Montag, 25. Juni 2007

Protestblindheit

Bei Flickr geht es zur Zeit einigermaßen rund wegen des Umgangs mit Bildern, die eventuell irgendwo, insbesondere in Deutschland, als rechtlich problematisch angesehen werden könnten. Eine berechtigte und theoretisch auch richtige Debatte erhitzt die Gemüter. Das allerdings Flickr nicht der einzige Laden auf dieser Welt ist, der informationen "filtert" und auf Grundlage wirtschaftlicher Überlegungen entscheidet, was der Kunde sehen darf und was nicht, das entgeht wohl scheinbar allen, die sich dort gerade hübsch aufplustern und das Verhalten jenes Bilderhosters als Anzeichen für den drohenden Untergang des Abendlandes interpretieren.

Ich warte darauf, auf die ebenso hitzigen und zielgerichteten Proteststürme, die sich gegen Google richten, die sich nicht zu schade sind, seit kurzem folgenden, völlig harmlos erscheinenden Hinweis in den Optionen der deutschen Suchmaschine anzubringen:

In der internationalen Version der Suchmaschine fehlt dieser Hinweis übrigens.

Schon erstaunlich wie blind manche Protestbewegungen werden, sobald sie meinen, ein angreifbares Ziel gefunden haben, aber der Mob war noch nie bekannt dafür, sich durch Fakten beeindrucken zu lassen...

3 Kommentare:

  1. Seltsam, ich habe solch einen Hinweis nie gesehen und bekomme auch garantiert nicht jugendfreie Bilder angezeigt, wenn ich will (eben probiert).

    Davon mal abgesehen liegt es wahrscheinlich daran, daß gegen flickr derart hartnäckig protestiert wird, daß es genug Konkurrenz gibt und die User das Gefühl haben, etwas erreichen zu können. Während Google konkurrenzlos ist und machen kann, was es will(?)
    Flickr/Yahoo haben schon einige Fehler gemacht und durch ihr derzeitiges Verhalten im aktuellen Fall den Zorn der User zusätzlich angefacht.

    Ließt man, daß Google damit droht, seinen emaildienst in D einzustellen (denke mal PR-Gag), wenn es bei den derzeitigen Anforderungen der Datenvorratsspeicherung bleibt, dann scheint es so zu sein, als gäbe es einen mächtigen Verbündeten gegenüber den seltsamen Überwachungsplänen der Bundesregierung.
    Gefühlsmäßig ist Google auch nicht ganz sauber, aber hat immer noch die weißere Weste.
    Protest läuft nicht immer rational ab.

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  2. Der Protest läuft nicht nur "nicht rational" ab, er zeigt in die völlig falsche Richtung und wendet sich gegen den falschen Adressaten. Was wird denn die Folge sein? Genau! Irgendein halbgarer "Kompromiss" mit dem die Meute zufriedengestellt wird, verschärfte AGB und alle Firmen, die sich damit befassen drehen generell an der Schraube, was denn überhaupt veröffentlicht werden darf. Wer gewinnt? Genau: Keiner.

    Nochmal: Nicht die Firmen aus Ami-Land machen die Gesetze. Die interpretieren sie nur. Zwar falsch, aber sei es drum. Das eigentliche Problem ist die betongleiche Idiotie anzunehmen, dass Zensur vor Extremismus schütze. Eine dem Fanatismus sehr ähnliche Überzeugung, die gerade bei den Deutschen dermaßen tief verankert ist, dass ihnen die Bedeutung der Meinungsfreiheit für die Demokratie überhaupt nicht klar wird. Kaum wird das Wort "Hakenkreuz" auch nur ewähnt, schon zuckt alles zusammen: "Ja darf man das denn überhaupt sagen? Das ist doch Nazitum..."

    Was da gerade voll daneben geht, ist nicht die Tatsache, dass irgendeine (man achte drauf) FIRMA(!) sich erdreistet zu bestimmen, welche Dienstleistungen sie wie erbringen will oder eben nicht, nein. Was da aus dem Ruder läuft, das ist die angebliche Überzeugung darüber, wer bestimmt, was freie Meinungsäußerung eigentlich ist. Und das macht nicht irgendeine Firma, das macht die Politik über den Umweg der Gesetze. Das ist "Euer" Ansprechpartner. Nicht Flickr, Google oder Picasa, denn:

    "The antidote to distasteful or hateful speech is not censorship, but more speech."

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  3. Betrachte es doch mal so: Es ist ein Anfang.
    Ansonsten sehe ich das genauso wie Du.

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