Freitag, 29. Juni 2007

Religion und Integration

Zentralmoschee Köln ModellIn Deutschland wird noch immer die Debatte um die Zuwanderung geführt. Einerseits behaupten "Experten", dass in rund 10 Jahren ein erheblicher Mangel an Ingenieuren in Deutschland herrschen werde, der dem Wirtschaftsstandort Deutschland einige Probleme bereiten wird. Dann sind da noch die Demographen, die darauf hinweisen, dass die Geburtenzahlen sich nicht gut entwickeln und die Deutschen irgendwie weniger werden. Dazu kommen noch die Zahlen der Auswanderer (die angeblich zunehmen) und die Zahlen der Einwanderer (die angeblich abnehmen) und fertig ist das Katastrophenszenario vom aussterbenden Deutschen Staat.

Würzen wir diese Debatte doch noch ein wenig mit ein paar Schlagworten. Da ist einerseits das Engagement Deutschlands im Ausland. Wir haben ernsthafte Probleme damit, dass sich unsere Bundeswehr im Ausland betätigt. Nicht wenige internationale Beobachter (nicht nur die aus den USA) vermuten hier Feigheit. Das Motiv könnte aber auch ganz anders gelagert sein. Wie wäre es mit: "Wenn es in den anderen Ländern besser wird, dann will da ja keiner mehr weg. Wo sollen dann unsere fehlenden Zuwanderer herkommen, auf die wir angeblich so dringend angewiesen sind?"

Immerhin: während die Unionsparteien immerhin darüber nachdenken, ob man die Bundeswehr nicht vielleicht doch auch mal im Süden Afghanistans einsetzen könnte, während Fachleute des Militärs vorrechnen, dass man rund 800.000 Soldaten bräuchte, um in Afghanistan eine mit dem Kosovo vergleichbare Dichte an "Friedenstruppen" zu schaffen (was dieselben Fachleute auch völlig korrekt als unrealistisch einstufen, denn wo will man bitte so viele Soldaten herholen?) hat die SPD nichts Besseres zu tun als sich Gedanken darüber zu machen, ob man nicht vielleicht doch lieber die Bundeswehr aus Afghanistan wieder komplett abzieht. Erwähnte ich schon, dass sich die Zustimmung zu den Ideen der SPD auf Bundesebene zur Zeit irgendwie im freien Fall befindet?

Jedenfalls von dieser Auslandsdebatte mal ganz ab, die Themen Irak, Iran, Korea, Afrika und so weiter lasse ich jetzt mal außen vor, denn da sieht die Lage auf dem außenpolitischen Parkett Deutschlands zur Zeit nicht anders aus. Die Innenpolitik ist aber auch nicht viel besser. Jüngst wurde erst Gesetz, dass die Zuwanderung erschwert wird. Man wolle ja nun nicht jeden hier haben, sondern nur Fachkräfte und Spezialisten. Gleichzeitig diskutiert das Innenministerium mit selbst von den Anhängern umstrittenen Gruppierungen über die Integration des Islam, wobei nach anfänglichem Jubel schlagartig Stille einkehrte, nachdem darauf hingewiesen wurde, dass die "Gesprächspartner" nicht nur eine irgendwie marginale Minderheit derer repräsentieren, für die sie zu sprechen für sich in Anspruch nehmen, sondern sich untereinander auch noch voll in die Klatten kriegten.

Und dann ist da die Sache mit dieser Moschee. Irgendjemand hat sich in den Kopf gesetzt, dass in Köln die größte Moschee Europas außerhalb der Türkei gebaut werden soll. Für 2.000 bis 3.000 Gläubige soll sie ausgelegt sein. Die Befürworter sprechen von einem völlig berechtigten Anspruch auf ein zentrales Gotteshaus der zweitgrößten Weltreligion in Deutschland. Da stellen sich aber ein paar Fragen, deren Beantwortung noch irgendwie aussteht.

