Erstaunt es, dass sich die Industrie, die vehement die Einführung der international vergleichbaren Studienabschlüsse gefordert hat heute darüber lamentiert, dass diejenigen Studenten, die heute ihren Abschluss machen, irgendwie dramatisch hinter dem gewohnten Leistungsniveau zurückbleiben? Wundert sich irgendjemand darüber, dass an immer weniger Universitäten immer weniger Forschung betrieben wird? Sicher nicht.
Wir sind mit unseren Reformen aber noch lange nicht am Ende, denn noch gibt es genügend Ansatzpunkte, um auch noch den letzten Rest der trotz KMK und Politik halbwegs funktionierenden Bildungsvermittlung zu vernichten. Zu den jüngsten Ideen gehört zum Beispiel das Abschaffen des Sitzenbleibens. Was sich ersteinmal gut anhört, sollte man sich besser mehrmals überlegen. Die Idee ist, dass "Sitzenbleiber" überproportional benachteiligt werden und letztendlich das Wiederholen des Schuljahres erheblich weniger Vorteile mit sich bringt.
Das mag sich auf dem Papier gut anhören. In der Praxis werden Lehrer jedoch dazu aufgefordert, die völlig indiskutablen Leistungen der schlichtweg völlig unfähigen und / oder überforderten Schüler schönzureden. Lehrer dürfen zum Beispiel das Schriftbild benoten. Ja, genau. Zusatzpunkte für eine schöne Handschrift. Wundervoll. Ich warte noch auf frei verteilbare Bonusnoten für Singen und Klatschen. Dabei sind es aber nicht die Lehrer, die sich so etwas von selber ausdenken. Im Gegenteil. Der Druck kommt von oben, aus den Ministerien und Regierungen, wie die Welt berichtet.
Es gilt der Grundsatz: "Eine Fünf im Jahreszeugnis stehe für pädagogisches Versagen des Lehrers." Was das im Klartext für den tatsächlichen Bildungsstand der Schüler bedeutet, darf sich jeder selber ausmalen. Damit aber nicht genug. Auch der Schulabschluss als solches wird deutlich egalisiert. Zwar berichtete neulich noch die Zeit davon, dass zwei von 10 Abiturienten ihre Abiturprüfungen durch Medikamente substituierten, ohne die Frage zu stellen, ob das nun gut oder schlecht wäre, aber erst die Süddeutsche zeigte, weswegen Abiturienten heute panisch Pillen fressen.
Den Lehrern kann es da nicht viel besser gehen. Unvergessen:
"In den letzten 20 Jahren ist immer vor allem das untere Drittel eines Abiturjahrgangs Lehrer geworden. Natürlich mit Ausnahmen, aber es gibt eine Tendenz, dass eher die schlechteren Schüler den Lehrerberuf ergreifen, weil sie sich in anderen Berufsfeldern weniger Chancen ausrechnen." Professor Udo Rauin, Uni Frankfurt am MainDas hat sich auch in höheren kreisen herumgesprochen. Damit die Auswirkungen nicht zu desaströs sind, hat man sich "da oben" etwas ganz Tolles ausgedacht, wie die Frankfurter Rundschau berichtet: Zukünftig sollen Gymnasiallehrer an Grundschulen unterrichten.
Na wenn das nicht Hoffnung macht...
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