"Panne: Geheime Daten über "Air Force One" im Internet" oder so ähnlich tönt es seit ein paar Tagen aus allen Richtungen. Streng geheime Unterlagen über "die Airfoce One, das Flugzeug des US-Präsidenten" seien "ins Netz gelangt" und würden jetzt "die Sicherheit des Präsidenten gefährden". Und alle machen einen riesen Wirbel.
Was ist geschehen? Der San Francisco Chronicle veröffentlichte am Dienstag einige Informationen über den Flugzeugtypen, den die US Regierung speziell für den Präsidenten und seinen Mitarbeiterstab benutzt, wenn er denn mal "weiter weg muss", die speziell dafür angepasste Boeing 747-200B mit der Air Force Kennung VC-25A und aktuell den Seriennummern 28000 bzw 29000.
Um diese speziellen Flieger wird eine Menge Geheimniskrämerei betrieben. Das ist auch gut so, denn einerseits würden der Welt eine Menge Verschwörungstheorien verloren gehen und andererseits könnte es für den Präsidenten der USA vielleicht doch mal etwas gefährlich werden, wenn jeder genau weiss, was seine Flugzeuge denn so alles können. Darum ist ja noch beinahe verständlich, dass sich "die Presse" sofort darauf gestürzt hat.
Aber worauf hat sie sich tatsächlich gestürzt?
In erster Linie "im freien Fall auf die eigene Nase". Diese Story zeigt mal wieder in aller Deutlichkeit, wie wenig eigene Recherche bei vielen Mitgliedern der schreibenden Zunft angesagt ist. Warum? Es ist teuer, kostet Zeit, ist anstrengend, man muss ja lesen, Fragen stellen...
Die Liste der Fehler und Ungenauigkeiten in diesem Fall ist jedenfalls lang genug. Das geht los bei der Bezeichnung "Air Force One". Das meint nicht etwa eine bestimmte Maschine und nur diese eine. Vielmehr wird jedes amerikanische Flieger automatisch zur "Airforce One", sobald es der amtierende Präsident der USA benutzt. Analog dazu gibt es auch die Navy One, Army One, Coastguard One, Marine One und so weiter... Ein Konzept, dass von der Presse eben so leicht verstanden wird, wie der Unterschied zwischen Leuchtmunition und Leuchtspurmunition, mit der nach Ansicht mancher Reporter gerne mal von randalierenden Demonstranten auf Sicherheitskräfte geschossen wird.
Angeblich wurden "Detaillierte Pläne des Innenraums" veröffentlicht. Und angeblich war das ein skanadlöses Sicherheitsleck. Ein wenig Recherche hätte dazu ein paar interessante Fakten geklärt. Zum Beispiel hätte auffallen können, dass hier ein riesen Wirbel um EXTRA für Rettungskräfte und Flughafenpersonal veröffentlichtes Material gemacht wird, dass seit Ewigkeiten publiziert und freigegeben ist.
Was hat "die Presse" erreicht? Wirklich wichtige Informationen für Rettungskräfte sind jetzt nicht mehr frei verfügbar. Super Leistung!
Was lernen wir daraus? Nicht alles, was die "reguläre Presse" so verbricht, ist eine Story. Und längst nicht jede Story ist ein Skandal. Aber wenn es als Skandal verkauft wird, dann sollte der Leser besser doppelt genau hinschauen. Es könnte sein, dass ihm Blödsinn erzählt wird.
Mittwoch, 12. April 2006
2 Kommentare:
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Was ist denn mit den angeblichen Details zur Raketenabwehr in der AF1, die veröffentlicht worden sein sollen?
AntwortenLöschen*abwink* Hach jeh... als wenn das so "ober-top-secret" wäre, was da abgeht.
AntwortenLöschenEs geht bei der "skandalösen Enthüllung der Verteidigungssysteme" wohl um den vorletzten Absatz des Artikels.
Für Details der Technik einfach mal die Suchmaschine der Wahl benutzen und etwas blättern.
Als Einstieg (Achtung, das ist nicht neuester Stand der Technik, sondern ein System von 2004!): MANPAD Protection for Commercial Aircraft von Northrop Grumman. Andere Hersteller haben Anderes und zum Teil auch deutlich Interessanteres am Start...