Freitag, 18. Juli 2008

Wahnsinnserfolg

Neulich gingen die Bauern auf die Straße und haben so richtig auf die Kacke gehauen. Wie schlecht es ihnen doch ginge und was die Bevölkerung nicht alles für Opfer bringen müsste, damit auch in Zukunft ein so hochwertiges Produkt wie die Milch in Deutschland produziert werden könne. Tief in die Tasche greifen sollte der Konsument gefälligst! Und schwupps: Die Lebensmittelmärkte zogen die Preise für Milchprodukte ganz moderat um gefühlte 10-25% an.

Die Landwirtschaft war befriedigt und hörte damit auf, die Milch wegzukippen und die Straßen zu blockieren. Man feierte einen grandiosen Erfolg und wies darauf hin, dass man auch in Zukunft mit ähnlichen Maßnahmen auf die eigenen Interessen hinweisen wolle. Feierlaune beim Landvolk und der Bürger war maulig - irgendwie ja auch verständlich.

Wer hat sich nicht gefragt, was denn am Ende nun tatsächlich bei dieser Aktion 'rumgekommen ist? Es gibt Leute, die haben nachgehakt. Und was soll ich sagen? Der Erfolg ist für die Landwirte unglaublich lohnenswert, ja geradezu galaktisch! Sagenhafte 0,5 Cents (in Worten: Null Komma fünf Eurocents!) bekommen die Landwirte jetzt für jeden Liter Milch mehr ausgezahlt. Wo der Rest geblieben ist, will natürlich niemand sagen, aber ich vermute mal, dass Einzelhandel und Molkereien am Ende des Geschäftsjahres "überraschend gute Zuwächse" ausweisen können, wetten?

(Quelle: AFP)

3 Kommentare:

  1. Ist dir in diesem Zusammenhang vielleicht aufgefallen, dass die Preise seitdem wieder nahezu auf das Niwo (jaja...Niveau ist keine Handcreme) von vor dem Streik gefallen ist? Natürlich nicht ganz - irgendwoher müssen ja diese € 0,005 pro Liter ja kommen. Macht eben am Ende (für mich beispielsweise bei MinusL) pro Liter Milch 7 Cent mehr aus, was einer Preissteigerung von knapp über 4% aus.

    Ich finde es natürlich auch pauschal scheiße, dass sowas überhaupt Geld kostet und hätte es auch am liebsten kostenlos - aber ich will letztlich auch etwas für meine Arbeit bekomme und sehe irgendwo schon ein, dass es den anderen Leuten da nicht anders geht. Dass sich auf dem Weg zwischen mir und "den anderen Leuten" dummerweise eine Kette von Zwischenfirmen und Zulieferern befindet, die alle ihrerseits einen gehörigen Aufschlag erheben, war schon immer so und wird sich, sofern wir nicht auf zentrale Planwirtschaft umsteigen, auch nicht ändern.

    Die jetzige Preissteigerung ist aus meiner Sicht erträglich - also meckere ich nicht rum.

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  2. "Ist dir in diesem Zusammenhang vielleicht aufgefallen, dass die Preise seitdem wieder nahezu auf das Niwo (jaja...Niveau ist keine Handcreme) von vor dem Streik gefallen ist?"

    Wo das denn? Milch ("noname") kostete ehem. 45c, jetzt 55-65 Cents (Markenware tw. > 1 Euro, zB. Bärenmarke und Weihenstefan), Deutsche(!) Butter schwankt um die 90 Cents/Pkg (Irische Butter kostet ironischer Weise 20 Cents weniger als vor dem Streik...), Quark und Joghurt je nach Hersteller zwischen 10c und 20c / kg mehr und die Preise für Käse rangieren inzwischen irgendwo zwischen Mond und jenseits von Gut und Böse. Hier zumindest ist von einem Preisrückgang wenig zu sehen und mit "Gejammere, weil man es für lau haben will" hat das auch nichts zu tun. Was mich nur ankotzt ist, dass die, um die es geht, von der Preiststeigerung NICHTS bekommen. Vor dem Hintergrund verstehe ich die Androhung der Landwirte schon, dass der nächste massive Streik nur eine Frage der Zeit ist. Um wieviel werden dann wohl die Preise angehoben? Ich rechne jedenfalls mit einer pauschalen Verdoppelung, damit die geforderten 10 Cents beim Erzeuger ankommen.

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  3. Selbst das wird nicht ausreichen, wenn nicht endlich mal Jemand auf die Idee kommt und den Landwirten eine Art Mindestlohn garantiert. Ich kenne das Hautnah, man ackert quasi 24/7. Was dann rumkommt ist ein schlechter Scherz.
    Die Aufregung der Milchviehhalter ist natürlich umso größer, weil sie sich eh schon mit der EU abrackern müssen, dann noch schlechte Preise und obendrauf internationale Konkurrenz und Futterpreise, die stark gestiegen sind (ich muss mal nachsehen, wieviel genau). Und natürlich Ottonormalverbraucher, der möglichst wenig zahlen will.

    Das soll nicht bedeuten, dass Otto reich ist und sichs leisten kann, der steht selber mit wenig da und steht jetzt, bei steigenden Preisen insbesondere für Lebensmittel und Benzin, selber wie der Ochse vor dem Berg und weiss kaum noch ein oder aus.

    Handlungsbedarf besteht leider an allen Ecken und Enden, aber die halbherzigen Brandbekämpfungsversuche schaden oft mehr als sie Gutes tun. Langfristige Planung ist durchaus wichtig. Aber auf welche Frist ist Politik inzwischen ausgelegt? (Von den Zielen mal ganz zu schweigen)

    Mal ein paar wohldosierte, wirklich bei den Zielgruppen ankommende kurz- und mittelfristige Maßnahmen täten Not..aber die austüfteln kann ich nicht, habs nie gelernt, aber deswegen gibbet ja Berufspolitiker, Juristen und Ökonomen

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