Montag, 12. März 2018

Faszination Tretball - griechisch-russischer Stil

Meine Faszination für den Tretballsport hält sich (noch immer) in sehr eng umrissenen Grenzen. Dabei ist es weniger der Sport als solcher, der sich meiner Zuneigung entzieht, sondern das Geschehen, das sich immer wieder um diesen herum entfaltet. Eigentlich sind es ja in der Regel die Fans, die sich meine unverhohlene Wertschätzung sichern. Die Spieler können ja nichts dafür, wie uns' Omma immer zu sagen pflegte. Oder, um mit den Worten eines bekannten Humorfacharbeiters zu sprechen: "Die sind halt intellektuell eher einseitig begabt."

Selbst mir, der sich diesem Sport eher so gar nicht widmet, ist geläufig, dass mancherlei Entscheidung der gemeinhin unparteiisch geheißenen Entscheidungsträger dieses Sportes nicht immer mit allseitiger Begeisterung und Zustimmung Respekt gezollt wird. Gerüchte drangen zu mir, denen zufolge gelegentlich vorsichtig Vorschläge zu marginal abweichenden Entscheidungsmöglichkeiten artikuliert werden sollen. In Extremfällen soll es sogar schon vorgekommen sein - so heißt es in historischen Quellen - dass gar gänzlich divergierende Meinungen höchst respektvoll vorgetragen und ob der unbestreitbaren Weisheit eben jener Entscheidungsträger widerspruchslos als Tollheit erkannt und demutsvoll widerrufen wurden. In außergewöhnlichen Einzelfällen deuten außerordentlich exotische Quellen an, dass es in seltensten Einzelfällen gar zu Disputen unter scholastisch umfangreich gebildeten Fachleuten gekommen sein soll, stets bewundert von dem in Ehrfurcht, ob der Gewissheit der eigenen Unvollkommenheit und Inkompetenz, schweigend erstarrten Pöbels.

Auf internationaler Ebene gelingt es diesem Sport deshalb auch weit überwiegend, sich nahezu vollkommen meiner geschätzten Aufmerksamkeit zu entziehen - was deren Anhängern aller Wahrscheinlichkeit nach nur recht sein dürfte. Manchmal allerdings gelingt es den Protagonisten durch bemerkenswerte Initiative und vermutlich unter Auferbietung aller noch mühsam zusammenzusammelnder Kreativität, mir ein bewunderndes "Oha!" zu entlocken. Dieser seltene Verdienst gebührt heute dem griechischen Tretballverein PAOK Saloniki. Oder genauer: Dessen obersten größten Generaldirektor Präsidenten (vulgo: "Gott") Ivan Savvidis.

In der pittoresken Küstenortschaft Thessaloniki verabredeten und begegneten sich der ebendort beheimatete Verein PAOK Saloniki und, als illustere Gäste, der AEK Athen, im Rahmen einer sportlich-possierlichen Festivität, die wohl "Meisterschaft" geheißen, aber nicht von eben solchen ausgetragen wird, sondern deren Sinn mich zu sein deucht, eben jenen zu finden und zu kören, Verzeihung zu küren.

Angesichts einer wohl nicht gerade auf allumfassende Zustimmung treffenden Entscheidung zuvor genannter Entscheidungsträger auf dem Spielfelde, sah sich Gott Savvadis motiviert, den geheiligten Rasen zu betreten und in der im Rahmen dieses Sports gewohnten Zurückhaltung Widerspruch anzudeuten. Sich des Frevels dieses Verhaltens bewusst sahen sich Leibgarde und andere Bedienstete seiner Gottheit dringend motiviert, den so handelnden um Zurückhaltung zu bitten, was dieser, im Bewusstsein seines Status und insbesondere des seine Lenden gürtenden Revolvers natürlich völlig anders sah. Nur dem beherzten körperlichen Einsatz der Entourage dieser Gottheit scheint es zu verdanken zu sein, dass der erzürnte Gott nicht zu eben jenem Gerät göttlicher Macht griff und seinem Unwillen final Ausdruck verlieh und Entscheidungsträger wie Sportler vor Ort kraft göttlicher Weisheit und Allmacht niederzustrecken, wie es vielleicht in seiner Heimat noch heute, wie schon zu Zeiten der Azteken, etablierter Brauch sein könnte (so ganz sicher ist man sich da ja nie.)

Man begab sich ob des Vorfalls und des offen zur Schau gestellten Werkzeugs göttlicher Macht und des ausdrücklichen Willens ebendiesen einzusetzen geordnet in die Kabinen und beschloss, das Spiel vorerst nicht weiter fortzusetzen. Durch derart vorgetragene Missbilligung angeregt, entschlossen sich die Entscheidungsträger das gefällt Urteil erneut zu überdenken und widerriefen zugunsten des Vereins des erzürnten Gottes. Alas, dieses Entschlusses gewahr werdend, verwehrten die Gäste die Fortsetzung der Partie und erzwangen so das vorzeitige Ende der Begegnung, über die nun an höherer Stelle entschieden werden wird.

Nun könnte man ja sagen "okay, lustige Posse", aber ganz so "lustig" empfinden das die Kräfte, die da wirklich Macht haben in Griechenland, offenbar nicht. Ministerpräsident Alexis Tsipras traf sich mit dem stellvertretenden Minister für Sport, Georgios Vassiliadis, und ließ jenen verkünden, dass jetzt Schluss sei mit lustig. In der (sogenannten) Superliga Griechenlands wird es vorerst keine weiteren Spiele mehr geben, bis dieser Vorfall mit allen Beteiligten geklärt wurde. Übertragen auf unser Land hieße das wohl: Ende der Bundesligasaison auf Anordnung von Chef-Chef-Chef, aka: Mutti M.

Nun könnte man auch hier denken, "Okay, die treffen sich und dann geht das irgendwann weiter..." aber offenbar hegt man dort in Griechenland recht konkrete Vorstellungen, was unter "klären" zu verstehen ist: Ivan Savvidis wird mit Haftbefehl gesucht und gilt seit diesem Abend als "auf der Flucht". Sein Aufenthaltsort ist unbekannt. Ebenso unbekannt ist, ob sein Präsident - V. Putin - in irgendeiner Form involviert ist.

Mal ganz abgesehen von der naheliegenden Frage, wieso der sich vom Acker machen konnte. Ich mein, die grundsätzliche Idee ist ja vielleicht gar nicht so verkehrt und würde sehr schnell zu einer (von mir nicht unbedingt mit Abneigung betrachteten) evolutionären Bereinigung des Genpools führen, aber ich würde es dann doch vorziehen, wenn dann da alle Waffen tragen dürften. Aber vermutlich gilt das wieder als reaktionär oder extrem oder was weiß ich.

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