Einerseits heißt es, dass diese Moschee das zentrale Gotteshaus für alle gläubigen Moslems sein soll. Quasi so was wie der Petersdom in Rom für die Christen. Interessant finde ich dabei, dass Moslems im gleichen Atemzug darauf bestehen, dass es so etwas wie eine gemeinsame Lehre im Islam gar nicht gäbe. Soll das im Umkehrschluss bedeuten, dass entweder jede Woche eine andere religiöse Ausrichtung die Moschee als "unsere" proklamiert (was ich ehrlich gesagt für wenig realistisch halte, man denke nur an das Termingedränge um die Feiertage herum) oder steht zu befürchten, dass jede Splittergruppe für sich auch so einen Prunkklopper beansprucht, womit Köln bald in erster Linie aus gigantischen Moscheen und Schuhläden bestehen dürfte?

Was ist mit der Feststellung von "Insidern" des Islam, dass Moscheen gar nicht das sind, was man uns einreden wolle, nämlich "Bethäuser", sondern in der Praxis viel mehr Versammlungsräume, in denen handfeste Politik gemacht wird? War es nicht so, dass Imame im Freitagsgebet nicht nur Suren herunterbeten, sondern den Anwesenden auch ganz klare politische Handlungsvorschriften mit auf den Weg gaben? Ist das angebliche "Gotteshaus" am Ende gar kein "Gotteshaus", wie uns mantrengleich von den Anhängern der in der jüngeren Vergangenheit immer wieder unheimlich tolerant und friedfertig auftretenden "Weltreligion" vorgebetet wird?

Ist es verwunderlich, dass es massive Vorbehalte gegen eine Religion gibt, die sich in erster Linie gegen die Säkularisation richtet, die ganz klar Vorrecht vor der Politik fordert, die der Meinung ist, dass nur sie die Rechte und Pflichten eines Menschen diktieren darf? Immerhin tun die Befürworter wenig, um den Eindruck zu entkräften, dass hier ein "Staat im Staate" gebildet werden soll, denn wer erinnert sich nicht an den "Kalifen von Köln", der versucht hatte, ebendort das Kalifat auszurufen und so tatsächlich einen eigenen Staat zu gründen?

Es mag sein, dass der Islam völlig harmlos ist. Es mag auch sein, dass all die Befürchtungen, die unsere Gesellschaft zu solch hartnäckigem und energischem Widerstand gegen den Islam schon fast reflexartig veranlassen, völlig falsch sind. Trotzdem lassen sich diese Befürchtungen nicht einfach so vom Tisch wischen. Deutschland ist nun mal nicht der Orient und in Deutschland ist nun mal das Christentum die von Alters her etablierte Religion - und derern Feindbild ist seit Ewigkeiten nicht ganz ohne Grund wer? Und nun soll man den "Erbfeind" quasi im eigenen Land eine Basis in einer Größenordnung bieten, die nicht nur den Nachbarn des Bauvorhabens Sorgen bereitet, sondern auch auf Bundesebene bei Politikern, Religionsfachleuten und nicht zuletzt bei der Bevölkerung zumindest ein Stirnrunzeln hervorruft?

Es mag ja sein, dass wir alle paranoid sind, aber ich vermisse jegliche Anstrengung seitens derjenigen, die uns Skeptikern gegen diese hier nicht unbedingt "heimische" Religion vorwerfen, wir wären doch alle rechtsextreme Betonköpfe und wir wären weltfremd und fremdenfeindlich und was weiß ich, was da noch alles an "sachbezogenen Argumenten" gehandelt wird. Tatsache ist: Es gibt Widerstände und diese Widerstände gründen sich auf der Angst, dass mit dieser "Religion" (oder ist es doch eine Partei? Wurde die Frage zwischenzeitlich schon verbindlich beantwortet?) der Extremismus kommt.

