Mittwoch, 17. Mai 2006

Aber das Navi hat gesagt... (2)

NavigationssystemIm Inselkönigreich auf der anderen Seite des Kanals hört man ja bekanntlich lieber auf merkwürdige kleine Kästchen als auf die eigenen Augen und gesunden Menschenverstand. Zwar führte das bislang eher zu eher lustigen, aber weitestgehend harmlosen Ereignissen. Allerdings zeigt ein aktuelles Beispiel, wie hoch das Risiko tatsächlich ist.

Ein zehnjähriges Mädchen war von einem Auto angefahren worden und sollte ins Krankenhaus gebracht werden. Alle ortsansässigen Hilfskräfte waren im Einsatz. Ein Krankenwagen mit Navigationssystem sollte von Sunderland (im nordosten Englands) zum rund 38 Kilometer entfernten Unfallort in Gateshead fahren. Der Krankenwagen wurde um 13:30 Uhr (Ortszeit) gerufen und traf "schon" nach 56 Minuten dort ein.

Das Navigationssystem hatte recht eigene Ansichten darüber, welche Strecke zu fahren sei und schickte die Besatzung eine sehr schmale Straße entlang Richtung "irgendwo weit weg", bis diese schließlich zu einem Straßenatlas griff, um wieder zurückzufinden, war bereits einige Zeit vergangen. Der Besatzung fiel erst sehr spät auf, dass Straßen normalerweise um so größer und besser ausgebaut werden, je näher man einer größeren Stadt kommt. Zugegeben, manches ist in England anders, aber das ist auch dort so.

Kann ja mal passieren.

Kann schon, sollte aber nicht. Zumal: Der Weg ins Krankenhaus - als Einsatzfahrt mit Sonderrechten eine Sache von maximal 15 Minuten - dauerte 40 Minuten, weil das Navigationssystem wieder der Meinung war, die kleinen, kurvigen Straßen Richtung "Nirvana" wären die richtigen und die Besatzung noch immer davon überzeugt war, dass sich Technik niemals irrt.

Gateshead hat übrigens mehrere Krankenhäuser, einige liegen sogar an Hauptverkehrsstraßen und sollen sogar ausgeschildert sein. Um 15:20 Uhr (Ortszeit) kamen sie schließlich mit der Patientin im Krankenhaus an. Die Verantwortlichen entschuldigten sich bei der Mutter des Mädchens für die Verspätungen und gaben als Grund die fehlende Ortskenntnis der Fahrer und die eigensinnige Technik an.

"Einmal ist Zufall, zweimal ist merkwürdig, dreimal ist ein Muster" heisst es. Hoffentlich kostet es kein Menschenleben bevor den Leuten auffällt, dass dem eigenen Verstand und den eigenen Augen eher zu trauen ist, als einem Navi vom günstigsten Anbieter.

(Quelle: AFP)

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