Wer zur Zeit mit dem Flugzeug irgendwo hin will, der hat mal wieder so richtig seinen Spass. Im Inselkönigreich auf der anderen Seite des Kanals hat die Polizei nach langen Ermittlungen nach Hinweisen, die von einem in Pakistan gefangen genommenen Terrorverdächtigen "erlangt" wurden, gestern den Londoner Flughafen Heathrow dicht gemacht und ca 20 Verdächtige inhaftiert.
Es sollten wohl mehrere Flugzeuge in mehreren "Wellen" in der Luft gesprengt werden. Dazu sollten Sprengsätze benutzt werden, die - anders als nach bisheriger Annahme der Behörden - nicht aus festen, sondern aus flüssigen Komponenten bestehen. Die Behörden zeigen sich international völlig überrascht, was vor allem eins zeigt: Die Behörden haben den Leuten, die wirklich Ahnung haben, bis heute überhaupt nicht zugehört. Sprengsätze mit flüssigen Komponenten sind in etwa so neu wie das Rad. Wer nach Vietnam behauptet sich nicht vorstellen zu können, was man mit flüssigen oder gasförmigen Sprengstoffen so alles anfangen kann, der hat von der Thematik wenig bis gar keine Ahnung und sollte dringend ein paar Nachhilfestunden in Wehrtechnik nehmen.
Auch in Deutschland geht nun die Debatte los, was man denn nun alles machen müsste und wie man das Fliegen sicherer machen könnte. Ultima Ratio: An Bord eines Flugzeuges dürfen nur noch Menschen. Gepäck wird mit separaten Fliegern transportiert. Selbst J. F. Kennedy wusste damals schon, was auch heute noch universelle Gültigkeit hat: Alles was es braucht, ist ein Mann mit dem festen Willen es zu tun.
Aber was ich - abgesehen von dem ganzen Gehabe um die Sicherheit - sehr viel interessanter finde, ist zweierlei. Einerseits die jetzt wieder hochkochend inhaltliche Debatte. Die Hardliner und Befürworter der Bush-Linie werden diesen Vorfall als Wasser auf ihre Mühlen benutzen und versuchen die Bürgerrechte einzuschränken, wo immer sie wollen. Das Argument der Terrorismusbekämpfung ist da die Freikarte für alles.
Ich bin gespannt, was da noch alles auf uns zu kommt. Auf Deutschland bezogen halte ich halte ich die Aufstockung von Bundespolizei und Bundeswehr, Ausweitung umfassender und dauerhafter Überwachungsmaßnahmen, Einführung bundesweiter und für alle Behörden zugreifbarer Datensammlungen ("gläserner Bürger") für absolut realistisch. Ebenso erwarte ich die Verschärfung verschiedener bestehender Gesetze und auch die Einführung einer ganzen Reihe neuer Regelungen. Insbesondere die Datenschutzregeln und auch die Auskunftsbefugnisse der Behörden untereinander werden sich bestimmt erheblich verändern.
Die zweite bemerkenswerte Sache im Zusammenhang mit der Aktion in London ist die in dieser Form unvergleichliche Werbeshow für deutsche Kleinwaffen. Durch alle Medien hindurch sind zur Zeit massenhaft Bilder der Firma Heckler und Koch zu sehen. Fast alle Modelle in allen denkbaren Ausstattungsvariationen werden mehr oder weniger prominent "im Einsatzumfeld" vorgestellt und präsentiert, weit vorne weg jedoch MP5 und G36. Trotz intensiver Suche fand ich nicht ein einziges Bild, auf dem Sicherheitskräfte andere als von der in Oberndorf beheimateten Firma produzierte Waffen in die Kamera hielten.
Wen verwundert da die Mitteilung, dass die deutsche Stahlschmiede für Spezialstähle ThyssenKrupp die Umsatzprognose erhöht und ob es irgendeinen Zusammenhang zwischen dem zur Zeit etwas darbendem Kurs der Heckler und Koch Anleihe und der übermäßigen Medienpräsenz gibt?
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