Freitag, 3. März 2006

Atombomben, Partnerschaften und die Sache mit dem Öl

ICBM StartDer Irak wurde offiziell wegen des Risikos der Herstellung und des Besitzes von Massenvernichtungswaffen das Ziel einer groß angelegten Invasion. Noch heute wird von verschiedenen Seiten aus steif und fest behauptet, dass dies der Wahrheit entspricht und das letztenendes "die Russen" Saddam beim Verstecken seiner Massenvernichtungswaffen geholfen haben. Andere Staaten werden unter Druck gesetzt (Iran) oder mehr oder weniger misstrauisch und gleichzeitig irgendwie rat- und hilflos beobachtet (Nordkorea).

Explosion einer AtombombeAuch Israel (1974), Pakistan (1987) und Indien (1974) gehören auf die Liste derjenigen Staaten, die mit eigenen Mitteln "Atomforschung" betreiben. International besteht wenig Zweifel daran, das Indien nicht nur seit 1974 "die Bombe" besitzt, sondern auch die für ICBM notwendige Logistik und Infrastruktur betreibt (ein Punkt, über den man sich bei Nord Korea alles andere als sicher ist). Indien, als einer der bevölkerungsreichsten Staaten der Erde, ist ein nicht unwichtiger Faktor in Asien. Nicht nur aus wirtschaftlicher Sicht. Viele erinnern sich an die Geschichten mit den Call Zentren in Indien oder die Sache mit den Informatikern.

Bush und Singh in IndienDie USA bemühen sich zur Zeit sehr intensiv darum, mit Indien ein möglichst gutes Verhältnis aufzubauen. Gerade vor diesem Hintergrund war der Fauxpas neulich mit den Visa eine sehr bittere Entgleisung und dürfte hinter den Kulissen für erheblichen Wirbel gesorgt haben. Um so mehr war Herr Bush jetzt bemüht, die Partnerschaft zu Indien zu bekräftigen. So wurde eine "strategische Partnerschaft" geschlossen, die - zu Ende gedacht - Indien als internationale Atommacht anerkennt:
"The U.S. and India have agreed to pursue civil nuclear cooperation to allow India to cooperate and trade in this key area."
Dieses Abkommen und seine Implikationen sind international nicht unumstritten, denn einerseits sagt der Atomwaffensperrvertrag, dass die USA, Russland, Frankreich, Großbritannien und die Volksrepublik China alles tun müssen, um die Verbreitung von Atomwaffen zu verhindern. Andererseits akzeptiert die USA nach knapp 30 Jahren die Fakten, macht Indien zum Partner und bricht damit faktisch aus dem Atomwaffensperrvertrag aus. Für die Praxis heißt das soviel wie: Wer hartnäckig genug ist und sich lange genug nicht um das kümmert, was andere sagen, sondern "sein Ding" macht, wird irgendwann dafür belohnt - Ich bezweifle, dass das der richtige Weg ist mit Atomwaffen umzugehen.

Was hat das Ganze mit "dem Öl" zu tun? Indien ist zusammen mit anderen Staaten auf dem asiatischen Kontinent eine sogenannte Schlüsselfigur im kommenden Konflikt zwischen den USA und China. Dieser Konflikt wird spätestens seit dem Zusammenbruch des Ostblocks als unumgänglich angesehen: Der Energie- und Rohstoffbedarf beider Nationen ist bei weitem zu groß, als das angesichts der begrenzten Vorräte nicht früher oder später mit einem kritischen Interessenkonflikt beider Nationen zu rechnen wäre. Auch in vielen anderen Punkten sind China und die USA nicht gerade das, was man "ideale Partner" nennen kann. Taiwan sei hier als ein herausragendes Beispiel entgegengesetzter politischer Interessen genannt.

Es ist bei Betrachtung der Gesamtsituation nicht völlig von der Hand zu weisen, dass sich die USA gegen China in Stellung bringen. Auffällig ist dabei besonders das Vorgehen in den rohstoffreichen Regionen des Mittleren Ostens und Afrikas. Bleibt die Frage zu stellen, ob wir einer nuklearen Auseinandersetzung näher sind als vor dem Ende des kalten Krieges oder nicht?

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