Mittwoch, 9. Januar 2008

Flagge macht Mitte

Deutschlandfahne Flagge DeutschlandRegelmäßig ernte ich seltsame Kommentare und fragende Gesichter, wenn ich von meiner Überzeugung erzähle, dass nationale Symbole, wie Flaggen, Wappen, Hymnen und so weiter, für die inner Einigkeit und Stabilität eines Staates sehr wichtig sind. Nicht selten dichtet man mir daraus eine Neigung zum Nationalismus bis hin zum Faschismus an. Nicht nur den meisten Lesern hier ist klar, wie abwegig das ist. Forscher aus den USA und Israel haben dieses Thema wissenschaftlich untersucht und sind zu von mir schon länger vermuteten Ergebnissen gekommen.

Die in den "Proceedings" veröffentliche Untersuchung belegt, dass die unbewusste Wahrnehmung nationaler Symbole, wie zum Beispiel der Landesfahne, die politische Meinung und das Wahlverhalten von Menschen beeinflusst. Der Anblick nationaler Symbole verursachte einen Wechsel von den extremen Flügeln rechts- wie linksaußen hin zur politischen Mitte. In Versuchen konnten die Wissenschaftler nachweisen, dass unabhängig von der ursprünglichen, bewussten politischen Einstellung das unauffällige und unbewusste zeigen nationaler Symbole dazu führte, dass sich die Ansichten der Probanden einander deutlich annäherten und sich "ideologische Lücke" zwischen den Polen verkleinerte.

Die Wissenschaftler gehen davon aus, dass Symbole wie die Nationalflagge eines Landes bestimmte Ideen und Ziele transportieren und so bestimmte Gedanken und Verhaltensweisen auslösen, die im Einklang mit diesen Ideen stehen. Da diese Symbole für Einheit und Patriotismus stehen, ist es wahrscheinlich, dass sie auch in der Lage sind, Einheit zu erzeugen. Es ist anzunehmen, dass dies auch für andere Symbole gilt, die Gemeinschaften symbolisieren, wie zum Beispiel Glaubensgemeinschaften oder Parteien. Allerdings bleibt noch zu untersuchen, in wieweit das Zeigen der Symbole und die durch sie verkörperten Ideen Einfluss auf die Ausrichtung der Gemeinschaft haben.

Aus den Ergebnissen dieser Untersuchungen folgt, dass sich der Extremismus in Ländern schon alleine dadurch reduzieren lässt, in dem die Symbole des Staates, seine Flaggen und Wappen, einfach omnipräsent sind, ohne sich in den Vordergrund zu drängen. Vielleicht ist es deshalb doch keine so blöde Idee, jedem Bundesbürger eine Flagge, ein Grundgesetz und eine CD mit der Nationalhymne in die Hand zu drücken und generell mal etwas mehr Farbe zu bekennen?

(Quelle: PNAS)

3 Kommentare:

  1. Flaggen, Nationalhymnen, etc. sind ein Teil unserer Identifikation, sie geben uns so etwas wie ein Heimatgefühl, einen Ort, wo wir uns zuhause fühlen (sollten).

    Ich war ein halbes Jahr auf See unterwegs, zwischen China und Japan und das als einziger Deutscher an Bord. Als ich nach Hause geflogen bin und da die deutsche Flagge gesehen habe, habe ich so etwas wie Stolz empfunden und nur noch gedacht: "Endlich wieder in der Heimat!"
    Aber nur weil man froh und stolz auf seine Heimat ist, heißt das doch noch lange nicht, dass man nationalsozialistisch denkt oder sogar handelt.

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  2. ihr deutschen macht aus allem so ein drama. mein gott das ist ne flagge und ne nationalhymne. das normalste von der welt. anderer orts haben sogar schulen wappen und hymnen.

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  3. Wenn solche Symbole bestimmte Werte mitteilen sollen, gerät man als - nur beispielsweise - Inder in Deutschland sehr schnell in einen echten Konflikt zwischen Gewissen, Wissen und dem Strafgesetzbuch.

    Während hierzulande nämlich Swastika (unter anderem Hakenkreuze) als Symbol nicht öffentlich getragen oder gezeigt werden dürfen (ausgenommen zum Zwecke politischer Bildung und Aufklärung), sind Hakenkreuze, wie sie im Sanskrit gebräuchlich sind, Symbole für Schutz und Glück.

    Und weil mit Deutschland und Hakenkreuzen eine nicht ganz so populäre Vergangenheit verbunden wird, tun sich viele Leute schwer, damit aufzuhören, dies auch auf die schwarz-rot-goldene Fahne zu übertragen.

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