Donnerstag, 19. Juli 2007

Schuldfrage

Holocaust Überlebende im KZ AuschwitzDeutschland soll zahlen. Mindestens 50 Millionen Euro. An rund 4.000 Israelis. Damit die zum Arzt gehen können, weil sie unter den Erfahrungen ihrer Eltern gelitten haben. Aus den weitergegebenen Erfahrungen sollen sich bei diesen 4.000 Israelis diverse Traumata und Zwangsneurosen entwickelt haben, die eindeutig auf die Erfahrungen der jeweiligen Eltern während des Holocaust zurückzuführen sein sollen. Zwar schätzen "Fachleute", dass bis zu 15.000 Israelis betroffen sein könnten, aber erst rund 4.000 haben sich der Sammelklage vor dem obersten Gericht in Tel Aviv angeschlossen.

Juristisch steht hier eine mehrfach indirekte Forderung und Schuldfrage im Raum. Kann der Nachfahre der Täter dafür Verantwortlich gemacht werden, dass die Nachfahren der Opfer darunter Leiden, dass sie Nachfahren der Opfer sind? Anders formuliert: Kann irgendjemand moralisch und in der Konsequenz deshalb auch finanziell für das Handeln seiner Großeltern und Urgroßeltern verantwortlich gemacht werden?

In Frage steht, ob die in der Literatur so genannten Zahlungen zur Wiedergutmachung nur die unmittelbar Betroffenen entschädigt oder ob damit auch deren Nachkommen und deren Sorgen, Nöte, Probleme und Leiden abgedeckt sind. Sicher ist diese Frage von einiger Sensibilität und bestimmt wird hier wie da großzügig mit beliebigen Totschlagargumenten hantiert werden, was ich gerne vermeiden möchte.

Darum stelle ich mir selber die Frage, ob ich mich finanziell dafür verantwortlich fühle, dass zum Beispiel eine 55jährige Israelin aufgrund der Erfahrungen ihrer Eltern während des Holocaust heute Angst davor hat mit dem Bus zu fahren, Panikattacken hat und medikamentös behandelt wird. Fühle ich mich verantwortlich dafür, dass eine andere Frau in einem dunkeln, verschmutzten Zuhause aufgezogen wurde und heute unter Depressionen leidet und eine Angst vor Hunden entwickelt hat?

Ich gebe zu, ich habe damit so meine Probleme. Sicher, diese Leute tun mir leid und ihre Schicksale sind bedauerlich, aber ich fühle mich irgendwie nicht dafür verantwortlich, deren Probleme mit meinem Geld zu lösen. Ich fühle mich hingegen verantwortlich dafür zu sorgen, dass soetwas wie der Holocaust nie wieder stattfinden kann und ich fühle mich auch dafür verantwortlich, gegen den Rechtsextremismus entschieden vorzugehen. Ich sehe auch ein, dass die unmittelbaren Opfer entschädigt werden müssen. Das ist nicht abzustreiten und steht außerhalb der Diskussion.

Aber die Nachfahren? Wenn diese jetzt in Tel Aviv eingereichte Klage tatsächlich zugelassen wird und der Staat Israel von der Bundesrepublik verlangt, dass den Nachkommen Entschädigungsleistungen gezahlt werden, wo soll das dann hinführen? Kommen dann in 50 oder 100 Jahren deren Urenkel an und verlangen von den dann hier lebenden Nachfahren Entschädigungen dafür, dass sie die Urenkel der Nachfahren der Opfer des Holocaust sind? Bei allem Respekt, aber da hört es bei mir irgendwo mit dem Verständnis auf.

Oder sehe ich da etwas falsch?

(Quelle: Haaretz)

7 Kommentare:

  1. wie kleine kinder, da wird einfach ausgetestet wie weit man gehen kann.

    das die selber damit rechnen erfolg zu haben dürfte jawohl jedem klar sein, sind immerhin keine amis.

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  2. Ist schon klar, die armen Israelis, alle Welt hackt auf ihnen herum.
    Ich wundere mich nur, warum andere Völker keine Sammelklage einreichen, um die Zahlungen zur Wiedergutmachung für das aneingen eines ganzen Landes und der vertreibun der Bevölkerung.

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  3. Man mag mich antisemitisch nennen, aber was Israel da insgesamt abzieht, ist um keinen Deut besser als das, was die von den Israelis verhassten "Araber" tun, was andere Diktatoren getan haben.

    Da wird gefoltert, Völkermord betrieben, es werden Flüchtlingstreks in Bewegung gesetzt, es werden Landstriche annektiert beziehungsweise militärisch strategisch in besitz gebracht. Israel hat, das ist bekannt und bewiesen, zigfach Leute hinrichten lassen. Teilweise auf bloßen Verdacht hin.
    Israel wähnt sich im Schutze des großen Verbündeten USA. Man nimmt die patriot-Raketenabwehr dankbar an und freut sich darüber, dass man beschützt wird vor - ja, vor was eigentlich?

    Für einiges, was von Israel verbrochen wird und wurde, habe ich Verständnis. Aber für vieles eben nicht.
    Amüsieren kann ich mich, wenn die polnischen Zwillinge den Israelis in ihre Kindeserziehung reinreden wollen (Stichwort Handytelefonate aus Auschwitz "Hallo Mama ich bin gerade in der Gaskammer"). Die Israelis haben eine teilweise bewundernswerte Art und Weise, mit dem Holocaust und auch mit der Diaspora des eigenen Volkes umzugehen.

    Doch kommt denen einer krumm, weil sie zu weit gegangen wird, heißt es immer "Wir haben das Recht dazu, weil XYZ", wobei fast immer ein mehr oder weniger fadenscheiniger Grund auf Basis eines Bibelverses herhalten muss, dessen Interpretation mehr als fragwürdig ist.

    Die Aussage "die armen Israelis" ist völlig daneben, denn die sind nicht arm dran, weil alle Welt zu Unrecht auf ihnen herumhackt, sondern weil alle Welt zu Recht auf ihnen herumhackt.

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  4. @deichshaf
    die aussage"die armen Israelis" war eigentlich sarkastisch gemeint.
    Im übrigen vertrete ich deine meinung , nur wollte ich nicht so viel dazu schreiben :-)

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  5. ich frage mich ein wenig ob sich die juden "damals" auch so verhalten haben...denn dann könnte ich verstehen warum sie keienr wirklich mochte...ich hab im prinzip nicht gegen ausländer und anders gläubige, die meisten sind ähnlich bescheuert wie die deutschen, aber bei sowas wünsch ich mir echt nen panzer und ne autobahn...

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  6. wie wärs wenn du erstmal deinen hauptschulabschluss fertig machst und dann nochmal wiederkommst wenn du grundlegende kenntnisse in geschichte erlangt hast.

    dann begreifst du wahrscheinlich von alleine was für einen unsäglich dämlichen unfug du da verzapft hast

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  7. Ich begreife es leider jetzt schon, ohne meinen haupschulabschluss nachzuholen.
    Also, hiermit entschuldige ich mich für meinen letzten Kommentar. War wohl völlig gedankenlos und dämlich. Die nächsten Kommentare werde ich lieber zweimal überdenken.

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