Montag, 7. April 2008

SEK in Libyen

Ein ganzer Schwung hochqualifizierter Polizisten bildet auf eigene Faust in Libyen Polizisten aus. Im Urlaub. Für Geld. Einige sollen sogar ein halbes Jahr "Urlaub" dort gemacht haben und während der Zeit libysche Polizisten ausgebildet haben. Für Geld, selbstverständlich. Das wurde die Tage bekannt. Sofort ist alles in heller Aufregung. Das ginge ja nun gar nicht und Menschenrechte und überhaupt und so weiter. So ganz astrein ist Libyen schließlich nicht, wie wir seit der Inhaftierung und Folter der Krankenschwestern und des Arztes wissen, die absichtlich zig Kinder mit Aids infiziert haben sollen.

Jedenfalls, die deutschen Polizisten (es gehört auch ein ehemaliger Soldat dazu) werden alle samt abgestraft, zwangsversetzt und so weiter. Und das in einer unvorstellbaren Geschwindigkeit. Heute der Bericht in der Presse, morgen sind die Leute versetzt. Weil das dürften die ja gar nicht und das mit der Ausbildung sei ja illegal und so weiter und Drama und Hektik und oh weh, das Image des Friedfertigen Deutschen.

Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass einem Beamten im Polizeidienst mehrere Sachen sehr nachhaltig beigebracht werden. Erstens: Kein Job neben der Polizei ohne Genehmigung. Zweitens: Sicherheitsgewerbe jeglicher Art ist tabu. Das steckt so tief in jedem Cop drin, dass es schon an Weltverleugnung grenzt zu behaupten, "die hätten das nicht gewusst". Die Beamten haben das mit Sicherheit gewusst. Sie waren sich mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit völlig darüber im Klaren, dass sie so auf eigene Faust bestimmt nicht tun dürfen, was sie da tun wollten.

Was tut Beamter, wenn er weiß, dass etwas einer Genehmigung bedarf? Es gibt zwei Optionen. Entweder er stellt einen entsprechenden Antrag oder er pfeift drauf, hofft, dass es niemand bemerkt und zieht die Sache "geheim" durch. Naheliegend ist es zu vermuten, dass die Beamten die Geschichte "geheim" durchgezogen haben, aber das hat mehrere Haken.

Die Beamten gehören zu Spezialeinheiten, deren Einsatzfeld eben nicht das Aufschreiben von Falschparkern oder das gelegentliche Einschreiten bei Ruhestörungen ist. Diese Beamten wurden für Extremsituationen ausgebildet. In diese Einheiten kommt man überhaupt erst dann hinein, wenn man nicht nur körperlich und geistig topfit ist. Zu den Eignungsvoraussetzungen gehört auch ein hohes Maß an Zuverlässigkeit und die Veranlagung, sich an Vorschriften zu halten. Immerhin rennen solche Leute mit scharfen Waffen rum und sollen sie einsetzen. Naheliegend, dass da erwartet wird, dass diese Leute tun, was ihnen gesagt wird.

Und ausgerechnet diese Leute sollen sich bei einer solchen Lappalie, der Genehmigung einer Nebentätigkeit, wie es im Amtsdeutsch so schön heißt, über alle Regeln hinweggesetzt haben? Und dann gleich 30 Beamte? Aus dem SEK? Und niemand will gewusst haben, was die da tun? Entweder ist es mit der Zuverlässigkeit der Beamten im SEK nicht so weit her oder aber irgendjemand verheimlicht da noch was. Und dann das mit dem Langzeiturlaub. Man bekommt nicht "mal eben so" 6 Monate frei. Und schon gar nicht sind die Beamten völlig unbeobachtet.

Niemand will etwas gewusst haben. Ist nur zu verständlich, denn hier geht es um mehr, als nur ein paar Beamte, die einen Zettel nicht unterschrieben haben. Es geht einerseits darum, dass Polizisten aus Deutschland einem international umstrittenen Regime geholfen hat, Polizisten auszubilden. Das ist nicht so toll. Es geht aber auch darum, dass diese Beamten das getan haben, um ihr Gehalt aufzubessern. Hätten diese Beamten das getan, wenn Polizisten ausreichend bezahlt würden? Glaube ich daran, dass weder BND noch irgendeine Behörde oder irgendein Ministerium wusste, was da abgeht?

Ich habe massive Zweifel, aber egal wie: In jedem Fall stinkt da was gewaltig gen Himmel.

(Quelle: Tagesschau)

1 Kommentar:

  1. Ich hab mich auch schon über den komischen Geruch gewundert.

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