Gewalt an Schulen ist nicht einfach nur "Mode", es ist "Volkssport". Was in der letzten Zeit hier und da vereinzelt an den Schulen für Aufmerksamkeit in den Medien sorgte, ist jetzt in Gardelegen (Salzwedel) eskaliert. Dort hielten es am vergangenen Donnerstag 130 (einhundertdreißig!) Schüler der Abschlußklassen 2006 der Karl-Marx-Sekundarschule für eine "gute Idee" in das abgesperrte Gelände des Gymnasiums einzudringen und dort "ein wenig" zu randalieren.
Der letzte Schultag war schon von Anfang an durch "Streiche" eigenartiger Natur gekennzeichnet, aber das Verkleben der Eingangstüren mit Monatgeschaum kann man mit viel gutem Willen noch als "Jugendsünde" oder "dummer Jungen Streich" durchgehen lassen. Auch den Konsum von Alkohol kann man noch gerade nachvollziehen, wobei es auch hier ganz klar Grenzen gibt, die überschritten wurden. Das allerdings ein Gymnasium "überfallen" wird und es dort zu schon fast systematischen Schlägereien, Sachbeschädigungen und so weiter kommt, unterscheidet diesen Vorfall deutlich von anderen "etwas exzessiveren Partys". Das Schlimme ist dabei weniger der Gewalt- und Zerstörungsexzess, der ausgelebt wurde. Erschreckend ist, dass wir diese Schule bereits wegen anderer Gewaltorgien kennen:
Im vergangenen Jahr erntete diese Schule zweifelhaften Ruhm, als zwei 16jährige Mädchen zusammen mit einem 12jährigem Jungen eine Mitschülerin zusammenschlugen, während andere umstehende Schüler zwar nicht eingriffen, aber ausgiebig filmten - und die Filme dann ins Netz stellten. Bereits im März dieses Jahres hatten die Lehrer vergeblich um Hilfe von der übergeordneten Behörde gebeten, weil Pöbeleien, Bedrohung und Sachbeschädigung an dieser Schule zur Tagesordnung gehören. Die Schule ist in einem desolaten baulichen Zustand. Ab September soll diese Bildungseinrichtung den Status einer Ganztagsschule bekommen. Als "Lösung" für das Gewaltproblem sollen ein oder zwei Sozialarbeiter eingestellt werden.
Wie war das? Das deutsche Schulsystem ist weitestgehend intakt? Es bedarf nur kleinerer Korrekturen im Detail? Spätestens dieser Vorfall sollte jedem der sehen kann in aller Deutlichkeit zeigen, dass das Schulsystem in Deutschland vollkommen verrottet ist. Vermutlich ist die einzig sinnvolle Maßnahme ein kompletter Neuanfang - egal was das kostet. Wenn das deutsche Bildungssystem nicht nur bei der Ausbildung in allen Schulformen eklatant versagt, sondern dieses ach so tolle Bildungssystem es nicht schafft, eine unabhängig von Abstammung und Herkunft integrierte Gemeinschaft zwischen den Schülern zu bilden, es dasselbe System nicht schafft der Gewalt seiner eigenen Schutzbefohlenen Grenzen aufzuzeigen und effizient gegenzusteuern, dann nenne ich das "Totalversagen". Wenn wir jetzt nicht rigoros und entschlossen eingreifen, dann werden wir in den kommenden Jahren Gewaltexzesse erleben, neben denen uns Potsdam und die Rütli-Schule "harmlos" erscheinen. Die Kosten diese Folgen in den Griff zu bekommen, werden die für einen erfolgreichen Neuanfang bei Weitem übersteigen.
Wie deutlich muss man es denn noch beschreiben? Schulgebäude im "desolaten baulichen Zustand". Im Klartext bedeutet das "totale Bruchbude". An der Schule sind Gewalt gegen Menschen und Sachen sogar nach Ansicht der Lehrer "an der Tagesordnung" und gerade die brauchen schon ziemlich lange, bevor die mit einer solchen Wortwahl vor den "lieben Kinderchen" kapitulieren. Tatsächlich wird es da wohl für einige mehr an die Fresse geben, als Essen oder Unterricht. Und das Ding soll eine Gesamtschule werden? Egal was ihr Entscheidungsträger im Kultussektor da drüben nehmt, die Hälfte reicht auch!
Ich bin mir allerdings sicher, dass auch dieser Vorfall beschönigt und als "Einzelfall" deklariert werden wird, weil ja die eigenen Kinder der Kultusminister und übrigen Landespolitiker "nicht unmittelbar betroffen" sind. Armes Deutschland.
(Quelle: Volksstimme Magdeburg)
Samstag, 10. Juni 2006
2 Kommentare:
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Ist das nun ein deutsches Problem oder haben das andere Länder auch.Wenn ja, wie wird dort gehandelt?
AntwortenLöschenBislang kenne zumindest ich keinen einzigen vergleichbaren Fall aus einem anderen Land, in dem 130 in einer anderen Schule randalierende Schüler auffällig geworden wären.
AntwortenLöschenGewaltsam demonstrierende Schüler kennt man allerdings zum Beispiel aus Frankreich, wenn auch gerade dort in gänzlich anderem Kontext.