Montag, 11. Dezember 2006

Faschos und Islamisten

Flagge Iran Drittes ReichDer Iran gibt sich gerade als internationaler Gastgeber und ist bemüht so sein Image in der Welt neu auszurichten. Als erster Staat richtet der Iran seit heute eine internationale Konferenz aus, bei der - so die Regierung des Iran - der Holocaust untersucht werden soll. Zu den Themen der Konferenz gehören unter anderem: "Antisemitismus, Nazismus und Zionismus", "Nazismus und Zionismus: Kollaboration oder Kooperation" sowie "Die Gaskammern: Verleugnung oder Bestätigung".

Man wolle, so die Regierung in Teheran, das wahre Ausmaß Judenermordung während des Nationalsozialismus darstellen. Außenminister Manuchehr Mottaki sagte in seiner Eröffnungsrede:
"Ziel ist es, Denkern, die ihre Ansichten über den Holocaust in Europa nicht frei äußern können, ein Forum zu geben"
Die Führung des Iran behauptet offiziell, die Ermordung der Juden während des NS-Regimes habe so, wie in den Geschichtsbüchern dargestellt, nicht stattgefunden. Präsident Ahmadinedschad hat in der Vergangenheit bewiesen, dass er nicht zu jenen gehört, die Geschichtsbüchern besonderen Glauben schenken. So bezeichnete er den Holocaust als "Mythos" und schlug vor, "Israel von der Landkarte zu tilgen" und nach Europa zu verlegen.

Zu dieser Konferenz wurden nach offiziellen Angaben mehr als 60 ausländische Gäste aus 30 Ländern eingeladen, die nach offizieller Lesart Wissenschaftler und Meinungsforscher sein sollen. Auch aus Deutschland nehmen "Gäste" teil, zwei auf offizielle Einladung, sechs weitere "auf eigene Faust". Das iranische Außenministerium behauptet nicht zu wissen, wer diese Personen genau sind.

Dem früheren Chef der NPD, Günther Deckert, war seine Teilnahme von der deutschen Justiz verweigert worden. Er musste seinen Reisepass abgeben. Zum illusteren Kreise der "Wissenschaftler und Meinungsforscher" gehören auch der frühere französische Professor für Literatur, Robert Faurisson, sowie der französische Schriftsteller Georges Thiel. Faurisson wurde wegen der Leugnung des Massenmordes am jüdischen Volk während der NS-Zeit bereits mehrfach verurteilt. Thiel bezeichnet den nationalsozialistischen Massenmord an den rund 6 Millionen Juden zwischen 1933 und 1945 als "riesige Lüge".

Zwar verwehrt sich die Teheraner Führung gegen die Unterstellung, dass man mit Nazis und Rechtsextremen sympathisiere, aber es ist ziemlich offensichtlich, dass es bei dieser Konferenz nicht dazum geht, die Geschichte "neutral" oder "sachbezogen" aufzuarbeiten. Es dürfte kaum Zweifel daran geben, dass diese Konferenz mehr oder weniger zu dem Ergebnis gelangt, dass die Darstellung des Holocaust und der Judenverfolgung "einseitig und unverhältnismäßig pro-israelisch" ist.

Vor diesem Hintergrund kann man schon verstehen, dass Israel nicht besonders viel von seinem entfernten "Nachbarn" in der Region hält. Besonders nachdenklich macht dabei, dass der Holocaust nicht nur im Iran "offiziell" bezweifelt, sondern insgesamt im Nahen Osten und besonders unter Moslems nach ansicht von Experten der Region als "weit verbreitet" angesehen wird. Deutlicher können die unterschiedlichen Positionen zwischen "westlicher Welt" und dem "islamischen Gegenstück" kaum zum Ausdruck kommen.

Auch wenn der Iran sich durch diese Konferenz im Westen noch mehr ins Abseits bewegt: Durch die Publicity, die der Iran und sein Präsident Ahmadinedschad wegen dieser Konferenz weltweit erfährt, wird der Iran in der arabischen Welt stark aufgewertet und bringt ihm in der Bevölkerung der Region, nicht nur im eigenen Land, viele Sympathien ein.

Da stellt man sich die Frage, wie man auf dieses Problem reagieren soll. Einerseits ist Meinungsfreiheit ein hohes Gut und das Recht auf wisseschaftliche Betätigung kann auch nicht hoch genug bewertet werden. Aber hier geht es offensichtlich unter dem Deckmantel der Wissenschaft um reine antisemitische Propaganda. Wie soll man darauf reagieren?

Meiner Meinung nach hilft hier nur ein breiter, umfassender Dialog mit den Menschen in der Region, mit der islamischen Welt. Es bringt nichts, sich zu beschweren und zu meckern, denn das ändert nichts in den Köpfen der Leute. Wie bereits im amerikanischen Freedom Forum gesagt wird:
"The antidote to distasteful or hateful speech is not censorship, but more speech."
Nicht ein Verbot ist nach dieser Ansicht die beste Vorgehensweise, sondern der offen ausgetragene Streit mit den Urhebern solcher Gedanken und Ideen. Dieser Streit muss allerdings konsequent und entschlossen ausgetragen werden - und man muss auch bereit sein, trotz aller Differenzen das Gegenüber zu respektieren.

Und genau darin sehe ich das größte Problem.

(Netzeitung, Reuters, Spiegel, Welt)

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