Freitag, 26. Mai 2006

Geld machen (8)

Unsere Tante Angie ist ja Bundeskanzlerin. Darum darf sie viele tolle Sachen, die andere nicht dürfen. Zum Beispiel auf unsere Kosten nach China fliegen oder auch tolle Räte ins Leben rufen. Einer dieser Räte ist der "Rat für Innovation und Wachstum", der die Bundesregierung in allen "Innovationsfragen" beraten soll. Zu Deutsch: Die Mitglieder dieses Rates sollen der Bundeskanzlerin sagen, was sie tun und lassen soll, damit es in Deutschland wieder aufwärts geht mit der Wirtschaft.

Heinrich von PiererDer Chef dieses Rates ist der Herr Heinrich von Pierer und wenn er nicht gerade der Tante Angie und ihren Kollegen tolle Tipps gibt, dann ist er Aufsichtsratsvorsitzender bei Siemens. Und wenn er da nicht gerade vorsitzt, dann macht er bestimmt gerade was im Aufsichtsrat bei Bayer, Hochtief, der Münchener Rück oder bei Volkswagen. Oder in den anderen Aufsichtsräten, in denen er sitzt. Er hat auch schon Onkel Gerd beraten, nur hieß das damals "Partner für Innovation" und nicht "Rat für Innovation und Wachstum".

Jedenfalls hat der Herr von Pierer eine ganz eigene Meinung davon, wer Geld wofür auszugeben hat. Und da ist seine Meinung ganz eindeutig: Alle anderen für ihn. Und damit sich die vielen Firmen das auch leisten können, dass er in den Aufsichtsräten tolle Vorschläge macht, hat er viele tolle Vorschläge zur Kostenminimierung, Verzeihung, ich meinte natürlich zur Innovation in der Tasche. Einen ganz tollen Vorschlag hat er dann auch gleich dem 2DF erzählt. Da sagte er nämlich, dass Auszubildende zu viel Geld verdienen und das ginge so ja nun nicht. Die Ausbildungsvergütung (so nennt die Wirtschaft das Geld, mit dem sich die Unternehmen bei den Auszubildenden für deren Schikanierung und Langzeitverarsche entschuldigen) darf nach seiner Ansicht nicht so hoch steigen, "dass mittelständische Unternehmen nicht mehr mitmachen können".

Mit dieser Idee ist er nicht alleine. Auch der Präsident des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK), Ludwig Georg Braun, ist dieser Meinung. Der hatte nämlich vorgeschlagen, dass sich drei Auszubildende in einem mittelständischen Betrieb, der sich finanziell nur zwei Lehrlinge leisten könnte, den Lohn für zwei Azubi-Stellen zu dritt teilen sollten. Herr Braun hatte auch schon mal die Idee mit der "Basisvergütung für Lehrlinge" in Höhe von 270 Euro im Monat, hatte damit aber ziemlich wenig Erfolg. Jetzt schlägt er vor, dass man ja statt 540 Euro besser 360 Euro Lohn zahlen solle, damit weniger Jugendliche Arbeitslos sind und eine Lehrstelle erhalten.

Für die Wirtschaft sind halt 400 Euro Kräfte aus dem östlichen europäischen Ausland billiger, als ausgebildete Fachkräfte aus dem Inland. Damit die Fachkräfte im Inland billiger werden, muss man deren "Gehaltsspiegel" neu definieren. Und da fängt man am besten unten an. Und wenn man schonmal dabei ist: Warum nicht zurück zu den Zeiten, in denen Lehrlinge ihre Ausbilder dafür bezahlten, dass sie ausgebildet wurden?

1 Kommentar:

  1. das ist aber jetzt doch ein wenig übertrieben.

    als ob auszubildene keine nerven kosten würden und den betrieb unnötig aufhalten weil se lieber sms schreiben statt zu lernen...

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