Mal ganz abgesehen davon, dass die Erinnerungen an den Umgang des Islams mit der Meinungsfreiheit (Karikaturen), die Ansichten zum Beispiel zu den Themen Gleichberechtigung von Männern und Frauen und Rechtsprechung (Scharia) viel zu lebendig sind, um ignoriert zu werden. Ganz abgesehen davon versteht wohl kaum einer, wieso jeder sofort in die rechte Ecke gestellt wird, sobald er (oder sie) als Mitglied einer weitgehend säkularisierten Gesellschaft darauf hinweist, dass hier religiöse Protzbauten als Zeichen der Integration eher ein falsches und ungewolltes Signal sind, da Religion in dieser Gesellschaft eine untergeordnete und keine Dominante Rolle spielt. Woraus sich auch irgendwie die Frage ergibt, wieso ein (angeblich) religiöser Bau dieser Größenordnung notwendig ist, um eine speziell die Minderheit der Zuwanderer aus dem nahen und Mittleren Osten zu integrieren.

Darüber hinaus stellt sich irgendwie jedem Kritiker die Frage nach der Garantie, die man uns geben will, dass die Befürchtungen eben nicht erfüllt werden und Deutschland - übertrieben dargestellt - eben nicht häppchenweise in die erste und wirtschaftlich lukrativste westliche Enklave des radikalen Islamismus transferiert wird und hier bald Zustände Herrschen, wie sie uns aus den abenteuerlichsten Berichten aus dem Mittleren Osten im Kopf herumspuken, wo Kinder in Koranschulen gezwungen werden und von dort direkt als dogmatisiertes und ferngesteuertes Rohmaterial an die Terroristencamps weitergereicht werden. Auch haben hierzulande nicht wenige Menschen erhebliche Vorbehalte gegen die drohende Rechtsauffassung des Islams mit seinen für uns völlig weltfremden Forderungen und Vorschriften und die doch nicht eben drakonischen Strafandrohungen sind auch nicht gerade das, was unserem Kulturempfinden entspricht.

Die Mehrheit derer, die hier leben, wollen weiterhin so hier leben, wie sie es bisher getan haben. Es geht nicht darum, dass sie "die anderen" hier nicht wollen, wie mancher aus dem Kreise derer behauptet, die um jeden Preis eine gigantomanische Eruption selbstverliebter Machtdarstellung erzwingen wollen, wie sie diese besagte Moschee in Köln in den Augen vieler Kritiker nun mal ist. Es geht den Kritikern auch nicht darum, dass der Islam verboten wird. Es geht den Kritikern auch nicht darum, dass die Zugewanderten nicht etwa ihren Glauben ausüben dürfen. Im Gegenteil, sollen sie doch. Aber eben in Grenzen!

Gewollt ist eine Garantie dafür, dass nicht plötzlich aus Gründen der "Integration" den eigenen Kindern vorgeschrieben wird, Kopftuch tragen zu müssen (oder ähnliche uns hier völlig weltfremd erscheinender Bekleidungsvorschriften erzwungen werden) und wer sich nicht am Freitag in der Moschee sehen lässt, der wird gesteinigt. Auch haben hier die Leute keinen Bock auf die Vorstellung, wegen einer Karikatur, wegen eines Fotos oder eines Witzes plötzlich in den Knast zu gehen oder an der Schule wird plötzlich aus angeblichen Gründen des Spiritismus der Unterricht wieder in Jungen- und Mädchenschulen aufgeteilt oder Mädchen die Teilnahme an bestimmten Schulfächern verboten. Dafür wollen die Leute hier Garantien. Nur genau diese Garantien will nämlich keiner derjenigen Befürworter geben, die alle Kritiker pauschal als Ausländerfeinde und Rechtsextreme darstellen.

Warum eigentlich nicht?

1 Kommentar:

  1. "Seid ihr die Volksfront von Judäa?"
    "Nein, wir sind von der judäischen Volksfront"
    "Und der da drüben?"
    "Das ist die populäre Front."

    "SPALTER!"

    Mehr muss dazu vermutlich nicht gesagt werden...

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