Mittwoch, 26. Juli 2006

Geld machen (14)

JoystickGerade in der Gaming Industrie ist es zunehmend schwer "ordentlich" Geld zu verdienen. Die Kunden bleiben trotz aller Bemühungen anspruchsvoll, wehren sich nach wie vor gegen das Konzept "Grafik statt Inhalt" und dann maulen sie auch noch rum, weil die Produkte ein wenig teurer werden und dann noch nicht mal fehlerfrei sind. Ok, "technisch fehlerfrei" wird dabei bei manchen Produkten sogar schon nach knapp einem Jahr am Markt erreicht, aber technische Fehler, also solche, die durch fehlerhaftes Coding entstehen, sind nicht die einzigen Fehler, die bei einem Spiel entscheidend sind ("Balancing" anybody?)

Armored FuryDavon aber ganz ab. Ein toller Trick besteht darin, aus Content, der eigentlich als kostenlos versprochen wurde, Geld zu machen: Man nehme eine Handvoll neue "Maps" und Fahrzeuge und verkaufe es für teuer Geld als "Boosterpack". Um weitere Kosten zu sparen, kauft der "moderne, aufgeklärte" Kunde statt eines Datenträgers (mit dem er machen kann, was Kunde will, z.B. auch weiterverkaufen) eine leere DVD-Hülle mit einem Zettel darin, was er dann nach erfolgter Registrierung a) nicht weiterverkaufen kann und b) ihm ermöglicht, auf eigene Kosten mehrere hundert MB aus dem Internet ziehen zu dürfen. Getoppt wird das nur noch durch solche Ideen, wie dem Kunden die Kosten und den Aufwand für das Bevorraten und Verteilen von Patches aufzubürden.

Aber auch das reicht noch nicht an zusätzlichen Einnahmen. Nachdem sich Electronic Arts unter anderem die Exklusivrechte an den jährlich gegen Geld vertickten Updates desselben Spiels gesichert hat und so jegliche Konkurrenz unterband und auch eine Reihe anderer Deals wohl ein klein wenig Geld gekostet haben, wird nun langsam die Barschaft etwas enge. Auch die Anhörung im Zusammenhang mit dem "internationalen Terrorismus" kam bei den Aktieninhabern nicht wirklich gut an und deshalb muss jetzt um jeden Preis Geld reingeholt werden.

Der nächste Schritt im Wettkampf um das Erfinden der sich selbst rechtfertigenden Geldschneiderei besteht scheinbar darin, dem Kunden Werbung gegen Geld zu verkaufen. Nicht etwa einen ganzen Werbefilm als solchen, sondern "nur" das Recht diesen überhaupt zu sehen. Aktuell möchte EA zusammen mit ESPN dem willigen Hardcoregamer für nur noch 15 Euro (20 US Dollar) 18 Tage vor Veröffentlichung des Spiels eine "exklusive" Guided Tour durch Madden NFL 07, die Neuerungen des Spiels, die neuen Features und so weiter anbieten. Designer des Spiels werden ihre Werbebotschaft ebenso verkünden dürfen, wie einige ausgewählte Stars der NFL, die ebenfalls kräftig für das Produkt die Werbetrommel rühren werden...

Nochmal in Kurzform: Werbung über ein "völlig neu aufgelegtes" Produkt wird dem potentiellen Kunden für 20 US Dollar / 15 Euro per Pay-per-View angeboten. Das Produkt selber wird für 50 Euro (PC-Version) bzw 55 Euro (XBox 360) und 60 Euro (Playstation2) Listenpreis angeboten.

Als nächstes auf der Liste dürften Pay-per-Play und Pay-per-Patch stehen. Stellt sich die Frage, wie lange der Kunde das mitmacht...

...vermutlich aber ziemlich lange.

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