, aber wegen der Supertollen Werbevorschriften, mit denen die Fifa unlizensierter Werbung in und um Stadien auf den Pelz rückt. In einem Umkreis von 3 Kilometern rund um das RheinEnergieStadion Köln, das extra zur WM 2006 in "FIFA-WM Stadion Köln" umbenannt wurde und das Dortmunder Westfalenstadion im Signal-Iduna Park in "FIFA-WM Stadion Dortmund", wurden den Anwohnern Zettel in die Briefkästen gesteckt. Diesen Zetteln konnten die verblüfften Anwohner einige interessante Hinweise entnehmen.

Unter der Überschrift "Checkliste Fifa zur WM 2006™" wurde den verblüfften Empfängern zunächst eine Liste offizieller Sponsoren vorgestellt. Alle nicht in dieser Liste genannten Unternehmen seien sogenannte "Nicht-Sponsoren" und deren Markennamen dürften innerhalb der "Bannmeile" rund um das Stadion während der WM nicht "präsent sein". Es folgen vier Hinweise für Anwohner:
  • Bekleidung: Das Tragen von Kleidung mit Marken von Nicht-Sponsoren soll an Spieltagen vermieden werden.
  • Hausfassade: Anwohner sollten davon "absehen" Fahnen, Handtücher und so weiter mit Markenzeichen von Nicht-Sponsoren sichtbar im Bereich der Hausfassade aufzuhängen.
  • PKW: Wer Werbeaufkleber von Nicht-Sponsoren am Wagen hat, der sollte sich einen Parkplatz außerhalb der Bannmeile suchen oder die Werbeaufkleber überkleben.
  • Fernsehübertragungen: Bei Werbesendungen von Nicht-Sponsoren sollten die Fenster geschlossen bleiben oder der Fernseher ausgeschaltet werden.
Das ARD Sportstudio berichtet dazu, dass seit vergangenem Donnerstag im Bürgerbüro in Dortmund einige Aufregung herrscht. Das Flugblatt wurde dort mit dem Titel "Mitteilung der Stadt Dortmund" verteilt. Der WM-Beauftragte der Stadt Dortmund, Gerd Kolbe, sagte dazu zur ARD:
"Dieses Schreiben entbehrt jeglicher Grundlage. Es ist ein übler Scherz."
Auch in Köln versucht man den Schaden zu begrenzen und die besorgten Anwohner zu beruhigen. Der Leiter des Sportamtes der Stadt Köln, Dieter Sanden, dazu zur ARD:
"Die Urheber des Schreibens und die Betreiber der Internetseite wollen die Bevölkerung verunsichern und die Fußball-WM in ein negatives Licht stellen."
Und damit hat der Mann nicht ganz Unrecht. Allerdings sind die Werbevorschriften der Fifa nebst der Einführung eines "kontrollierten Geländes" (Bannmeile) sowie des ganzen Gehabes darum nicht nur in den Augen der betroffenen "Nicht-Sponsoren" etwas übertrieben. Mit Ausnahme der Fifa kann wohl keiner so recht nachvollziehen, was sich da einige Leute so gedacht haben. Jedenfalls darf man gespannt sein, wieviele Prozesse wegen unerlaubter Werbung die Gerichte nach der WM noch beschäftigen werden.

Die Expo 2000 war ja bereits ein Paradebeispiel dafür, wie ein großspurig angekündigter internationaler Event mit Bravour zum finanziellen Desaster wurde. Die WM 2006 scheint sich am Ende wenigstens als Nullsummenspiel in den Büchern wiederzufinden. Es sei trotzdem die Frage erlaubt, ob es das wert ist.

Ich habe da so meine Zweifel.

(Quelle: ARD)

1 Kommentar:

  1. Die WM ist eines von vielen Beispielen an dem man sehen kann wie eine wunderbare Chance demanaged wird.

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