Freitag, 5. März 2010

Redet ihr mal, wir tun so lange mal was

Unsere Politiker verkündeten im Zusammenhang mit dem Strategiewechsel der Alliierten und dem verstärkten Engagement Deutschlands, dass der Norden Afghanistans unter dem Kommando Deutschlands steht und "wir" bestimmen, was dort passiert. Da "wir" - also Deutschland - ja laut unserer Bundespolitiker dort einen "robusten Wiederaufbaueinsatz" leisten, darf und soll der Wähler glauben, dass die gerade erst nach Norden gesandten Truppen der Amerikaner quasi tun würden, was unsere Armeeführung und damit letztendlich unsere Politiker wollen. Mit anderen Worten: Brunnen bohren, Straßen bauen, Polizisten ausbilden, singen und klatschen.

Reuters berichtet gerade, dass dem wohl nicht so ist. General David Petraeus, leitender Befehlshaber der US Streitkräfte, gab bekannt, dass er die Befehlsgewalt des leitenden Offiziers in Afghanistan, General Stanley McChrystal, ausgedehnt habe. General McChrystal habe ab sofort vollständige Befehlshoheit über alle in Afghanistan operierenden US-Streitkräfte. Diese Befehlshoheit erstreckt sich nicht nur auf taktische Aspekte, sondern insbesondere auch auf das Einsatzgeschehen (tactical and operational control). Nach Aussagen amerikanischer Regierungssprecher kommandiert General McChrystal damit alle U.S. Truppen und die der NATO, mit Ausnahme der U.S. Special Operations Einheiten und der Gefängniswachen, die beide wiederum direkt General Petraeus unterstehen.

Welche Rolle der Bundeswehr und deren Kommando im Norden Afghanistans dabei zukünftig zufällt, wurde nicht explizit erwähnt. Angesichts der von den Amerikanern geschaffenen Fakten ist das glaube ich aber auch nicht wirklich notwendig, sagt aber eine Menge darüber aus, wie jenseits des Atlantiks über "uns" gedacht wird...

3 Kommentare:

  1. Amis mögen halt singen und klatschen nicht, außer es geht darum anderen eine zu klatschen. :[

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  2. Meine Gedanken:

    Es läuft etwas schief mit der NATO. Und mit der Uno.

    Die Nato hat sich die Verteidigung auf die Fahnen geschrieben. Verteidigt werden sollen der Frieden, die Freiheit und die Sicherheit aller Mitgliedsländer.
    Man benötigt nicht viel Fantasie dazu um festzustellen, dass diese Grundwerte durch Terroristen bedroht sind. Eine Grundfrage ist nur, wie hoch das Ausmaß der Bedrohung ist. Und dieser Frage folgt sofort die Frage nach der Rechtfertigung eines quasi präventiven Einsatzes militärischer Kräfte in den 'stan-Staaten.

    Gehen wir also mal davon aus, dass der Einsatz gerechtfertigt ist. Ich persönlich bin dieser Ansicht eher ab- als zugeneigt, aber ich bin Realist genug um zu erkennen, wenn mein Verständnis und mein Wissen nicht mehr für eine objektive Beurteilung der Lage ausreicht.
    Gehen wir also weiter davon aus, dass die Uno das Mandat zu Recht (wenn auch um Jahre verspätet) erteilt hat. Dann ist die einzig logische Schlussfolgerung, dass wir salopp gesagt von einer Art des Verteidungsfalls ausgehen müssen. So wenig das schmecken mag: Genau das verpflichtet uns auch als Deutsche, als Vertragspartner der NATO dazu, dort nicht einfach durch Präsenz-Zeigen-Und-Den-Dicken-Markieren aufzufallen, sondern wirklich aktiv in das Geschehen einzugreifen.

    Und das wiederum führt unweigerlich zu der Erkenntnis, dass es sich dabei um eine bewaffnete Auseinandersetzung handelt. Eine bewaffnete Auseinandersetzung aber, die zwischen Staaten stattfindet, wird als Krieg definiert. Und *das* wollen wir ja um alles in der Welt vermeiden. Nie wieder Krieg. Schwerter zu Pflugscharen und so weiter.

    Ich finde es einfach lächerlich, dass unsere Jungs da unten ihren Kopf hinhalten, während wir hier darüber noch philosophieren, ob es sich bei dem Einsatz um einen Krieg handelt oder nicht. Ich finde es außerdem lächerlich, wenn darüber gestritten wird, ob wir mehr Soldaten entsenden sollten oder nicht. Es ist unsere vertragliche Pflicht, genau dies zu tun. Das gefällt mir persönlich zwar auch nicht, aber es ist ein unabsehbarer Schaden unseres Ansehens innerhalb der NATO, innerhalb der EU und damit auch bei unseren Nachbarn, wenn wir uns aus diesen vertraglichen Pflichten ohne triftigen Grund zurückziehen.

    Nein, Krieg ist scheiße und ich würde es hundert mal besser finden, gäbe es eine gewaltfreie Lösung. Aber die ist scheinbar nicht möglich, also bleibt eben nur dieser Weg und der hat dann eben bis zum Ende gegangen zu werden.

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  3. 'Es ist unsere vertragliche Pflicht, genau dies zu tun.'

    Wenn Afghanistan uns einen symetrischen Krieg erklärt oder aufgezwungen hätte: Ohne Frage.
    Kriege werden aber immer weniger symetrisch geführt, erstrecht gegen die Supermacht USA.
    Da muß jede menge neu definiert werden, nicht nur in der Nato.

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