Montag, 30. Juni 2008

Strom?

KernkraftwerkDer SPD wurde nachgesagt, sie denke über eine Sondersteuer für Atomstrom nach, was aber umgehend dementiert wurde. Der CDU wird nachgesagt, sie wolle in Deutschland "den Ausstieg vom Ausstieg" und bezeichnet Kernenergie als Öko-Energie. Währenddessen steigt der Preis für Rohöl ins Unermessliche und damit auch die Preise für Gas und Energie insgesamt. Keine der "Volksparteien" legt ein auch nur ansatzweise tragfähiges Konzept für die Zukunft vor und alle üben sich in Augenwischerei. Bleiben die aktuellen Vereinbarungen bestehen, wird das letzte Atomkraftwerk in Deutschland 2020 bis 2022 vom Netz gehen. Wie man in diesem Zusammenhang die Ankündigung von Toshiba (weltweit Nummer 2 im Kraftwerksbau) verstehen soll, bis 2020 mindestens 65 neue Kernkraftwerke zu bauen, davon 31 in den USA, darf sich jeder selber überlegen. Der Präsident von Toshiba, Atsutoshi Nishida, sagt jedenfalls:
"Um die vereinbarten Klimaschutzziele zu erreichen, ist der Bau neuer Atomkraftwerke notwendig." "Die Halbierung der Emissionen bis 2050 ist anders gar nicht zu erreichen."
Da unsere Kernkraftwerke langsam aber sicher ein problematisches Alter erreichen, ist mit einer Verlängerung der Laufzeiten auch nicht jedes Problem zu lösen. Bedenkt man zusätzlich, dass der Bedarf an elektrischer Energie zunehmen wird, ist die Frage berechtigt, wo die Energie denn herkommen soll. Denkt man gerade an die auf jeden Fall kommende Umstellung auf Elektroautos, ist die Frage sogar noch viel drängender.

Was sagen denn die Parteien dazu? Die Grünen bezeichnen sich vehement als DIE die Anti-Atom-Partei. Deren Fraktionschefin, Renate Künast, sagte erst neulich:
"Wir Grüne halten ohne Wenn und Aber an der Notwendigkeit des Atomausstiegs fest."
Auch die Linke fordert den Ausstieg aus der Kernenergie und will diesen sogar beschleunigen. Die SPD will ebenfalls am Ausstieg festhalten. Die FDP fordert einen "ideologiefreien Umgang" mit dem Thema Kernenergie, was wohl als grundsätzliches "Ja" zur Kernkraft zu verstehen ist. Die CDU will offen den "Ausstieg vom Ausstieg".

Aktuell werden Alternativen wie "Solarenergie", "Windparks", "Biogas", "Gezeitenkraftwerke" und Ähnliches angeführt, aus denen Deutschland mit Elektrizität versorgt werden soll. Zwar weiß keiner so richtig, wie man das überhaupt bezahlen, geschweige denn überhaupt aufbauen soll, aber das sind die ernsthaft ins Feld geführten Idee, die allesamt "besser" sein sollen, als Kernkraftwerke, obwohl manche dieser Technologien bislang nur auf dem Papier ihre Kosten-Nutzen-Effizienz bewiesen haben. Auch die Idee, aus dem Ausland den Strom einzukaufen, hilft nicht viel, denn Frankreich zum Beispiel, von wo wir einen Großteil unseres importierten Stroms einkaufen, produziert seinen Strom mit Kernkraftwerken.

Wollen wir wetten, dass in Deutschland bald (Stichwort "Bundestagswahl") ein paar neue Meiler in Auftrag gegeben werden?

(Quelle: dpa, Netzeitung)

4 Kommentare:

  1. Und mal ganz kühl die alternativen Energien durchgerechnet, haben wir für Solarenergie zuwenig Sonne.
    Die wirklich lohnenswerten Standorte für Windkraft (außer auf dem Meer) sind auch bebaut. Wobei vorsichtigen Schätzungen zufolge alleine das Verkabeln der "Offshore" Windparks mit dem Festland in die Milliarden gehen wird.
    Und mein persönlicher Favorit, Biogasanlagen und Biodiesel. Die Industrienationen, allen voran die USA und Deutschland, haben im letzten Jahr 250 Millionen Tonnen Mais und Getreide verbrannt. Nahrung die auch durchaus hungernde Mägen hätte stillen können.

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  2. Es geht bei Biogas/Biodiesel weniger um die Sache der hungernden Mägen, obwohl auch das schon kolossal auf den Senkel geht - schlimmer ist etwas anderes: Der Energieaufwand zur Gewinnung von Kraftstoffen aus Raps usw. ist einfach viel höher, als man am Ende herausbekommt.

    Klartext: Damit man 100km mit Rapsöl fahren kann, muss man soviel Diesel (Traktoren für Pflanzung, Düngung, Ernte, Transport) verfahren und Strom verbrauchen (Pressen, Filtern, Reinigen), dass man am Ende mit der gleichen Energie, die man reingesteckt hat, etwa 180km hätte fahren können.

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  3. das was wirklich nutzbar wäre, ist die effizientere energetische nutzung von stoffen, die sonst mehr oder weniger brach liegen. in der landwirtschaft wäre das z.b. gülle - in den haushalten (sofern ordentlich getrennt) der biomüll. solche sachen lassen sich prima zu gas umsetzen - sonst verrotten sie nur sinnlos vor sich hin. hier in freiberg hat ein konzern ein verfahren zur marktreife gebracht, mit dem sich aus holzabfällen (sägespäne) kraftstoff gewinnen lässt. auch wenn bei diesem verfahren ohne subventionierung NOCH keine akzeptablen preise möglich sind eine interessante entwicklung. und auch wenn photovoltaik und solarthermie in deutschland nocht so effizient sind, wie in südlicheren ländern, lassen sich damit doch beachtliche einsparungen heraus holen.

    das wichtigste ist und bleibt trotzdem ein bewusster und sparsamer umgang mit energieressourcen. das betrifft jeden normalen bürger in de rolle des verbrauchers aber auch die hersteller von z.b. elektrischen geräten, welche ihre produkte dahingehend optimieren sollten

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  4. Atomstrom?

    Hm... klar, warum nicht. Aber dann bitte auch nicht mit höheren Subventionen als die anderen Kraftstoffe.

    Wie? Atomstrom wird nicht subventioniert? Oh...

    Wer betreibt denn die Zwischen- und Endlager? Wieviel Miete wird da pro Quadratmeter von den Energiemonopolisten gezahlt? Für welchen Zeitraum denn bitte? Wir reden hier über Lagerzeiträume von 24.000 Jahren...

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