Montag, 14. Juli 2008

Rat der Politik

KernkraftwerkManchmal bietet sich der Politik die unvorstellbar wertvolle Chance, vor einem Millionenpublikum exemplarisch ausgewählten Wählern zu helfen und denen zu zeigen, wie die Ideen der Politik nach deren Vorstellung in der Praxis umgesetzt werden sollen. Eine solche unbezahlbare Chance ergab sich gestern Abend bei Anne Will. Dort saß das Ehepaar Schütte, Eltern zweier Kinder, und wollte hören, wie sich die Damen und Herren aus Politik und Energiewirtschaft vorstellen, wie eine "real existierende" Familie die explodierenden Kosten für Strom, Gas, Öl und Benzin, kurz: Energie, schultern sollten.

Es war sehr ernüchternd, wie sich die Gesprächs"partner" waren Christian Wulff (CDU), Hubertus Heil (SPD), Jutta Ditfurth (ehemals Die Grünen, jetzt Ökologische Linke), Rolf Martin Schmitz (Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft), Peter Escher (Moderator beim MDR) um konkrete Antworten drückten. "Kurzfristig seien keine Lösungen zu erwarten." "Steuersenkungen wären bestimmt ein Theme für die kommende Legislaturperiode." "Langfristig brauchen wir andere Energiekonzepte." "Die Pendlerpauschale bringt die Wende." Man konnte kaum so schnell mitschreiben, wie die konkreten Vorschläge aufeinander folgten. Und dazwischen die scheinheiligen Versprechend er Energiewirtschaft, dass von den Gewinnen bestimmt was an den Verbraucher abgegeben werden könnte.

Familie Schütte blieb sprachlos. Und ratlos. Stattdessen nutzten die versammelten Experten die Zeit, eherne politische "Standpunkte" erneut auszuwalzen und die Schuld hin und her zu schieben. "Man müsste..." "Man sollte..." "Man könnte..." "Wenn man..." Nicht ein einziger konkreter Hinweis, nicht ein einziger echter Ratschlag. Stattdessen wurde die Zeit ausgiebig genutzt, um das ideologische Für und Wider rund um das Thema Kernkraft auf theoretischer und parteipolitischer Ebene breitzutreten, aber auch hier ohne konkrete Aussagen, mit jeder Menge leerer Ankündigungen und gegenseitiger Schuldzuweisungen. Eine großartige Hilfe für die, die unmittelbar mit den Folgen der Politik konfrontiert sind.

Was lernt der Wähler aus solchen Veranstaltungen? Wohl nur dies: Politiker sind blind für die Bedürfnisse ihrer Wähler und haben überhaupt keine Vorstellung von den tatsächlichen Nöten der Bevölkerung. Konfrontiert mit den echten Problemen können sie keine Antworten geben und flüchten in das einzige, was sie zu können scheinen: Darüber fantasieren, was im "großen Rahmen" in 20, 50 oder 100 Jahren möglich sein könnte.

Armes Deutschland.

(Quelle: NDR)

3 Kommentare:

  1. Ich habe zwar die Sendung nicht gesehen...aber insgesamt ist Politk wohl wie ein Kinderkartenspiel - keiner will den schwarzen Peter. Dass sie ihn eigentlich alle in mehrfacher Ausführung auf der Hand haben - macht Nix, wir haben das Merkbefreiungsformular ausgefüllt und gut is.

    Und was machen wir, damit die Bevölkerung das auch nich merkt? Naja, die kann man ja schön ablenken. Und die paar, die doch was merken, denen hört ja eh keiner zu. Schöne Welt.

    Ernsthaft: Ich überlege gerade, in die Politik zu gehen - so einfach wie das zu sein scheint. Einziges Problem: Ich bin wohl ein verdammt mieser Schwindler, meine Wahlversprecher wären wohl auch zu realistisch...

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  2. keine Angst @Sarkast... für alles was Du nicht kannst, heuerst Du einfach "Berater" an, selbst wenn die auch nix können. Die heuern ja dann wiederum selber welche an.

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  3. @Volker
    Aber ich wollt mir die Spenden doch selber unter den Nagel reissen und nicht für Leute ausgeben, die mir dann auch noch demonstrieren, dass sie besser sind als ich:-(

    Und überhaupt, in meinem Steuerfluchtboot ist nur Platz für mich und einen Waffenmagnaten, der mir so schön viel Geld geschenkt hat. Den muss ich mitnehmen, der ist so nett und uneigennützig!

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