Dienstag, 2. März 2010

DNA-Datenbanken sind keine Utopie

Wenn es um das Sammeln von Daten geht, dann gehen die meisten davon aus, dass sie zumindest erfahren und manchmal auch pro forma gefragt werden, welche Daten gesammelt werden. Manchmal darf sogar bestimmt werden, ob die Weitergabe oder Speicherung überhaupt gewünscht ist. Manchmal - so wie jetzt gerade im Falle der Vorratsdatenspeicherung im Bereich Telekommunikation - entscheiden die Gerichte auch, dass eine solche Speicherung pauschal verboten ist. Sofern es sich "nur" um Werbung handelt, gibt es den einen oder anderen Weg, seine Daten wieder einzufangen und die Nutzung zumindest einzugrenzen und die Weitergabe zu verhindern - zugegeben: Einfach ist das nicht.

Aber was ist bei staatlichen Stellen? Klar, das Einwohnermeldeamt braucht eine Menge Informationen über seine Bürger. Auch das Finanzamt hat ein berechtigtes Interesse an vielen Informationen. Aber brauchen beide Behörden denselben Datenumfang? Eher nicht. Das Einwohnermeldeamt geht wohl weniger an, was ich verdiene und das Finanzamt geht es meiner Meinung nach nichts an, welcher Glaubensgemeinschaft ich angehöre. Zwar kann nicht verhindert werden, dass der Staat an verschiedenen Stellen ein reichlich komplettes Datenprofil über seine Bürger anlegt, aber es wird zumindest verhindert, dass alle diese Daten unkontrolliert zusammengeführt werden.

Zumindest wird uns das erzählt. Die Texas Tribune berichtet, dass sie nach Auswertung von neun Jahren Emailkorrespondenz und interner Dokumente des Department of State Healt Services (DSHS) nachweisen kann, dass Neugeborenen nach der Geburt entnommenes Blut ungefragt einem Labor der Streitkräfte übersandt wurde. Offiziell hieß es, dass hier Untersuchungen zu Kindersterblichkeit und Erbkrankheiten durchgeführt würden. Tatsächlich wurden hier wohl unter anderem auch solche Untersuchungen durchgeführt, die DNA und die damit verbunden Daten wurden nach der Untersuchung jedoch nicht etwa anonymisiert oder vernichtet, sondern katalogisiert und gespeichert. Ohne Verfallsdatum.

Aus den der Texas Tribune vorliegenden Informationen geht hervor, dass hier geplant ist, zunächst eine nationale und später auch eine internationale DNA-Datenbank zu errichten, in der die Erbinformationen aller Menschen gespeichert werden sollen. Heimlich und ohne Wissen der Betroffenen.

Die Behörden erhielten so im Schnitt 800.000 DNA-Proben pro Jahr und konnten eine umfangreiche Datenbank aufbauen. Das DSHS räumt ein, dass man zwar bemüht sei, die gewonnenen Daten für Forschungszwecke zu verwenden, aber eine exklusive Nutzung für ausschließlich diesen Zweck sei nicht vorgesehen. Mit anderen Worten: Wer an die Daten heran will, der bekommt sie auch. Und wenn die entsprechende Behörde freundlich anfragte, dann hat das DSHS auch nach Kräften mitgeholfen. Die Anfrage brauchte bloß behaupten, es ginge um eine "verschwundene" Person...

Inzwischen wurde per Gerichtsurteil verfügt, dass die Behörden mehrere Millionen dieser DNA-Proben vernichten müssen und die Behörde sieht sich zu Unrecht bestraft:
"Our understanding of mtDNA is that it's not used to pinpoint exactly who a person is, but can help determine origins." "Our intentions were good ones."

Sprecherin des DSHS Texas, Carrie Williams
Der aus den vorliegenden Informationen ersichtliche Hinweis, dass es dem Labor des Militärs um den langfristigen Aufbau einer internationalen Datenbank geht, lässt aus der Erfahrung der Vergangenheit vermuten, dass die die Behörden in den USA nicht alleine und ohne Absprache mit anderen handeln. Man denke nur an das SWIFT-Abkommen und die Weitergabe der Daten von Reisenden mit dem Flugzeug. Auch in Deutschland wird das Blut von Neugeborenen automatisch untersucht und wer weiß schon so genau, was mit diesen Proben hierzulande so alles geschieht?

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