Samstag, 11. März 2006

Computerspiele == T3H EVIL!

Christian PfeifferEs ist mal wieder soweit: Vertreter der konservativen Liga der älteren Generation sind mal wieder der Meinung, *DEN* Grund gefunden zu haben für das schlechte Abschneiden von Schülern bei der Pisa Studie, die generelle Gewaltbereitschaft und ganz allgemein für das Böse in der Welt - nein, nicht ich bin gemeint, von einem anderen Bösen ist die Rede.

Christian Pfeiffer (je nach dem wo man nachliest entweder Jugendforscher oder Krimiologe) hat sich folgendes ausgedacht: Wenn Kinder und Jugendliche weniger Zeit zum Spielen haben, dann haben sie ja auch weniger Zeit für Computerspiele. Und Computerspiele, bei denen Gewalt eine Rolle spielt, sind nach (nicht nur) seiner Meinung ja der Grund für alles Böse - Man denke nur an Erfurt.

Nun hat Herr Pfeiffer aber wohl eigesehen, dass es keine gute Idee ist, die milliardenschwere Industrie aus Deutschland zu vertreiben, die in erster Linie mit Computerspielen ihre Umsätze erzielt. Nein, er hat sich vielmehr ausgedacht, dass man den Medienkonsum der nachwachsenden Generationen ja viel eleganter und vor allem unter direkter staatlicher Aufsicht(!) über den Umweg des Schulgesetzes und andere Verordnungen steuern könnte. Seine These: Ein Schüler, der in der Schule sitzt, kann nicht am Computer verrohen.

Fünf Stunden Medienkonsum am Stück sieht Herr Pfeiffer übrigens als "krankes Leben" an. Eine Studie, die Herr Pfeiffer erst kürzlich erstellt hat kommt zu dem Ergebnis, dass Kinder um so schlechter in der Schule sind, je mehr Zeit sie an Computer, Fernseher oder Spielconsole verbringen. Kinder und Jugendliche, die Spiele mit gewalttätigem Inhalt spielen, haben eine "enorm erhöhte Gewaltbereitschaft". Nein wie überraschend. Positive Effekte kann Medienkonsum, das Spielen am Computer und so weiter natürlich nicht haben. Kann man also vernachlässigen. Wurde dementsprechen von der Studie auch nicht untersucht. Merke: Die Medien sind Schuld an den Zuständen in Köln und Berlin Neuköln und so weiter - Ich frage mich, ob auch nur eines dieser "Problemkids" tatsächlich jemals vor einem PC gesessen hat, aber diese Frage grenzt an Ketzerei.

Herr Pfeiffer fordert also, die Kinder aus dem häuslichen Umfeld der ja offensichtlich erziehungsunfähigen Eltern heraus unter die staatliche Kontrolle durch das ausgezeichnete Bildungssystem zu stellen. "Damit die endlich mal was ordentliches lernen und später mal was aus denen wird!" dürfte wohl der Satz sein, der den meisten dazu spontan einfallen wird. Es ist natürlich völlig ausgeschlossen, dass andere Faktoren, wie zum Beispiel wirtschaftliche Situationen, soziale Problemlagen durch Getthobildung, mangelhafte Integration, soziale Ausgrenzung, ein weitestgehend gescheitertes Schul- und Bildungssystem, Jugendarbeitslosigkeit und so weiter, in irgendeiner Form eine Rolle dabei spielen.

Statt also die Probleme zu lösen, ist es doch viel billiger die Schüler gleich wegzusperren. Erstens bezahlt man die Aufseher, Verzeihung, die Lehrer sowieso zweitens hat man so sehr viel besser unter Kontrolle, mit welchen Inhalten sich der Nachwuchs beschäftigt und welche gefährlichen Informationen konsumiert werden und man kann so natürlich noch ganz nebenbei jeden ganz gezielt auf seine Rolle für Staat und Gesellschaft indoktrinieren und konditionieren.

Eine perfekte Lösung - zumindest aus der Sicht des Herrn Pfeiffer, der sicherlich ganz viel Zeit mit den Problemgruppen verbringt und deren Probleme aus erster Hand und eigener Anschauung beurteilen kann. Leider ist nicht bekannt, ob Herr Pfeiffer selber Kinder hat und wie die ihre Zeit verbringen, aber vermutlich hat Herr Pfeiffer einen entsprechend eingerichteten Keller.

Battle Royale, wir kommen...

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