Der ehemalige Großinquisitor und jetzige Papst Benedikt XVI. (einer der wenigen deutscher Abstammung mit doppelter Staatsbürgerschaft) wird Ende Mai Polen besuchen. Damit sich der Chef einer der größten religiösen Vereinigungen der Welt nicht etwa am Fernsehprogramm stört, wird dort ein ganz klein wenig in die Programmgestaltung eingegriffen.
Der polnische Sender Telewizja Polska (TVP), der alle Messen und Ansprachen und Besuche des Papstes und so weiter in Polen übertragen wird, hat kurzerhand für die Zeit des Papstbesuches alles verboten, was irgendwie von der katholischen Kirche als "anstößig" empfunden werden könnte oder was erfahrungsgemäß nicht zu den Ansichten dieses Unternehmens passt.
So wurde im vorauseilenden Gehorsam verboten, in dieser Zeit Werbung für Alkohol, Unterwäsche und "Hygieneprodukte" zu zeigen. Werbung, die im weitesten Sinne "erotischen Inhalt" hat, wird ebenfalls nicht gesendet werden dürfen. Unklar ist allerdings, ob die katholische Kirche im Falle eines Verstoßes mit Exkommunikation des Staates Polen gedroht hat. Auch ist nicht klar, ob während dieser Zeit auch rechtes Propagandamaterial - wie z. B. die Parteizeitung der NPD und diverse andere Publikationen z. B. sog. "Rechtsrock" - in Polen nicht gedruckt bzw. hergestellt werden darf.
Unterdessen geht übrigens der Streit um "Popetown" in eine neue Runde. MTV bat das Erzbistum München um eine verlängerung der Frist zur Antwort auf dessen Forderung einen Sendeverzicht zu unterschreiben. Das Erzbistum München hatte festgestellt, dass die Serie den Papst und die Kirche irgendwie verunglimpfen und beleidigen würde. Das geht ja nun gar nicht und deshalb muss man damit vor Gericht. Die CSU, ganz Freund des überaus kapital- und finanzkräftigen Unternehmens, sah das natürlich genauso und forderte gesetzliche Maßnahmen zum Schutz der Religion. Oder mit anderen Worten: Eine Begrenzung der Meinungs- und Pressefreiheit.
Religion und Meinungsfreiheit passen wohl in bestimmten Köpfen einfach nicht zusammen. Wahrscheinlich hat deshalb auch die CSU solche Probleme damit. Angeblich wurde ja schon unter F. J. Strauß erwogen, die CSU als "Staatskirche" zu etablieren, was dann aber wohl vorläufig scheiterte.
(Quelle: n-tv, Spiegel, Stern, Schweizer Fernsehn)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Bedingt durch die DSGVO müssen Kommentare zu Beiträgen der Tapirherde manuell freigeschaltet werden, um um der Veröffentlichung von Spam-, Hass- oder sonstiger unerwünschten Kommentaren vorbeugen zu können. Die Veröffentlichung eines Kommentars kann deshalb ein wenig dauern. Sorry dafür.
Wenn Sie Beiträge auf Tapireherde kommentieren, werden die von Ihnen eingegebenen Formulardaten (und unter Umständen auch weitere personenbezogene Daten, wie z. B. die IP-Adresse) an Google-Server übermittelt. Weitere Infos dazu finden Sie in meiner Datenschutzerklärung und in der Datenschutzerklärung von Google.