Sonntag, 10. Juni 2007

Besteuerte Emanzipation

GeldDie Arbeitswelt ist nicht unbedingt einfach und unkompliziert ist sie schon gar nicht. Frauen haben häufig genug Probleme einen Job zu finden, in dem sie für ihre Arbeit so bezahlt werden, wie ihre männlichen Arbeitskollegen. Diese Diskrepanz ist Hintergrund für einen Vorschlag, der für eine Menge Diskussionen sorgen wird. Der Vorschlag lautet, dass Frauen weniger und gleichzeitig Männer mehr Einkommenssteuer bezahlen sollen. Die Idee dahinter ist, dass Steuersenkungen nur für Frauen deren Chancen auf Jobs erhöhen könnten und so langfristig eventuell die Arbeitsaufteilung innerhalb der Familie verändert. So meint jedenfalls eine Studie. Vereinfacht ausgedrückt: Die Arbeitskraft der Männer wird für die Unternehmen verteuert, während die der Frauen weiter verbilligt wird.

Nun ist es ja nicht so, dass Männer und Frauen in zwei völlig unabhängigen Welten leben. Es ist auch nicht so, dass die Wirtschaft völlig blind gegenüber dem Argument der Kosten der Arbeitskraft ist. Vielleicht sind die wirtschaftlichen Konsequenzen dieser Idee, dass Frauen vielleicht bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt haben, einen Job zu finden, für den sie unterm Strich eventuell gleich viel Geld erhalten. Aber finden sie dadurch auch besser bezahlte Jobs? Möglich, aber nicht garantiert.

Was hier propagiert wird, ist das Installieren gesellschaftlichen Sprengstoffs. Fraglich ist, ob es gesellschaftlich der richtige Weg ist, über Dumpingpreise die Arbeitskraft der Frauen gegen die der Männer "auszuspielen", denn: Frauen bekommen zwar unterm Strich scheinbar dann mehr Geld, aber sie bekommen deshalb noch lange nicht mehr ausgezahlt: Wenn die Steuerlast gesenkt wird, kann der Arbeitgeber auch einfach weniger Gehalt auszahlen und trotzdem der Arbeitnehmerin unterm Strich dasselbe auszahlen. Zu Ende gedacht: Warum Männer einstellen, deren Arbeitskraft teuer ist, wenn Frauen dieselbe Arbeit günstiger machen? Für die Männer bedeutet das: Für weniger Geld arbeiten, um am Arbeitsmarkt konkurrenzfähig zu bleiben.

Genau das ist der Denkansatz der Studie. Wenn Frauen dieselbe Arbeit machen wie Männer, nur günstiger, dann werden Frauen auf diesen Jobs eher eingestellt. Die Hoffnung lautet, dass man so die Probleme der Arbeitswelt und der Familienbetreuung löst. Mehr Frauen im Beruf, mehr Männer zu Hause und alle Probleme sind gelöst. Der Haken an dieser Idee ist jedoch, dass der männliche Arbeitnehmer mit Sicherheit Einbußen im Gehalt hinnehmen muss, denn der Anstieg der Steuerlast wird mit ziemlicher Sicherheit nicht dazu führen, dass das Gehalt insgesamt steigt.

Warum sollte eine Firma mehr Gehalt zahlen, nur weil die Kosten steigen, aber nicht die Produktivität? Es wird daher eher nicht so sein, dass in der Familie insgesamt mehr Geld vorhanden ist, denn die Situation wird nicht einfach "nur umgekehrt", wie es Feministinnen im Moment gerne darstellen. Ist der Mann statt der Frau arbeitslos oder in einem "gering bezahlten Arbeitsverhältnis" angestellt, und verdient die Frau trotz einseitigem Steuervorteil nicht mehr als der Mann vorher, ist insgesamt nicht mehr Geld in der Familie vorhanden.

Das Problem an der gegenwärtigen Situation ist ja nicht, dass der die Kinder betreuende Elternteil unbedingt und um jeden Preis arbeiten will. Vielmehr bleibt ihm oft genug gar nichts anderes übrig. Es ist weniger der Wille "unbedingt arbeiten zu wollen", als vielmehr der wirtschaftliche Zwang, der diesen Willen notwendig macht.

Deshalb profitiert zwar die Wirtschaft von dieser Idee, weil insgesamt die Arbeitskraft bei beiden, bei Männern und Frauen billiger wird. Die Gesellschaft jedoch wird das Thema "Emanzipation" zunehmend als einseitigen Wirtschaftskampf begreifen. Ob das wiederum dazu führt, dass die bestimmt notwendige Diskussion um das Thema Emanzipation in den richtigen Bahnen verläuft, das bezweifle ich, denn der Grundrechtsanspruch auf Gleichbehandlung unabhängig vom Geschlecht wird so mit Sicherheit nicht erfüllt. Weder für Männer, noch für Frauen.

3 Kommentare:

  1. also irgendwie kann ich die idee nicht nachvollziehen

    das sich was ändern muss und die frauen für gleiche arbeit das gleiche geld kriegen steht ausser frage!

    aber ich denke das das was da vorgeschlagen wird kein guter weg ist

    leider habe ich auch keinen vorschlag

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  2. und jährlich grüßt das sommerloch

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  3. es wäre eine Benachteiligung der Familien, bei denen der Mann arbeiten geht und sich die Frau um die Kinder kümmert.
    Diese unentgeltliche "Arbeit" (Familien-Managerin) mit den Kindern, sollte anerkannt und honoriert werden und nicht durch Aktionen wie dem Elterngeld oder diesem Vorschlag jetzt, links liegen gelasen werden.

    Der Unterschied der Gehälter liegt doch einerseits an der Gegenleistung die der Arbeitgeber bekommt/denkt zu bekommen (Qualität, Verfügbarkeit, Quantität, etc der Arbeit), andererseits an Angebot und Nachfrage.

    Das dieser Unterschied zwischen den Gehältern ungerecht ist, ist keine Frage... allerdings arbeitet auch ein Bäcker sehr hart und verdient weniger als ein Computerspezialist. Und jemand im Vorstand verdient im Jahr mehrere Millionen Euro.

    Aber wie drb schon gesagt hat, das Sommerloch lässt wieder grüßen.

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