Mittwoch, 12. Juli 2006

Forschung

Am Universitätsklinikum Göttingen haben sich Forscher mit Stammzellen beschäftigt. Mit denen kann man ja angeblich viele tolle Sachen machen. Diesen Forschern gelang es, aus embryonalen Stammzellen von Mäusen Spermazellen zu produzieren. Mit diesem Sperma befruchteten sie erfolgreich Eizellen, aus denen sich dann wiederum Nachwuchs entwickelte: Sieben Junge kamen so zur Welt, die allerdings nur fünf Monate überlebten. Die Wissenschaftler vermuten Störungen während der Embryonalentwicklung als Ursache für das frühe Ende.

Dieser Erfolg passt natürlich manchen Leuten so rein gar nicht in den Kram und so erstaunt es wohl nur wenige, dass kurz zuvor der Präsident des Päpstlichen Rates für die Familie, Kardinal Alfonso Lopez Trujillo, verkündete, alle Wissenschaftler exkommunizieren zu lassen, die an embryonalen Stammzellen forschen und so eine heftige Diskussion lostrat.

(Quelle: UKG, Die Presse)

3 Kommentare:

  1. die wichtigste wissenschaftliche Forschung der Zukunft contra altbackene Sekten? Hoffentlich läßt sich die Wissenschaft nicht auf die Sekten (Kirche etc) ein!!!!

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  2. Die Forderung ist zwar an sich "richtig", aber im Detail nicht korrekt formuliert.

    Die Kirchen verlangen und erhalten von der Politik ein weit reichendes Mitspracherecht bei verschiedenen Themen. Insbesondere Familie (Stichwort "Homo-Ehe"), Menschwerdung (Stichworte "Abtreibung", "Wann ist Mensch ein Mensch") und Menschsein (Stichworte "Genetic Engineering", "Cloning") sind "Reizthemen". Die Medien sind immer wieder voll von Thesen, Stellungnahmen und Forderungen der hochbezahlten Funktionäre verschiedenster Glaubensgemeinschaften.

    Durch die reine Menge ihrer Mitglieder können sie einen erheblichen Druck ausüben. Der Druck, den sie aber durch ihre Finanzkraft ausüben können, ist noch um ein Vielfaches größer. Die populistische Reichweite darf ebenfalls nicht unterschätzt werden. Man denke nur an die Drohung "Wenn ihr nicht macht was wir wollen, dann machen wir eben die kirchlichen Kindergärten / Altersheime / Pflegeeinrichtungen / Schulen o.ä. zu!" Dieses Argument wird besonders gerne beim Thema "Kirchensteuer" ausgepackt, vgl. Kirche und Geld.

    Da die Kirchen so durchaus einen nicht zu unterschätzenden Einfluß auf nahezu alle Bereiche des Lebens in der Bundesrepublik haben, wird nicht ganz zu Unrecht gerade vom rechten Flügel der US-Politik in Richtung unseres Staates gerne von "Schein-Säkularisierung" gesprochen. Denn die Trennung von Kirche und Staat ist verfassungsrechtlich festgeschrieben (Art. 4(1) GG, Art. 3(3) GG, Art. 33(3) GG, Art. 137(1) RV 1919 iVm Art. 140 GG, Art. 137(3) GG iVm Art. 140 GG) und vom Bundesverfassungsgericht bestätigt:

    "dem Staat als Heimstatt aller Staatsbürger ohne Ansehen der Person ist durch das Grundgesetz "weltanschaulich-religiöse Neutralität" auferlegt. Es verwehrt die Einführung staatskirchlicher Rechtsformen und untersagt auch die Privilegierung bestimmter Bekenntnisse."

    In der Praxis hat die Kirche aber sehr weitreichenden Einfluss auf das tägliche Leben aller Bundesbürger in nahezu allen Lebensbereichen, der sich nicht nur auf "Empfehlungen zur Lebensführung" beschränkt, sondern durchaus auch die Gesetzgebung und auf diesem Wege auch die Forschung erreicht. Abgesehen davon finanziert die Kirche auch durchaus einige Forschungsvorhaben und unterhält sogar eigene Universitäten und Institute.

    Von daher ist es nicht ganz verkehrt zu hoffen, dass sich die Forschung nicht auf religiöse Gruppierungen einlassen möge, "korrekter" wäre jedoch in dem Zusammenhang eher zu fordern, dass die Forschung endlich vom Einfluss der Kirchen befreit würde.

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  3. denn gerade die Stammzellenforschung ist die Hoffnung zur Bekämpfung schwerwiegender Krankheiten. Ich hoffe nur, dass die Kirche das auch irgendwann anerkennt. Ach mist, ich muß noch aus der Kirche austreten. Freitag erstmal hin :)

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