Donnerstag, 6. Dezember 2007

Kanadische Idee

MP3 Download Illegal Internet MusikHierzulande wird gerade mal wieder die große Keule gegen die bösen Musikpiraten ausgepackt und es grassieren die Razzien. Gleichzeitig verkünden Marktforscher, dass sie sich mit den Verdienern an den Verwertungsrechten von Medien solidarisieren und denen die Arbeit abnehmen wollen. Sie wollen unrechtmäßig veröffentlichtes Material aufzuspüren. Ich meine, wenn Marktforscher, die im Prinzip nicht viel anderes machen als zu beobachten, was Menschen einkaufen, Geld damit verdienen, dass sie anderen Menschen für Leute beobachten, die Geld ihr damit verdienen, das wiederum ganz andere Leute arbeiten, dann frage ich mich, ob ich nicht auch einfach für das aus dem Fenster gucken von der Medienindustrie Geld bekommen sollte, aber das ist ein anderes Thema. Jedenfalls versucht momentan wohl jeder irgendwie am längst krepierten Kadaver eines Geschäftsmodells des vergangenen Jahrtausends noch irgendwie Geld zu verdienen.

In dieser Zeit, in der ich grundsätzlich jeden Schwachsinn für möglich halte und mich nicht darüber wundere, dass sogar solch kreuzblöde Regelungen, wie GEZ-Abgaben auf Internetanschlüsse ohne Widerspruch akzeptiert werden, weil ja ARD und 2DF Webseiten betreiben und sich die Gastronomie über die durch die Ausnahmen eines Rauchverbots entstehenden Probleme beklagt, die sie selber erzwungen hat, und deshalb erstmal saftig die Preise erhöht (die Umbauten wollen ja schließlich bezahlt werden), in dieser heiligen Zeit vor Weihnachten überrascht mich eine Nachricht aus dem fernen Kanada. Dort nämlich haben sich der Verband kanadischer Songwriter (Songwriters Association of Canada, SAC) und die Vereinigung der Musikschaffenden Kanadas (Canadian Music Creators Coalition, CMCC) zusammengetan und einen Plan vorgestellt, den ich irgendwie toll finde.

Diese beiden Gremien, die wohl in etwa das Gegenstück zur amerikanischen RIAA sind, haben sich überlegt, dass man doch einfach pauschal jedem Internetbenutzer eine Gebühr von umgerechnet 3,39 Euro pro Monat aus der Tasche zieht, dafür aber im Gegenzug den Tausch jeglicher Musik über P2P-Tauschbörsen und so weiter erlaubt. Ganz im Ernst: Ich bin baff. So viel Innovationsgeist hätte ich denen echt nicht zugetraut. Die Idee finde ich richtig gut, auch wenn das nicht unbedingt der Weisheit allerletzter Schluss ist, aber die Idee ist mit Abstand das Beste, was ich bisher in dieser Richtung von irgendjemandem aus der Branche gehört habe.

(Quelle: Heise)

1 Kommentar:

  1. "Make it so!"

    Würde aber vermutlich in .de nicht klappen, weil dann ja wieder nur eine Institution Einnahmen vorweisen kann...

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